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2022 AUTUMN

Technologien revolutionieren unser Kunsterleben

Dank modernster Technologien verwandeln sich Kunstmuseen und Galerien in immersive, dreidimensionale Räume. Dies führt dazu, dass die traditionellen White-Cube-Galerien durch großflächige, ungenutzte städtische Räume ersetzt werden.

Wave ist eine Medienkunst-Arbeit, die im ARTE MUSEUM in Yeosu zu sehen ist. Um die optische Illusion der Dreidimensionalität zu verstärken, wurden anamorphotische Techniken eingesetzt. Das im August 2021 eröffnete Museum präsentiert zwölf Arbeiten, die im Einklang mit dem Charakter der Küstenstadt Yeosu alle dem Thema „Meer“ gewidmet sind.
© d’strict



Im Oktober 2014 fand eine besondere Ausstellung in der Koreanischen Kriegsgedenkstätte im Seouler Stadtviertel Yongsan statt. Die Ausstellung Van Gogh: Eine Aufzeichnung von zehn Jahren (A Record of 10 Years) zeigte die Werke des renommierten Meisters nicht im Original, sondern in überdimensionaler Projektion. Die Besucher staunten über die sich bewegenden Figuren in den Gemälden, die sich im Wind wiegenden Zypressen und das greifbar echt wirkende Haus Van Goghs. Diese Ausstellung, die anders als herkömmliche zweidimensionale Formate ein dreidimensionales Erlebnis bot, fand so großen Anklang, dass sie um einen Monat verlängert wurde.

Spitzentechnologien wie Motion-Graphics- und Projection-Mapping-Technologien boten den Besuchern ein intensives Immersionserlebnis. Motion-Graphics ist eine Technologie, mit der visuelle Elemente anhand von Computerprogrammen in Bewegung versetzt werden. Unter Projection-Mapping versteht man das Projizieren von Videos auf die Oberfläche von Objekten, z. B. auf Gebäudefassaden oder Gegenstände. Auch in der darstellenden Kunst wird die Projection-Mapping-Technologie auf vielfältige Weise eingesetzt, z. B. bei Konzerten und Musicals. Es ist dieselbe Technologie, die bei der Eröffnungszeremonie der Olympischen Winterspiele in Pyeongchang 2018 die Aufmerksamkeit der Zuschauer fesselte.


Neue Kunsterlebnisse
Die zunehmende Popularität der immersiven Medienkunst ist hauptsächlich auf die Fortschritte der digitalen Technologien zurückführen. Sie nutzt mehrere Projektoren, um Bilder auf Wände, Säulen und Böden von Ausstellungsräumen zu werfen. Bis vor Kurzem ging die Würdigung eines Kunstwerks in der Regel damit einher, einige Schritte zurückzutreten, um es in seiner Ganzheit zu erfassen. Doch mittels immersiver Medienkunst, die einen ganzen Raum als Leinwand nutzt, können Ausstellungsbesucher die Illusion erleben, in das Werk hineingesaugt und eins mit ihm zu werden. Die visuelle Erfahrung wird von der zweidimensionalen Ebene auf den dreidimensionalen Raum erweitert. Auf diese Weise eröffnet die immersive Medienkunst den Besuchern eine neue Dimension des Kunstgenusses.

Die immersive Medienkunst erfreut sich noch größerer Beliebtheit, da sie im Einklang mit dem Wunsch der Generation MZ (Millennials und Gen Z) steht, Kunst nicht passiv, sondern aktiv zu genießen. Deshalb stellen immer mehr Kunstmuseen Werke von immersiven Medienkünstlern aus und mehr Raum für permanente Installationen zur Verfügung. Die Technologie verändert nicht nur das Wie des Kunstgenusses, sondern auch die Räume, in denen er erlebt wird.

Die Ausstellungsräume für immersive Medienkunst spielen eine führende Rolle bei der Popularisierung von anspruchsvollen Kunstmuseen. Den Startschuss gab der „Bunker des Lichts (Bunker des Lumières)“, der im November 2018 in Seongsan-eup, Stadt Seoguipo auf der Insel Jeju-do eröffnet wurde. Der Bunker wurde 1990 von dem Telekommunikationsunternehmen Hanguk Tongsin (heute Korea Telecom) für den Betrieb eines Unterwasser-Glasfaserkabelnetzes ausgehoben, dann aber im Zuge der Entwicklung des Mobilfunks in den 2000er Jahren vernachlässigt. Er wurde von TMONET, einem Unternehmen für mobile Zahlungslösungen, in eine AMIEX-Ausstellungshalle (Art & Music Immersive Experience) umgebaut und als Bunker des Lichts der Öffentlichkeit präsentiert.

AMIEX ist eine Medienkunst-Technologie, die Projektionsmapping mit einer immersiven Sound-Installation kombiniert, um Ausstellungsbilder zu projizieren. Mehr als 100 Videoprojektoren projizieren Bilder auf Wände, Decken und Böden, während aus Dutzenden von Lautsprechern majestätische Musik dringt, die den Besuchern ein Immersionserlebnis bietet. Die Eröffnungsausstellung widmete sich den Werken Gustav Klimts. Dank der räumlichen Gegebenheiten des komplett licht- und schalldichten unterirdischen Bunkers konnten sich die Besucher noch intensiver auf Bilder und Töne konzentrieren.

Im Mai 2022 renovierte TMONET zudem das große unterirdische Theater im Hotel Grand Walkerhill Seoul und eröffnete es als eine weitere immersive Ausstellungshalle unter dem Namen „Theater des Lichts (Théâtre des Lumières)“. Der Schwerpunkt lag diesmal auf der effektiven Nutzung der über 20 Meter hohen Raumhöhe. Die Betonung der Vertikalität steht in deutlichem Kontrast zur Hervorhebung der Horizontalität im 3.000 Quadratmeter umfassenden Bunker des Lichts.

Blue Room, gezeigt von Juni 2021 bis Februar 2022 im speziell auf Medienkunstausstellungen ausgerichteten GROUNDSEESAW Myeongdong. Für das vom Medienkunst-Studio HABITANT produzierte Werk kamen verträumte, mysteriöse Blau- und kräftige Rottöne zum Einsatz.
© MEDIA&ART

Wormhole, eins der Lieblingsexponate der Ausstellungsbesucher in den Jeju- und Yeosu- Zweigstellen des ARTE MUSEUM, bietet das immersive Erlebnis des Reisens durch den Weltraum an.
© d’strict

Lokale Attraktionen
Der Erfolg des Bunkers des Lichts führte zur Eröffnung einer weiteren Dauerausstellungshalle für immersive Kunst auf der Insel Jeju-do. Das ARTE MUSEUM, das im September 2020 von d’strict, einem Unternehmen für digitale Mediengestaltung, eingerichtet wurde, besitzt einen ganz eigenen Charme. Der aus einer Lautsprecherfabrik umgebaute Raum mit einer Grundfläche von rund 4.600 Quadratmetern und einer maximalen Raumhöhe von zehn Metern ist bisher der größte seiner Art in Korea. Elf Medienkunstausstellungen zum Thema „Inseln“ werden in den einzelnen Räumen präsentiert.

Im August 2021 eröffnete d’strict im Internationalen Pavillon des Expo-Parks in der Stadt Yeosu, Provinz Jeollanam-do, seine zweite ständige Ausstellungshalle zum Thema „Meer“, gefolgt von einer dritten Ausstellungshalle im Dezember 2021 in der Nähe des Gyeongpo-Sees in Gangneung, Provinz Gangwon-do. In der letzteren werden Ausstellungen veranstaltet, die die topografischen Besonderheiten der Provinz Gangwon-do, die im Herzen der Gebirgskette Baekdu-daegan liegt, und der Stadt Gangneung widerspiegeln. Während im Bunker des Lichts die schönen Künste und Künstler im Mittelpunkt stehen, befasst sich das ARTE MUSEUM mit dem Thema Natur, das für alle leicht verständlich und zugänglich ist.

Neben der Projection-Mapping-Technologie wird für die Ausstellungen im ARTE MUSEUM auch die Motion-Tracking-Technologie eingesetzt, mit der sich die Exponate entsprechend den über intelligente Sensoren verfolgten Bewegungen der Besucher verändern, sowie eine Technologie für eine möglichst realistische Wiedergabe, die die Bilder mit sensorischen Effekten (Wind, Duft und Licht) verknüpft, um den Besuchern ein synästhetisches Erlebnis zu vermitteln. Resultat ist ein fantastisches Erlebnis, bei dem die Grenzen zwischen Realität und Virtualität verschwimmen. Das wiederum ist der Grund, warum sich diese Ausstellungshallen zu Hotspots in der jeweiligen Region entwickeln.

Eine kinetische Medienkunstausstellung, die Breezing Ember und Mysterious Fire, zwei charakteristische Werke des interaktiven Medienkunststudios SILO Lab, kombiniert. Laternen flackern zur Musik und in die Wände eingelassene, weißglühende Birnen reagieren auf die Bewegungen der Besucher. Nach ihrem Debüt im Jahr 2019 ist die Ausstellung durch Korea getourt.
© SILO Lab

HYBE INSIGHT im Seouler Stadtviertel Yongsan ist ein Mehrzweck-Komplex, der von HYBE, einem Plattform-Unternehmen für Unterhaltung und Lifestyle, betrieben wird. Dieser Hightech-Raum ist speziell für Ausstellungen, die Kunst und Technologie kombinieren, ausgestattet. Die Abbildung zeigt eine gigantische Trophäen-Wand mit den Preisen, die HYBEs KünstlerInnen gewonnen haben, sowie Videos.
© HYBE

Expansion in Seoul
Im Dezember 2009 hinterließ d’strict mit einem in Zusammenarbeit mit der Abteilung für Informations- und Kulturtechnologie der Seoul National University an den Außenwänden des Kulturzentrums der Universiät durchgeführten Projection-Mapping-Projekt einen starken Eindruck. Bei dieser Kollaboration von Industrie und Hochschule kam die Projection-Mapping-Technologie zum ersten Mal in Korea zum Einsatz. Um wirkungsvoll die Botschaft zu vermitteln, dass der infolge der globalen Erwärmung steigende Meeresspiegel zur Überflutung ganzer Städte führen könnte, wurden die Außenwände des Gebäudes in 3D gescannt, um dann mithilfe von Beam-Projektoren Videos darauf zu projizieren.

Das Projekt, das den Namen „d’strict“ im öffentlichen Bewusstsein verankerte, war die 3D-Installation einer riesigen Meereswelle, die 2020 auf der LED-Werbetafel des SMTOWN Coex Artium im Seouler Viertel Samseong-dong gezeigt wurde. Diese Medienfassade mit dem Namen „Öffentliche Medienkunst WAVE“ bot den Passanten ein eindringliches visuelles Erlebnis. Das Projekt war ein Beispiel dafür, wie das Kunstmuseum mittels Technologien auf die Straße expandiert. Aufbauend auf dieser Erfahrung gründete d’strict die Medienkünstlergruppe a’strict und veranstaltete von August bis September 2020 in der Kukje Gallery im Seouler Stadtviertel Sogyeok-dong ihre erste Ausstellung: Strand unterm Sternenhimmel (Starry Beach). Mit dieser großformatigen Multimedia-Installation demonstrierte a’strict der Öffentlichkeit ihre Präsenz als Kunstschaffende, die im Auge zu behalten wert sind.

Mittlerweile hat auch das Unternehmen MEDIA & ART, das die oben genannte Ausstellung Van Gogh: Eine Aufzeichnung von zehn Jahren produzierte, eine Reihe Mehrzweck-Kulturräume unter dem Namen „GROUNDSEESAW“ eröffnet und betreibt seit April 2021 die Myeongdong-Zweigstelle in Seoul als auf Medienkunst spezialisierten Ausstellungsraum. Unerwähnt bleiben darf auch nicht das von KUNST1, einer Agentur für Kunst-Contents, betriebene MUSEUM1. Das in Busans Centum City gelegene Kunstmuseum – ursprünglich ein 2019 von KUNST1 gegründetes, auf Medien spezialisiertes Museum für zeitgenössische Kunst – wurde im März 2022 unter neuem Namen wiedereröffnet. Auf einer sich über zwei Ebenen erstreckenden Fläche von rund 2.300 Quadratmetern wurden an die 80 Mio. LEDs in Böden, Decken und Wänden angebracht, um die Besucher in ein surreales Erlebnis zu entführen.

Jüngst ziehen auch die Arbeiten koreanischer Künstler, die sich mit immersiver Medienkunst beschäftigen, große Aufmerksamkeit auf sich. Sie stellen ihre Werke oft in Cafés, Pop-up- und Flagship-Stores aus, um die Kunstmuseen im wahrsten Sinne des Wortes auf öffentliche Räume zu erweitern.

Eine von vielen beliebten Fotozonen ist „Moon“, eine Medienkunst-Vorführung, die derzeit im ARTE MUSEUM in Jeju und Yeosu zu sehen ist. Das vier Meter hohe Kaninchenmodell, das sich im Spiegel endlos „multipliziert“, bietet eine neuartige visuelle Abwechslung.
© d’strict



Heo Dae-chanChefredakteur, Kanal für Medienkunst und -kultur AliceOn

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