Features 2022 SPRING 637
Vorreiter der Innovation Es sind die Pioniere der zeitgenössischen Gugak-Instrumentalmusik (Gugak: traditionelle koreanische Musik), die diesem altehrwürdigen, sich über die Jahrhunderte verfeinerten Genre durch Crossovers voller Energie und Inspiration neues Leben einhauchen. Werfen wir einen Blick in die Musikwelt von drei repräsentativen Gugak-Gruppen, die auf in- und ausländischen Bühnen im Rampenlicht stehen. Eine Szene aus ONDA, Jambinais drittem, 2019 von Bella Union veröffentlichtem Studioalbum ONDA. Die fünfköpfige, 2009 gegründete Postrockband hat mit ihren elektrifizierenden, von traditioneller koreanischer Musik inspirierten Performances das Publikum rund um den Globus in ihren Bann geschlagen. Black String„Der Geomungo (sechssaitige große Zither) ihren authentischen Klang zu entlocken, ist etwas, nach dem man sein Leben lang strebt, auch wenn es trotzdem unerreichbar bleibt. Im weiteren Sinne gesehen gilt dasselbe für das von der Band Black String verfolgte Streben.“ Black String, 2011 gegründet, kreiert experimentelle Klänge durch improvisiertes Verschmelzen von tradioneller koreanischer Musik und Jazz. Die vier Mitglieder sind (von links): Heo Yoon Jeong (Geomungo), Hwang Min Wang (Ajaeng und Janggu), Lee Aram (Daegeum und Yanggeum) und Oh Jean (Gitarre).© Nah Seung-yull Der originelle Name der vierköpfigen Band, die im Laufe der letzten Jahre auf Weltmusik- und Jazzfestivals im In- und Ausland Aufmerksamkeit erregte, macht deutlich, dass ihre Musik tief in der traditionellen großen Zither Geomungo verwurzelt ist, deren sinokoreanische Bezeichnung wortwörtlich „black string“ bedeutet. Dieses mindestens 1.500 Jahre alte Instrument mit seiner sanften und zugleich feierlich getragenen Klangfarbe verkörpert die Würde der traditionellen Musik Koreas. Die 2011 gegründete Musikgruppe besteht aus Heo Yoon Jeong auf der Geomungo, Oh Jean auf der Gitarre, Lee Aram auf der Daegeum (sechslöchrige große Bambusflöte) und der Yanggeum (Metallsaitenzither) sowie Hwang Min Wang auf der Ajaeng (große siebensaitige Zither) und der Janggu (Eieruhrtrommel). 2016 kam für Black String der entscheidende Moment des Aufstiegs: Sie schloss mit dem weltweit bekannten deutschen Plattenlabel ACT einen Vertrag für gleich fünf Alben ab, was äußerst ungewöhnlic ist. ACT gilt neben ECM Records als Plattenlabel, das hauptsächlich auf Jazzmusik fokussiert, wobei das Spektrum bis hin zu experimentaler zeitgenössischer Musik reicht. 2016 erschien auch das Album Mask Dance, mit dem Black String 2018 den Preis in der Kategorie „Asian and Pacific“ des renommierten, britischen Weltmusikpreises Songlines Music Awards gewann.Die Musikwelt von Black String scheint besser mit der Ausrichtung des Labels ECM, das europäische Volksmusik und kontemplativen Jazz integriert, im Einklang zu stehen. Die „eremitenhafte“ Neuinterpretation der Ambient-Musik, wie sie etwa im Titellied Karma des im Jahr 2019 erschienenen gleichnamigen zweiten Albums zum Ausdruck kommt, oder der Fusion-Jazz-Ansatz bei Exhale-Puri oder Song of the Sea nähern sich einem ECM-Sound koreanischer Version.Den Schlüssel zum Erfolg schmiedete Bandleiterin Heo Yoon Jeong, Professorin der Abteilung für die traditionelle koreanische Musik Gugak an der Seoul National University. Diese repräsentative Geomungo-Spielerin ist die Tochter des Bühnenleiters Heo Gyu (1934-2000), der als Pionier des koreanischen traditionellen Freilufttheaters Madanggeuk gilt, das den Horizont des koreanischen Theaters des 20. Jh. enorm erweiterte. „Durch meinen Vater habe ich große Improvisationsmusiker kennengelernt“, erinnert sie sich. „Ich habe selbst erlebt, wie Kang Eun-il auf der zweisaitigen Zither Haegeum aus dem Rahmen der traditionellen Gugak-Musik ausbrach und frei musizierte. Da habe ich angefangen, mitzumachen.“Heo Yoon Jeong und Kang Eun-il wurden zu treibenden Kräften, die durch ihr freies Experimentieren frischen Wind in die Gugak-Szene brachten. Zusammen mit Yu Kyung-hwa, einer Spielerin der Stahlsaitengitarre Cheolhyeongeum, gründeten sie das SangSang Trio, das Sigimsae, die traditionelle Gesangs- und Spieltechnik zur Tonverzierung, und die traditionellen Rhythmen mit Methodologien von Free Jazz oder moderner Musik verschmolz. Yu Kyung-hwa und Won Il, der als Komponist mitwirkte, sind Jahrgangskameraden von Heo Yoon Jeong an der Gugak National High School.Die drei anderen Mitglieder von Black String sind junge, erfahrene Gugak- und Jazz-Musiker. Kühn bei der Materialauswahl zögern sie nicht, Anleihen bei Minyo (traditionelle Volkslieder), schamanischer und buddhistischer Musik oder beim Song Exit Music (For a Film) der britischen Rockband Radiohead zu machen und daraus ungehemmt einen verträumten musikalischen Melodienstrauß zu binden. Lee Aram mit seinem einzigartigen, kreativen und virtuosen Daegeum-Klang, Hwang Min Wang, der mit ihm zusammen zuvor schon in einer anderen Gruppe ein gutes Gespann abgegeben hatte, und nicht zuletzt Oh Jean mit seinem minimalistischen und gleichzeitig plastischen Gitarrensound belegen, dass sie mehr sind als nur Instrumentalbegleitung für die Geomungo. Diejenigen, deren Interesse für Gugak gerade geweckt ist, sollten sich die Namen der einzelnen Bandmitglieder merken, die als Solisten aktiv sind, sich aber auch mit Projektaktivitäten beschäftigen.Heo Yoon Jeong erklärt: „Wir lieben das Improvisieren, aber die Identität unseres Teams basiert nicht allein auf Improvisation. Ein klares Konzept und eine klare Identität müssen das Grundgerüst bilden und Improvisation die Triebkraft sein.“ In diesem Sinne ist gerade das Freestyle-Solo-Instrumental Sanjo Ursprung und Herz von Heo Yoon Jeong und Black String. Jambinai„Was wir erzeugen wollen ist so etwas wie der Schock, den man empfindet, wenn ein Tier, das als ausgestorben oder nicht-existierend gilt, urplötzlich vor einem auftaucht, oder man einen der in der Tiefsee lebenden Quastenflosser entdeckt.“ Die Postrockband Jambinai wird für ihre auf traditionellen Instrumenten gespielte Mischung aus Rock und Heavy Metal anerkannt. Von links: Choi Jaehyuk (Trommel); Sim Eung Yong (Geomungo), Lee Ilwoo (Gitarre, Piri und Taepyeongso), Kim Bomi (Haegeum) und Yu B.K. (Bassgitarre)© Kang Sang-woo Das weltweit bekannte Metalfestival mit dem vielleicht etwas grausigen Namen „Hellfest“ zieht jeden Juni Zehntausende heißblütige junge Menschen in ein kleines Dorf in Frankreich. Dort treten hauptsächlich Rock- und Metalbands wie Iron Maiden und Cannibal Corpse auf, deren Kennzeichen ein scharfer, metallischer Sound ist. 2016 wurde auf diesem Festival plötzlich eine Reihe von traditionellen koreanischen Instrumenten auf die Bühne gebracht und zwar für die Aufführung der fünfköpfigen Postrock Band Jambinai. Diese 2009 gegründete Truppe besteht aus Lee Ilwoo, der verschiedene Instrumente wie Gitarre, Piri (koreanische Bambus-Oboe) und Taepyeongso (Holzblasinstrument mit kurzem Doppelrohrblatt) spielt, der Haegeum-Spielerin Kim Bomi, der Geomungo-Spielerin Sim Eun Yong, dem Drummer Choi Jaehyuk und dem Bassgitarristen Yu B.K. Ihre Musik erinnert an das gemeinsame Toben von mythischen koreanischen Dokkaebi-Kobolden und Gespenstertreiben. Trifft der raue, sich wiederholende Loop, bei dem Körper und Saiten der Geomungo gleichzeitig mit dem Plektrum (Suldae) geschlagen werden, auf das gespenstergleiche Schreien der Haegeum und das Gebrüll der E-Gitarre, entstehen Wellen aus Spannung und Horror, die Heavy Metal nicht zu erzeugen vermag. Die Post Rock, Shoegazing, Metal und Gugak eigene Ästhetik prallen unvorhersehbar proportioniert aufeinander. Die von Haegeum und Geomungo erzeugten Frikative und Affrikaten wirken prickelnd fremd.Lee Ilwoo, Kim Bomi und Sim Eun Yong, die Kernmitglieder der Gruppe, sind Jahrgangskameraden der School of Korean Traditional Arts der Korea National University of Arts. Alle drei haben schon in jungen Jahren mit Gugak angefangen. Doch Jambinai entstand eher aus Lee Ilwoos Auflehnung gegen Gugak. Er hatte in der ersten Mittelschulklasse auf der Piri (Bambus-Oboe) begonnen und wechselte in der dritten Klasse auf E-Gitarre. In der Schule lernte er Gugak, zuhause sah er sich Auftritte von Metallica an und träumte von einer Zukunft als Rocker. Vor Jambinai spielte er bei 49 Morphines, einer Band des leidenschaftlichen Genres Screamo. Über die Gründung von Jambinai sagt er:„Es besteht das Vorurteil, dass Gugak-Instrumente grundsätzlich nicht mit Bandmusik harmonieren, dass Gugak langweilig sei und nur zu traditionellen Hanok-Häusern passe. Diese Voreingenommenheit wollten wir brechen. Dafür brauchten wir einen starken Sound. Indirekt inspirierend war dabei die Musik von Sepultura, einer Band, die die traditionelle Musik Brasiliens mit Metal verschmilzt. Die Klangcollage des Industrialrocks aus dem Album The Downward Spiral der Rockband Nine Inch Nails und das Genre Post-Rock, bei dem Instrumente wie Geige, Cello und Dudelsack nahtlos in den Rock-Sound einfließen, dienten als Nährboden.“Auf dem amerikanischen Festival SXSW 2014 spielte Jambinai zunächst nur vor zwei Besuchern, innerhalb von 30 Minuten dann aber vor vollem Haus. Das war für mich das bislang eindrucksvollste aller Konzerterlebnisse. 2015 schloss die Band einen Vertrag mit dem britischen Weltlabel Bella Union und brachte 2016 ihr zweites, hochgepriesenes Album A Hermitage heraus. Ihr dramatischer Sound, der zunächst einem Kerzenlicht gleicht, entwickelt sich zu einem Flächenbrand, der ein breites Spektrum abdeckt: von stürmischen Songs wie Time Of Extinction im ersten Album Differance, Wardrobe im zweiten Album und Event Horizon im dritten Album ONDA bis hin zu meditativen Songs wie dem letzten Titel im ersten Album Connection.Vor der COVID-19-Pandemie absolvierte Jambinai jedes Jahr über 50 Auslandskonzerte. Die Band faszinierte das Publikum internationaler Musikfestivals wie WOMAD (UK), EXIT (Serbien) und Roskilde (Dänemark). 2018 verlieh Jambinai der Abschlussfeier der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang besonderen Glanz. Dongyang Gozupa„Wir glauben, dass unsere Mängel uns zu noch mehr Kreativität anspornen. Wir wollen daher ein Team werden, das zwar aus nur drei Personen besteht, aber genug hervorbringt.“ Dongyang Gozupa, gegründet 2018, ist für ihren wilden, scheppernden Sound bekannt, auf den schon ihr Name mit der Bedeutung „Hochfrequenz aus dem Osten“ hinweist. Von links: Jang Do Hyuk (Schlagzeug), Yun Eun Hwa (Yanggeum) und Ham Min Whi (Bassgitarre).© Kim Shin-joong Was Unkonventionalität betrifft, kann sich das Trio Dongyang Gozupa durchaus mit den bereits vorgestellten Gruppen messen. Dominierender Ersteindruck dieser Band sind die Klänge der von Yun Eun Hwa mit hartem Anschlag gespielten Yanggeum-Zither, die platzregenartig niederprasseln. Ihre Performance ist sogar visuell noch mitreißender als das stürmische Down Picking, das Metallica bei der Aufführung des Songs Master of Puppets präsentiert. Der schwere Ton von Ham Min Whis Bassgitarre und das teuflisch freie Spiel des Perkussionisten Jang Do Hyuk vervollständigen den in halsbrecherischer Geschwindigkeit wie ein Fahrzeug auf der Autobahn dahinrasenden Sound. Die klare Tonfarbe des Yanggeum hüpft heiter wie auf frische grüne Tropenwälder fallende Regentropfen umher. Dongyang Gozupa, die 2018 mit ihrer EP Gap debütierte, wurde als erste asiatische Band zwei Jahre in Folge (2020, 2021) zum Weltmusikfestival WOMEX eingeladen. Auf den seltsamen Namen, der wörtlich „Hochfrequenz aus dem Osten“ bedeutet, brachte Jang Do Hyuk das Schild eines Reparaturgeschäfts für Elektrogeräte, das er zufällig sah. Er dachte, der Name passe gut zu Wildheit und Schärfe der Musik ihrer Band, in deren Zentrum die von Yun Eun Hwa gespielte Yanggeum-Zither steht. Während die Saiten der von Black String oder Jambinai gespielten Zither Geomungo aus Seide bestehen, ist die Yanggeum mit Metallsaiten bespannt. Yun Eun Hwa entlockt diesem Instrument Heavy Metal Klänge.Die Yanggeum stammt ursprünglich aus Persien. Sie wurde nach und nach modifiziert, mit verschiedenen Namen wie „Zither“, „Hackbrett“ oder „Zymbal“ belegt und gelangte über China nach Korea, wo sie „Yanggeum“ (Saiteninstrument aus dem Westen) getauft wurde. Zusammen mit der koreanischen Mundorgel Saenghwang gehört sie zu den unter Gugak-Instrumenten seltenen Instrumenten, auf denen sich Tonskalen und Akkorde des Westens bis zu einem gewissen Grad spielen lassen. Yun Eun Hwa, die Leiterin des koreanischen Ortsverbands der Cimbalom World Associacion, hat sich eine modernisierte Yanggeum maßanfertigen lassen. Sie erklärt: „Eine traditionelle Yanggeum ist kleiner und hat einen kleineren Tonumfang, was sie für einige Genres ungeeignet macht. Meine Yanggeum umfasst viereinhalb Oktaven und das westliche System der zwölf chromatischen Töne. Damit kann jede Art von Musik gespielt werden. Zur Lautverstärkung habe ich Pickups installiert und verwende Effektpedale, um den Umfang der Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern.“ Ham Min Whi meint: „Es gibt wohl niemanden, der die Yanggeum so heftig schlägt wie Yun Eun Hwa.“Yuns musikalische Ausbildung begann bereits mit vier Jahren in China, wo sie die nordkoreanische Yanggeum spielen lernte. Später studierte sie in Südkorea Perkussion. Ihr charakteristischer Stil ist das Ergebnis langer Jahre des Übens und Schmiedens, bei dem sie nicht nur die Vorteile der Musik des Westens und Ostens vereinte, sondern auch die von Nord- und Südkorea und die von Schlag- und Streichinstrumenten. Jang Do Hyuk ist ein Perkussionist besonderer Art: Er spielt keine mit dem Fuß bediente Kickdrum. Statt mit beiden Händen und Füßen zu spielen, hat er einen ureigenen Stil entwickelt, bei dem er unter Einsatz der Hände das gesamte Perkussion-Spektrum vom Bass bis zu den Höhen spielt. Jang, einstiges Mitglied der für ihre Originalität bekannte Rockband Danpyunsun and the Sailors, die Rockmusik mit dem östlichen Weltbild verband, sagt: „Es sind die Einschränkungen beim Musizieren, die mich einen originären, individuellen Sound kreiieren lassen. Gerade diese Herausforderung ist spannend.“ Ham Min Hwis Spiel auf der Bassgitarre springt so frei zwischen Schwere und Behändigkeit hin und her, dass man unwillkürlich an die amerikanische Nu-Metal Band Korn oder die Funk-Rock Band Red Hot Chili Peppers denken muss.Yun Eun Hwa erhielt Ende 2021 den von der Soorim Cultural Foundation vergebenen Preis Surim New Wave. Dieser ehrenvolle, jedes Jahr nur an eine Person oder eine Gruppe verliehene Preis würdigt die experimentellen Stilleistungen junger Gugak-Musiker. Auch Kwon Song Hee, die Vokalistin der Band für alternative Popmusik LEENALCHI, sowie die Band ADG7 (Ak Dan Gwang Chil), die Lieder der Schamanen der Provinz Hwanghae-do (heute Nordkorea) neu interpretiert, erhielten diesen Preis.#Korean traditional Music
Features 2022 SPRING 580
Verschiedene Versuche, unerwartete Freuden Junge Künstler, die neue Welten der Musik erschließen, indem sie sich Gedanken über das Zeitgenössische machen, erweitern tatkräftig den Horizont der traditionellen koreanischen Musik. Begegnen Sie dem unerwartetem Reiz, den diese talentierten und ehrgeizigen Musiker auf verschiedene Weise erzeugen. © Kim Hee-ji Born by Gorgeousness HAEPAARY, Juni 2021, Flipped Coin MusicHAEPAARY, ein Duo der alternativen Elektromusik, wurde 2020 von den Gugak-Musikerinnen Minhee und Hyewon gegründet. Sie wollen der Ästhetik der Minimalität, die der traditionellen koreanischen Musik Gugak innewohnt, ihren Respekt zum Ausdruck bringen und sie gleichzeitig aus ihrem patriarchalischen Kontext lösen. Das Digitalalbum präsentiert eine Neuinterpretation der traditionellen Musik Jongmyo Jeryeak durch den Beat der Elektromusik. Dieses in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommene Genre umfasst Musik und Tanz für die Königlichen Ahnenrituale, die im Joseon-Reich (1392-1910) am Königsschrein Jongmyo aufgeführt wurden und auch heutzutage noch inszeniert werden.Der elektronische Sound des zweiten Tracks und Titellieds des Albums Born by Irreproachable Gorgeousness bietet ein Fest des düsteren Minimalismus, der an den deutschen Krautrock der 1960er und 1970er Jahre erinnert. Auch der Gesang von Minhee, der die Geschlechtergrenzen verwischt, hat etwas Symbolisches und Bizarres. Gagok, eine Form der koreanischen Gugak-Vokalmusik, besteht ursprünglich aus Stücken für weibliche und männliche Interpreten. Minhee setzt sich über diese Einteilung hinweg, indem sie mit Hilfe eines Effektors sowohl in weiblicher als auch in männlicher Stimme singt, dabei allerdings der weiblichen Stimme den Vorrang gibt, um den alten, traditionellen Kontext auf den Kopf zu stellen und neu zu ordnen. HAEPAARY wurde zwei Jahre in Folge (2021, 2022) zum SXSW eingeladen. Mit freundlicher Genehmigung von BISCUIT SOUND Jung Eunhye La Divina Commedia-Inferno Jung Eunhye, August 2021, BISCUIT SOUNDDas Album ist die aufpolierte Version eines Lesetheater-Sound-Projekts auf Basis eines modernen, 2017 uraufgeführten Pansori-Werks (Pansori: epischer Sologesang). Es handelt sich um eine Art „Klangtheater“, bei dem die klangliche Architektur als Begleitung zum traditionellen koreanischen Musiktheater Changgeuk und einer Lesung westlicher Klassiker fungiert. Die siebzehn Lieder des Albums wie Höllentor, Fluss Charon und Beute des Teufels sind Werke, die von Die Hölle aus Dantes Göttlicher Komödie inspiriert wurden. Die Hauptinhalte wurden in Form der traditionellen narrativen Vokalmusik Chang in erzählenden Rollentexten dargeboten.Die Stimme von Jung Eunhye, die als Echo wie ein Gespenst im stereophonischen Raum herumschwebt und gelegentlich von Schlagzeug, Cello, Gitarre und Klavier unterstützt wird, entfaltet vor dem geistigen Auge des Zuhörers ein dunkles und feuchtes Underground-Theater. Während die alternative Popmusikband LEENALCHI in ihrer Interpretation der komischen Pansori-Geschichte Sugungga (Lied des Unterwasserpalastes) Witz und Spaß herausstreicht, kombiniert Jung Eunhye die dem Pansori eigene melancholische Ästhetik der äußersten Erbärmlichkeit mit Dantes Darstellung der Hölle in seiner Göttlichen Komödie.Jung, die zwischen Pansori, Changgeuk und Theater hin- und herpendelt, ist als Sängerin und Schauspielerin aktiv. Mit sieben Jahren begann sie unter zeitgenössischen Meistersängern zu lernen und studierte später Gugak an der Seoul National University. 2013 trat sie dem National Changgeuk Company of Korea bei, wo sie als Protagonistin in mehreren Changgeuk-Werken auftrat. © Park Jin-hee „Hi, We are Jihye & Jisu“ Jihye & Jisu, März 2021, Sound RepublicaDas ist das Debütalbum des Duos aus der Perkussionistin Kim Ji-hye und der Klassikmusikerin Jung Ji-su. Kim Ji-hye, die schon als Kind mit Gugak begann, träumte davon, ihre Musik mit anderen Kunstgattungen zu verschmelzen. Jung Ji-su, die als klassische Pianistin aufwuchs, dürstete es schon früh nach Kreativität und Popularität. Die beiden, die sich während ihres Studiums für Jazz Composition am Berkeley College of Music kennenlernten, sind nicht nur als Konzertmusikerinnen aktiv, sondern erweitern auch ihren Horizont als Musikschaffende.In ihrer Musik finden sich keine ernsten und kryptischen Experimente. Auch gibt es nichts digital Transformiertes. Während ihres Spiels der sieben Albumstücke präsentieren Janggu (Eieruhrtrommel), Buk (Fasstrommel) und Klavier mit ihren jeweils urtümlichen Klangfarben ein unbefangenes akustisches Konzert. Das Album, ein Potpourri der auf ihrer gemeinsamen Spanienreise gemachten Erfahrungen und Inspirationen, sprüht vor Optimismus und positiver Energie. Die Rhythmen traditioneller koreanischer Folkloremusik wie Gutgeori, Jajinmori und Chilchae stoßen auf die funky Rhythmen oder ungeraden Takte des Jazz. Der fünfte Track Ronda and Me, ein Lied im Hochgeschwindigkeitstempo, vermittelt ein erfrischend befreiendes Gefühl, das den morgendlichen Stoßverkehr auf dem Weg zur Arbeit erträglicher macht. Beim sechsten Track Memories of Cherry Blossom und beim letzten Lied K-Sinawi präsentieren eine Saxophonistin und ein Schlagzeuger ein eindrucksvolles Featuring. © Daniel Schwartz, Micha Greekorea: Greeting the Moon März 2021, Sori-e Naite Music CompanyThe Gugak Jazz Society ist ein internationales Ensemble von Musikern aus Korea, Griechenland und den USA. Es wurde 2019 ins Leben gerufen, als die Musiker für das Projekt „Pansori-Kantata mit Jazz-Orchester“ kollaborierten. Wie der Titel „Greekorea“ schon andeutet, ist das Album Resultat des Experiments, die traditionelle Musik Griechenlands und Koreas mit Jazz als Katalysator chemisch zu verbinden.Dieses Werk, das auf Initiative der Bostoner Pianistin Cho Mina zustande kam, entfaltet eine dreidimensionale Wirkung auf Basis des Zusammenspiels unterschiedlichster Instrumente: Gugak-Instrumente wie Janggu, Kkwaenggwari (kleiner Metall-Gong), Saenghwang (koreanische Mundorgel), Gayageum (zwölfsaitige Zither), Taepyeongso (Holzblasinstrument mit kurzem Doppelrohrblatt), griechische Laute und Schlaginstrumente aus dem Nahen Osten wie Bendir, Riq und Dabuka sowie Trommel und Bass. Außerdem wechselt die Singstimme von LEENALCHI-Mitglied Lee Na Rae mit erstaunlicher Flexibilität zwischen den Tönen koreanischer Volkslieder und denen des Nahen Ostens, wobei sich Rhythmen und Akkorde der jeweiligen Regionen harmonisch mischen. Das originäre Drei-Länder-Projekt schafft eine Musikpalette aus beispiellos besonderen Klangfarben. Ein erstaunliches Resultat angesichts der Tatsache, dass die in Seoul, Athen und Boston ansässigen Musiker wegen Covid online kollaborierten. © Void Studio Pseudoscience SB Circle, August 2021, Plankton MusicDies ist das zweite Album der Gruppe SB Circle, auf Koreanisch „ShinParkSeoKeul“. Der Bandname setzt sich aus den Namen des Jazz-Saxophonisten Shin Hyun-pill, der Gayageum-Spielerin Park Kyungso, des Bassisten Seo Young-do und des Schlagzeugers Christian Moran zusammen. „SB“ ist zudem ein Kürzel für den von jungen Koreanern gern benutzten Ausdruck „sinbak“, eine Slang-Kreation mit der Bedeutung „erstaunlich und genial“.Diese „erstaunliche, geniale“ Gruppe verweigert die alte Methode, der monophonen melodischen Linie traditioneller Musik einfach Jazz-Akkorde unterzumischen. Stattdessen ist es ihr gelungen, in einer chemisch gut abgestimmten Kollaboration ein Werk zu kreieren, das fröhlich, aber nicht frivol ist. Schon das erste Albumlied Fan in the Room, bei dem die einstimmige Melodielinie von Saxophon und Gayageum wie eine Limousine über die leere Schnellstraße entlang des Han-Flusses rast, lässt einen die glatte und fabulöse Textur ihrer Musik spüren. Seo Young-dos Bass und Christian Morans Schlagzeug sind in ihrem Rhythmus subtil und maßhaltend zugleich. Die unorthodoxen, aber sofort ins Ohr gehenden Melodien von z. B. Flat Earth oder Negative Ions betören über Nationalität oder musikalische Traditionen hinweg alle Liebhaber von urbanem Jazz.#Korean traditional Music
Features 2022 SPRING 615
Anderssein zeigen Jang Young Gyu ist ein Musiker, der in alle Richtungen aktiv ist, sei es Film, Tanz, Theater oder moderne Kunst. Seit den 1990er Jahren organisiert bzw. leitet er einige Bands, wobei er ständig nach neuen Möglichkeiten der traditionellen Musik fragt und Experimente wagt. Sein Studio in Paju, Provinz Gyeonggi-do, ist die Wiege seiner musikalischen Abenteuer. Musikdirektor und Bassist Jang Young Gyu ist Mitglied von LEENALCHI, einer Band für alternative Popmusik, die 2019 mit ihrem Song Tiger is Coming im In- und Ausland einen sensationsgleichen Anklang fand. Manche mögen seinen Namen zum ersten Mal hören, aber Jang hat bereits vor LEENALCHI als Mitglied der Minyo (traditionelles Volkslied) Rockband SsingSsing das Herz der Musikmaniacs im Ausland erobert.Das ist aber noch nicht alles. Selbst Musikbanausen dürften seine Stücke schon mal in Filmen wie Train to Busan (2016) oder The Wailing (2016) gehört haben. Neben Jangs jüngsten Erfolgswerken tragen rund 80 Filme wie Tazza: The High Rollers (2006) und A Bittersweet Life (2005) seine musikalische Handschrift, für die er auf Filmfestivals im In- und Ausland mehrfach mit Filmmusikpreisen gekrönt wurde. Ich habe mich mit dem Allround-Musiker Jang Young Gyu unterhalten, dessen Aktivitäten sich sogar auf die Bereiche der Tanz- und Theatermusik erstrecken. Er meinte zwar schüchtern, er sei nicht gerade der Redseligste, aber die Gedanken des Musikers, der als Grundschüler mit seinen Freunden eine „unsinnige“ Tamburin- und Melodeon-Band gegründet hatte, blitzten in unserem Gespräch so frei wie seine Musik auf. Jang Young Gyu, ein Vorreiter in Sachen zeitgenössischen Experimentierens mit traditioneller koreanischer Musik, hat seit seiner Jugend mit Künstlern aus den unterschiedlichsten Bereichen gearbeitet. Die so gemachten Erfahrungen haben ihm geholfen, die Bandbreite seiner Musik zu erweitern. Wie sind Sie zur traditionellen Musik gekommen? Das verdanke ich Won Il., einem Komponisten und Instrumentalisten der traditionellen Musik Gukak. Ich habe ihn Anfang der 1990er Jahre kennengelernt. Wir haben zusammen Musik gemacht, bis wir das erste Album des 1994 gegründeten Uhuhboo Project veröffentlichten. Zu der Zeit war ich überaus neugierig auf neue Töne. Dank Won Il habe ich viele Gugak-Musiker kennengelernt, mit denen ich verschiedene Projekte durchgeführt habe.Entscheidender für mein steigendes Interesse an der traditionellen Musik war jedoch die Zusammenarbeit mit der modernen Tänzerin Ahn Eun-me. Die Ahn Eun-me Company bot mir die Chance, Musik nach meinen eigenen Vorstellungen zu machen und mich ihr auf völlig andere Art und Weise anzunähern. Erst durch die Arbeit an Werken wie New Chunhyang oder Symphoca Princess Bari-This World lernte ich, die drei Gattungen der traditionellen koreanischen Vokalmusik, also Pansori (epischer Sologesang), Minyo (traditionelle Volkslieder) und Jeongga (Lieder der Hof- und Adelsmusik) zu unterscheiden sowie Charakteristika und Charme der jeweiligen Gattung nachzuempfinden. Ich wollte tiefer in die traditionelle Musik eintauchen, weshalb ich 2007 die siebenköpfige Band Be-Being gründete. Mit dieser Band habe ich Projekte im Bereich buddhistische Musik, Maskentanz-Musik und Hofmusik durchgeführt. Es waren alles Projekte, an denen ich mich mit der Haltung eines Lernenden versucht habe. Worin liegt für Sie als Musikdirektor der Charme der traditionellen Musik?Mich bestrickt vor allem das, was nur über längere Zeiträume zustande kommen kann. Es macht allerdings einen großen Unterschied aus, unter welchen Bedingungen man eine Musik hört oder auf welche Art man ihr begegnet. Ich hatte das Glück, Gugak-Musiker persönlich treffen und ihre Aufführungen aus der Nähe erleben zu können, was etwas ganz anderes ist als z. B. ein Gugak-Konzert zu hören, bei dem die Töne durch Mikrofone verstärkt werden. Der ureigene Reiz des Gugak offenbart sich nur aus nächster Nähe, weshalb es schön wäre, wenn viele solch eine Gelegenheit genießen könnten. SsingSsing, eine auf Minyo (traditionelle Volkslieder) spezialisierte Rockband, schlug die Zuhörerschaft mit innovativer Musik und witzigen Aufführungen in ihren Bann. Die 2015 gegründete Gruppe bestand aus drei Sängern, einem Trommler und zwei Gitarristen, darunter Jang Young Gyu. Die Band löste sich 2018 auf.Mit freundlicher Genehmigung des National Theater of Korea Derzeit gewinnt Gugak erneut Aufmerksamkeit. Wie denken Sie darüber?Letztes Jahr hatte ich die Gelegenheit, mir als Juror bei einem Casting Aufführungen von rund 60 Gruppen anzuschauen. Dabei fragte ich mich ständig: „Was wollen die denn eigentlich machen?“ Die meisten traditionellen Musiker sind aufgrund ihres jahrelangen Trainings technisch äußerst versiert. Aber ehrlich gesagt ist technisches Geschick nicht gleich Musik.Seit einigen Jahren gibt es immer mehr Bands, die Gugak mit anderen Musikgattungen verschmelzen. Dieses Crossover-Phänomen wurde 2021 durch eine TV-Gugak-Castingshow verstärkt. Ich weiß aber nicht, ob das wirklich gut ist. Ich fürchte nämlich, dass die Zuschauer, die traditionelle Musik nicht hören und nichts darüber wissen, die Crossovermusik dieser Wettbewerbsshows für echtes Gugak halten und daher nur noch so etwas hören wollen. Wir sollten schnell Gelegenheiten schaffen und Wege finden, um Spaß und Charme der traditionellen Musik richtig zu vermitteln. Was halten Sie von Fusionmusik aus Gugak und anderen Gattungen?Ich bin mit den Titeln des Fusion-Albums der Samulnori-Gruppe (Samulnori: Spiel vier traditioneller Schlaginstrumente) von Kim Duk Soo und der multinationalen Jazzgruppe Red Sun aufgewachsen und fand die Musik ausgezeichnet. Danach fesselten mich das Percussion Ensemble Puri und Yang Bang Ean (Ryo Kunihiko). Yang dürfte es wohl nicht erwartet haben, aber es gab kaum eine Gugak-Band, die auf der Bühne kein Werk von ihm aufgeführt hätte. Damals erschienen viele Gruppen, die seinen Musikstil nachahmten, was für seinen Einfluss auf die gesamte Gukak-Welt spricht.Was Jambinai betrifft, glaube ich zwar nicht, dass ihre Musik wirklich „traditionell“ genannt werden kann, aber die Gruppe besitzt eine klare musikalische Richtung und Originalität. Ich finde, sie spielt eine wichtige Rolle in der Musikszene. Daneben gibt es Bands wie 2nd Moon, die den allgemeinen Publikumsgeschmack punktgenau erkennen. Es ist erfreulich, dass viele unterschiedliche Gruppen erscheinen. LEENALCHI bei einer Aufführung in Strange Fruit, einem Live Theater in der Nähe der Universität Hongik im Dezember 2021. Gegründet wurde diese siebenköpfige alternative Popband 2019. Tiger is Coming, die Pop-Neuinterpretation eines auf Pansori (traditioneller epischer Sologesang) basierenden Liedes, wurde zu einer Weltsensation. Vorne: (von rechts nach links) Bassist Jang Young Gyu und die Sänger Kwon Song Hee, Lee Na Rae, Ahn Yi Ho und Shin Yu Jin. Hinten: Bassist Park Jun Cheol und Schlagzeuger Lee Chul Hee. © LIVE CLUB DAY, Azalia Was entscheidet letztendlich über den Wert der Musik?Meiner Meinung nach sollte man das „Anderssein“ akzentuieren. Im Zentrum meiner Arbeit steht immer der Gedanke, wie man das Anderssein herauskitzeln kann. Bedeutet das, dass Sie klischeehafte Ausdrucksweisen zu vermeiden versuchen?Ich arbeite ständig an Projekten und habe mir daher schon mal Gedanken darüber gemacht, ob mein Stil nicht zu festgefahren ist und nur noch aus Wiederholungen besteht. Aber dann kam ich zu dem Schluss, dass das ja nichts Schlechtes sein muss, was mich von der Obsession, immer etwas Neues kreieren zu müssen, befreite. Im Rahmen meines Stils muss ich nur je nach Inhalt eine andere Methode finden. Wie unterscheidet sich die Arbeit für Tanz-, Theater- und Filmmusik von der für LEENALCHI? Bei anderen Projekten gibt es ein klares Ziel und meine Rolle ist eindeutig definiert, aber bei LEENALCHI ist alles offen. Beim Komponieren der Songs legen wir zuerst die grundlegenden Rhythmen und Muster fest, dann setzen sich die vier Sänger zusammen und entwickeln die Gesangspassagen. Um eine Melodie zu schaffen, die zu Rhythmus und musikalischer Richtung passt, gehen wir manchmal sogar alle fünf überlieferten Pansori-Werke durch. Es macht Spaß, das aufzufangen und zu einem Song zu entwickeln, was während dieses Prozesses unerwartet entsteht. Diese Arbeit gleicht eher dem Schaffen einer Neukomposition als einer Bearbeitung von Pansori. Hat sich nach LEENALCHIs Riesenerfolg etwas geändert? Ich hatte mir vage den Einzug in den Popmusikmarkt und eine große Nachfrage gewünscht, hatte aber keine konkrete Vorstellung, was dafür auf die Beine zu stellen war. Nach der Veröffentlichung unseres ersten Albums Sugungga (2020) stand ich vor einem Berg von Dingen, die ich wirklich nicht gerne machte und die ich vorher nie gemacht hätte. Mir wurde jedoch klar, dass es nicht anging, zu sagen: „Ich will kommerziellen Erfolg, aber nichts mit diesen Dingen zu tun haben.“ Die größte Veränderung ist wohl, dass ich jetzt manches akzeptiere, bei dem ich mich früher gefragt habe: „Muss ich auch noch sowas machen?“ Ich bemühe mich, mich anzupassen. Außerdem ist LEENALCHI noch nicht erfolgreich. Angesichts der Nachfrage nach uns als Band können wir das noch nicht behaupten. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Was müsste noch getan werden?Da es in Korea noch keinen Markt für Bandmusik gibt, reicht es nicht, gute Musik zu machen und zu hoffen, dass sich der Erfolg von alleine ergibt. Nur zu warten, bis die Musik nachgefragt wird, ist auch Unsinn. Wenn niemand die notwendigen Konditionen schafft, muss man sich eben als Band selbst den Kopf darüber zerbrechen und nach Möglichkeiten suchen. Bereiten Sie sich auf Auslandsauftritte vor? Grübelt man über Überlebensstrategien nach, denkt man natürlich zunächst an die Möglichkeiten im Inland, aber da im Ausland bereits ein etablierter Markt existiert, wollen wir versuchen, auch dort Fuß zu fassen, d. h. wir verfolgen eine Doppelstrategie. Auf dem Terminkalender 2022 stehen bereits Auslandsauftritte. Wie sieht es mit der ursprünglich für 2021 geplanten Veröffentlichung Ihres zweiten Albums aus?Ehrlich gesagt, habe ich nicht damit gerecht, dass wir so beschäftigt sein würden, dass kaum Zeit für das neue Album bleibt. Außerdem haben wir gedacht, auf Basis der fünf überlieferten Pansori noch mehr schaffen zu können, dem ist aber wohl nicht so. Es ist nämlich fraglich, ob Musik, die nur ein Flickwerk aus Repertoires traditioneller Pansori ist, bei dem die überlieferten Geschichten einfach durch neue ausgetauscht werden, zu zeitgemäßer Musik werden kann. Uns wurde klar, dass wir nicht nur neue, dem Zeitgeist entsprechende Stories brauchen, sondern auch neue musikalische Methoden der Klangerzeugung. Da es für das zweite Album von LEENALCHI am allerwichtigsten ist, unter Berücksichtigung der eben genannten Punkte ein neues Pansori-Stück zu schaffen, wird es etwas länger dauern. Unser Ziel ist, das Album möglichst zum Jahresende zu veröffentlichen.#Korean traditional Music
Features 2022 SPRING 574
Ein Fest der Fusion und Kollaboration Das vom Nationaltheater veranstaltete Yeo Woo Rak Festival hat sich namensgerecht als fröhliche Jedermannsveranstaltung verankert. Dieses Musikfestival, das mit dem Ziel ins Leben gerufen wurde, die traditionelle Musik Gugak durch moderne Interpretationen populärer zu machen, weckt jährlich die Vorstellungskraft von Musikern unterschiedlichster Genres und inspiriert zu mutigen Kreationen. GongMyoung, Koreas Weltmusikgruppe der ersten Generation, bei ihrer Aufführung auf dem Yeo Woo Rak Festival, das im Juli 2017 im Nationaltheater veranstaltet wurde. Zur Feier des 10. Jubiläums präsentierte die Band ein breites Repertoire. Dieses jährlich veranstaltete Festival interpretiert die traditionelle koreanische Musik und mischt sie mit anderen Genres.Mit freundlicher Genehmigung des National Theater of Korea Im am Fuße des Berges Nam-san im Herzen Seouls gelegenen Nationaltheater wird jeden Juli das Yeo Woo Rak Festival gefeiert. „Yeo Woo Rak“, ein Akronym für „Yeogi woori eumagi itda (Hier ist unsere Musik)“, bedeutet auch „traditionelle Musik, die alle Zeitgenossen gemeinsam genießen können“. Dieses 2010 eingerichtete Event, an dem Künstler verschiedenster Provenienz gewagte Versuche mit Gugak unternehmen, hat sich im wahrsten Sinne des Wortes als Gugak-Experimentierplattform etabliert.Im Gegensatz zu den meisten Gugak-Aufführungen verzeichnet das Yeo Woo Rak Festival schon seit Jahren einen Ticketausverkauf. Ende 2021 lag die kumulierte Besucherzahl bei rund 66.000 (Online-Zuschauer nicht eingerechnet) und die durchschnittliche Sitzplatzauslastung bei 93 Prozent. Das Festival, das sich eine treue Anhängerschaft gesichert hat, ist im wahrsten Sinne des Wortes die Wiege des jüngsten Gugak-Fiebers in der Populärkultur. Bedenkt man, dass sich die traditionelle Musik als bislang marginalisiertes Genre nur knapp über Wasser gehalten hat und einen eher unbedeutenden Teil des Gesamtmusikmarkts ausmacht, ist dieser Erfolg außergewöhnlich und ermutigend.Der Wert des Festivals beschränkt sich aber nicht allein auf den erfolgreichen Ticketverkauf. Vielmehr ist es die treibende Kraft einer „Renaissance der traditionellen koreanischen Musik“. Es bringt Musiker, die sich nicht mit der Wahrung der traditionellen Kunst durch staatliche Förderung zufriedengeben, sondern auf deren Grundlage kreative Musik schaffen, auf die Bühne, wodurch die traditionelle Musik ein modernes Flair gewinnt und auch ein globales Publikum ansprechen kann.Als Kunstdirektoren haben bislang der Pianist und Komponist Yang Bang Ean (Ryo Kunihiko), die Jazzsängerin Nah Youn Sun, der Komponist und Dirigent Won Il sowie Yu Kyung-hwa, Spielerin der Stahlsaitenzither Cheolhyeongeum, das Festival geleitet. Seit 2020 sitzt Park Woo, Spieler der sechssaitigen großen Zither Geomungo, als Kreativdirektor am Steuer. Yang und Nah sind in den Bereichen Jazz bzw. Popmusik sehr aktiv, während Won Il und Yu Kyung-hwa sich durch auf ihrer distinktiv eigenen und kreativen Musikwelt basierenden Kollaborationen einen Namen gemacht haben. Die bunte, Genregrenzen sprengende Zusammensetzung war entscheidend für die erfolgreiche Verwirklichung der drei Schlüsselwörter: Experimentieren, Populisieren und Kollaborieren. Poster für das 2010 gegründete Yeo Woo Rak Festival. Jeden Juli führen Musiker verschiedenster Genres kreative Werke im Nationaltheater auf. Die Konzerte sind regelmäßig ausverkauft.Mit freundlicher Genehmigung des National Theater of Korea Die Musiker, die bisher auf dem Festival aufgetreten sind, lassen sich grob in drei heterogene Gruppen einteilen: Die erste Gruppe besteht aus Trägern des Titels „Nationales Immaterielles Kulturerbe“ oder vergleichbaren Meistern, die wie die Pansori-Meistersängerin Ahn Sook-sun oder die Schamanin Lee Hae-kyung, Spezialistin für den Daedong-gut der Provinz Hwanghae-do (schamanistisches Exorzismusritual zur Bitte um reichen Fischfang), die die Urform der traditionellen Musik wahren bzw. weitergeben. Die zweite Gruppe umfasst Musiker der Generation, die zwar traditionelle Musik studiert haben, sich dann aber durch geschicktes Kollaborieren mit anderen Genres wie Jazz, Avantgarde, Popmusik oder klassischer westlicher Musik sowie ihr gleichzeitiges Streben nach Künstlerischem, Experimentellem und Populärem einen Namen als Musiker der neuen Generation gemacht haben. Sie sind es, die auf dem Yeo Woo Rak Festival die tragende Rolle spielen. Zu nennen sind Künstler wie die Spielerin der zwölfsaitigen Zither Gayageum Park Kyungso, aber auch Gruppen wie GongMyoung oder Sinnoi, die hauptsächlich als Weltmusikbands bekannt sind. Die dritte Gruppe umfasst Musiker, die im Bereich Jazz- und Popmusik hoch experimentelle und kreative Leistungen hervorgebracht haben. Es sind Veteranen in punkto Kollaborationsprojekte und Fusionierung zeitgenössischer und traditioneller Musik. Dazu gehören z. B. der Pianist Lim Dong-chang, der Komponist Jung Jae-il und der Rapper Tiger JK.Am Festival beteiligen sich aber auch viele Künstler aus anderen Bereichen wie Fotografen oder Visual Designer, die aktiv dazu beitragen, Konzerterlebnisse ganz neuer Art zu kreieren.#Korean traditional Music
Features 2022 SPRING 609
Das Aufkommen von „Joseon-Pop“ „Joseon-Pop“, ein neuer Musikstil, der die traditionelle koreanische Musik Gugak mit Popmusik verbindet, steht im Rampenlicht. Diese „Musikvarietät“, von der man sich eine Erweiterung von K-Pop erhofft, ist nicht über Nacht aufgetaucht. Die Band sEODo bei einer Aufführung im Seouler Olympic Park im Dezember 2021. Das Konzert fand im Rahmen eines landesweiten Follow-up des Poongryu- Battle Between the Vocalists statt, eines auf dem Kabelsender JTCB ausgestrahlten TV-Auditionsprogramms für Pop und Gugak Crossovers. Diese beliebte Survival Show lenkte die Aufmerksamkeit eines breiteren Publikums auf die traditionelle Musik.© JTBC, ATTRAKT MJTBC „Gugak ist eine Musik der Koreaner, aber sie ist gleichzeitig die am weitesten von den Koreanern entfernte Musik.“ Diese Worte eines Schriftstellers beschreiben treffend die Realität, mit der sich die traditionelle koreanische Musik seit Beginn des 20. Jh. konfrontiert sieht. Obwohl Gugak die über lange Zeit tradierte volkseigene Musik ist, war sie einst fast vom Aussterben bedroht, da sie nicht mit dem Geschmack der modernen Menschen zu harmonieren schien. Ins Bewusstsein der Öffentlichkeit grub sie sich als „altmodisch und verstaubt“ ein.Diese Voreingenommenheit versperrte Gugak zwar den Weg für Wandel und Entwicklung, diente paradoxerweise aber auch als Katalysator für das Aufkommen des jüngsten „Joseon-Pop“-Trends. Als die in den Köpfen der Allgemeinheit in die hintersten Ecken gedrängte Musik Gukak eines Tages in neuem Gewand erschien, wirkte das Ausmaß der Verwandlung umso größer. Das ist jedoch kein neues Phänomen: Die traditionelle koreanische Musik entwickelte sich konstant, indem sie sich in jedem Zeitalter in frische Ideen und Empfindungen kleidete. Dieses Erbe gerät nach einer langen Zeit der Stagnation jüngst erneut ins Rampenlicht. Kim Duk Soo (zweiter von links) und die Cheong Bae Traditional Art Troupe bei einem gemeinsamen Auftritt in der Gwanghwamun Art Hall im Oktober 2015. Kim Duk Soo & Samulnori, ein 1978 zusammengestelltes Quartett, gab zahlreiche Konzerte im In- und Ausland, wo sich die Band allgemeiner Beliebtheit erfreute. Die Cheong Bae Traditional Art Troupe kreiert schon seit über 20 Jahren ihre eigene, von den traditionellen vorführenden Künsten inspirierte Musik. © Samulnori Hanullim Unterstützung zur BewahrungDie Ende des 20. Jh. eingeleitete staatliche Politik zur Bewahrung und Förderung der traditionellen Musik war eine entscheidende Stützmaßnahme für ihr Überleben. Da sie erhalten wurde, war auch die Schaffung einer in ihr verwurzelten Musik möglich. Generell verliert die traditionelle Musik in allen Ländern und Gesellschaften im Wandel der Zeiten ihren Glanz. Die traditionelle koreanische Musik erlitt mehrmals ein solches Schicksal. Während der japanischen Kolonialherrschaft von 1910 bis 1945 durchlebte sie dunkle Zeiten, der Ausbruch des Koreakriegs 1950 führte zur Zerstörung relevanter Ressourcen, darunter traditionelle Musiker. Nach dem Waffenstillstand blieb inmitten von politischen Unruhen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten kein Spielraum übrig, das Interesse auf die traditionelle Musik zu richten. Seit den 1960er Jahren verstärkte sich die von Industrialisierung und Urbanisierung geprägte Modernisierungswelle, in deren Zuge Gugak als überkommene Kunstform allmählich im Schatten der Moderne verschwand. Doch selbst inmitten dieser Krisen wurden, wenn auch geringe, Bemühungen zum Schutz von Gugak fortgesetzt. Während der japanischen Kolonialzeit übernahm das Königliche Musikinstitut der Yi-Dynastie diese Aufgabe. Das seiner Souveränität beraubte Königreich Joseon wurde zur „Yi-Königsfamilie“ herabgestuft, wodurch die zeremonielle Hofmusik automatisch in ihrer Existenz bedroht war. Trotz des feindlichen Umfelds gelang es dem Königlichen Musikinstitut der Yi-Dynastie, Schüler anzuwerben und zu unterrichten, wodurch die Hofmusiktradition am Leben erhalten werden konnte. Während des Koreakriegs, der einige Jahre nach Befreiung und Gründung der Republik Korea ausbrach, wurde in der Kriegshauptstadt Busan das Nationale Gugak Center eröffnet, das eine wichtige Rolle für die durch den Krieg in alle Winde verstreuten traditionellen Musikressourcen und Musiker spielte. Nach dem Waffenstillstand von 1953 wurde das Center nach Seoul zurückverlegt und entwickelte sich kontiuierlich weiter. Auch heute noch spielt es eine zentrale Rolle zur Bewahrung der traditionellen Musik und Förderung angewandter Kreativität.Das 1962 in Kraft getretene Gesetz zum Erhalt des nationalen Kulturerbes spielte ebenfalls eine ausschlaggebende Rolle. Mit diesem Gesetz wurde der Titel „Nationales Immaterielles Kulturgut“ eingeführt. Dahinter steht ein System, mit dem der Staat wichtige traditionelle Kultur- und Kunstbereiche als schutzbedürftig ausweist und qualifizierte Ausübende der jeweiligen Sparten als „Träger des Titels“ oder „approbierter Nachfolger“ ehrt und unterstützt. Zur Kategorie „Traditionelle Musik“ gehören zahlreiche Genres, darunter Jongmyo Jeryeak (Musik für die königlichen Ahnenrituale am Königsschrein Jongmyo), Gagok (Vokalmusik), Pansori (epischer Sologesang) Daegeum-Sanjo (Sologattung für die sechslöchrige große Bambusquerflöte Daegeum) und Gyeonggi Minyo (traditionelle Volkslieder aus der Provinz Gyeonggi-do). Interessanterweise sind viele Musiker, die in jüngster Zeit als Pioniere neuer Gugak-Genres Aufsehen erregen, approbierte Nachfolger in Künsten, die zum Nationalen Immateriellen Kulturgut zählen. Zum Beispiel wurde Yoon Jeong Heo von Black String im Geomungo-Sanjo (Sologattung für die sechssaitige Zither Geomungo) ausgebildet, Lee Ilwoo von Jambinai in Piri-Hofmusik (Piri: koreanische Bambus-Oboe) und Dae-chwita (traditionelle Militärmusik), Ahn Yi Ho von LEENALCHI in Pansori und der Pansori-Sänger Lee Hee-moon in Gyeonggi Minyo, den Volksliedern der Provinz Gyeonggi-do. Coreyah, eine Gugak-Crossover-Gruppe, bei ihrem anlässlich des 10. Gründungsgeburtstags veranstalteten Konzert „Clap & Applause“ (Baksumugok) in der Guri Art Hall im September 2020. Die Gruppe präsentiert eine einzigartige Verschmelzung aus Pop und ethnischer Musik aus der ganzen Welt, wobei sie die charakteristischen Merkmale der traditionellen Instrumente herausarbeitet.© Guri Cultural Foundation Etablierung von Gugak Der Einrichtung des Studiengangs für Gugak an der Seoul National University im Jahr 1959 kommt große Bedeutung zu, denn damit wurde die traditionelle Musik erstmals zum Gegenstand der akademischen Forschung. Zudem inspirierte dieser Schritt weitere Hochschulen in Seoul und den Provinzen, ähnliche Abteilungen einzurichten, deren Zahl v. a. in den 1970/80er Jahren rasant anstieg. Sie produzierten Absolventen, die mit Eintritt in die Gesellschaft zur treibenden Kraft für die Entwicklung von Gugak wurden.Anders als die Generation davor, die die traditionelle Musik durch die historischen Umbrüche des 20. Jh. vom Aussterben bedroht sah, waren die jüngeren, akademisch gebildeten Musiker der Ansicht, dass Gugak nicht mehr nur geschützt und weitergegeben, sondern der Öffentlichkeit auch in einem neuem Gewand nähergebracht werden sollte. Als Folge davon wurden auf Grundlage verschiedener Elemente der traditionellen Musik zeitgemäße, kreative Kompositionen geschaffen. Damals wurde der Begriff „kreativ“ sehr weit interpretiert und umfasste sowohl neue, auf vergleichsweise bekannten Volksliedern und Pansori beruhende Kompositionen, als auch Arrangements vertrauter westlicher klassischer Musik für traditionelle koreanische Instrumente.Vor allem spielte das in den späten 1970er Jahren aufgekommene Samulnori eine bahnbrechende Rolle dabei, die traditionelle Musik der breiten Öffentlichkeit näher zu bringen. Samulnori, das auf den Rhythmen der traditionellen Bauernmusik beruht, die die Dorfbewohner in der Agrargesellschaft gemeinsam genossen, ist eine lebensfrohe, auf vier Schlaginstrumenten gespielte Musik: Buk (Fasstrommel), Janggu (Eieruhrtrommel), Kkwaenggwari (kleiner Metallgong) und Jing (großer Bronzegong). Junge Musiker übernahmen die charakteristischen Elemente des Samulnori und stießen mit ihren publikumswirksamen Aufführungen auf gute Resonanz, was der lange in den Hintergrund verbannten traditionellen Musik neues Leben einhauchte. Wandel von GugakMit dem Aufkommen des Popmusikmarktes in den 1980er Jahren erschien die volkstümliche Popmusik, die Rhythmus und Melodie von Gugak adaptierte, um sie für die Allgemeinheit leichter singbar zu machen. Dieses als „Gugak-Gayo (Gayo: koreanische Popmusik)“ bezeichnete Musikgenre etablierte sich als Popmusiktrend und trug zur Erweiterung des Hörerkreises von Gugak bei. Die Begleitmusik, die traditionelle koreanische Instrumente mit westlichen Instrumenten kombiniert, legte zudem den Grundstein für die Entstehung von Fusion-Gugak in den 1990er Jahren.Die Globalisierungswelle sorgte für weitere Impulse. Im Zuge von Marktöffnung, Aufbau einer neuen Handelsordnung und Eindringen der westlichen Kultur in den Alltag vieler Menschen verbreitete sich der Standpunkt, dass man auf die koreanische Kultur zurückblicken sollte. In diesem gesellschaftlichen Klima wurde das Lied von Bae Il-ho Sintoburi (Die landwirtschaftlichen Produkte aus dem Heimatort sind immer die besten, 1993), das für den Konsum einheimischer Agrarprodukte warb, zu einem Megahit. Im gleichen Jahr erzielte Seopyeonje, ein Film von Im Kwon-taek über Pansori-Sänger, einen so großen Erfolg, dass er als „Film der Nation“ bezeichnet wurde. Etwa zeitgleich wurde ein TV-Werbespot für ein pharmazeutisches Produkt ausgestrahlt, in dem der Pansori-Meistersänger Park Dong-jin (1916-2003) rief: „Koreanisches ist kostbar!“ Dieser Werbespruch war eine Zeitlang ein Modeslogan. Jimin von BTS führt bei den 2018 Melon Music Awards einen traditionellen Fächertanz auf. Auf dem Jahresendevent präsentierte BTS IDOL zusammen mit J-HOPEs Drei-Trommel-Tanz und Jungkooks Maskentanz, was dem Publikum Begeisterungsstürme entlockte.© Kakao Entertainment Corp. SUGA von BTS im Musikvideo für „Daechwita“, dem Titelsong seines zweiten Mixtape „D-2“ (2020). Der Song verbindet geschickt Trap Beat und die Klänge traditioneller Instrumente für Daechwita, der Musik für die Königsprozessionen des Joseon-Reichs.© HYBE Co., Ltd. Anlässlich des 600-Jahr-Jubiläums von Seoul als Hauptstadt erklärte die Regierung das Jahr 1994 zum „Visit Korea Year“ und zum „Jahr von Gugak“, um die Tourismusindustrie zu beleben. Dadurch gewannen die Bemühungen zur Anlockung ausländischer Touristen an Fahrt, wobei Gugak als repräsentatives Kulturprodukt Koreas lanciert wurde. Einige Jahre später versetzte die Asienkrise (1997/98) Kunst- und Kulturkreisen einen harten Schlag. Viele traditionelle Musiker sahen sich vor die Frage gestellt, welche Art von Musik sie machen sollten, um leben zu können.Seit Ende der 1990er Jahre hat die Verbreitung des Internets sowohl traditionellen Musikern als auch der breiten Öffentlichkeit den Zugang zu einer Vielfalt an Musik aus allen Ländern der Welt erleichtert. Dadurch kam das Bewusstsein auf, dass in vielen Ländern eine neue Musik auf der Grundlage traditioneller oder volkstümlicher Musik entsteht und diese Musik „Weltmusik“ genannt wird. Die Musik anderer Kulturkreise wie Indien und Afrika diente den Gugak-Musikern als Nährboden der Inspiration. Im Gegensatz zu früheren Gugak-Aufführungen im Ausland, die auf das traditionelle Musikrepertoire beschränkt waren, gab es immer mehr Auftritte im Fusion-Stil wie bei der Gruppe Puri unter der Leitung des Komponisten Won Il und der Weltmusikgruppe GongMyoung. Sie fanden großen Anklang auf Musikfestivals und Musikmarkt im Ausland. Zugleich etablierte sich die Erkenntnis, dass im weiteren Sinne Transformationen und Variationen ebenfalls zur kreativen Weiterentwicklung von Gugak gehören. Die Aufnahme des traditionellen koreanischen Volksliedes Arirang in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit begründete die UNESCO damit, dass „das alte Lied immer noch gesungen und in neu geschaffenen Versionen weitergegeben wird.“ Ein Still Cut aus Sänger Lee Hee-moons Online-Konzert Minyo, live gestreamed auf dem Internetportal Naver im Juli 2021. Das vor dem Konzert veröffentlichte Foto repräsentiert eine fantastische Visualisierung der von Lee geschaffenen Figur, deren Name eine Parodie auf Minyo, (traditionelle Volkslieder) ist. Mit freundlicher Genehmigung der Lee Hee Moon Company Synergie durch Kollaboration Diese Musik, die sich derzeit als „Joseon-Pop“ etabliert, hat also eine lange Hintergrundgeschichte. Bands wie Black String, Jambinai und LEENALCHI, die manchmal im Ausland beliebter als in Korea zu sein scheinen, sind Teil dieses Trends. Das Yeo Woo Rak Festival, ein seit 2010 jährlich vom Nationaltheater veranstaltetes Großevent in der Gugak-Welt, hat sich als Weltmusikfestival etabliert, das die sich wandelnden Ideen und Arbeiten junger traditioneller Musiker vorstellt.Inmitten dieser Entwicklung ändert sich auch die Haltung der Künstler aus anderen Bereichen und die öffentliche Meinung in Bezug auf Gugak deutlich. Der von September bis Dezember 2021 auf dem Fernsehsender JTBC ausgestrahlte Audition-Wettbewerb Poongryu - Battle Between the Vocalists zeugte vom freien Experimentiergeist der jungen Musiker, deren fremdartiger aber sensueller Musikstil das Publikum begeisterte. Ein weiteres neues Phänomen ist: Wenn Künstler anderer Genres wie Theater, Tanz, Film oder Musical etwas ganz Neues versuchen wollen, kollaborieren sie oft mit den Gugak-Musikern. Der Pansori-Sänger Lee Hee-moon, der eng mit Künstlern aus Bereichen wie Mode, Video und Musikvideo zusammenarbeitet, sagte vor kurzem in einem Interview: „Es ist zwar wichtig, Gugak gut zu bewahren, aber ich denke oft, dass es eine Geheimwaffe ist, die einen Wandel in anderen Kunstgenres herbeiführen kann.“#Korean traditional Music
Features 2022 SPRING 604
Traditionelle Instrumente überschreiten Grenzen Es gibt traditionelle Musikinstrumente, die seit alters her auf der Koreanischen Halbinsel einheimisch sind, aber auch solche, die aus Eurasien übernommen wurden und seither Kultur und Gefühlswelt der Koreaner mitgestalten und prägen. Hier stellen wir Ihnen einige der Instrumente vor, die jüngst die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Alle Instrumente der Welt sind Spiegel der jeweiligen Kultur. Material, Form, Größe und Spielweise eines Musikinstruments sind Resultat des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren wie z. B. geographische Lage, Umwelt, Religion und gesellschaftliches Leben. Es gibt kaum Instrumente, die völlig frei von äußeren Einflüssen geschaffen wurden. Auch wenn ein Instrument eigenständig entwickelt wird, kommen bei seiner Verbreitung unweigerlich soziale und gesellschaftliche Faktoren ins Spiel. Neue Instrumente werden geboren, wenn die Kulturen von Nachbarländern aufeinander treffen und verschmelzen. Daher ist die Identität eines Instruments nicht fixiert, sondern verändert sich ständig im Laufe der Zeit.Das gilt auch für die traditionellen koreanischen Instrumenten. Es gibt welche, die in ferner Vergangenheit aus China eingeführt, umgestaltet und popularisiert wurden, andere sind erst im 20. Jh. umgemodelte Versionen westlicher Instrumente. Heutzutage werden auch gängige Instrumente weiter verbessert, um ihre Lautstärke zu erhöhen oder den Tonumfang zu erweitern. Traditionelle koreanische Instrumente überschreiten also weiterhin ihre Grenzen. Westliche Musik wurde in Korea in der Moderne vorgestellt und bald wurden Musikensembles wie Bands, Quartette und Orchester zum Standard. Die traditionellen koreanischen Instrumente, die sich aufgrund ihrer originären Merkmale schlecht für solche Ensembles eignen, wurden an den Rand gedrängt, wobei vor allem traditionelle Instrumente, die nur eine geringe Lautstärke erzeugen oder schwer zu harmonisieren sind, auf der Bühne an Bedeutung verloren.Seit kurzem sind jedoch immer mehr Musiker als Solisten tätig, die die einzigartigen Eigenschaften ihres traditionellen Instruments in den Vordergrund stellen. Zudem entstehen neue Solokompositionen für Instrumente, die ins Abseits gerieten, weil ihre originelle Klangfarbe in Ensembles nicht aufblühen kann, und für Instrumente, die nur selten alleine gespielt wurden. Auch in Bezug auf die Nutzung von Instrumenten und die Interpretation traditioneller Musik ist die Vielfalt deutlich gewachsen. Heute kommen traditionelle Instrumente in einem breiten Spektrum zum Einsatz: von Musik auf Basis der Grammatik traditioneller Musik bis hin zu Musik ohne klare Genregrenzen. Geomungodas erlesenste der Instrumente Die Geomungo (sechssaitige große Zither), das repräsentativste der koreanischen Saiteninstrumente, gilt seit alters her als Krone aller koreanischen Instrumente. Sie wurde nicht nur fürs Musizieren verwendet, sondern von den Gelehrten auch als Instrument zur Kultivierung und Kontrolle des Geistes genutzt. Äußerlich ähnelt sie zwar der traditionellen zwölfsaitigen Zither Gayageum, besitzt aber völlig andere Eigenschaften. Der auffälligste Unterschied ist die Klangfarbe: Im Vergleich zur Gayageum hat die Geomungo dickere Saiten und deshalb einen tieferen, voluminöseren Ton. Auch die Spielweise ist anders. Bei der Gayageum werden die Saiten mit den Fingern gedrückt und gezupft, während sie bei der Geomungo mit einem Plektrum (Suldae) gedrückt, gezupft und angeschlagen werden. Diese spezielle Kombination der Eigenschaften von Saiten- und Schlaginstrument lässt die Geomungo kraftvoller und gleichzeitig maßvoller klingen als andere Saiteninstrumente.Die Geomungo hatte eine zentrale Position in traditionellen Ensembles. Seit Beginn der Moderne verliert sie jedoch immer stärker an Bedeutung und es gibt kaum kreative, Geomungo-zentrierte Stücke. Die Gründe dafür sind vielfältig, ein Hauptgrund dürfte aber die geringe Lautstärke und dezente Klangfarbe der Geomungo sein, die nicht zu den gängigen Musik-Ensembles wie Orchester oder Bands westlichen Stils passen.Tatsächlich ist es alles andere als einfach, ein Werk zu schaffen, das die Merkmale der Geomungo zur Geltung bringt. In jüngster Zeit beweisen jedoch immer mehr Künstler ihre Präsenz allein mit der Geomungo. Die Geomungo-Solistin und Musikschaffende Hwang Gina kreiert moderne und sinnliche Werke, indem sie das Potential des Instruments erweitert. Ihre erste, 2021 herausgebrachte Digital-Single Mess Of Love (2021) thematisiert mit schlagfertigem Sound die widersprüchliche Psyche von Männern und Frauen angesichts einer Trennung. Ein klarer Kompositionsaufbau und nur mit Geomungo realisierbare rhythmische Züge zeichnen das Stück aus. PiriDem Holz Leben eingehaucht Einige Instrumente erwachen erst zum Leben, wenn der Atem des Spielers dem Holz eingehaucht wird. Die koreanische Bambus-Oboe Piri ist ein vertikal gespieltes Blasinstrument. Je nach Größe und Funktion lassen sich drei Arten unterscheiden: Hyang-Piri, wörtlich „heimische Piri“, die längste Variante; die schlanke Se-Piri und die Tang-Piri, die ursprünglich aus Tang-China stammt. Die Piri übernehmen in den meisten Musikformen, von der Hof- bis zur Volksmusik, die Hauptmelodie.Blasinstrumente werden allgemein in zwei Arten unterteilt: Instrumente mit einem vibrierenden Rohrblatt, das den Ton erzeugt, und Instrumente ohne Rohrblatt. Die Piri besitzt ein Seo, ein Doppelrohrblatt und wird gespielt, indem man ins Mundstück bläst und die Tonstärke durch Öffnen und Schließen der Grifflöcher reguliert. Mit der Zunge oder durch Veränderung der Position des Rohrblattes im Mund reguliert der Spieler die Tonhöhe und führt verschiedene Techniken aus, die nur mit der Piri möglich sind. Die volle Nutzung dieser sensitiven Eigenschaften verlangt hochgradiges Feingefühl und herausragende Spieltechniken.Das musikalische Spektrum der Piri ist breit gefächert. Dank ihrer kräftigen und energischen Klangfarbe führt sie auch in der modernen Musik oft die Hauptmelodie. Ausschließlich aus Piri-Spielern bestehende Ensembles sind jedoch eine Seltenheit. BBIRIBBOO, eine dreiköpfige, aus zwei Piri-Spielern und einem Produzenten bestehende Band, ist eine der Ausnahmen. Die Gruppe steigert den Charme der Piri gekonnt durch geistreiche und innovative Interpretationen eines diversen traditionellen Repertoires. In Dodri (2021) ist ein funky Neuarrangement der Hauptmelodie von Yangcheong dodeuri, dem letzten Stück der dreiteiligen klassischen Suite Cheonnyeonmanse, die zu den im Königspalast und den Anwesen der Oberschicht regelmäßig gespielten Musikstücken der Joseon-Zeit gehört. Yangcheong dodeuri hat ein für Hofmusik vergleichweise schnelles Tempo und eingängige, heitere Melodien. In Dodri macht sich diese Eigenschaften voll zunnutze und interpretiert sie mit der Piri und der koreanischen Mundorgel Saenghwang. Ulla Vibration und Resonanz Nicht alle traditionellen Instrumente sind seit uralten Zeiten in Gebrauch. Die Ulla ist erst in jüngster Vergangenheit aus China nach Korea gekommen. Wann genau ist schwer zu sagen, aber der ungefähre Zeitpunkt lässt sich daraus schließen, dass sie im Akhakgwebeom, dem 1493 veröffentlichten Standard-Nachschlagewerk für die Musik der Joseon-Zeit, nicht enthalten ist, sondern erst in historischen Quellen aus der Späten Joseon-Zeit erwähnt wird.Die Ulla ist ein Schlaginstrument, bei dem in einem Holzrahmen aufgehängte Dongna (kleine, tellerförmige Kupfergongs) mit einem Stöckchen angeschlagen werden. Sie unterscheidet sich leicht von den gängigen Schlaginstrumenten, da sie Melodien erzeugen kann. Die Dongna sind auf mehreren Stufen angeordnet, wobei die Tonhöhe von ganz links unten nach rechts oben steigt. Die Spielweise ist einfach: Die Gongs werden von der linken und der rechten Hand angeschlagen oder nur von einer Hand.Die Ulla wird hauptsächlich bei Märschen für den Wachwechsel der königlichen Paläste und die Nachstellung der Königsparade verwendet. Da das Instrument in der Regel zusammen mit anderen Schlaginstrumenten gespielt wird, gibt es nur wenige Solostücke für die Ulla. Seit einiger Zeit präsentiert Han Solip verschiedene Musikstücke, die die Ulla mit anderen Schlaginstrumenten kombinieren. In ihrer ersten Digital-Single All grown-ups were once children (2018) schafft die Ulla mit ihren hellen, klaren Tönen eine warme, traumhafte Atmosphäre. In diesem Stück vermittelt sie einen völlig anderen Eindruck als bei Märschen, da der Fokus nicht auf dem bei hartem Anschlagen erzeugten klaren, durchdringenden Ton, sondern auf dem sanften Nachklang und der lyrischen Melodie liegt. Immer mehr Musiker dürften in Zukunft die Möglichkeiten der Ulla mit ihrer minimalen und gleichzeitig modernen Klangfarbe erforschen. Cheolhyeongeum Verwandlung der Gitarre Die Cheolhyeongeum ist ein Saiteninstrument, das in den 1940er Jahren von Kim Yeong-cheol, dem Seiltanz-Meister der umherziehenden Gauklertruppe Namsadangpae, erfunden wurde. Sie ist ein seltenes Beispiel dafür, dass ein westliches Instrument, nämlich die Gitarre, der Grammatik der traditionellen Gugak-Instrumente entsprechend umgestaltet wurde. Einer Anekdote zufolge soll die Cheolhyeongeum erfunden worden sein, als Meister Kim aus Spaß seine Gitarre wie eine Geomungo auf den Boden legte und spielte. Daraus ergab sich eine geniale Kombination der Eigenschaften von Gitarre und Geomungo. Für koreanische Saiteninstrumente werden in der Regel Seidenfäden verwendet, aber die Cheolhyeongeum besitzt Metallsaiten. Die Spielweise ähnelt der der Geomungo: Während die rechte Hand mit einem Plektrum, einem Stöckchen aus Bambus oder Acryl (Suldae), die Saiten zupft, reguliert die linke Hand mit dem Nongok, einem kleinen „Stein“ aus Holz und Acryl, die Tonhöhe. Das Klangresultat ist entsprechend einzigartig. Angesiedelt im feinen Grenzbereich verschiedener Instrumente, vereint die Cheolhyeongeum die Dynamik der Moderne und die Energie des Wandels.Die Cheolhyeongeum ist kein gängiges Instrument unter den traditionellen Musikern, weshalb es vergleichsweise wenig Profispieler gibt. Und natürlich existieren nur sehr wenige Kompositionen dafür. Erst seit kurzem gibt es vermehrt Möglichkeiten, das Instrument in neuen, kreativen Werken zu hören. Es erklingt z. B. in der Mitte von The Waves of the Neocortex (2019; Gayageum-Trio Hey String), wo es scharfe, aber doch gerundete, metallisch anmutende Melodien erzeugt, die im Kontrast zu den Gayageum- Klängen stehen. JangguAnfang und Ende der Musik Die doppelköpfige Eieruhrtrommel Janggu kommt bei fast allen Arten traditioneller koreanischer Musik zum Einsatz. Sie ist so gut wie immer zu Beginn und Ende eines Musikstücks zu hören, da sie mit ihren Schlägen das Tempo kontrolliert. Bei der Janggu werden die beiden ledernen Trommelböden mit einem hohlen, eieruhrförmigen Holzteil verbunden und durch Schnüre miteinander verspannt. Der linke Trommelboden wird „Bukpyeon (Nordseite)“ oder „Gungpyeon“ genannt, der rechte „Chaepyoen (Schlagseite)“. Während der Bukpyeon mit der Handfläche oder mit dem abgerundeten Schlagstock Gungchae geschlagen wird, nutzt man für den Chaepyeon den langen, dünnen Bambusstock Yeolchae.Die Janggu gilt allgemein als Begleitinstrument. Natürlich gibt es auch Musik, bei der sie im Mittelpunkt steht, so z. B. bei Seoljanggu (Tanzaufführung mit mehreren Janggu) und Pungmulgut (Bauernspiel mit folklorischer Musik und Tanz), die sich durch hervorragende und vielfältige Melodien und Techniken auszeichnen. Schlaginstrumente werden jedoch selten allein gespielt und die Zahl der Musikstücke, in denen sie die Hauptrolle spielen, ist begrenzt. In jüngster Zeit gibt es jedoch immer mehr Musiker, die sich als Perkussion-Solisten bezeichnen und die Bandbreite ihrer Musik erweitern. Kim So Ra ist eine repräsentative Solo-Schlagzeugerin. Ihr zweites Album Landscape (2021) enthält eine originelle Interpretation von traditioneller Bauernbandmusik (Pungmulgut) und schamanistischen Rhythmen, die in Korea über lange Zeit weitergegeben wurden und werden. In ihrem Spiel koexistieren explosive Energie und Raffinement. Mit viel Feingefühl wechselt sie zwischen Anspannung und Entspannung und enthüllt so auf dramatische Weise die der Janggu eigene dynamische Energie. Ihre Musik bietet die wertvolle Gelegenheit, eine Janggu-Darbietung als komplettes Musikstück zu erleben.#Korean traditional Music