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2021 WINTER

HANOK: RAUM ZUM VERWANDELN

Hanok: Ein Motiv der modernen Architektur

Hanok dienen modernen Architekten als eine Quelle der Inspiration. Viele Architekten versuchen, aus Flächenstruktur oder Form des Hanok Motive zu entnehmen und sie in die moderne Architektur zu integrieren, wodurch Bauten von einzigartiger Ästhetik entstehen. Es gibt auch Architekten, die die intrinsischen Merkmale des Hanok erfassen und kreative Experimente wagen.


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Das Gyeongnam Culture and Art Center in Jinju, designed von Kim Chung-up (1922-1988), einem modernen Architekten der ersten Generation, wurde inspiriert von den Entasis-Säulen und geschnörkelten Dachüberstandstützen traditioneller Holzbauten. Das 1988 fertiggestellte Center ist eine moderne Abstraktion der traditionellen koreanischen Architektur.
ⓒ Ahn Hong-beom

Es gibt einen Koreaner, der 1965 von der französischen Regierung mit dem Nationalen Verdienstorden Chevalier de l'ordre national du Mérite ausgezeichnet wurde: Kim Chungup (1922-1988), ein junger Architekt in seinen frühen Vierzigern. Im selben Jahr starb sein Lehrer Le Corbusier, der als „Vater der modernen Architektur“ gilt.

Kim Chung-up, der zu den koreanischen Architekten der ersten Generation gehört, die nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft 1945 die Architektur in Korea angeführt haben, ist der einzige Koreaner, der noch unter Le Corbusier persönlich lernte. Als er nach seiner Ausbildung (1952–1956) im Architekturbüro seines Lehrers in die Heimat zurückkehrte, lag Korea in den Trümmern des Bruderkriegs und er überlegte, wie man die moderne Architektur einführen könnte. Gleichzeitig interessierte er sich dafür, wie man die traditionelle Baukunst Koreas wiederbeleben könnte. Sein Entwurf für das Gebäude der französischen Botschaft in Korea (1960), eins seiner repräsentativsten Bauwerke, kann als erstes Ergebnis dieser Überlegungen genannt werden.

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Die Beton-Dachüber stände der auf diesem alten Foto zu sehenden Französischen Botschaft in Seoul imitieren die geschwungene Dachlinie eines traditionellen koreanischen Hauses. 1965, drei Jahre nach der Fertigstellung des Baus, wurde Kim Chung-up von der französischen Regierung mit dem Nationalen Verdienstorden Chevalier de l'ordre national du Mérite ausgezeichnet. Im Zuge der zwischendurch unternommenen Erweiterungs- und Renovierungsarbeiten haben die Dächer ihre ursprüngliche Form stark eingebüßt.
ⓒ Kim Chung Up Architecture Museum

DACH UND DACHÜBERHANG
Kim Chung-up beging dabei nicht den Fehler, ein Hanok nur in seiner äußeren Form nachzuahmen und aus Beton zu bauen, was bei den damals von der Regierung angekurbelten Projekten zur Wiederherstellung der Tradition oft der Fall war. Stattdessen belebte er die originäre räumliche Struktur und Ästhetik des Hanok wieder. Zu den Charakteristiken einer großen Hanok-Anlage gehört, dass sie aus verschiedenen Chae (Gebäude in einer Haus-Anlage) besteht: Sarangchae (Herrengebäude, Herrengemächer, Herrenf lügel), dem Gebäude des Hausherrn für Empfang von Besuchern und für Selbstkultivierung, Anchae (Inneres Gebäude, Hauptgemächer, Frauengemächer), dem Gebäude für Hausherrin und Familienleben, Haengnangchae, dem Gebäude für Bedienstete, und gegebenenfalls Byeolchae, dem etwas abseits untergebrachten Gebäude für besondere Zwecke. Die wichtigsten Gebäude waren Sarangchae und Anchae. Das Sarangchae besitzt öffentlichen Charakter, da das Familienoberhaupt hier seine Gäste empfängt, das Anchae beherbergt private, der Familie vorbehaltene Räumlichkeiten. Die französische Botschaft hatte diesem Prinzip folgend zwei nebeneinander gelegene separate Gebäude: ein öffentliches Bürogebäude und die Privatresidenz des Botschafters.

Darüber hinaus hat Kim auch die elegant nach oben geschwungenen Linien des Hanok-Dachüberhangs aufgenommen. Die Dächer aus Beton wurden unabhängig vom Gebäudekörper als eigenständige gestalterische Elemente konzipiert und spiegeln die Ästhetik eines traditionellen Daches wider. Allerdings unterscheiden sich die Dächer des Bürogebäudes und der Residenz voneinander. Während das geschwungene Dach des Bürogebäudes an entfaltete Flügel erinnert, strahlt das vergleichsweise flache Dach der Residenz ein Gefühl der Sicherheit aus. Dies reflektiert die Charakteristika einer traditionellen Hanok-Anlage, bei der das Innere Gebäude Anchae praktische Aspekte betont, während das Besuchern offen stehende Herrengebäude Sarangchae prachtvoller ausgestaltet war. Man konnte also schon allein an den Dachüberhängen erkennen, ob es sich um das Anchae bzw. das Sarangchae handelte. Genauso kann ein Botschaftsbesucher anhand der Dachlinienführung sofort zwischen Amtssitz und Residenz unterscheiden.

Die beiden Botschaftsgebäude wurden der Funktion der französischen Botschaft gemäß so gestaltet, dass ihre Körper moderne Funktionalität á la Le Corbusier und ihre symbolhaltigen, exponierten Dächer traditionell koreanische Schönheit aufweisen, was die Bauten zu herausragenden Werken der Architektur macht.

DACHÜBERSTANDSTÜTZEN UND SÄULEN
Das 1988 fertiggestellte Gyeongnam Culture & Art Center, mit dessen Entwurf Kim Chung-up 1981 nach einer öffentlichen Ausschreibung betraut wurde, ist ein weiteres Hanok-inspiriertes Werk des Architekten. Bei dem in Jinju, Provinz Gyeongsangnam-do, gelegenen Gebäude stechen die Säulen und die Dachüberstandstützen Gongpo besonders ins Auge. Die Gongpo, die Dach und Säulen verbinden, sind bei großen, traditionellen Holzbauten dank ihrer Profilierungen und dekorativen fünf Grundfarben Dancheong besonders prachtvoll. Auch das Dach des Centers mit seinen nach außen geschwungen Linien wird von Säulen mit Dachüberstandstützen getragen, die allerdings modern abstrahiert sind. Die Dachüberstandstützen weisen eine vereinfachte Profilierung auf, sodass sie von Weitem gesehen wie eine Frau mit einem Wasserkrug auf dem Kopf oder eine mit hoch erhobenen Händen jubelnde Figur aussehen.

An den unter dem Dach aneinander gereihten Säulen kann man den Stil der für traditionelle Holzgebäude typischen Heullim-Säulen (Entasis-Säulen) erkennen. Anders als bei zylindrischen Säulen unterscheiden sich die Durchmesser am oberen und unteren Ende. Während Baeheullim-Säulen im unteren Drittel dickbauchig sind, ist bei Minheullim-Säulen der untere Teil dicker als der obere. Heullim-Säulen kommen generell bei großen Bauten wie Palästen oder Tempeln zum Einsatz und wirken von Weitem gesehen viel stabiler als zylinderförmige Säulen mit einheitlichen Durchmessern. Bei der Entwicklung des Designs des Gyeongnam Culture & Art Center, das hauptsächlich für Aufführungen genutzt wird, ließ sich der Architekt von dem als Festhalle dienenden Gyeonghoeru-Pavillon des Palastes Gyeongbok-gung inspirieren. Bei den Holzsäulen des Obergeschosses des Gyeonghoeru-Pavillons handelt es sich um Minheullim-Säulen, die oben einen kleinen Durchmesser besitzen und sich nach unten verdicken.

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Dieses im Seouler Stadtteil Nonhyeon-dong gelegene, von Seung H-Sang entworfene Haus weist zwar eine Sichtbeton-Fassade auf, vermittelt aber auch das Gefühl eines traditionellen viereckigen Hanok-Grundplans, bei dem alle Innenräume zum im Zentrum gelegenen Hof hin ausgerichtet sind. Das als „Sujoldang“ bekannte Haus wurde 1992 gebaut.
ⓒ Kim Jae-kyeong

INNENHOF
Seung H-Sang ist ein Architekt, der in den Zeiten, als Korea nach Wachstum und Expansion strebte, „eine reduzierte Ästhetik“ verfolgte. Bar jeder auffälligen Dekors drückte er durch Sichtbeton schlichte Schönheit aus. Wie kann mit Beton die Eleganz eines Hanok eingefangen werden? Das war möglich, weil Seung die Essenz des Hanok nicht in seiner äußeren Gestalt, sondern in seinem Inneren fand. Das Sujoldang im Seouler Stadtteil Nonhyeon-dong ist ein gutes Beispiel dafür. Das Haus zog allein schon deswegen Aufmerksamkeit auf sich, weil der Bauherr Professor Yu Hong-june war, ein renommierter Kunsthistoriker und Verfasser des in den 1990er Jahren weit bekannten Bestsellers My Cultural Heritage Discoveries.

Ursprünglich gehörten zu einem Hanok ein vorderer und ein hinterer Hof. Da es jedoch in der Moderne im Zuge der Urbanisierung immer schwieriger wurde, entsprechend große Baugelände zu finden, entstanden in den 1920/30er Jahren im Seouler Viertel Bukchon städtische Hanok, die sogenannten ㅁ-förmigen Häuser. Diese Hanok aus den Zimmern Munganbang (Zimmer in der Nähe des Haustors), Sarangbang (Zimmer des Hausherrn), Geonneonbang (dem Anbang gegenüberliegendes Zimmer), Anbang (Inneres Zimmer) und zwischen Anbang und Goenneonbang liegende Daecheong (Große Holzdiele), die im Viereck angelegt den Innenhof umgeben, wurden so bezeichnet, weil sie aus der Vogelperspektive wie das koreanische Konsonantenzeichen ㅁ aussehen. Für Seung war bei dieser Struktur der Innenhof von besonderer Bedeutung.

Das Haus Sujoldang mit seiner Sichtbeton-Fassade wirkt von außen zwar nicht wie ein Hanok, von seiner Innenstruktur her ist es jedoch ein typisches Hanok. Rund um den Innenhof befinden sich im Erdgeschoss das Wohnzimmer und zwei Schlafzimmer und im ersten Stock drei Schlafzimmer, jeweils mit Blick auf den Innenhof. Darüber hinaus fallen die vergleichsweise langen Bewegungsstrecken auf. Diejenigen, die auf möglichst kurze Bewegungsstrecken und höchstmögliche Bequemlichkeit angewiesen sind, mögen das Konzept etwas skeptisch betrachten.

Wie gelangt man in einem ㅁ-förmigen Hanok vom Inneren Zimmer Anbang zum Herrenzimmer Sarangbang? Kommt man durch die Tür des Anbang aus dem Zimmer heraus, muss man die Große Diele Daecheong durchqueren und sich auf dem davor platzierten rechtkantigen Trittstein die Schuhe anziehen. Nach dem Überqueren des Innenhofes müssen die Schuhe vor dem Betreten des Herrenzimmers auf dem Trittstein vor dem Eingang wieder ausgezogen werden. In einem Hanok sind nicht nur die Bewegungsstrecken lang, sondern man muss sich die Schuhe immer wieder an- und ausziehen, weshalb es als räumlich größer empfunden wird. Eine Wohnung in einem Hochhaus, bei der hinter der Tür des Schlafzimmers gleich das Wohnzimmer liegt und weitere Zimmer sich direkt gegenüber oder nebeneinander befinden, könnte zwar praktisch sein, aber gerade wegen der kurzen Bewegungsstrecken wirkt sie auch kleinräumig und erstickend.

Außerdem fungiert bei einem Hanok der Hof als eine Art Pufferzone, die die Privatsphäre der einzelnen Mitglieder einer Großfamilie schützt. Da zwischen dem Inneren Zimmer und dem des Hausherrn die Große Diele Daecheong und der Innenhof liegen, ist es nicht weiter unbequem, wenn Schwiegervater und -tochter unter einem Dach leben. Das Sujoldang ist ein Haus, das diese Essenz des Hanok sehr gut eingefangen hat.

„Sujoldang“ bedeutet „Haus, das Unzulänglichkeiten hütet“. Im Dorf Yangdong befindet sich ein gleichnamiges historisches Haus, das in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen wurde.

Architektur wird oft als Gefäß des Lebens bezeichnet. Ist das Gefäß leer und sauber, kann es mit allem Möglichen befüllt werden.

 

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Mahk House, eine neue kulturelle Lokalität in Tongui-dong, Seoul, ist ein altes Hanok, bei dessen Renovierung Architekt Cho Byoung-soo darauf fokussierte, das Erweiterungspotential traditioneller koreanischer Häuser hervorzuheben. Vom Originalhaus erhalten sind die Dächer und Säulen, aber die Wände wurden eingerissen, um die Trennung von Innen und Außen aufzuheben.
ⓒ Ha Ji-kwon

ERWEITERBARKEIT
Das Mahk House, ein altes, in Tongui-dong im Seouler Stadtviertel Jongno-gu gelegenes, von Cho Byoung-soo erneuertes Hanok, verkörpert die unendlichen Umgestaltungsmöglichkeiten eines traditionellen Hanok. Bei Häusern im westlichen Stil werden die Räume nach Funktion und Zweck benannt wie z. B. Arbeits-, Schlaf-, Ess- und Ankleidezimmer. Demgegenüber sind bei einem traditionellen Hanok die Raumfunktionen nicht festgelegt, die Zimmer werden vielmehr flexibel genutzt: Breitete man Matratzen und Decken zum Schlafen aus, wurde ein Raum zum Schlafzimmer, stellte man zum Lernen einen Boden-Klapptisch auf, verwandelte sich der Raum in ein Arbeitszimmer, während er zum Esszimmer wurde, wenn die Familie sich zum Essen um den Tisch versammelte.

Außerdem waren das Zimmer Sarangbang im Herrengebäude normalerweise durch eine Schiebetür in zwei Teile geteilt, aber wenn viele Gäste kamen, wurde die Tür geöffnet und der große Raum als Ganzes genutzt. Bei besonderen Gelegenheiten wie bei einem Fest wurden sowohl das Innere Zimmer Anbang als auch die Große Diele Daecheong zwischen Anbang als auch Geonneonbang benutzt. Mit diesen Erweiterungsmöglichkeiten im Kopf entfernte Cho Byoung-soo fast alle Wände des über 100 Jahre alten Hauses und ließ nur das Dach und die Säulen zurück. An den Stellen, an denen es einst Schiebetüren gab, wurden dicke Vinylvorhänge und Trennwände aus verstärktem Kunststoff angebracht. Rollt man die Vorhänge auf, muss man sich sogar fragen, ob man sich jetzt innerhalb oder außerhalb des Gebäudes befindet. Das Mahk House, ein einstiges Wohnhaus, dient heute als komplexer Kulturraum, der als Ausstellungshalle und Café genutzt wird. Es ist zu einem Ort geworden, an dem Konzerte und andere Aufführungen stattfinden können. Dieser Wandel war möglich, weil die Funktion der Räume von Anfang an nicht festgelegt war.

Architektur wird oft als Gefäß des Lebens bezeichnet. Ist es leer und sauber, kann es mit allem Möglichen gefüllt werden. Gießt man Wasser hinein, wird daraus ein Wasserbecher, füllt man es mit Alkohol, erhält man einen Alkoholbecher. Das Mahk House, ein Haus wie ein Allzweckgefäß, verdeutlicht das. Das Besondere an diesem Haus ist, dass es sich um ein recyceltes altes Haus handelt. Bei einer Hochhauswohnung fungieren die Betonwände als Säulen (Wandsäulenstruktur). Daher können nur Bad oder Küche renoviert und Tapeten und Bodenbeläge ausgetauscht werden, während eine Veränderung des Grundrisses und der Raumaufteilung durch z. B. Einreißen der Wände nicht möglich ist. Da ein Hanok jedoch mit Zapf- und Steckverbindungen gebaut wird und die Säulen als Strukturelemente fungieren, ist eine uneingeschränkte Umgestaltung der Räumlichkeiten möglich, solange man die die Säulen unberührt lässt.

Heutzutage werden jahrzehntealte Häuser nicht wegen Einsturzgefahr abgerissen und durch neue ersetzt, sondern weil sie im Laufe der Zeit zu unbequem und ungemütlich geworden sind. Dabei kommt es jedoch nicht nur zu einer enormen Ressourcenverschwendung, sondern auch zu einem großen Bauabfall-Aufkommen. In einer Zeit, wo die Wiederverwendung von Ressourcen weltweit ein aktuelles Thema ist, gewinnt das Mahk House von Cho Byoung-soo eine besondere Bedeutung.

 

Seo Yoon-young Architektur-Kolumnistin

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