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2022 AUTUMN

Die Rolle der Kunstmuseen neu definieren

Die Kunstmuseen in Korea sehen sich mit verschiedenen Veränderungen konfrontiert, u. a. mit der steigenden Zahl der Kunstliebhaber, der durch die Corona-Pandemie beschleunigten Digitalisierung und Umbrüchen auf dem Kunstmarkt. Dementsprechend werden Identität und Rolle der Kunstmuseen neu überdacht. Ki Hey-kyung, Direktorin des Busan Museum of Art, vermittelt einen Einblick in die Rekonzeptualisierung der Kunstmuseen.

부산시립미술관 기혜경 관장

Ki Hey-kyung, die lange Zeit Kuratorin in Koreas führenden Kunstgalerien war, ist jetzt Direktorin des Busan Museum of Art. Sie sorgt dafür, dass die Ausstellungen dem Zweck eines Kunstmuseums gerecht werden und gleichzeitig die Zeitläufte widerspiegeln.



2019 präsentierte das Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus neue „Mittel- und langfristige Pläne zur Förderung von Museen und Kunstmuseen“. Zielvorgabe war, Museen und Kunstmuseen für die BürgerInnen im Alltag besser zugänglich zu machen und damit ihr Leben zu bereichern. Der Schwerpunkt lag dabei auf der quantitativen und qualitativen Erweiterung: Vor allem wurde eine Erhöhung der landesweiten Zahl der Museen und Kunstmuseen von 1.124 im Jahr 2018 auf 1.310 im Jahr 2023 vorgesehen. Im Rahmen dieser Politik wurde in den einzelnen Regionen eine Reihe von öffentlichen Kunstmuseen eingerichtet, parallel dazu stieg die Zahl der jungen Besucher an. Jetzt stehen die Kunstmuseen an einem neuen Wendepunkt. Die Neueröffnungen führten in allen Regionen zu Rekordbesucherzahlen, darunter v. a. junge Besucher.

Wir trafen uns mit Direktorin Ki Hey-kyung, die seit 2019 das Busan Museum of Art (BMA) leitet, und befragten sie zu allgemeinen Trends in Kunstkreisen, u. a. auch zu Veränderungen, die die öffentlichen Kunstmuseen derzeit durchmachen. Ki Hey-kyung organisierte zahlreiche Ausstellungen, darunter für das National Museum of Modern and Contemporary Art (MMCA) und das Buk-Seoul Museum of Art (Buk-SeMA).

Was sind die neuesten Trends in der heimischen Kunstmuseenszene?
Früher neigten die Museen dazu, die Besucher einseitig unter dem Motto „Das ist eine wichtige Ausstellung, die Sie unbedingt sehen müssen!“ führen zu wollen. Jetzt ist es an der Zeit, interaktive Kommunikation zu fördern, damit die Besucher Ausstellungen aus eigenem Antrieb entdecken und erleben können. Das Busan Museum of Art veranstaltet derzeit eine Ausstellung zum Thema Freizeit Ich gehe ins Kunstmuseum, um ○○ zu machen (On my way to the Museum), die mehr als 100 Erlebnisprogramme beinhaltet. Die Besucher können z. B. in einem Raum meditieren, in dem die Arbeiten des Malers und Bildhauers Lee Ufan (geb. 1936) ausgestellt sind, oder vor einem Werk des Malers Kim Chong-hak (geb. 1937) Yoga machen. Da unsere Welt vor interessanten, sehenswerten Dingen überquillt, müssen sich auch Kunstmuseen angepasst an Geschmack und Disposition ihrer Besucher verändern.

Hat sich die Haltung der Kunstmuseen geändert?
Ja. Sie haben begonnen, den Besuchern die Gelegenheit zu geben, sich die Exponate nach freiem Belieben anzusehen und sich daran zu erfreuen. Früher konnten SchülerInnen auf Exkursion die Werke oft nicht richtig genießen, weil sie sich an den festgelegten Besichtigungsrundgang halten mussten. Heute herrscht eine Atmosphäre, in der sie die Exponate frei auf sich wirken lassen und auf der Suche nach Ruhe und Entspannung vor einem Werk, das sie besonders anspricht, völlig entspannt in Gedanken versinken können oder eine Matte ausrollen und Yoga machen dürfen.

Welche Rolle spielen soziale Medien?
Einer der Faktoren, die das Verhalten der Kunstmuseenbesucher veränderte, sind soziale Netzwerkdienste wie Instagram. Unter jungen Leuten ist es üblich, „Beweisfotos“ von den Orten ihrer Besuche wie z. B. Kunstmuseen auf den sozialen Medien hochzuladen. Daher müssen auch die Kuratoren darüber nachdenken, wo im Ausstellungsraum sie Fotospots anbieten könnten, die wirklich gute Bilder garantieren. Eingeführt wurde dieses neue Konzept zuerst vom Daelim Contemporary Art Museum.

Die Retrospektive Christian Boltanski: 4.4 des Busan Museum of Art ist ein Beispiel für den viralen Effekt sozialer Medien. Diese dritte Ausstellung aus der Reihe Lee Ufan and His Friends fand von Oktober 2021 bis März 2022 statt. Während der Vorbereitungen verstarb der französische Konzeptkünstler Christian Boltanski, was die Versicherungsprämien für die Werke verfünfzigfachte, sodass uns keine Werbemittel mehr zur Verfügung standen. Trotzdem sorgten einige Werke als beliebte Fotospots für Furore, als sich die Nachricht über den Ausstellungsbesuch von RM, dem Leader der Boygroup BTS, verbreitete.

Was war ausschlaggebend für den Wunsch nach Veränderung?
Noch bis Anfang der Nullerjahre befanden sich die Kunstmuseen an der Spitze des Ökosystems der Kunst. Schon ein einziger Satz im Lebenslauf eines Künstlers, aus dem hervorging dass eins seiner Werke in einem renommierten Kunstmuseum im Rahmen einer Soloausstellung präsentiert worden war, konnte den Marktwert seiner Arbeiten enorm nach oben treiben. Damals waren Kunstmuseen eine Art Authorisierungsbehörde. Als ich dann aber 2015 die Art Basel in Hong Kong besuchte, bekam ich einen Einblick in die dortige Kunstmarktszene und begann, den Markt mit anderen Augen zu betrachten.

Bis dahin waren Galerien für mich lediglich Verkaufsorte für Kunstwerke. Nachdem ich jedoch gesehen hatte, wie internationale Galerien auf der Messe Art Basel mit jungen Künstlern Verträge schlossen und ihre Entwicklung unterstützten, begann ich mich zu fragen, ob sich der Markt nicht auch ohne die Vermittlerrolle der Kunstmuseen entwickeln könnte.

Die in diesem Jahr im Busan Museum of Art präsentierte Ausstellung Korean Contemporary Artist Focus IV – Lee Hyungko beleuchtete Lees Erforschung des menschlichen Körpers in der ihm eigenen bildnerischen Weise.
Mit freundlicher Genehmigung des Busan Museum of Art

Worin besteht dann die Rolle der Kunstmuseen?
Die Kunstmuseen sind in ihrer Existenz bedroht, wenn sie sich jetzt nicht verändern. Es ist unerlässlich, dass sie ihre Systeme überholen und verbessern. Der Kunstmarkt unterliegt einem sehr schnellen Zyklus und genau deshalb kommt meiner Meinung nach Kunstmuseen eine entscheidende Rolle zu. Der von der Logik des Kapitals beherrschte Markt wartet nicht, bis aus jungen Menschen reife Sammler mit reichlich Erfahrung geworden sind, sondern strebt nur danach, hier und jetzt zu verkaufen. Doch ein Künstler entwickelt sich nicht aus sich selbst heraus, er braucht ein System als Rückhalt, und diese Rolle sollten die im Ökosystem etablierten Kunstmuseen übernehmen.

In diesem Zusammenhang veranstaltet das Busan Museum of Art regelmäßig Einladungsausstellungen, um herausragende Werke zeitgenössischer Künstler ausfindig zu machen. Ausgestellt werden hauptsächlich Arbeiten von Künstlern in ihren späten Vierzigern bis mittleren Fünfzigern, weil es für diese Altersgruppe relativ wenige Gelegenheiten gibt, auf sich aufmerksam zu machen. Junge Künstler können vergleichsweise leicht Fördergelder erhalten und haben mehr Chancen, sich zu präsentieren, und etablierte Veteranen verfügen über feste Absatzkanäle. Die Rolle der Kunstmuseen besteht darin, einen Einblick in die Schaffenswelt von auf dem Kunstmarkt übersehenen Künstlern zu bieten.

Das Interesse der Öffentlichkeit am Kunstmarkt scheint zu wachsen.
Die Spende von Kunstwerken aus der Privatsammlung von Lee Kun-hee, des verstorbenen Vorstandsvorsitzenden der Samsung Group, dürfte das Interesse der Öffentlichkeit geweckt haben. Die Stimmung auf dem Kunstmarkt ändert sich alle zehn Jahre. Gerade zu dem Zeitpunkt, in dem sich die Marktsituation verbesserte, wirkten die von Lee gespendeten Werke wie ein Katalysator. Junge Besucher sollen jetzt schon vor der Öffnung der Galerien Schlange stehen.

Auch 2007, als der Kunstmarkt boomte, gab es ein ähnliches Phänomen. Die führenden koreanischen Kunstgalerien besuchten die Abschlussausstellungen der Kunsthochschulen, verkauften ausgewählte Werke der frischgebackenen Künstler oder gaben sie direkt an Auktionshäuser weiter. Doch die Werke von Künstlern, die damals so beliebt waren, dass die Zahl der Interessenten auf der Warteliste bis auf 200 anstieg, werden heute zu etwa einem Zehntel des Preises verkauft. Der koreanische Kunstmarkt hat es nämlich versäumt, den Wert der Werke zu schützen. Jüngst drängen internationale Galerien auf den koreanischen Markt. Das ist einerseits erfreulich, andererseits mache ich mir Sorgen, dass Korea zu einem reinen Absatzmarkt werden könnte. Der Kunstmarkt kommt jetzt zwar wieder in Schwung, aber wir müssen im Hinterkopf behalten, dass der Markt stets fluktuiert.

Welche Auswirkungen hatte COVID-19?
Ironischerweise wirkte die Corona-Pandemie als Katalysator für den digitalen Wandel. Als ich zur Direktorin des Busan Museum of Art ernannt wurde, habe ich mir zum Ziel gesetzt, die rund 70.000 Stücke umfassende Sammlung und die Ressourcen des Museums zu digitalisieren und eine Datenbank aufzubauen. Da im Zuge der Ausbreitung der Pandemie auch Museumsbesuche Einschränkungen unterlagen, trat der Bedarf an digitalen Ressourcen auf ganz natürliche Weise in den Vordergrund. Im Gegensatz zu anderen Bereichen schritt der digitale Wandel in den Kunstmuseen in der Regel relativ langsam voran, aber das Busan Museum of Art schloss bereits 2021 den Aufbau eines digitalen Systems zur Sammlungsverwaltung ab und verknüpfte es Anfang 2022 mit seiner Website. Seit 2021 wird die Sammlung auch in 3D fotografiert, digitalisiert und in einer Datenbank erfasst. Wir arbeiten daran, digitalisierte Materialien in der „Digitalen Lernzone (Digital Learning Zone)“ zur Verfügung zu stellen, sobald die Renovierung des Museums 2024 abgeschlossen ist.

c++swingby no.1. Lee Han-su. 2007. Digitaldruck auf Papier. 147 × 127 cm.
Die Ausstellung erforscht nicht nur die Bedeutung von Freizeit, sondern bietet auch verschiedene Programme an, die darauf ausgerichtet sind, Kunstgalerien in Räume zum Teilen verschiedener Erfahrungen zu verwandeln.
Mit freundlicher Genehmigung des Busan Museum of Art

Wie sehen die Renovierungspläne aus?
Der Schwerpunkt liegt auf der veränderten Rolle der Kunstmuseen. Waren Kunstmuseen früher Orte zur Pflege und Ausstellung ihrer Sammlungen, so müssen sie heute zu Einrichtungen zur Schaffung neuer Werte werden. Sie müssen als Plattformen für die Entwicklung neuer Paradigmen und Diskurse fungieren können. Aus dem gleichen Grund befinden sich seit 2010 zahlreiche ausländische Kunstmuseen in der Renovierung. Das Museum of Modern Art (MoMA) in New York investierte 2019 rund 450 Mio. USD in die Sanierung und in den Ausbau des 2005 errichteten Gebäudes, um seinen Service zu verbessern. Das zeigt, dass sich die Erwartungen der Besucher an Kunstmuseen geändert haben.

Was ist am wichtigsten für ein Kunstmuseum?
In einem belebten Stadtviertel voller junger Menschen absorbieren die knallbunten Videos auf Großbildschirmen die Aufmerksamkeit der Passanten. Wir leben nicht mehr in einer Welt, in der nur Künstler Images kreieren. Je mehr Kapital investiert wird, desto spektakulärere Bilder werden angeboten. Die meisten Kunstmuseen dürften sich daher den Kopf darüber zerbrechen, welche Contents sie präsentieren sollten. Veränderung und Innovation sind notwendig, aber angesichts der knappen Mittel bemühen sie sich intensiv darum, die für sie passenden Strategien zu entwickeln.

PR-Marketing ist wichtiger denn je, doch die Grundlage des Marketings sind gute Contents. Und diese Grundlage ist derzeit das A und O für ein Kunstmuseum. Es geht also darum, Inhalte anzubieten, die die Besucher sehen und erleben möchten.




Kim MinJournalistin, Kulturabteilung der Tageszeitung Joong Ang Ilbo
Fotos Heo Dong-wuk

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