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2023 SPRING

Träume in Gold


Die Gassen des Seouler Viertels Gahoe-dong, wo sich ein Hanok an das andere schmiegt, sind das Zuhause traditioneller Werkstätten. Eine mit dem Namen „KumBakYeon“ (Fest des Blattgoldes) wird vom Träger des Titels „Nationales Immaterielles Kulturerbe Nr. 119“, Kim Gi-ho, betrieben. Als Blattgoldmeister der 5. Generation ist er einzigartig in Korea.

Meister Kim Gi-ho trägt Blattgold auf den Rand eines Hanbok-Rocks auf und zieht abschließend die überschüssige Goldfolie ab. Das auf dem ersten Blick einfach erscheinende Verfahren der Blattgoldverzierung erfordert viel Fingerspitzengefühl und Konzentration.



Meister Kim Gi-hos Werkstatt ist mit einem kleinem Museum vergleichbar, das die alte und moderne Blattgoldkunst umfasst. Hofgewänder, Stoffhaarschleifen, kronenartige Jokduri-Schmuckkappen und Glücksbeutel zeugen von der Pracht traditioneller Kleidung, während Krawatten, Schmuckschatullen sowie Broschen die Moderne repräsentieren.

„Von alters her steht das Gold für die höchste Autorität, weil es in der Farbe unverändert bleibt und in der Kostbarkeit kaum zu überbieten ist. Selbst innerhalb der Königsfamilie des Joseon-Reiches (1392 – 1910) durfte nicht jeder ein Kleidungsstück mit Blattgold tragen.“

Er deutet auf einen Grünen Zeremonienmantel für Frauen (Nokwonsam), eine Reproduktion des Stücks, das Prinzessin Deokon, die dritte Tochter König Hyojongs (reg. 1800-1834), bei ihrer Hochzeit trug. Das Blattgold sollte den königlichen Gewändern mehr Würde und Glanz verleihen und je nach Status kamen unterschiedliche Motive wie Drachen, Phönixe und Blumen zum Einsatz. Doch zur späten Joseon-Zeit lockerte sich diese Beschränkung und auch die einfachen Bürger durften bei den besonderen Feiern im Leben, wie z. B. zur Hochzeit, zum 60. Geburtstag und bei der ersten Geburtstagsfeier vergoldete Kleidung tragen.


Technik und Kreativität

Meister Kim zeichnet den Entwurf auf die Holzplatte und schnitzt ihn dann aus. Er verwendet über fünf Jahre getrocknetes Holz vom Koreanischen Birnenbaum, das sich trotz seiner Härte besonders gut zum Schnitzen eignet.



Beim Blattgold wird eine Goldmasse zu einer dünnen Folie gehämmert. In der Joseon-Zeit wurden die Handwerksmeister, die Blattgold herstellten, Geumbakjang genannt, und diejenigen, die Blattgold-Verzierungen formten, Dodaikjang oder Bugeumjang. Heute, wo Blattgold von Maschinen hergestellt wird, ist diese Unterscheidung verlorengegangen. Da man daher Blattgold und Blattgold-Verzierung synonym verwendet, werden heutzutage Leute Geumbakjang genannt, die Blattgold-Verzierungen auf Textilien anfertigen.

Die Goldverzierung scheint auf dem ersten Blick sehr einfach zu sein. Ein Holzbrett mit Schnitzmuster wird mit Leim versehen, auf einen Stoff gedrückt und auf die Klebestelle Blattgold aufgetragen. Allerdings bedürfen alle Arbeitsschritte viel Konzentration und Geduld. Zunächst muss das Holz fünf Jahre trocknen, um Verformungen zu vermeiden. Meister Kim verwendet hartes Holz vom Koreanischen Birnenbaum, das sich gut schnitzen lässt. Zusammen mit Sojabohnenöl wird es zwei Minuten in kochendes Wasser getaucht und dann an einem schattigen, gut belüfteten Ort getrocknet. Dieser Prozess wiederholt sich mehrmals, damit sich die Platten nicht verziehen und lange benutzbar sind. Die Glättung der Oberfläche erfolgt mit Hobel und Sandpapier.

Jetzt kommt die Muster-Gravur an die Reihe. Zunächst wird der Entwurf auf die Holzplatte aufgezeichnet und dann ausgeschnitzt. Der Trick besteht darin, schräg zu schneiden, damit sich der Leim nach dem Auftragen leicht aus den Ritzen entfernen lässt. Zum Anbringen des Blattgoldes wird Fischleim verwendet. Dieser Fischleim, der durch langes Kochen der getrockneten Schwimmblase des Umberfisches (Miichthys miiuy) gewonnen wird, fand früher auf Grund seiner hohen Bindekraft bei Gewändern, Kunsthandwerken und auch feinen Speisen für den Königshof Verwendung. Beim Auftragen des Leims kommt es auf die angemessene, gleichmäßige Auftragsdicke an. Wird zu viel aufgetragen, bleibt zu viel Blattgold kleben und das Muster verformt sich, wird zu wenig aufgetragen, haftet das Blattgold nicht richtig und das Muster wird nicht geprägt.

Die Platte mit dem Leim wird wie ein Stempel fest auf den gewünschten Stoff gedrückt. Anschließend wird das Blattgold auf die Klebestelle gelegt und mit trockenen Fingern leicht angedrückt. Hier kommt es auf Schnelligkeit und Präzision an. Sobald der Klebstoff getrocknet ist, wird die überschüssige Goldfolie abgezogen und das Muster zurechtgerückt. Blattvergoldung ist eine Technikfrage, das Entwerfen und harmonische Abstimmen von Mustern ein kreativer Prozess.

„China und Japan betont die Links-Rechts-Symmetrie. Richtige Proportionen und Gleichgewicht werden als ästhetisch empfunden. Koreaner finden aber Asymmetrie natürlich und schön. Dieser Unterschied ist für mich mit dem zwischen dem Digitalen und dem Analogen vergleichbar.“

Kim Gi-ho widmet viel Zeit der Gestaltung von Mustern. Er muss im Voraus planen, welche Zeichnungen an welcher Stelle platziert werden und wie er mit leeren Flächen umgehen soll.

„Muster ändern sich je nach Zeit und Umstand. Ich denke, sie sollten sich stetig weiterentwickeln. Selbst die gleichen Muster wirken je nach Art der Darstellung und Zusammensetzung unterschiedlich.“

Spitzentechnologie aus der Vergangenheit
Meister Kim ist Handwerker in 5. Generation. Der Familienbetrieb geht auf den Ururgroßvater zurück, der am Hofe König Cheoljongs (reg. 1849 – 1863) für Kleidungsstoffe verantwortlich war. Damals führten Lieferschwierigkeiten von Blattgold aus China dazu, dass er begann, es selbst herzustellen. Seine Blattvergoldungstechnik wurde bis zu seinem Großvater weitergegeben, existiert heute aber nur noch in mündlicher Überlieferung.

„Mein Großvater arbeitete wie seine Vorfahren ebenfalls im Königspalast. Er soll sogar die Gewänder der letzten Kronprinzessin des Großkoreanischen Kaiserreichs (1897 – 1910) Yi Bang-ja, und Prinzessin Deokhye, der einzigen Tochter Kaiser Gojongs (reg. 1863 – 1907) mit Blattgold verziert haben.“

1973 – Meister Kim war fünf Jahre alt – wurde die Blattgoldkunst zum Immateriellen Kulturerbe erklärt und sein Großvater zum ersten Meister ernannt. Doch wenige Monate später verschied sein Großvater nach langer Krankheit und mit ihm wurde die Kategorie der Blattgoldkunst abgeschafft.

„Damals erlernte mein Vater das Handwerk nur nebenbei. Nach dem Tod meines Großvaters gab er seinen Beruf jedoch auf und konzentrierte sich auf die Blattvergoldung. Als auch seine Gesundheit nachließ, quittierte ich ebenfalls meinen Job und widmete mich der Kunst. Das scheint eine Familiensache zu sein.“

Sein Vater Kim Deok-hwan wurde 2006 erster Träger des wieder aufgenommenen Titels „Nationales Immaterielles Kulturerbe auf dem Gebiet Blattvergoldung“, 33 Jahre nach seiner Abschaffung. 2018, kurz vor dem Tod des Vaters, wurde auch Kim Gi-ho als Titelträger anerkannt. Er hatte zuvor vier Jahre als Ingenieur bei Samsung Electronics Roboter entwickelt. Die Hinwendung zum Kunsthandwerk bedeutete wohl keine kleine Veränderung.

„Das war eine Zeit, in der ich Skepsis über das Firmenleben fühlte, weshalb mir die Entscheidung nicht schwerfiel. Meine Arbeit bei der Firma konnte außerdem ersetzt werden, während der Familienbetrieb auf mich angewiesen war. Und ich glaubte an den Erfolg des Betriebs. Ich stellte auch fest, dass sich der Umgang mit mikrometerdickem Blattgold gar nicht so sehr von der Millimeterarbeit beim Roboterbau unterscheidet. Blattgold ist etwa 0,1 Mikrometer dick. Blattvergoldungskunst ist eine Art Hochtechnologie, die für den Entwicklungsstand der Vergangenheit spricht.“

Sein erster Arbeitsakt war die Erstellung einer Webseite. 1997 war dies eine Entscheidung mit Weitsicht. Er erwog sogar den Online-Handel, der auch das Ausland berücksichtigen sollte, aber dann brach die Finanzkrise in Asien aus.

„Drei Monate kaum Einnahmen. Zum Glück gingen Bestellungen langjähriger Kunden für Verwandtschaft im Ausland ein. Neben den Auftragsarbeiten stelle ich heute auch Kulturprodukte unter der eigenen Werkstattmarke her.“



Die Meisterfamilie

Neben ihrer ästhetischen Funktion haben die Blattgoldmuster auch eine symbolische Bedeutung. Zu den häufig verwendeten Glückssymbolen gehören die Schriftzeichen für Langlebigkeit (壽) und glückliches Leben (福) sowie Granatäpfel für Fruchtbarkeit und Pfingstrosen für Reichtum.

Bei einem heimhandwerklichen Betrieb wird fast zwangsläufig aus der Familie eine Technik-Gemeinschaft, denn die Arbeit lässt sich nur schwer allein bewältigen.

„Ohne weitere „Meister“ wie meine Mutter und Großmutter hätte der Betrieb nicht bestehen können. Auch meine Frau beschreitet gemeinsam mit mir unablässig diesen Weg.“

Seine gleichaltrige Frau Park Soo-young wurde 2009 zur „Approbierten Nachfolgerin“ designiert und auch sein Sohn, der Animation studierte, hilft mit. 2022 kürte die gemeinnützige Stiftung YÉOL, die koreanische Handwerksmeister und junge Kunsthandwerker unterstützt, Park zur „Meisterin des Jahres“ und ihre Arbeiten fanden auch bei einer Ausstellung von YÉOL und Chanel großen Anklang.

„Die Harmonie zwischen der traditionellen Schönheit und dem Sinn für das Moderne lässt das Interesse an Blattvergoldung steigen. Blattgold ist wie ein Traum. Mit ihm lassen sich die Wünsche nach Ruhm, Reichtum und Liebe darstellen.“

Und auch der Meister selbst arbeitet noch an der Erfüllung eines Traumes – den Bau eines eigenen Museums.

Lee Gi-sookfreiberufliche Schriftstellerin
Fotos Lee Min-hee

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