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2023 SUMMER

PALÄSTE VON JOSEON: DAS ERBE LEBT

Die Symbolik hinter den Palastdekorationen

Koreanische Paläste sind reich an Skulpturen und Ausschmückungen. Die Muster auf den Steinbrücken, Woldae oder Schornsteine sowie die steinernen Skulpturen sind Ausdruck konfuzianischer Ideale und königlicher Autorität. Sie sind von herausragender gestalterischer Schönheit und geben den Palastbesuchern von heute Einblick in das Weltbild der Menschen von damals.

Auf der oberen Kante des Dachüberhangs sitzen Tier- und Menschenfiguren, die böse Geister abwehren und für Frieden im königlichen Palast sorgen sollen.
© Huh Yu-jeong, Unsplash


In den Palästen Koreas gibt es vielerorts Ausschmückungen, die für den Wunsch nach Frieden und Prosperität des Königreiches sowie nach Gesundheit und langem Leben im Herrscherhaus stehen. Die auf Sagen beruhenden Skulpturen aus Stein, Erde und Metall strahlen gestalterische Vorstellungskraft aus. Besonders der Palast Gyeongbok-gung gilt aufgrund seiner Vielzahl an Steinskulpturen als idealer Ort, hinter die Symbolik der Palastdekorationen zu schauen.

Das Haupttor Gwanghwa-mun wird von zwei Haechi bewacht, die der Legende nach zwischen richtig und falsch, gut und böse unterscheiden. Der rundliche Körper der Haechi ist schuppig, die Tatzen haben vier Klauen. Auf dem Gesicht mit wulstiger Nase und hervortretenden Augen sind Eckzähne sichtbar, aber von ihm geht keine Bedrohung aus, sondern es scheint eher zu lächeln. Sie tragen eine Glocke um den Hals und sind unter den Ohren sowie am Nacken mit einer Mähne bedeckt. Auf dem Kopf sind spiralförmige Fortsätze, die an Schafhörner erinnern. Die Haechi-Statuen sollen während des Wiederaufbaus des Gyeongbok-gung (1865 – 1867) angefertigt worden sein.

Ein Haechi steht in Ostasien für Recht und Gerechtigkeit wie die Waage im Westen. Die zwei Haechi vor dem Gyeongbok-gung drücken also das vom Joseon-Herrscherhaus angestrebte Ideal konfuzianistischer Politik und königliche Autorität aus. In der Vergangenheit befand sich vor ihnen ein Trittstein, der das Absteigen vom Pferde erleichterte, denn abgesehen vom König hatte ein jeder den Palast zu Fuß zu betreten.



Schutz für das Königshaus

Dapdo ist eine Steinplatte auf den Stufen zur Halle Geunjeong-jeon, über die die Sänfte des Königs getragen wurde. Ihre Oberfläche ziert ein Phönix und ihr zur Seite wurden Haechi gestellt, die Wache halten.
© Cultural Heritage Administration

Durchschreitet man das Haupttor Gwanghwa-mun führt einen der Weg zu einem Bach namens Geumcheon, der durch den Hof zwischen den Toren Heungnye-mun und Geunjeong-mun fließt. Über den Bach führt eine Brücke mit Namen Yeongje-gyo, deren vier Geländerpfosten von Steindrachen besetzt sind. Die Drachen haben ihren schuppigen Körper zusammengerollt und halten eine Yeouiju, eine Drachenkugel, in ihren Klauen. Sie tragen zwei Hörner auf dem Kopf, lange Bärte wachsen unter ihrem Kinn und ihr Blick ist wachsam auf die Brückenmitte gerichtet. Diese Drachen, die die Autorität des Königs symbolisieren, sollen sie auch beschützen.

Auch auf der steinernen Kanalmauer des Baches sitzen glücksverheißende Fabelwesen. Mit ihren Vorderpfoten krallen sie sich an die Mauerkanten und strecken ihre Köpfe so zum Fluss hin, als wollten sie jeden Moment hinein springen. Dreigabelige Hörner zieren ihre Häupter, ihre buschige Augenbrauen und große Nasen sind eindrucksvoll. Auch ihr Körper ist mit Schuppen bedeckt, allerdings haben sie nur drei Zehen. In der späten Joseon-Zeit verband man diese Wesen mit den Cheonrok, legendären Tieren, die böse Energie abwehren, den Palast vor Unglück schützen und die in den Palast eintretenden Untertanen daran erinnern sollten, Haltung zu bewahren.

Überquert man die Brücke Yeongje-gyo und geht durch das Tor Geunjeong-mun, gelangt man zu der Haupthalle des Palastes, Geunjeong-jeon, wo Königskrönungen stattfanden, Zivil- und Militär-Hofbeamte Respektsbekundungen abhielten und wichtige Gesetze verkündet wurden. Es verwundert daher nicht, dass an diesem Ort die größte Ansammlung von glücksverheißenden Tierstatuen zu finden ist. Auf der Steinplatte Dapdo, über die die Sänfte des Königs getragen wurde, ist ein Phönix eingemeißelt, der mit seinem Körper eine Drachenkugel umgibt. Ein Phönix ist neben dem Drachen ein weiteres Symbol des Königs.

Tierskulpturen sind auf den Geländern der Woldae-Plattformen der Halle Geunjeong-jeon des Gyeongbok-gung platziert. Sie symbolisieren die vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten und zwölf Monate.
© Cultural Heritage Administration



Auf den Geländern der zwei Plattformen (Woldae), auf denen die Halle Geunjeong-jeon steht, haben verschiedene Tierskulpturen ihren Platz. Die auf der oberen Etage symbolisieren die vier Himmelsrichtungen und die Jahreszeiten, die Tiere der unteren Etage repräsentieren die zwölf Monate, wenn auch nicht ganz vollständig. An den Ecken der Vorderseite der Woldae sind Skulpturen zu finden, die an Löwen-Familien erinnern. Es handelt sich um Fabelwesen, die die Weisheit und richtige Entscheidung des Königs symbolisieren. Auffällig vor der Geunjeong-jeon-Halle ist auch ein großer, dreibeiniger Bronzekessel mit zwei Henkeln, der seit frühester Zeit für die Legitimität der königlichen Autorität steht.

Zeiten des Friedens und der Prosperität

Die Tierskulpturen stehen nicht ohne Grund im Zentrum des Palastes. Dadurch wird veranschaulicht, dass sich unter der rechtschaffenen Herrschaft des Königs alles an seinem richtigen Platz und in richtiger Ordnung befindet. Sie beschützen einerseits die Königsfamilie, stehen aber auch für Frieden und Prosperität. Eine ähnliche Symbolik tritt auch bei den Steinskulpturen des Festpavillons Gyeonghoeru zutage. Der Pavillon, der inmitten eines großen, künstlich angelegten Teichs steht, ist durch drei Steinbrücken mit dem Ufer verbunden. Ihre Geländer zieren Drachen, Imugi-Schlangen, Chuu-Tiger und Haechi, Giraffen und Elefanten, die für König, Kronprinzen und treue Untertanen stehen.

1997 stieß man bei Baggerarbeiten im Teich auf einen 1,5 Meter langen und 66,5 kg schweren Bronzedrachen. Drachen galten zu jener Zeit als Symbol des Königs, aber auch als glückverheißende Wesen, die Wasser kontrollieren und Regen erzeugen konnten, und daher die Palastanlage vor Bränden schützen sollten. Zu bewundern ist er derzeit im National Palace Museum of Korea.

Für den Brandschutz gab es jedoch auch praktischere Maßnahmen in Form von großen, gusseisernen Töpfen, sog. Deumu, die sich zu beiden Seiten der Haupthalle an der Woldae befinden. In ihnen wurde Wasser zum Löschen aufbewahrt und selbst im Winter sorgte man dafür, dass das Wasser nicht gefriert, indem man unter den Kesseln ein kleines Feuer entzündete. Zudem sollte sich der Feuerdämon beim Blick ins Wasser vor dem eigenen Antlitz erschrecken und die Flucht ergreifen.

Neben den Skulpturen gibt es auch architektonische Elemente, denen Symbolik anhaftet. Am linken und rechten Ende des Dachfirsts der Halle Geunjeong-jeon ragen große, eckig ansteigende Zierziegeln hervor. Früher hatten derartige Ziegel die Form eines Vogelschwanzes oder -kopfes, aber in der Joseon-Zeit erhielten sie eine Drachen-Gestalt. Sie heben ebenfalls die Autorität des Königs hervor und sollen Brände verhindern. Die obere Kante des Dachüberhangs wurde mit verschiedenen Figuren verziert, die böse Geister und Ungeheuer abwehren sollen. Im Joseon-Reich waren solche Symbolfiguren nur den wichtigsten Einrichtungen des Staates vorbehalten, was wiederum ein Zeichen für die Autorität der Königsfamilie war. Je nach Wichtigkeit des Gebäudes variierte auch die Anzahl der Figuren. Bei der Geunjeong-jeon sind auf dem oberen und unteren Dach jeweils sieben Figuren erhalten geblieben, während in der Vergangenheit noch viel mehr existiert haben sollen.

Glück und Langlebigkeit

Schornsteine im Garten vom Gyotae-jeon genannten Gemach der Königin des Gyeongbok-gung. Sie sind mit den zehn traditionellen Symbolen der Langlebigkeit sowie Vier Huldvollen Pflanzen, die für Integrität stehen, verziert.
© gettyimagesKOREA

Hinter dem Königsgemach Gangnyeong-jeon liegt das Gyotae-jeon genannte Gemach der Königin. Es folgt der vierstufig terrassierte Garten Amisan, auf dessen Stützmauern Wasserbecken und ungewöhnlich verformte Steine ausgestellt sind. Auf der dritten Etage wurden rote Backstein-Schornsteine installiert, die mit der Feuerstelle des Gyotae-jeon verbunden sind. Sie haben eine sechseckige Zylinderform und in der Mitte einer jeden Seite sind die zehn traditionellen Symbole der Langlebigkeit sowie die Vier Huldvollen Pflanzen (Pflaumenblüten, Orchideen, Chrysanthemen und Bambus) eingraviert. Darüber hinaus gibt es Reliefs mit Hirschen, Fledermäusen, Kamelen oder Phönixen. Gekrönt werden die Schornsteine von Ziegeldächern mit detailreich gestalteten Rauchabzügen.

Östlich des Gemachs Gyotae-jeon befindet sich das Jagyeong-jeon genannte Gemach der Königinmutter. Umgeben ist das Gebäude von einer Mauer mit Blumenmustern, die ein weiteres Symbol für Langlebigkeit sind. An einer Stelle der Mauer ist ein niedriger, aber breiter Schornstein eingelassen, der mit den Symbolen verziert ist, die zu den Zehn Symbolen für Langlebigkeit zählen: Naturelemente wie Sonne, Berge, Wolken und Pflanzen wie Bambus, Kiefer, Kraut der Ewigen Jugend, Chrysantheme, Lotus, Trauben. Dazwischen tummeln sich Kraniche, Hirsche und Schildkröten. Lotusblumen und Trauben gehören normalerweise nicht zu den Zehn Symbolen, wurden aber wohl wegen ihrer Bedeutung für Fruchtbarkeit dazu genommen. Über und unter diesen Symbolen angebracht sind Fledermäuse für Reichtum und andere Tiere, die Unheil abwehren und Glück verheißen.

Die Skulpturen und Muster, denen man allerorts im Palast Gyeongbok-gung begegnet, spiegeln das Verlangen nach politischen Idealen bis hin zu persönlichen Wünschen der Herrscherfamilie wider. Die dekorativen Elemente sollen vor Katastrophen schützen, auf die Einstellung der Beamten einwirken und den Wunsch nach langem Leben der Eltern aus der kindlichen Pietät erwecken. Dass die meisten dieser Skulpturen nur der Königsfamilie vorbehalten waren, ist selbst ein Zeichen ihrer Autorität. Sie standen für Frieden und Wohlstand im ganzen Land aufgrund des rechtschaffenen Regierens des Königs. Sie waren aber nicht starr und autoritär abgebildet, sondern hatte stets auch eine humorvolle Seite.



Lee Kang-min Professor für Architektur, Korea National University of Arts

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