Spielzeuge machen Kindern nicht nur Spaß, sie fördern auch ihre emotionale und körperliche Entwicklung. Schnell angeschafft, landen diese aber auch rasch im Müll, wenn beim Sprössling das Interesse schwindet. In Zeiten von Umweltverschmutzung und Klimakrise ist daher eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema Plastikspielzeug von Nöten: vom Kauf über Reparatur bis hin zur Verwendung von Gebraucht-Spielzeugen.
Die Elefantenwerkstatt fertigt tierförmige Junk Art aus Spielzeugteilen, um auf die Gefahren von Mikroplastik aufmerksam zu machen. Dieses Kunstwerk trägt den Titel „Der Lachsschwarm.“
© Elephant Factory
Eltern möchten am liebsten sämtliche Wünsche ihrer Kinder erfüllen. Doch angesichts von Umweltverschmutzung und Klimakrise ist auch das Umweltbewusstsein gefragt. Es gilt, jeden unserer Lebensbereiche auf Auswirkungen auf die Umwelt zu überprüfen. Spielzeuge bilden hier keine Ausnahme.
Spielzeuge als Abfallprodukte
Spielzeuge werden in der Regel aus Kunststoff hergestellt. Eine allmähliche Tendenz hin zu weniger umweltbelastenden Materialien ist zwar auszumachen, problematisch sind jedoch Mischformen mit Eisen, Gummi u. a., die am Ende als Restmüll eingestuft werden. Komplett aus Kunststoff bestehendes Spielzeug kann teilweise eingeschmolzen und wiederverwertet werden, eines mit Schrauben oder Stromkabeln landet hingegen direkt auf der Deponie oder in der Verbrennungsanlage.
Die meisten werden also nicht recycelt, sondern entsorgt. Das wirkt sich nicht nur negativ auf den Rohstoffkreislauf aus, die bei der Entsorgung anfallenden Schadstoffe stellen auch ein großes Problem für die Natur dar. Oberstes Ziel muss also die Reduzierung von Müll sein, was mit einer möglichst langen Nutzungszeit der Spielzeuge einhergeht. Die „Elefantenwerkstatt“, ein Unternehmen aus Ulsan, widmet sich dieser Aufgabe.
Die Anfänge
Spenden an die Elefantenwerkstatt werden zuerst sortiert; Reparierbare Spielzeuge gehen an benachteiligte Kinder, während die irreparablen demontiert und für Ersatzteile recycelt werden.
© Elephant Factory
Heutzutage sind Spielwaren Wegwerfprodukte: Das Interesse der Kinder an ihnen verliert sich schnell oder sie gehen kaputt und nach einer kurzen Dauer der Vernachlässigung findet sich bei all dem Überangebot bald ein Ersatz für sie. Sicherlich sollte man Kindern Spielzeuge, an denen sie bereits die Lust verloren haben, nicht aufzwingen, aber schöner wäre es doch, kaputte Ware wieder verwenden zu können. Problem ist nur, dass ein Reparaturservice nicht leicht zu finden ist. Dies ist die Erfahrung des ehemaligen Spielzeugverleihbetreibers Lee Chae-jin, dem heutigen CEO der Elefantenwerkstatt.
Nachdem Lee bemerkt hatte, wie leicht viele der Spielzeuge kaputt gehen und einfach weggeworfen werden, wandte er sich an die Hersteller und Vertriebsfirmen, um Reparaturmöglichkeiten herauszufinden. Doch lediglich 5 % von mehr als 600 Produzenten boten einen Reparaturservice an. Kein Wunder, dass Spielzeug zu einem bloßen Verbrauchsartikel verkommen war. Mit diesem Problem vor Augen, scharte er eine Gruppe begabter Tüftler um sich und begann, Kindertagesstätten aufzusuchen, um defekte Spielzeuge zu reparieren.
Diese „Spielzeugreparatur-Truppe“ war der Vorläufer der Elefantenwerkstatt. Als Dank für die Arbeit spendeten einige Kindertagesstätten im Gegenzug Spielzeuge, die über die Elefantenwerkstatt an andere bedürftige Stätten weitergeleitet wurden. Allmählich entstand ein neues Geschäftsmodell und ähnlich wie die Desinfektionsfirmen, die jährlich Kindertagesstätten aufsuchen, kamen auch sie nun regelmäßig vorbei, sammelten kaputte Spielwaren, reparierten sie und nahmen von den Kindern verschmähte Ware entgegen. Derzeit erreichen auf diese Weise jedes Jahr mehr als 10.000 Spielzeuge die Hände bedürftiger Kinder, wertvolle Geschenke, die sie glücklich machen und unterhalten.
Überwindung sozialer Kluft
Mitarbeiter der Elefantenwerkstatt reparieren beschädigtes Spielzeug.
© Elephant Factory
Altersgerechtes Spielzeug fördert die Entwicklung der Kinder. Im Gegensatz zu Kindern aus wohlhabenden Familien oder Kinderbetreuungseinrichtungen in Gemeinden mit großem Sozialhilfebudget haben bedürftige Kinder lediglich einen beschränkten Zugang zu guten Spielzeugen. Das ist der Grund, warum Lee Chae-jin einen Schritt nach vorn gewagt und seine Hilfsorganisation in das Unternehmen Elefantenwerkstatt umgewandelt hat. Dort werden 70 % der gesammelten Spielwaren repariert und an bedürftige Kinder weiterverschenkt. So kann Plastikmüll verringert und zum Umweltschutz beigetragen werden. Das vielfältige Angebot an Spielzeugen fördert zudem die zeitgemäße Sinnes- und Motorikentwicklung der Kinder.
40 bis 60 Tonnen Spielzeuge erhält die Elefantenwerkstatt jeden Monat landesweit von Einzelpersonen und Organisationen. Was als kleine Hilfsorganisation startete, hat sich mittlerweile zu einem großen Sozialunternehmen mit vier Standorten in der Stadt Ulsan, Incheon, Seoul und in der Provinz Gyeonggi-do entwickelt. Und das alles, weil man den Ernst des Klimawandels erkannte, Verschwendung eindämmen und bedürftigen Kindern helfen wollte.
Aus Alt mach Neu
Die Montage des autonomen KI-Roboters „co-bot“ aus recyceltem Kunststoff erfordert Programmiergeschick und weckt die Fantasie der Kinder.
© Elephant Factory
In der Elefantenwerkstatt gibt es verschiedene Vorgehensweisen: Sind die Spielsachen reparierbar, legen ehrenamtliche Mitarbeiter sorgfältig Hand an, bevor sie an andere Organisationen gespendet werden. Gibt es irreparable Schäden, oder ist die Farbe bereits verblasst, baut man sie zunächst sorgsam auseinander. Drähte, Schrauben, Lautsprecher und dergleichen werden aussortiert und als Ersatzteile für andere Reparaturen verwendet. Kunststoffe werden für das Recycling nach Farbe sowie Material sortiert, da Kunstharze, Polypropylen, Polyethylen usw. unterschiedliche Schmelzpunkte besitzen. Anschließend werden sie zerkleinert, eingeschmolzen und für die Herstellung anderer Produkte verwendet.
Da der Kunststoff für Spielzeuge weniger Schadstoff enthält, bringt schon die richtige Trennung von Mischmaterialien einen zehnfachen Mehrwert. Um einen hohen Reinheitsgrad zu erreichen, nutzt die Elefantenwerkstatt eine Sortiermaschine mit sog. hyperspektraler Bildgebung. Ganze 300 Tonnen recycelter Kunststoff kommen so monatlich zusammen, aus denen Blumentöpfe, Schlüsselanhänger u. ä. gefertigt und an Kinder verteilt werden. Zudem organisiert das Sozialunternehmen Informationsveranstaltungen für Gruppen oder Familien, auf denen der Kreislauf von recyceltem Kunststoff anschaulich dargestellt wird. So erfahren die Kinder aus nächster Nähe, wie Spielzeug, das ihnen etwa nicht mehr gefällt, als wertvoller Rohstoff wiederverwendet werden kann.
Lehren aus dem Rohstoffkreislauf
Schlüsselanhänger, einer der ökologischen Produkte der Elefantenwerkstatt, wurden mit Flocken aus recyceltem Kunststoff hergestellt.
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Zur Elefantenwerkstatt erscheinen die Kinder mit Spielzeug, das sie nicht mehr brauchen. Mit zaghaften Fingern schreiben sie ihren Namen auf die Spendenzettel und händigen die mitgebrachten Spielsachen aus. Danach dürfen sie sich eines der in der Elefantenwerkstatt reparierten Spielzeuge aussuchen und mit nach Hause nehmen – ein bedeutungsvoller Moment, in dem sich die Freude am Geben spüren lässt. Die Kinder lernen, ausgedientes Spielzeug nicht wegzuwerfen bzw. zu vernachlässigen, sondern es mit Bedürftigen zu teilen. Dazu bekommen sie auch den Wert von Ressourcen und die Wichtigkeit einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft vermittelt und gewinnen ein Verständnis für Umweltschutz und Energieeinsparung.
Yoo Da-miEditorin