Unter den verschiedenen Kreisen in der Jirisan-Gebirgsregion sind die Kreise Hamyang-gunund Sancheong-gun durch Wanderwege miteinander verbunden. Es sind anheimelnde undreizvolle Reiseziele mit einladenden Bergen und Ebenen. Beim Wandern scheinen in denFrühlingsdüften die Spuren der alten konfuzianischen Gelehrten mitzuschwingen.
Das Gebirge Jiri-san, das sich durch die drei ProvinzenJeollanam-do, Jeollabuk-do und Gyeongsangnam-do zieht,wurde 1967 wegen seiner landschaftlichen Schönheit undseiner vielen Stätten von historischem und kulturellemWert sowie seines volkskundlichen Erbes zum erstenNationalpark Koreas bestimmt. Nogodan in Gurye, Jeollanam-do, einer der vielen Gipfel des Gebirges, wird jedenMai von einem Meer Rhododendronblüten geschmückt.
Es gibt zwei Gerüche, die ich in meinem Lebenimmer besonders gemocht habe: den Geruchder Milch meiner Mutter und den der Berge imFrühling.
Ehrlich gesagt, habe ich keine Erinnerungen mehr anden Geruch der Milch meiner Mutter. Da seit dieserZeit über 60 Jahre vergangen sind, bleibt dieser Geruchfür mich lediglich als Vorstellung. Aber trotzdem isteine der schönsten Szenen, die ich in meinem Lebenerblickt habe, die einer stillenden Mutter. Rund sechsMal habe ich Trekkingtouren im Himalaya gemacht,aber es war nicht das mystische Panorama der verschneitenBerge, das mein Herz bewegte, sondern derAnblick stillender Frauen in den Hochgebirgsdörfern.Der Blick eines Fremden machte sie nicht verlegen. Alssich unsere Blicke trafen, lächelten sie mich strahlendan und grüßten mit „Namaste“. Sie betrachten einenOrtsfremden nämlich durch die Augen einer Mutter.
Erinnerungen an Jiri-san
Auf meinem Weg von Namwon über den Jeongnyeongchi-Pass im Jirisan-Gebirge ins Dorf Unbongeuptrank ich fortwährend den Duft der Berge. Ich liebeden Duft der Berge, der zu Frühlingsbeginn durchsAutofenster dringt. Er erinnert an den Geruch vonBüchern in den Regalen alter Archive oder an den Entwurfeines Gedichts, das ich über Nacht geschriebenhabe. Der Duft der Frühlingsberge, der den alten Holzbänkenam Bahnsteig, dem Pfeifsignal des Fernverkehrszugsund sogar den Rücken der Menschen, dieam Bahnsteig stehend Instantnudeln essen, anhaftet,ist nicht opulent, sondern still. Ein Berg fordert auchnie: „Lies meine Träume“. Er steht einfach schweigendan ein und derselben Stelle und wartet auf das nächsteKapitel der sich bald ändernden Landschaft. Den Frühlingsbergenentströmt ein Geruch, der selbst dem Körpereines Globetrotters nicht eigen ist. Der Wagen fährtin aller Ruhe durch diesen Geruch.
Der Tempel Daeowon-sa, einer der unzähligenalten Tempelim Jirisan-Gebirge,befindet sich an denöstlichen Berghängenim Kreis Sancheong,Provinz Jeollanam-do.Passiert man denPavillon, an demdie volle Bezeichnungdes Tempels,i.e. BangjeongsanDaeowon-sa, zu lesenist, erreicht man denKern der Tempelanlage.Der Fluss, der sichvom Parkplatz aus amHaupttor vorbei zumPavillon schlängelt,gilt als einer der landesweitbesten Ortezum Verweilen unddie Füße ins Wasserbaumeln zu lassen.Der Daewon-sa istzudem einer dergrößten, nur vonBhikkhuni (weiblicheMönche) bewohntenTempel des Landes.
Vor langer Zeit ging ich einmal auf eine Trekkingtourins Jirisan-Gebirge und kam dabei durchs Baengmudong-Tal. Ich hatte jemanden, der mit mir ging.Im Leben gibt es schicksalhafte Momente, die manschlecht einfach Zufallsglück nennen kann. Es wareiner dieser Momente. Nur die Götter werden wissen,warum diese Person sich auf eine Trekkingtourmit mir eingelassen hatte. Auf dem Weg aßen wir ineinem kleinen Dorf zu Mittag. Der Wirt brachte unsKimchi, das geheimnisvoll roch. Es war ein völlig neuerGeruch, der an Jasminblüten erinnerte, aber dannauch wieder an Lavendel. Der Wirt erklärte, es sei derGeruch von „Jenpi“. Ich hatte also gerade ein fremdesGewürz gekostet und ich mochte den neuen Geruch. ImNachschlagewerk fand ich das am Fuße des Jiri-sanals „Jenpi“ bezeichnete Gewächs als „Chopi“ wieder,zu Deutsch „Szechuanpfeffer“ (Zanthoxylum piperitum).Der Wirt, der sah, mit welchem Genuss ich seinmit Szechuanpfeffer gewürztes Kimchi aß, fügte nochhinzu: „Auch wenn es wärmer geworden ist, wird esoben auf der Bergspitze noch kalt sein. Nehmen Sielieber ein Bündel Reisstroh mit.“ Er hatte noch Reisstrohvom Dreschen im Herbst. Ich folgte seinen Worten,packte etwas naiv einen Haufen Reisstroh – es

Die Reisfeld-Terrassendes DorfesMacheon in Hamyangwurden von demamerikanischenTV-Sender CNN zuden TOP-50-Reisezielenin Korea gewählt.
dürften mehr als 10kg gewesen sein – auf meinenRucksack und machte mich auf den Weg RichtungBergspitze. Am Campingplatz angekommen, bedecktenwir, wie uns geraten, den Boden mit Reisstroh. Undals wir uns dann hinlegten, spürten wir, wie angenehmweich es war. Zugedeckt mit zwei Decken lagen wir imLicht der Wärme spendenden Lampe auf dem Stroh.Am Morgen entdeckten wir, dass das Zelt weiß vonRaureif überzogen war. In dieser Nacht im Zelt küsstenwir uns zum ersten Mal. Als wir aus den Bergenkamen, heirateten wir und bekamen schließlich zweiKinder.
Von Menschenhand angelegter, tausendjährigerWald
Der Wagen tastet sich durchs Gebirge nach Hamyanggun.Hamyang, auf Chinesisch Xianyang, ist auch derName der Hauptstadt des ersten, unter Kaiser QinShihuangdi (259-210 v. Chr.) vereinten chinesischenReiches. Warum hat man diesem Bergdorf, in demsogar die Wolken Rast machen könnten, einen solchenNamen gegeben? Die ideographischen chinesischenSchriftzeichen geben Aufklärung: „Mögen alle Menschen(Ham;咸) im Schein der warmen Sonne (Yang;陽) leben.“ Meine Schritte führen mich zum Wald Sangnim.Sangnim ist ein Wald, der vor über 1.100 Jahren währendder Herrschaft der Silla-Königin Jinseong (reg.887-897) von dem Gelehrten Choe Chi-won (857-?)angelegt wurde. Es ist der älteste, von Menschenhandangepflanzte Wald in Korea. Mit 11 Jahren ging Choezum Studium nach Tang-China, bestand das Staatsexamenmit 17 Jahren und kehrte im Alter von 28 Jahrenins damalige Silla-Reich zurück. Er meldete sich
Läuft man den nach Jeongs Beinamen „Ildu“ benannten Spazierweg hoch, hat man vom Hügel auseinen Blick über die ganze Dorflandschaft. Zwischen den Ästen der alten Kiefern sind die ordentlichenund gepflegten Hanok-Häuser mit ihren Ziegeldächern zu sehen. Von einigen Häusern am Bach steigtRauch auf, ein Zeichen für die Zubereitung des Abendessens.
freiwillig für eine Beamtenstelle auf dem Lande underhielt den Posten des Gouverneurs von Hamyang. Alser sah, wie sehr die Menschen dort unter Wasserkatastrophenlitten, soll er diesen Wald zum Schutz vorHochwasser und Überschwemmungen angepflanzthaben.
Am Eingang des Waldes stehen zwei miteinander verwachseneBäume, um die sich eine schöne Legenderankt. Seit jeher wurden solche Bäume als gutes Omenfür das Schicksal der Nation betrachtet. Bei besagtenBäumen sind die Stämme zweier unterschiedlicherBaumarten, nämlich einer Japanischen Zelkove undeiner Tschonoskis Hainbuche, zusammengewachsen,sodass sie die Blicke der Vorbeigehenden auf sich ziehen.Um die Zeit, als Choe den Wald anlegte, soll einjunger Mann, der auf der anderen Flussseite wohnte,sich in eine junge Frau, die innerhalb der Festungvon Hamyang lebte, verliebt und deshalb jeden Tagden Fluss überquert haben. Als Choe davon hörte, ließer im Flussbett Trittsteine verlegen. Im Laufe der Zeitverschwanden diese Trittsteine und wurden von denBewohnern von Hamyang durch eine Brücke namensCheonnyeon–gyo („Tausend-Jahre-Brücke“) ersetzt.Die Hamyanger nennen die verwachsenen Bäume„Liebesbäume“. Der Legende nach soll die Liebe einesPaares, das gemeinsam darunter vorbeigeht, in Erfüllunggehen. Der Sangnim-Wald, der auf einer Flächevon über 200.000m2 rund 120 Pflanzenarten, darunterca. 20.000 Laubbäume, beherbergt, wurde zum NaturdenkmalNr. 154 designiert.

Die erhöhte Veranda imAlten Haus von JeongYeo-chang in Hamyang,Provinz Gyeongsangnam-do. Oberhalb derklassischen Holzbrüstungist das Eingangstordes Hanok-Anwesenszu sehen.
Landschaftliche Reize des Hanok-Dorfs Gaepyeong
Nongwoljeong inDamyang. Der Namebedeutet „den Mondverspotten“ und beziehtsich auf den herrlichenAnblick des Monds, dersich im Wasser auf denFelsen spiegelt.
Seit der Joseon-Zeit (1392-1910) sagten die BewohnerLäuft man den nach Jeongs Beinamen „Ildu“ benannten Spazierweg hoch, hat man vom Hügel auseinen Blick über die ganze Dorflandschaft. Zwischen den Ästen der alten Kiefern sind die ordentlichenund gepflegten Hanok-Häuser mit ihren Ziegeldächern zu sehen. Von einigen Häusern am Bach steigtRauch auf, ein Zeichen für die Zubereitung des Abendessens.Koreanische Kultur und Kunst 53von Hamyang gern „Links Andong, rechts Hamyang“.Damit wollten sie wahrscheinlich stolz hervorheben,dass Hamyang und Andong Orte sind, die den Seonbi-Geist, den Geist der konfuzianischen Gelehrten derJoseon-Zeit, repräsentieren. Tatsächlich finden sich inHamyang Spuren von Leben und Gelehrsamkeit vonSeonbi, deren Namen den Koreanern bis heute einBegriff sind, darunter Choe Chi-won (Beiname: Goun),Kim Jong-jik (1431-1492; Beiname: Jeompiljae), JeongYeo-chang (1450-1504; Beiname: Ildu) und Park Ji-won(1737-1805; Beiname: Yeonam).
Ich kam nach Gaepyeong, ein Dorf mit traditionellenHanok-Häusern. Nachdem ich eine kleine Brückeüberquert und das Dorf betreten hatte, erblickte icheine Reismühle. In den alten Dörfern gab die Größeder Mühle Aufschluss über die „Größe des Lebens“: Jegeschäftiger es in der Mühle zuging, desto angenehmerund bequemer dürfte das Leben der Bewohnergewesen sein. Ein Hain alter, ungewöhnlicher Kiefernbäumeist hinter der Mühle zu sehen.
Ich besuchte das Alte Haus des Gelehrten JeongYeo-chang. Jeong war ein wichtiges Mitglied derSarim-Faktion, der Faktion der in den Provinzen lebendenElite-Gelehrten. Bei der gegen die Sarim gerichtetenSäuberungsaktion, die Yeongsangun (reg. 1494-1506), der despotischste Herrscher der Joseon-Zeit,1504 veranlasste, als er erfuhr, dass man seiner verstoßenenMutter, Lady Yun, den Schierlingsbechergereicht hatte, wurden viele Literati verbannt oder hingerichtetund bereits verstorbene Literati wie JeongYeo-chang exhumiert und enthauptet. Jeongs Anwesen,das aus 12 Gebäuden besteht, wurde von seinenNachfahren errichtet, nachdem König Jungjong (reg.1506-1544) 1506 Jeong rehabilitiert hatte. Die großeTafel im Herrengemach mit den chinesischen Schriftzeichen百世淸風 (Baeksecheongpung: Über 100Generationen wehender, reiner Wind) fällt ins Auge.Die Zeichen stehen für den ewig reinen, ehrlichen
Geist eines konfuzianischen Gelehrten und enthaltendessen Wunsch, dass die Nachfahren Generation aufGeneration als aufrichtige Gelehrte leben mögen. Wergerne trinkt, der sollte den hausgemachten Solsongju(Schnaps aus Kiefernnadeln und -knospen) probieren.Dieser Schnaps mit seiner 500-jährigen Traditionwird bis heute von den Nachfahren Jeong Yeo-changsals Opfergabe für die Ahnenverehrungsrituale gebraut,um den Vorfahren die größtmögliche Ehre zu erweisen.Gern hätte ich von dieser Spezialität, die aus den imFrühling gesammelten Knospen junger Kiefern zubereitetwerden soll, gekostet, um die poetische Inspirationder alten Gelehrten nachzuempfinden, doch leiderkonnte ich niemanden im Promotionscenter antreffen.Läuft man den nach Jeongs Beinamen „Ildu“ benanntenSpazierweg hoch, hat man vom Hügel aus einenBlick über die ganze Dorflandschaft. Zwischen denÄsten der alten Kiefern sind die ordentlichen undgepflegten Hanok-Häuser mit ihren Ziegeldächern zusehen. Von einigen Häusern am Bach steigt Rauch auf,ein Zeichen für die Zubereitung des Abendessens. Früherwar das für den Reisenden ein wichtiger Faktor beider Unterkunftwahl. Blühten in einem Dorf die Blumenund stieg über den Dächern der Rauch vom Kochendes Abendessens empor, sagten sie sich: Ach, hier sollteich heute übernachten. Mir war es zwar nicht vergönnt,Solsongju zu probieren, doch da ich nach Herzenslustden Duft der alten Kiefern und des Rauchsvom Kochen eingesaugt hatte, könnte man sagen, ichhätte „Songyeonju“ getrunken: „Kiefernrauchwein“.
Dörfer und Tempel im Bergtal
Der Wagen schlägt den Weg zum Tempel Daewon-sain Sancheong-gun ein. In der Nähe des FlussesGyeongho-gang, der am Fuße des Jiri-san vorbeifließt,liegen einige Bergdörfer mit reizvollen Namen wieSicheon, Chansaem, Deokgyo und Myeongsang. DieLichter der in Dunkelheit gehüllten Ortschaften bieten einen schönen Anblick. Die Lichter einiger Häuserweiter oben am Berg erinnern an Leuchtkäfer. Der Tempel Daewon-sa rühmt sich unter den Tempelnim Gebirge Jiri-san des tiefsten Klangs des Gebirgswassers. Während ich den reichen Gebirgsdufteinatmend den langen Bergpfad hinaufstieg, folgte mir stets der Klang des Wassers. Inmitten derBergdüfteglitzerten die Sterne und der Eisengong des Tempels, der zur abendlichen Gebetsstunde rief,ertönte. Als ich durch das dunkle Tempelgelände schritt und die Haupthalle Daeung-jeon erreichte,grüßte mich eine Bhikkhuni, eine buddhistische Nonne, mit einer Verbeugung und gefalteten Händen.Ich erwiderte ihren Gruß auf dieselbe Weise und erklärte: „Es ist spät. Ich wollte den Tempel einmalbei Nacht besuchen.“ Wortlos entfernte sie sich mit kleinen Schritten. Ich wünschte mir, eine Nacht indiesem Tempel verbringen zu können, dem Klang des Gebirgswassers zu lauschen und den Duft derBerge einzuatmen. Dieser Wunsch wurde zwar nicht erfüllt, aber ich konnte wenigstens in einer Pension,die sich in einem kleinen Dorf auf dem Grundstück des Tempels befindet, übernachten und eineSchüssel Reis mit Beilagen aus wilden Bergkräutern zu mir nehmen. Die Lichter der Dörfer am Flussglichen Blumen.
Ein Dorf mit reizvollen alten Mauernl
1989 bereiste ich zusammen mit dem Schriftsteller Lee Myeong-han (geb. 1932) die westlichen RegionenChinas. Wir besuchten Dunhuang, Turpan und Ürümqi und Lee, der als Arzt der TraditionellenKoreanischen Medizin die Familienpraxis weiterführte, sagte mir, dass es im Westen Chinas eine außerordentlicheHeilpflanze namens Chinesischer Raupenpilz gebe. Als er mir von dieser mysteriösen Heilpflanzeerzählte, die im Winter Raupengestalt hat und sich bis zum Sommer in eine Pflanze verwandelt,glaubte ich ihm zunächst nicht, doch in einem Heilkräuterladen in Liuyuan konnte ich mich miteigenen Augen davon überzeugen. Ich erinnere mich noch gut daran, wie der Schriftsteller die Pflanzebehutsam in beiden Händen hielt. Er war es, der mir erklärte, dass die Essenz der Traditionellen KoreanischenMedizin in der Aromatherapie liegt. Das heißt, dass man mit dem guten Duft von Bergkräuternschlechte Energie aus dem Körper treiben kann, was auf andere Weise vertrauenswürdig klang alsder Chinesische Raupenpilz. In Sancheong-gun gibt es das Museum der Traditionellen KoreanischenMedizin, das die am Fuße des Jiri-san wachsenden Heilpflanzen vorstellt, und das Donguibogam-Dorf,das anlässlich des 400. Jubiläums der Herausgabe des25-bändigen Donguibogam (Enzyklopädie der koreanischenMedizin) des Mediziners Heo Jun (1539-1615),eingerichtet wurde. Donguibogam, das als Standardwerkder Östlichen Medizin gilt und einst auch in Chinaund Japan herausgegeben wurde, gehört zum UNESCO-Dokumentenerbe. Zusammen mit der Buchdruckkunstmit beweglichen Metalllettern gehört es zu denbedeutendsten Kulturgütern Koreas.
Das Yedam-Dorf in Namsa-ri wahrt die typische Formeines Gelehrten-Dorfes der Joseon-Zeit. Der Namebedeutet „Dorf mit reizvollen alten Mauern“. Am Dorfeingangmarkiert ein Schild den Weg, den Admiral YiSun-sin (1545-1598) nach seiner Amtsenthebung alsOberbefehlshaber des Marinehauptquartiers der DreiProvinzen genommen haben soll, um als einfacher Soldatins Exil zu gehen. Eine Mauer, deren Steine sorgfältigmit rotem Lehm verfugt wurden, kommt in Sicht.Am Eingang einer Gasse heißen zwei sich kreuzendeJapanische Schnurbäume den Reisenden willkommen.Diese über 300 Jahre alten Bäume sind auch als„Gelehrtenbäume“ bekannt, da die grüne Energie, dievon ihnen ausstrahlt, Körper und Geist der Gelehrtenrein und klar hielt. Nach der Geomantik-Lehre soll dasDorf in der Konfiguration zweier feuerspeienden Drachenangelegt worden sein. Die Bäume sollen gepflanztworden sein, um die Flammen zu bannen.
Die Einfriedungsmauern der Häuser, die einen durchschnittlichgroßen Menschen überragen, könnten aufeinige Besucher etwas störend wirken. Ob nicht einHof, von dem aus man einen freien Blick auf die Bergeund Ebenen genießen könnte, natürlicher gewirkthätte? Daher klingt der Titel „Koreas allerschönstesDorf“ für mich etwas gezwungen. Während ich darübersinniere, dass ein Literati von hoher Gelehrsamkeit undherausragendem Ruf wohl kaum solch hohe Mauernhätte errichten lassen, beglückt mich der sanfte Duftnach Frühlingserde, der dem Mauerwerk entströmt.
das anlässlich des 400. Jubiläums der Herausgabe des25-bändigen Donguibogam (Enzyklopädie der koreanischenMedizin) des Mediziners Heo Jun (1539-1615),eingerichtet wurde. Donguibogam, das als Standardwerkder Östlichen Medizin gilt und einst auch in Chinaund Japan herausgegeben wurde, gehört zum UNESCO-Dokumentenerbe. Zusammen mit der Buchdruckkunstmit beweglichen Metalllettern gehört es zu denbedeutendsten Kulturgütern Koreas.
Das Yedam-Dorf in Namsa-ri wahrt die typische Formeines Gelehrten-Dorfes der Joseon-Zeit. Der Namebedeutet „Dorf mit reizvollen alten Mauern“. Am Dorfeingangmarkiert ein Schild den Weg, den Admiral YiSun-sin (1545-1598) nach seiner Amtsenthebung alsOberbefehlshaber des Marinehauptquartiers der DreiProvinzen genommen haben soll, um als einfacher Soldatins
Exil zu gehen. Eine Mauer, deren Steine sorgfältigmit rotem Lehm verfugt wurden, kommt in Sicht.Am Eingang einer Gasse heißen zwei sich kreuzendeJapanische Schnurbäume den Reisenden willkommen.Diese über 300 Jahre alten Bäume sind auch als„Gelehrtenbäume“ bekannt, da die grüne Energie, dievon ihnen ausstrahlt, Körper und Geist der Gelehrtenrein und klar hielt. Nach der Geomantik-Lehre soll dasDorf in der Konfiguration zweier feuerspeienden Drachenangelegt worden sein. Die Bäume sollen gepflanztworden sein, um die Flammen zu bannen.
Die Einfriedungsmauern der Häuser, die einen durchschnittlichgroßen Menschen überragen, könnten aufeinige Besucher etwas störend wirken. Ob nicht einHof, von dem aus man einen freien Blick auf die Bergeund Ebenen genießen könnte, natürlicher gewirkthätte? Daher klingt der Titel „Koreas allerschönstesDorf“ für mich etwas gezwungen. Während ich darübersinniere, dass ein Literati von hoher Gelehrsamkeit undherausragendem Ruf wohl kaum solch hohe Mauernhätte errichten lassen, beglückt mich der sanfte Duftnach Frühlingserde, der dem Mauerwerk entströmt.
Die miteinander verwachsenenBäume am Eingang zumWald Sangnim in Hamyang.Der Legende nach soll dieLiebe von Paaren, die gemeinsamdarumter hindurchgehen,in Erfüllung gehen.
Gwak Jae-gu Dichter
Ahn Hong-beom Fotos