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2022 AUTUMN

Kunstmuseen: Häuser, in denen Künstler auf ewig leben

Kunstmuseen, die den Namen eines Künstlers tragen, werden in der Regel von Kommunalverwaltungen oder Kulturstiftungen errichtet, um das Erbe des Künstlers zu ehren. Museen, die sich Künstlern widmen, die einen deutlichen Fußabdruck in der koreanischen Kunstgeschichte hinterlassen haben, bewahren deren Errungenschaften und schaffen ein Gesamtbild des jeweiligen Künstlers.

Der Haupteingang des Whanki Museums am Fuße des Berges Bugak-san in Seoul. Der untere Teil des sanft geschwungenen Hauptgebäudes besteht aus Stein, während das halbrunde Dach mit verbleiten Kupferplatten gedeckt ist. Das Museum wurde1992 zum Gedenken an Kim Whanki und sein Werk sowie zur Unterstützung zeitgenössischer Künstler eröffnet und 1994 mit dem Kim Swoo-geun Architekturpreis ausgezeichnet
© Whanki Foundation·Whanki Museum

Kunstmuseen werden generell in zwei Fällen nach einer Person benannt: Erstens, wenn die Person ein Mäzen und Sammler war wie z. B. im Falle des The Solomon R. Guggenheim Museum oder des Whitney Museum of American Art. Diese Museen sind insofern interessant, als dass sie Einblick in die Sammelphilosophie ihrer Mäzene und die kunstgeschichtlichen Tendenzen der Sammlung geben. Zweitens gibt es Museen wie das Van Gogh Museum, das Musée Picasso oder das Musée Matisse, die ein facettenreiches Verständnis von Leben und Werk der namengebenden Künstler ermöglichen.

In Korea entstanden in den letzten zehn Jahren deutlich mehr Kunstmuseen, die den Namen eines Künstlers tragen. Sie werden v. a. im Heimatort des Künstlers errichtet oder in Regionen, denen sie sich besonders verbunden fühlten. Das Jongno Pak No-soo Art Museum im Seouler Bezirk Jongno-gu und das Choi Man Lin Museum im Bezirk Seongbuk-gu sind Beispiele für Kunstmuseen, die in den Wohnhäusern der Künstler, die dort ihr Leben lang gelebt haben, eingerichtet wurden und sich zu beliebten Sehenswürdigkeiten entwickelten. Pak No-soo (1927-2013), der koreanische Malerei studierte, schuf Werke in klarem Zen-Stil, Choi Man Lin (1935-2020) gilt als einer der Pioniere der abstrakten koreanischen Bildhauerei.

Daneben gibt es in Seoul Museen wie das Kim Chong Yung Museum in Pyeongchang-dong, das die in der Kunstbranche relativ marginalisierten Bildhauer unterstützt, oder das Kimsechoong Museum in Hyochang-dong mit seinem besonders klassischen Flair. Während Kim Chong Yung (1915-1982) als Pionier der abstrakten koreanischen Bildhauerei auf Basis seiner Einsicht in Natur und Mensch eine Vitalität ausstrahlende, pure Kunst anstrebte, vertiefte sich Kim Sechoong (1928-1986) hauptsächlich in religiöse Themen. Museen dieser Art bieten generell eine Vielzahl von Sonderausstellungen und Bildungsprogrammen an, die Leben und Kunstwelt der Künstler würdigen und den Besuchern ermöglichen, ein tieferes Verständnis der Künstler zu erlangen.




Kim Whanki entwickelte einen distinktiven Stil, der westlichen Modernismus mit einem die koreanische Gefühlswelt zum Ausdruck bringenden Lyrizismus verbindet.
© Whanki Foundation·Whanki Museum

Whanki Museum: Zwei Menschen, ein Herz
Kim Whanki (1913-1974) gilt unbestritten als herausragendster Maler Koreas. Und das nicht nur, weil im November 2019 Universe 05-IV-71 #200 (1971), eines seiner repräsentativsten Werke, durch das Auktionshaus Christie’s in Hongkong für 88 Mio. Hongkong-Dollar (ca. 11,2 Mio. USD), einen absoluten Rekordpreis für einen koreanischen Künstler, versteigert wurde, sondern auch weil er schon sehr früh während seines Auslandsstudiums in Japan die Techniken der westlichen Malerei erlernte und es ihm gelang, mit traditionellen koreanischen Motiven wie Mond, Berge, Meer, Weißporzellan, Kranichen und Pflaumenblüten auf stilvolle Weise die koreatypische Gefühlswelt auszudrücken.

Obwohl Kim Whanki in Korea vor einer vielversprechenden Zukunft stand, ließ er Ruhm und Stabilität hinter sich und zog 1963 nach New York. Dort kam er mit dem amerikanischen abstrakten Expressionismus in Berührung und schuf abstrakte Kunst originär koreanischen Stils, der ein subtiler Lyrizismus innewohnte. Damit bewies er sich als Künstler, der über sein altes Selbst hinausgewachsen war – ein Grund, warum er bis heute so verehrt wird. In seinen Werken, die aus tausenden von die ganze Leinwand füllenden Punkten bestehen, ist unter all diesen auslaufenden oder überlappenden Punkten kein einziger, der sich identisch wiederholt.

Die Ausstellungshalle mit Kim Whankis Punktgemälden aus den 1970er Jahren.
© Whanki Foundation·Whanki Museum

Das Whanki Museum liegt im Seouler Viertel Buam-dong mitten in einem Geflecht sich die Hügel hinaufschlängelnder Gassen. Im Hintergrund erstrecken sich die Berge Bukhan-san, sodass das Museum selbst wie ein Gemälde wirkt. Nachdem Kim Whanki 1974 verschied, spendete seine Frau, die Schriftstellerin Kim Hyang-an (1916-2004), viele seiner Arbeiten, was 1992 die Eröffnung des Museums ermöglichte. Das Whanki Museum besitzt die größte Sammlung von Kims flächendeckend gepunkteten Werken, die Millionen von Dollar wert sind.

Kim Hyang-ans „bürgerlicher“ Name war Byeon Dong-rim. Sie gehörte zu den sogenanten „Neuen Frauen“ der Moderne und war mit dem Dichter, Novellisten und Pionier der modernen koreanischen Literatur Yi Sang (1910-1937) verheiratet. Nur wenige Monate nach der Eheschließung verwitwete sie, als Yi Sang seinem Lungenleiden erlag. Sieben Jahre später stellte ihr ein Bekannter Kim Whanki vor, einen hoch aufgeschossenen Witwer mit drei Kindern. Byeon Dong-rim verließ ihr Elternhaus, heiratete trotz des heftigen Widerstands ihrer Eltern Kim, und nahm Hyang-an, den Beinamen Kim Whankis, als Vornamen an. Sie spürte, dass ihr Mann ein neues künstlerisches Umfeld brauchte, und schlug vor, nach Paris zu ziehen. Sie selbst flog vor, besorgte eine Künstlerwerkstatt und ließ Kim ein Jahr später nachkommen. Nachdem ihr Mann in New York verschieden war, gründetet sie die Whanki Stiftung und eröffnete das Kunstmuseum in Buam-dong, das nicht weit entfernt von der Stadtmitte liegt, aber von viel Natur umgeben ist. Wie sie versprochen hatte, verbrachte sie ihre restlichen Jahre damit, den Namen ihres Mannes nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.

Besonderheit des Hauptgebäudes des Whanki Museums ist sein Dach in Form von zwei nebeneinander gesetzten Tonnengewölben, die an zwei eng nebeneinander stehende Menschen erinnern. In Kims späteren Werken wie Duet 22-IV-74 #331 (1974) finden sich abstrakte Darstellungen von zwei nebeneinanderstehenden Menschen, dargestellt durch Punkte und Linien. Selbst die beiden großen Kiefern im Innenhof des Museums erinnern an den Künstler und seine Frau.



 

Chang Ucchin Museum of Art in Yangju: Sehnsucht nach Familie
Der Maler Chang Ucchin (1917-1990), der Natur und Familie auf unschuldig reine Art und Weise darstellt, richtete sich 1963 im Dorf Deokso, Kreis Yangju-gun, Provinz Gyeonggi-do ein Atelier ein, wo er nicht weit entfernt von seiner in Seoul lebenden Familie die Schönheit der Natur genießen konnte. Während seines zwölfjährigen Aufenthalts in Deokso war Chang als Künstler sehr aktiv: Er veranstaltete seine erste Soloausstellung und nahm an Gruppenausstellungen teil. Es war für ihn also eine Zeit des Experimentierens und Angehens von Herausforderungen.

Aufgrund seiner Verbindung zu Yangju in dieser Zeit eröffnete die Stadt 2014 das städtische Kunstmuseum Chang Ucchin Museum of Art. Die von den Hinterbliebenen gespendeten 260 Werke legten den Grundstock für das Museum. Esstisch (1963) und Tierfamilie (1964), die Wandgemälde im Deokso-Atelier, die vor dem Abreißen der Werkstatt in das Museum gebracht wurden, kann man nun als Teil der permanenten Sammlung jederzeit bewundern. Das schlichte, weiße Design des Museumsgebäudes ähnelt den Werken von Chang Ucchin, der oft gesagt hatte: „Ich bin ein einfacher Mensch.“ Songhee Chae und Laurent Pereira vom Architektenbüro Chae Pereira Architects, die das Museumsgebäude entwarfen, nahmen Changs Hojakdo (Tiger und Elster, 1984) als inspirierendes Motiv.

Chang Ucchin bevorzugte kleinformatige Gemälde. A Family Portrait (1972), das repräsentativste unter den Spendenobjekten der Museumssammlung, hat die Größe der Handfläche eines Erwachsenen. Das kleine Haus in dem Werk füllt die ganze Leinwand. Es bleibt gerade noch Platz für die vierköpfige Familie aus dem Künstler-Vater mit Schnurrbart, der Mutter im weißen Kleid und den beiden Kindern, die ihre Hände ordentlich vor dem Bauch verschränken. Scheinbar betrachtet die Familie den Sonnenuntergang, da der Hintergrund in Rot gehalten ist. Die beiden Bäume, die das Haus flankieren, wirken wie Wächter der Familie.

Vor dem Museum fließt klares Bergwasser. In der heißen Sommerzeit besuchen viele Familien das Museum und nutzen die Gelegenheit, um im Wasser zu spielen, im Frühling und Herbst genießen sie die schönen Frühlingsblüten bzw. das bunte Herbstlaub. Chang Ucchin, der die geschäftige Stadt nicht mochte, hätte das mitten der sich im Reigen der Jahreszeiten verändernden Landschaft liegende Museum sicherlich gefallen. Es scheint seinen künstlerischen Stil zu verkörpern, der von kühnen surrealen Kompositionen und Harmonie zwischen Natur, Tieren und Menschen geprägt ist.

Das Chang Ucchin Kunstmuseum in der Stadt Yangju wurde 2014 eröffnet, um einen von Koreas prominentesten zeitgenössischen Künstlern zu ehren. Im Oktober desselben Jahres wurde es von der BBC als eins der acht besten neuen Museen gelistet.
© Chang Ucchin Museum of Art, Yangju City

Child. 1980. Öl auf Leinwand. 33.4 × 19.2 cm.
Eins von Changs Gemälden aus den frühen bis mittleren 1980er Jahren, als der Künstler in Suanbo lebte. Seine Arbeiten aus dieser Schaffensperiode erinnern an Landschaftsmalereien.
© CHANG UCCHIN FOUNDATION

A Family Portrait. 1972. Öl auf Leinwand. 7.5 × 14.8 cm.
Ein Gemälde aus Changs späteren Jahren in Deokso, das die für seine Arbeiten charakteristische symmetrische Komposition aufweist.
© CHANG UCCHIN FOUNDATION

Chang wählte Themen aus dem Alltagsleben wie Häuser, Bäume, Kinder und Vögel und brachte deren fundamentale Natur in kühn-simplem Stil zum Ausdruck.
© Kang Woon-gu

 

Park Soo-keun, der auf der Leinwand gerne gewöhnliche Menschen darstellte, schuf mit simplifizierten Linien auf groben, granitartig wirkenden Oberflächen eine volkstümliche Ästhetik.
© Moon Sun-ho

Park Soo Keun Museum: Gleichbleibende Heimat
Der von den Koreanern geliebte Maler Park Soo-keun (1914-1965) ist in Yanggu-gun, Provinz Gangwon-do geboren. Als er mit zwölf in einer Illustrierte Das Angelusläuten von Jean-François Millet sah, schwor er sich, Maler zu werden. Extrem arm wie er war, musste er sich das Malen selbst beibringen, ein Auslandsstudium kam nicht in Frage. Die Natur war sein Lehrer, seine Sinne seine Berater.

Nach dem Koreakrieg arbeitete er als Porträtmaler in den sogenannten PX-Shops (post exchange) des US-Militärs. Die repräsentative koreanische Schriftstellerin Pak Wanso (1931-2011), die die verschiedenen Seiten der koreanischen Gesellschaft wie die Schwachstellen des Kapitalismus und das anachronistische Familiensystem tiefgreifend porträtierte, hatte damals auch in einem PX-Laden gearbeitet und schrieb bekannterweise stark inspiriert von Park Soo-keun, den sie dort kennenlernte, ihren Debütroman Der nackte Baum.

Park Soo-keun malte mit Vorliebe völlig kahle Bäume. Die nackten Bäume sind Wesen, die Triebe und Blütenknospen in sich verbergend auf den Frühling warten. Parks einfache, Einsamkeit ausstrahlenden Werke flüstern dem Betrachter Hoffen und Warten zu. Die besondere Textur, die sich durch mehrmaliges Streichen und Trocknen der Farben ergibt, erinnert an ein in Fels gemeißeltes Buddha-Relief. Die Personen in seinen Arbeiten, dargestellt in einfachen Linien und mit undeutlichen Gesichtszügen, sind schwer zu identifizieren, sie werden dafür zu universalen, ihr Zeitalter repräsentierenden Figuren. Die Mütter in seinen Werken können als eigene Mutter und zugleich als jedermanns Mutter interpretiert werden. Die vereinfacht dargestellten Figuren wirken erhaben wie solche in mittelalterlichen Sakralmalereien.

Das Park Soo Keun Museum im Kreis Yanggu-gun wurde 2002 auf dem Gelände des Geburtshauses des Malers in Jeongnim-ri, Yanggu-eup errichtet. Architekt Lee Jong-ho entwarf das Kunstmuseum so, dass es wie die Werke des Künstlers gleichsam wie in die Erde eingraviert wirkt. Das still von der Natur umarmte Museum vermittelt ein Gefühl unendlicher Gemütlichkeit. Derzeit umfasst die Sammlung über 235 Exponate, die von Hinterbliebenen und Unterstützern gespendet oder Jahr für Jahr erworben wurden. Auch Lee Kun-hee (1942-2020), der einstige Chef des Samsung-Konzerns, der ein bekannter Sammler war, hatte eine Vorliebe für Parks Werke. 2003 holte er bei einer Versteigerung von Christie’s in New York das Werk Freizeit (1959), das in Privatbesitz eines ausländischen Sammlers gewesen war, nach Korea zurück. 2021 spendete die Samsung-Familie das Werk zusammen mit vier Ölgemälden und vierzehn Zeichnungen von Park dem Museum. Parks warme, erdige Gemälde, durchdrungen von den Gefühlen der Heimat, sind somit endlich nach Hause zurückgekehrt.

Der Park Soo-keun Pavillon auf dem Gelände des Park Soo Keun Museums im Kreis Yanggu. Der 2014 anlässlich des 100. Geburtstags des Künstlers errichtete Bau beherbergt von Mäzenen gespendete Werke.
© Park Soo Keun Museum im Kreis Yanggu

 

Das Park Soo Keun Museum im Landkreis Yanggu wurde 2002 am Geburtsort des Künstlers errichtet. Die ungleichmäßig geformten, aufeinander geschichteten Granitbrocken erinnern an die grobe Textur von Parks Gemälden. Das Museum startete mit einer nur kleinen Sammlung, da Parks Arbeiten zu hohen Preisen gehandelt wurden, konnte sie aber dank Spenden und weiterer Käufe auf mittlerweile 235 Exponate erweitert werden.
© Korea Tourism Organization

Freizeit. 1950er Jahre. Öl auf Leinwand. 33 × 53 cm.
Park reichte das Gemälde für die 1959 abgehaltene 8. Nationale Kunstausstellung der Republik Korea ein. Lee Kun-hee, der verstorbene Chef des Samsung-konzerns, erwarb es 2003 auf einer Auktion von Christie’s New York. 2021 spendete seine Familie es dem Museum.
© Park Soo Keun Research Institute

 

Baum und zwei Frauen. 1956. Öl auf Kartonpapier. 27 × 19.5 cm.
Dieses Gemälde, eins von Parks berühmtesten Werken, zeigt einen kahlen Baum, der symbolisch für das koreanische Volk steht, das nach dem Krieg nie die Hoffnung verlor. Das Motiv soll Pak Wanso zu Der nackte Baum (1970), ihrem ersten Roman, inspiriert haben.
© Park Soo Keun Research Institute

Das Kim Tschang-Yeul Art Museum: Zurück zu den Wurzeln

Das Kim Tschang-Yeul Kunstmuseum auf der Insel Jeju-do wurde 2016 in Erinnerung an Errungenschaften und Geist des Künstlers eingerichtet. Das Museum, dessen Design-Motiv Kims Wassertropfen-Gemälden entlehnt ist, veranstaltet Sonderausstellungen zu diversen Themen sowie Bildungsprogramme für die Bewohner der Insel.
© Kim Tschang-Yeul Art Museum·Jeju

Das erste Wassertropfenwerk des als „Wassertropfen-Maler“ berühmten Kim Tschang-yeul (1929-2021) ist im Kim Tschang-Yeul Art Museum in Hallim-eup, Provinz Jeju-do, zu sehen. Kim wurde 1929 in Maengsan, Provinz Pyeongannam-do im heutigen Nordkorea geboren. Er war schon als Kind so aufgeweckt, dass er schon sehr jung von seinem Großvater den Tausend-Zeichen-Klassiker lernte, und konnte auch sehr gut zeichnen. Mit 17 wurde er als
Kims Werke aus den 1960er Jahren wirken dunkel und klebrig. Sie werden der Informellen Kunst zugeordnet, die den Existentialismus der Nachkriegszeit nur durch formlose Leidenschaft ausdrückt. Die Farbmassen, die Klumpen im Herzen ähneln, verwandeln sich allmählich in eine klebrige, aus einem Loch sickernde Flüssigkeit. Sie wirken wie blutige Tränen, stumm vergossen von denen, die aufgrund der Wunden des Krieges lautlos weinten. Kim Tschang-yeul, der nacheinander zu verschiedenen Ausstellungen in Übersee eingeladen wurde, zog zuerst nach New York, 1969 ließ er sich schließlich in Paris nieder. Er lebte damals in dürftigen Verhältnissen. Seine Werkstatt war ein alter Pferdestall und da er sich keine Materialien leisten konnte, verwendete er Leinwände wieder, indem er sie mit Wasser bespritzte und die Farben beseitigte. Eines Morgens sah er einen Wassertropfen im Licht glitzern und hatte einen Eureka-Moment.

Kims auf Hanfleinen gemalte Wassertropfen wirken so echt, als müssten sie die Leinwand hinuntergleiten, wenn man am Bild rüttelt. In Wirklichkeit handelt es sich um eine optische Täuschung, hervorgerufen durch das Zusammenspiel der Farben Weiß und Gelb, von nicht bemalten Stellen und dunklen Schatten. Die glitzernden Wassertropfen, die zwischen der Spannkraft, die die Tropfen kugelig halten will, und der Schwerkraft, die sie runterfallen lassen will, existieren, sind eine so paradoxe Existenz wie ein „voller leerer“ Raum. Leicht, aber doch nicht einfach, haben diese Gemälde sowohl Kritiker- als auch Publikumslob erhalten.

Das Museumsgebäude hat die Form des chinesischem Schriftzeichens „回“ (hoe: zurückkehren), bei dem sich ein kleines Viereck innerhalb eines größeren befindet. Mit sechzig Jahren begann Kim mit seiner Recurrence-Serie, für die er Wassertropfen über oder neben Zeichen aus dem Tausend-Zeichen-Klassiker malte. Damit wollte er zu dem Moment seines ersten Pinselstriches fürs Lernen der Tausend Zeichen, d. h. zu seinem Ursprung zurückkehren und dieses Augenblicks gedenken. Bei der Eröffnung des Museums im September 2016 sagte Kim Tschang-yeul: „Ich bin in Maengsan geboren und habe es, ohne von Tigern gefressen zu werden, bis hierher nach Jeju geschafft. Ich wünsche mir, den Rest meiner Tage hier zu verbringen, ich meine, falls ich nicht von einem Haifisch erwischt werde.“ Gemäß seinem letzten Willen wurde er unter einem Baum neben dem Museum beigesetzt und ruht jetzt in seiner zweiten Heimat statt in seiner eigentlichen Heimat im Norden, die man nicht besuchen kann. Der Maler lebt weiter durch seine Werke und das Museum, das seinen Namen trägt.

 

Kim nahm an der Bewegung der Informellen Kunst der 1960er Jahre teil. In seinen frühen Jahren fokussierte er sich auf Abstraktion, um das Leiden unter den Narben des Krieges auszudrücken. Nachdem er 1972 sein erstes Wassertropfen-Werk auf einer Ausstellung in Paris ausgestellt hatte, erforschte er die Form der Tropfen weiter, wobei er unterschiedliche Materialien wie Zeitungen, Hanf, Sand und Holzbretter verwendete.
© Kim Tschang-Yeul Art Museum·Jeju

Recurrence. Acryl auf Hanffaser. 195 × 300 cm. Mitte der 1980er Jahre begann Kim mit seiner Recurrence–Serie, die Wassertropfen über den Zeichen aus dem Tausend Zeichen Klassiker zeigt. Sie stehen für östliche Philosophie und Spiritualität.
© Kim Simon

Cho Sang-inJournalistin, The Seoul Economic Daily

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