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2022 AUTUMN

Kunstmuseen als Spielplätze

Junge Erwachsene strömen in Kunstgalerien und Museen, um ihr Bedürfnis nach besonderen Erlebnissen zu stillen. Sie teilen Selfies ihrer Kunsterlebnisse über soziale Medien und suchen sich einen persönlichen Raum zur Entspannung. In manchen Fällen ist der Museumsshop ihr Ziel. Darauf reagieren Kunstmuseen mit trendigen Ausstellungen und einzigartigen Merchandise-Artikeln.

Red Room: Love is in the Air, zu sehen in der Galerie GROUNDSEESAW Seochon, beschäftigt sich mit Liebe, Dating und Sex. Diese ab 19 freigegebene Ausstellung erfreute sich besonderer Beliebtheit, da sie die Neugier junger Erwachsener erregte. Die Abbildung zeigt den Raum mit Werken des Illustrators Minzo King.
© MEDIA&ART



Laut Ergebnissen einer vom Nationalen Statistikamt veröffentlichten Erhebung besuchten 2021 19,3 % der Befragten im Laufe des Jahres Kunstmuseen – ein Rückgang von nur 0,3 % gegenüber 2019. Im Vergleich zu Konzerten, Theater und Musicals, bei denen ein signifikanter Abwärtstrend zu beobachten war, blieben Kunstausstellungen von der Corona-Pandemie vergleichsweise verschont. Allerdings gab es einen ausgeprägten Generationsunterschied in der Art der Besuche: Während Personen ab 40 meist Online-Ausstellungen per Smartphone oder Computer besuchten, bevorzugten Jüngere einen Besuch vor Ort.

Junge Menschen in ihren 20ern und 30ern, die in Korea gemeinhin als Generation MZ (Millennials und Gen Z) bezeichnet werden, suchen unentwegt nach besonderen Erlebnissen und gehen neuen Interessen nach. Für sie sind Kunstmuseen Orte zum Fotografieren, Shoppen und Entspannen, kurz gesagt: Spielplätze – ein deutlicher Gegensatz zu ihrer Elterngeneration, für die ein Museumbesuch seriösen Charakter hat.


Attraktive Fotospots
Seit kurzem verbessern immer mehr Kunstmuseen ihre Zugänglichkeit durch interessante und gleichzeitig sinnvolle Projekte. Im Mittelpunkt dieses Wandels steht das Daelim Contemporary Art Museum. Die Daerim Cultural Foundation verlegte das 1996 in der Stadt Daejeon eröffnete Hanlim Museum of Art 2002 in ein Wohngebiet im Seouler Viertel Tongeui-dong und eröffnete es unter neuem Namen. Der Palast Gyeongbok-gung liegt in Laufnähe und die gemütlichen, traditionellen Hanok-Häuser, die sich in den Gassen des Viertels dicht an dicht aneinanderreihen, sorgen für altmodischen Charme. Auch der sich im Hintergrund erhebende Berg Inwang-san ist wunderschön anzusehen.

2010 veranstaltete das Museum die Ausstellung Inside Paul Smith, auf der die Kunstsammlung des britischen Modedesigners Paul Smith vorgestellt wurde. Die Ausstellung sorgte für Furore, weil sie Mode ins Museum brachte. Von größerer Bedeutung ist jedoch, dass es die erste Ausstellung war, bei der sog. „Beweisfotos“ in einem Kunstmuseen geschossen wurden. Davor waren Besuchern Fotoaufnahmen in Ausstellungsräumen strengstens untersagt. Danach war oft zu sehen, wie MZler geschäftig Beweisfotos schossen, um sie auf den Sozialen Medien hochzuladen.

Ein weiterer Grund dafür, dass das Museum junge Menschen ansprechen konnte, waren die Ausstellungsinhalte. Das Daelim Contemporary Art Museum definierte 2012 seine Identität neu. Als Reaktion auf die vage Vorstellung, dass Kunst schwierig ist, präsentierte es den neuen Slogan „Wo Alltag zur Kunst wird“. Sonderausstellungen, die den Industriedesigner Dieter Rams, den Modedesigner Karl Lagerfeld und den Möbeldesigner Finn Juhl beleuchteten, reichten mehr als aus, um junge Menschen auf die Präsenz des Museums aufmerksam zu machen.

Unter den von der Daelim Kulturstiftung betriebenen Museen wird das D Museum weitaus am häufigsten auf sozialen Medien gepostet. Anlässlich des 20. Jahrestags der Gründung der Daelim Kulturstiftung lud das 2015 in Hannam-dong eingerichtete Museum für seine Eröffnungsausstellung Spatial Illumination - 9 Lights in 9 Rooms internationale Lichtkünstler ein. Die Ausstellung kam bei der jüngeren Generation, die sensibel auf neue Erlebnisse reagiert, gut an und machte auf den sozialen Medien von sich reden. Das Museum gab damals bekannt, dass überwältigende 68 % aller Besucher in ihren 20ern waren.



Originelle Ausstellungsprojekte
Das D Museum wurde jüngst an einen neuen Standort in der Nähe des Seoul Forest in Seongsu-dong verlegt, der bequemer mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Die Eröffnungsausstellung Auf Jeden Fall, Liebe: Romantic Days, die bis Ende Oktober 2022 läuft, unterstreicht deutlich das Ziel des Museums. Die vielfältigen Momente und Emotionen einer Romanze werden durch Werke verschiedener Genres vermittelt. Ins Auge springt, dass die besten Szenen aus sieben repräsentativen Romantik-Manhwa (koreanische Cartoons und Comichefte) als Motive für das Narrativ der Ausstellung genommen wurden.

Nach dem Vorbild des Daelim Contemporary Art Museums organisieren immer mehr Kunstmuseen Ausstellungen zu Themen, die für junge Menschen leicht verständlich und nachvollziehbar sind. Das 2012 in Buam-dong eröffnete Seoul Museum zeigte in seiner Anfangsphase vor allem private Ausstellungen zeitgenössischer Künstler oder präsentierte Werke aus der eigenen Sammlung. Nach und nach veranstaltete es dann auch Ausstellungen, die die Generation MZ ansprechen konnten, darunter Anfang 2016 Die Temperatur der Liebe. Diese nach der Bedeutung der Liebe fragende Ausstellung war ursprünglich für drei Monate geplant, wurde dann aber aufgrund der großen Resonanz verlängert. Während der fünfmonatigen Laufzeit lockte sie 90.000 Besucher an und wurde für ihren originären Versuch, Kunstwerke mit Popmusik zu verbinden, gelobt. Wie ein Filmhit mit Fortsetzung zog die Ausstellung Ende 2021 mit leicht veränderter Struktur und Form erneut zahlreiche Besucher an.

Café Society, die Sonderausstellung 2017, nahm das Café als Ort des Treffens und Ausruhens zum Thema und zog dank des Café-ähnlichen Ausstellungsraums große Aufmerksamkeit auf sich. Infolge dieser Versuche etablierte sich das Seoul Museum als eine Must-See Attraktion. Hinter dem Museum liegt die Villa Seokpajeong des Prinzregenten Lee Ha-eung (1821-1898), des Vaters von Joseon-König Gojong (reg. 1863-1907). Auch die Villa mit einer herrlichen, inmitten von Seoul selten zu findenden Landschaft steht den Museumsbesuchern offen, was die Anziehungskraft des Museums weiter erhöht.

Für den 2018 von der Ausstellungsfirma Glint in Hoehyeon-dong in der Seouler Innenstadt eröffneten Kulturkomplex Piknic wurde ein in den 1970er Jahren errichtetes Gebäude eines Pharmaunternehmens umgebaut. Die Eröffnungsausstellung Ryuichi Sakamoto: LIFE, LIFE, die anlässlich des 40. Jubiläums des Debüts des japanischen Komponisten und Pianisten Ryuichi Sakamoto veranstaltet wurde, die Retrospektive des Industriedesigners Jasper Morrison Jasper Morrison: THINGNESS und die Sonderausstellung Mindfulness erregten großes Aufsehen. Besonderer Beliebtheit erfreute sich die von April bis Oktober 2021 präsentierte Ausstellung GARDENING, die den Trend der sog. „Pflanzengefährten“ thematisierte, um den von der COVID-Pandemie erschöpften Menschen eine erfrischende Atempause zu bieten.

Auch die 2021 vom Museum of Contemporary Art Busan veranstaltete Sonderausstellung zu Umwelt und Ökologie The Time Travel Corporation Timewalker stieß auf große Resonanz. Um auf die aktuelle Situation der westlich von Busan gelegenen Insel Eulsuk-do aufmerksam zu machen, die früher eins der größten Zugvögel-Habitate in Korea war, heute aber unter der sich beschleunigenden Zerstörung des Ökosystems leidet, wurde die Ausstellung in Form eines intermedialen Kunstwerks gestaltet. Sie wurde mit einem bei der Generation 20plus beliebten Escape-Room-Spiel kombiniert, bei dem die Besucher kollaborieren müssen, um den Code des Schlosses herauszufinden und in den nächsten Ausstellungsraum weitergehen zu können.

Piknic, untergebracht im Gebäude eines ehemaligen Pharmaunternehmens, ist ein Raum der gemischten Kultur im Seouler Innenstadtviertel Hoehyeon-dong, der besonders bei jüngeren Leuten beliebt ist. Das Dach gilt allgemein als einer der besten Orte für Fotoaufnahmen, die man auf den sozialen Medien posten möchte.
© piknic

Im D Museum spiegelte die wiedereröffnete Sonderausstellung Romantic Days den Spaß der Mittzwanziger an Comics und Webtoons wider. Sie wurde dafür gelobt, Kunstgalerien als leichter zugänglich empfinden zu lassen.
© D MUSEUM, Roh Kyung



Räume für Shopping-Erlebnisse
Im November 2021 eröffnete das Koreanische Nationalmuseum die Ausstellungshalle „Raum der stillen Kontemplation“ für zwei Bodhisattva-Skulpturen, die Nationalschätze sind. Aus diesem Anlass konzipierte und verkaufte die Kulturstiftung des Koreanischen Nationalmuseums Statuetten der beiden vergoldeten Bronzestatuen. Diese von der jüngeren Generation als „Reliktfiguren“ bezeichneten Miniaturen erfreuten sich dermaßen großer Beliebtheit, dass sie schon bald ausverkauft waren. Auch der Raum der stillen Kontemplation profilierte sich damit als neue Attraktion.

Die veränderte Kunstmuseenlandschaft erfasst auch die Souvenirshops der einzelnen Museen. Es ist ein neues kulturelles Phänomen, dass die MZler Souvenirshops so locker besuchen wie Einkaufszentren oder Select-Shops. Früher wurden die Souvenirläden hauptsächlich zum Kauf von Ausstellungskatalogen und Postern aufgesucht. In jüngster Zeit veränderte sich ihr Status jedoch dergestalt, dass die Besucher die Ausstellung ganz auslassen und direkt den Souvenirladen besuchen. Der Leeum Store im Leeum Museum of Art, das im Oktober 2021 wiedereröffnet wurde, verkauft unter dem Konzept „Meine allererste Sammlung im Leben“ nicht die üblichen Bücher, Kataloge und Souvenirs, sondern stilvolle, mit viel künstlerischem Fingerspitzengefühl geschaffene Kunstobjekte. Darunter waren Afterimage of Beginning von Choi Byung-hoon und Knot Series des Designers Lee Kwang-ho als limitierte Miniaturmöbel-Edition erhältlich. Trotz des etwas hohen Preises fanden sie bei den jüngeren Besuchern guten Anklang, was dem Konsumverhalten der MZler geschuldet ist, die ohne zu zögern ihre Portemonnaies für etwas Ungewöhnliches oder Einzigartiges öffnen.

Die von der Kulturstiftung des Koreanischen Nationalmuseums angebotene Miniaturversion des Bodhisattva in nachdenklicher Haltung verkaufte sich bis hin zur letzten Skulptur. Junge Leute besuchen Museen oft nur zu dem Zweck, Produkte zu kaufen, was eine weitere neue Art des Kunstgenusses ist.
© National Museum Foundation of Korea



Aufkommen aufstrebender Sammler
Der heute bekannteste Influencer in Kunstkreisen ist RM, der Leader der Boygroup BTS. Auch wer kein Mitglied der BTS-Fangemeinde ARMY ist, kann erkennen, dass RM die Kunst zweifelsohne liebt, da er sogar Stücke seiner Privatsammlung an öffentliche Museen ausgeliehen hat. Postet er ein Museum auf seinem Instagram Account, schnellt die Zahl der Internetsuchen in Echtzeit in die Höhe. Daher heißt es sogar: „Kunstmuseen lassen sich unterteilen in solche, die RM besuchte, und solche, die er noch nicht besuchte“. Es gibt auch eine „RM-Galerie-Tour“, bei der man die von ihm besuchten Museen aufsucht und Beweisfotos schießt. Während manche dieses von einigen Influencern ausgelöste Phänomen für bedenklich halten, sind nicht wenige der Ansicht, dass die Vorstellung noch vergleichsweise unbekannter neuer Kunsträume und Künstler durch Influencer einen positiven Einfluss auf das Kunst-Ökosystem ausübt.

Das gesteigerte Interesse an Ausstellungen und Künstlern führt auf natürliche Weise zum Kauf von Kunstwerken. Junge MZler, die vom Aufschwung am Aktien-, Immobilien- und Kryptowährungsmarkt profitierten, steigen jetzt in den Kunstmarkt ein. Auch auf verschiedenen inländischen Kunstmessen sind die MZler häufiger vertreten. Laut dem vom Team für Ausstellungsgeschäft der Galleries Association of Korea veröffentlichten Kiaf SEOUL-Bericht 2021 mit 53,5 % über die Hälfte aller Besucher der Kunstmesse Kiaf SEOUL 2021 Erstbesucher. Und unter ihnen stellten die MZler mit 60,4 % die Mehrheit. Bei den Jüngeren kommt der Trend auf, Kunstwerke nicht mehr nur zu betrachten und zu genießen, sondern sie auch als Anlageobjekte zu nutzen.

Das Erscheinen junger, aufstrebender Sammler bringt Veränderungen auf dem Kunstmarkt mit sich. Einigen Beobachtern zufolge könnte es der gesunden Entwicklung des Marktes schaden, wenn Kunstwerke vorrangig als reine Investitionsobjekte betrachtet werden. Allerdings glauben auch viele, dass diese Generation, die ihre Vorlieben offen zum Ausdruck bringt und mehr Wert auf Kommunikation legt, einen positiven Einfluss auf die Grundlage des koreanischen Kunstmarktes und dessen Erweiterung haben wird. Die Museumsbesuche der Generation MZ begannen mit dem einfachen Zweck, Beweisfotos zu machen, aber jetzt verändert sich ihr Status hin zu ernstzunehmenden, potenziellen Kunstsammlern.



SF. SF. SF, Superfictions erste, im Oktober 2016 präsentierte Soloausstellung in Print Bakery in Hannam-dong, Seoul. Superfiction ist ein kreatives Designstudio, das sich an Markenkooperationen beteiligt, bei Print Bakery handelt es sich um eine von Seoul Auction gelaunchte Kunstplattform zur Popularisierung von Kunst.
Mit freundlicher Genehmigung von Superfiction



Bae Woo-riJournalistin, Monthly Art

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