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2016 SPRING

Der Zauber desMarronnier Parks

Das ist der Marronnier Park im Seouler Theaterviertel Daehagno. Ein Künstler in roterJacke und rotem Hut gibt auf dem Platz eine Vorstellung. Ob er ein Zauberer ist? Langsamsammeln sich Zuschauer um ihn herum. Es ist ein Straßenfest. In Daehangno finden jedenTag und jeden Augenblick irgendwelche Events statt. Entfernt man diese Schale der Feste,kommt in komprimierter Form ein Ausschnitt der modernen koreanischen Geschichte zumVorschein.
Im nordöstlichen Teil der Seouler Altstadt befindet sich die von zahlreichen Kleinbühnenwie dem Arko Arts Theater gesäumte Straße, der das ganze Viertel seinen Namen verdankt:Daehak-ro“ (Daehak: Universität, ro: Straße; Aussprache und heute gängige Schreibung:Daehangno). Die Straße selbst erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung via U-BahnstationHyehwa (Linie 4) über eine Länge von ca. 1,5 km und wurde zusammen mit der direktenUmgebung von der Regierung zur „Kulturzone“ erklärt. Mit dem Berg Nak-san im Hintergrundist Daehangno ein Viertel von historischer Bedeutung, umgeben von wichtigen historischenStätten der Joseon-Zeit wie den Königspalästen Changgyeong-gung und Changdeok-gung und dem königlichen Ahnenschrein Jongmyo.
Der Name „Daehangno“ leitet sich von der Tatsache ab, dass in dieser Straße 1946 dieSeoul National University (SNU), die erste moderne staatliche Universität Koreas, ihre Pfortenöffnete. 1961 schrieb ich mich in der Abteilung für Französische Sprache und Literaturder Fakultät für Geistes- und Naturwissenschaften dieser Universität ein. An der Stelle, ander heute das rote Gebäude des Arko Arts Theater zu sehen ist, stand damals ein im altenStil gehaltenes, grau-beiges Backsteingebäude, in dem neben der Bibliothek die vielenArbeitszimmer der Professoren untergebracht waren. In diesem Gebäude las ich zum erstenMal Der Fremde von Albert Camus. Davor war ein Hain Japanischer Zelkoven. Folgteman dem Pfad, der sich durch die in Fliederduft eingehüllten Rasenflächen wandt, kamman zum Haupttor der Universität. Spazierte man von dort über das Flüsschen, das wirStudenten, vom fernen Paris träumend, unter uns als „Seine“ bezeichneten, erreichte mandie heutige Daehagno-Straße. Auf der gegenüber liegenden Straßenseite stehen bis heutedas Seoul National University Hospital und die medizinische Fakultät der Universität.Hier war es auch, wo ich im Herbst 1974 nach meinem Studium in Frankreich meine ersteund letzte Vorlesung vor den Studenten meiner Alma Mater hielt. 1975 zogen die meistenFakultäten der SNU in den neuen Campus am damals südlichen Stadtrand von Seoul unddas Viertel um die Universitätsstraße entwickelte sich zu einem Zentrum der Jugend, derKunst und der Kultur.
Aber das ist noch nicht alles: Bevor die Seoul National University 1946 in Daehangno einzog,stand auf dem Gelände die juristische Fakultät der Kaiserlichen Universität Keijo, die1924 von den japanischen Kolonialherren gegründet worden war. Bei den auf dem Foto zusehenden Bäumen handelt es sich um Rosskastanien, die Ueono Nahoteru, ein japanischerProfessor für Ästhetik, 1927 aus Frankreich mitgebracht und gepflanzt haben soll. „Marronnier“,der Name des Parks, geht darauf zurück. Ob dem Künstler mit dem roten Hut der„archäologische Zauber“ der Zeit und Geschichte, die dieser Platz atmet, wohl bewusst ist?

 

Kim Hwa-young Literaturkritiker, Mitglied der National Academy of Art

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