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2021 WINTER

Nur per Hand gefertigt

In kompletter Handarbeit hergestellt, vermitteln die Arbeiten von Metallkunsthandwerker Sim Hyun-seok eine warme emotionale Note und die besonnene Ästhetik des Meisters. Mit dem Geanken, dass handgefertigte Waren das Leben bereichern, führt Sim Tag für Tag zu bestimmten Zeiten bestimmte Arbeitsschritte aus.

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Metallschmied Sim Hyun-seok in seinem Studio in Gapyeong, Provinz Gyeonggi-do. Die meisten seiner Arbeiten sind Variationen ganz gewöhnlicher. Er entwickelt zunächst Lösungen für seine eigenen Bedürfnisse und dann setzt das überzeugendste seiner Experimente in Kunst um.

Metallkunsthandwerker Sim Hyunseok verlegte vor ein paar Jahren seine Werkstatt und sein Haus nach Gapyeong in der Provinz Gyeonggi-do. Diese Entscheidung spiegelt seinen langgehegten Wunsch wider, sein Leben mit dem Bestellen von Feldern und dem Kultivieren von Blumen verbringen zu wollen. Bis dahin verbrachte er die meiste Zeit in der Werkstatt seiner Lehrerin im Bezirk Hwagok-dong in Seoul. Er hat gute 26 Jahre Lehrzeit hinter sich. Für die junge Generation, die großes Gewicht auf Freizeit und Privatleben legt, mag das wohl nur schwer verständlich sein. Die Lehrjahre blieben in Sim, der jahrelang tagtäglich mit der Geisteshaltung eines „Lehrlings“ arbeitete, in Form einer Gewissenhaftigkeit und Geduld zurück, die ihn auch heute noch jeden Arbeitsschritt so akzeptieren lassen, wie er ist. Angefangen von der Pinhole Camera, für die er sogar die kleinsten Komponenten selbst herstellte, bis hin zu Schmuckstücken und Alltagsbedarf sind alle seine Werke Gegenstände, die die Menschen im Alltag gebrauchen.

Nach seinem Kunsthandwerk-Studium an der Konkuk Universität absolvierte er am Nova Scotia College of Art and Design in Kanada ein Kunsthandwerk-Aufbaustudium und anschließend ein Masterstudium in Kunst. 2015 wurde er zum „Metallkunsthandwerker des Jahres“ gewählt. Diese Auszeichnung wird vom Yoolizzy Craft Museum organisiert, das von Yoo Lizzy (1945-2013), der Pionierin des modernen koreanischen Metallkunsthandwerks, gegründet wurde und von der Korea Zinc Co., Ltd. gesponsert wird. Es folgten eine Reihe weiterer Ausstellungen in prominenten Galerien und Einrichtungen im In- und Ausland, durch die Sim seinen Ruf als Künstler von großem handwerklichen Können und einer faszinierenden, originären Kunstwelt festigen konnte.

Aus welchem Grund verwenden Sie v. a. Silber? Was macht es als Material so attraktiv?
Im Joseon-Reich (1392-1910) wurden am Königshof Silberlöffel verwendet, um festzustellen, ob die servierten Speisen nicht vielleicht schädliche Giftstoffe enthielten. Denn Silber färbt sich schwarz, wenn es mit gifthaltigen Substanzen in Kontakt kommt. Das bedeutet, dass Silber schädliche Stoffe leicht aufnimmt. Daher lege ich Silberstücke in den Wasserbehälter. So bleibt das Wasser frisch und die Qualität verbessert sich. Weil Silber waren teuer sind, bewahren viele Leute sie in Vitrinenschränken auf, aber dann verfärben sie sich. Nur wenn man sie jeden Tag benutzt, behalten sie ihre Farbe.

Silber wird aufgrund seiner weichen Beschaffenheit oft für ein schwer zu bearbeitendes Material gehalten, aber das ist nicht unbedingt der Fall. Zum Beispiel besteht das für Metallkunsthandwerk verwendete Sterlingsilber zu 92,5% aus Silber und 7,5% Kupfer, was es hochstabil macht. Es ist auch erschwinglicher.

Woran arbeiten Sie derzeit?
Ich fertige beständig Schmuckstücke wie Broschen in Hundeform und arbeite auch an geometrischen Werken. Nur wenn ich zwischendurch etwas tue, das mir Spaß macht, kann ich weiter an elaborierten Stücken von hoher künstlerischer Ästhetik arbeiten. Es geht ums Ausbalancieren.

Zurzeit stelle ich Besteck aus Edelstahl her. Edelstahl ist ein hervorragendes Material für die Herstellung von Geschirr und Besteck. Dieser Werkstoff besitzt eine unvergleichbar hohe Härte und verfärbt sich im Gegensatz zu Silber, Messing oder Rotkupfer nicht. Dafür ist Edelstahl schwer zu handhaben. Er muss beispielsweise geschweißt statt gelötet werden und einige Teile verlangen industrielle Bearbeitungsprozesse, die eine private Werkstatt nicht ausführen kann. Daher zerbreche ich mir gerade den Kopf darüber, ob ich meine üblichen Methoden anwenden kann und wenn ja, wie.

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Geometrische Accessoires. Für gewöhnlich verwendet Sim Sterlingsilber, aber neuerdings gebraucht er auch Edelstahl. Mit freundlicher Genehmigung von Sim Hyun-seok

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Niedliche, verspielte Accessoires. Der Künstler ist bemüht, seine Tätigkeiten stärker auszubalancieren,
weshalb er zwischen Akribie- und Ästhetikorientierten Projekten einerseits und lustigverspielteren Experimenten andererseits wechselt. Mit freundlicher Genehmigung von Sim Hyun-seok

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Sims repräsentativstes Werk ist eine voll funktionstüchtige silberne Lochkamera, deren Bestandteile alle handgefertigt sind,
seien es Gehäuse oder Zahnräder. Für eine einzige Lochkamera brauchte er einige Monate. Mit freundlicher Genehmigung von Sim Hyun-seok

Was meinen Sie mit „meine üblichen Methoden“?
Damit meine ich, dass der gesamten Prozess von Anfang bis Ende mit meinen eigenen Händen ausgeführt wird. Mir ist der Umfang dessen, was mir möglich ist, durchaus bewusst, und ich bemühe mich immer, meinen Fähigkeiten und Grenzen gerechte Ergebnisse zu erbringen. In der Regel ist es überaus herausfordernd, Objekte herzustellen, die dermaßen klein sind, dass sie gerade mal in eine Handfläche passen, aber ich will in der Herstellung gerade solcher Werke gut sein und auch noch besser werden.

Wie ist Pinhole Camera, eins Ihrer repräsentativsten Werke, zustande gekommen?
Dank Pinhole Camera konnte ich mir in der Welt einen Namen machen, aber schon seit einigen Jahren stelle ich keine Lochkameras mehr her. Vor 20 Jahren konnte ich mir glücklicherweise zu einem erschwinglichen Preis eine Leica anschaffen, aber um damit meine Werke fotografieren zu können, brauchte ich eine andere Linse. Auf der Suche danach erfuhr ich, dass eine Linse 900 bis 1.000 Dollar kostet. Da dachte ich, ich sollte mir einfach selber eine bauen. Als ich meine Linse auf die Kamera aufsetzte, stellte ich fest, dass sich damit ordentliche Fotos schießen lassen. Dann kann ich ja auch gleich das Gehäuse machen, sagte ich mir. So kam es, dass ich eigenhändig eine richtige Kamera baute. Als ich dann Probeaufnahmen schoss und entwickelte, kamen recht anständige Fotos heraus. Und genau das ist meine Arbeitsweise: Ich stelle das her, was ich gerade brauche, und wenn dabei zufriedenstellende Ergebnisse herauskommen, beginne ich mit der Arbeit am eigentlichen Werk.

Gibt es einen besonderen Grund für Ihre lange Lehrzeit?
Während meines Studiums lernte ich zufällig meine Lehrerin Woo Jin-soon kennen. Sie hielt einen Vortrag an meiner Universität und aus dieser Begegnung entwickelte sich ganz natürlich eine besonderen Beziehung. Es gab vieles, was mich ansprach, so z. B. die Art, wie sie mit Silber umgeht, und ihr ästhetisches Empfinden. Mir gefiel auch, dass ich von ihr lernen konnte, was für Werke nordeuropäische Künstler mit welchen Methoden fertigten, da sie an der staatlichen Kunsthochschule Konstfack in Stockholm studiert hatte. Von 1992 bis 2018 arbeitete ich jeden Tag von fünf oder sechs in der Frühe bis drei oder vier Uhr nachmittags mit ihr zusammen und manchmal kam ich auch samstags ins Atelier. Als sie dann dort ausziehen musste, zog ich hierher.

Derzeit arbeite ich täglich von neun bis sechs. Ich nehme mir jeden Tag vor, gut durch den Tag zu kommen. Statt darüber nachzudenken, wie ich bis zu welchem Punkt kommen will, versuche ich, wie ein auf dem Bach schwebendes Blatt quasi in geregeltem Fahrwasser zu fließen und nur den vor mir liegenden Weg gut hinter mich zu bringen. Ich plane auch nicht gern groß voraus. Dass ich so lange mit meiner Lehrerin zusammenarbeiten konnte, liegt wohl auch an diesem Charakterzug von mir.

„In der Regel ist es überaus herausfordernd, Objekte herzustellen, die dermaßen klein sind, dass sie gerade mal in eine Handfläche passen, aber ich will in der Herstellung gerade solcher Werke gut sein und auch noch besser werden.“

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Eine Arbeit von Sim Hyun-seok, ausgestellt auf der 2009 Craft Awon Gemeinschaftsausstellung Die Reisen der Hausierer. Viele von Sims bewegendsten Arbeiten sind winzig und verlangen entsprechend große Konzentration und Hingabe ans Detail. Mit freundlicher Genehmigung von Sim Hyun-seok

Was haben Sie während Ihrer Lehrzeit gelernt?
Ehrlich gesagt, bin ich ziemlich tollpatschig, und erst während meiner Lehrjahre bekam ich von den Leuten zu hören, dass ich sorgfältig arbeite. Ich ließ keinen Schritt, der unbedingt zu befolgen ist, aus, sodass mir die einzelnen Arbeitsprozesse in Fleisch und Blut übergingen und meine Arbeitshaltung bestimmten. Nehmen wir z. B. das Schleifen: Je höher die Körnung des Schleifpapiers, desto feiner wird die Metalloberfläche geschliffen. Beim Schleifen überspringe ich keinen einzigen Schritt und benutze das für das jeweilige Bearbeitungsstadium geeignete Schleifpapier. Ein paar Schritte zu überspringen hat letztendlich keinen so großen Einfluss auf das Endresultat, aber trotzdem halte ich daran fest.

Vielleicht noch ein Beispiel: Um zwei Platten aneinander zu löten, muss dazwischen Borax aufgetragen werden. Borax befördert das Schmelzen des Lots und verhindert das Oxidieren. Aber anders als man vielleicht erwartet, ist es nicht einfach, beim Arbeiten mit diesen Materialien das Umfeld sauber zu halten. In der Werkstatt herrscht doch schnell Chaos. Aber meine Lehrerin und ich sind ordnungsliebende Menschen, weshalb wir unsere Umgebung immer sauber und ordentlich gehalten und uns erst nach sorgfältigem Händewaschen an die Arbeit gemacht machen. Viele finden meine Werke schlicht und präzise, was wohl das Ergebnis meines Schritt-für-Schritt-Arbeitsprozesses ist.

Haben Sie bestimmte Arbeiten oder Projekte, die Sie in Zukunft unbedingt machen wollen?
Ich werde meine Arbeit einfach so weiter machen wie bisher. Ich plane auch eine Ausstellung im Ausland, auf die ich mich vorbereiten muss. Wenn ich es recht bedenke, würde ich es gern mal mit einer „Reparaturwerkstatt für kunstgewerbliche Produkte“ versuchen. Als Metallhandwerker bin ich gut darin, Küchenutensilien durch Löten oder Anbringen von neuen Teilen zu reparieren. Das Beste an Handwerksprodukten aus Metall ist, dass sie nicht zerbrechen. Selbst wenn ein Stück stark eingedrückt ist, kann es bis zu einem gewissen Grad wieder in seine ursprüngliche Form gebracht werden, wenn man hinreichend Kraft von der Gegenseite ausübt. Man kann ja auch Risse an einem Ledersofa mit einer Nadel nähen. Es ist doch eine lohnenswerte Arbeit, auf diese Weise kaputten Gegenständen neues Leben einzuhauchen, sodass die Besitzer sie noch lange, lange weiter benutzen können.

Jung Sung-kab CEO der Kunst & Kunsthandwerk-Galerie Clip
Fotos Heo Dong-wuk

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