메인메뉴 바로가기본문으로 바로가기

Features > 상세화면

2019 AUTUMN

SPEZIAL

BTS: Die Odyssey von sieben jungen KünstlernSPEZIAL 1Vom Idol zum Künstler

Die sieben Mitglieder der koreanischen Boygroup BTS haben sich zu Zugpferden des Umsatzes der internationalen Musikindustrie entwickelt. Auch kulturell ist ihr Einfluss so enorm, dass man von einem globalen Syndrom sprechen kann. Wo hat dieses nach wie vor verblüffende Phänomen seinen Anfang genommen?

Die BTS-Welttournee Love Yourself: Speak Yourself startete am 4. Mai 2019 im Rose Bowl Stadion in Los Angeles und endete als Riesenerfolg am 14. Juli im Ecopa Stadion in Shizuoka, Japan. Die ausverkaufte Tournee führte durch acht Städte und zog 860.000 Fans an. Das Foto wurde Anfang Juni auf der BTS-Facebookseite für die 2019 BTS FESTA gepostet, um den sechsten Jahrestag des Debüts der Band zu feiern.

Auf dem Weg zum Erwachsenwerden findet jede junge Generation einen bestimmten Sänger oder eine Gruppe, die ihr eine Stimme verleiht. Am besten geeignet für eine weltweite Anhängerschaft dürften dabei wohl Mainstream-Künstler sein, die, von großen Musikproduzenten unter die Fittiche genommen, auf Englisch, der globalen Lingua Franca, singen. Diese gängige Annahme wurde jedoch von BTS widerlegt: Die Gruppe wurde von einem mittelgroßen Entertainment-Unternehmen großgezogen, singt in einer Sprache, die weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung versteht, und fügt sich noch nicht einmal ihrem Genre, dem K-Pop.

Szenen aus dem Musikvideo zu Blood Sweat & Tears, dem Titelsong von WINGS, des 2016 herausgebrachten zweiten Albums von BTS. Das Motiv des Lieds stammt aus Herman Hesses Roman Demian: Die Geschichte einer Jugend - von Emil Sinclair.

Emotionale Berührungspunkte jenseits aller Grenzen
Obwohl die BTS-Songs auf den Problemen und Sorgen des Heranwachsens in Korea basieren, berührt ihr Kern emotionale Saiten jenseits von Nationalität oder Kultur. Darin besteht die enorme Leistung der sieben Boys mit den Künstlernamen RM, SUGA, Jin, j-hope, V, Jimin und Jung Kook. Auf Basis ihrer persönlichen Erfahrungen äußern sie sich zu Selbstzweifeln, elterlichem Druck, durchkreuzten Träumen und ihren Misserfolgen im institutionellen System. Ihre Gedanken und Gefühle geben den Fans die Gewissheit, nicht alleine zu sein. Passend dazu ist „BTS“ ein Kürzel für „Bangtan Sonyeondan“ (unverwundbare Pfadfinder), was „Widerstandsfähigkeit und Schutz“ assoziiert.

„Der Erfolg von Drake, BTS und Ariana Grande verhalf der Musikindustrie zu ihren größten Einnahmen seit einem Jahrzehnt. Der Musikmarkt hat mittlerweile ein Volumen von 19 Mrd. US-Dollar, was in etwa dem Niveau von 2006 entspricht“, so der Internationale Verband der Phonographischen Industrie (IFPI), Repräsentant der globalen Musikindustrie. Am 2. April 2019 schrieb die BBC in einem Artikel, der den vom IFPI veröffentlichten Global Music Report 2019 analysierte: „Die Explosion der Streaming-Abonnements trug wesentlich zur Rettung der Branche bei, die sich seit einem Jahrzehnt im freien Fall befand.“

BTS sorgt mit ihrer Ausstrahlungskraft über die Musikbranche hinaus auch kulturell für Furore. Kaum ist ein neuer Song erschienen, wird der Text sofort von der globalen Fangemeinde ARMY (Adorable Representative M.C. for Youth) übersetzt und in seiner Bedeutung analysiert. Die Videos auf BANGTANTV, dem täglichen Kommunikationskanal zwischen BTS und ARMY, werden ebenfalls in verschiedene Sprachen übertragen, womit alle sprachlichen und physischen Barrieren aufgehoben werden.

In den Online-Fancafés liegt derzeit die „BTS-Wiki(pedia)“ im Trend, ein „K-Pop-Vokabelverzeichnis“ von romanisierten koreanischen Wörtern und englischen Begriffen wie „jinjja“ (echt!), „daebak“ (Wahnsinn!), „chingu“ (Freund/Freundin). Dank dieses Nachschlagwerks verstehen die Fans auch Ausdrücke wie „baepsae“ (Braunkopf-Papageischnabel: kleiner Vogel, der für „Schwaches, Bedeutungsloses“ steht), sowie „heuksujeo“ („schmutziger Löffel“: aus ärmlichen Verhältnissen stammend).

Die K-Pop-Industrie hat seit den frühen 1990er Jahren viele populäre Gruppen hervorgebracht, aber keine vom Format der Bangtan Boys, die drei Jahre in Folge mit dem „Top Social Artist“ bei den Billboard Music Awards ausgezeichnet wurden. BTS ist nach den Beatles die erste Gruppe, die innerhalb eines Jahres drei Nr. 1-Alben in den Billboard 200-Charts platzieren konnte. Das Magazin Time hat das Septett in seine Weltlisten der Führungskräfte der nächsten Generation und der einflussreichsten Personen im Internet aufgenommen.

In Korea sind die BTS-Mitglieder die jüngsten Träger des „Ordens für kulturelle Verdienste“, einer vom Präsidenten vergebenen Auszeichnung für Beiträge zur Verbreitung der koreanischen Kultur und Sprache. Die Gruppe generiert nach Angaben des Hyundai Research Institute jährlich 3,6 Mrd. US-Dollar für die koreanische Wirtschaft. Mit Map of the Soul: Persona hat BTS das bislang meistverkaufte Album herausgebracht und die Boys sind die meistverkauften Künstler der Geschichte.

Szenen aus dem Musikvideo zu Blood Sweat & Tears, dem Titelsong von WINGS, des 2016 herausgebrachten zweiten Albums von BTS. Das Motiv des Lieds stammt aus Herman Hesses Roman Demian: Die Geschichte einer Jugend - von Emil Sinclair.

Die Gießform brechen
Bang Si-hyuk, CEO des BTS-Labels Big Hit Entertainment, schlug 2012 mit einer neuen Girlgroup namens GLAM fehl. Auf der Suche nach Möglichkeiten, wieder auf die Füße zu kommen, beschloss er, statt sich wie bis dahin üblich, nur auf Training und Management von Künstlern zu konzentrieren, ein neues System zu schaffen, das Idolen eine langfristige Präsenz im Rampenlicht verschaffen könnte. Mit Blick auf die Erfolge von zwei Gruppen – Big Bang von YG Entertainment und EXO unter SM Entertainment – analysierte Bang die Konsumlandschaft des Musikmarktes und kam zu dem Schluss, dass nicht Idole, sondern Künstler die Antwort sind. Er hielt es für wichtiger, seinen Entertainern durch Entwicklung eigener Songs eine distinktive Aura zu verleihen, als ihnen nur zu einigen trendigen Hits zu verhelfen.

Vor dem BTS-Debüt waren zwar schon einige koreanische Idolgruppen im Ausland erfolgreich, sie wurden jedoch oft als „Fabrikprodukte“ kritisiert, die nach Jahren intensiven Trainings auf den Markt gebracht wurden – eine Ansicht, die in ausländischen Medienberichten über die Schwächen und Probleme von K-Pop häufig vertreten wurde. Als Jonghyun, der Main-Vocalist der Boyband SHINee, im Dezember 2017 Selbstmord beging, schrieb die Zeitschrift Variety, das US-Branchenblatt der Unterhaltungsindustrie: „Die koreanische Unterhaltungsindustrie fördert ein Arbeitsumfeld, das an Die Tribute von Panem - The Hunger Games erinnert.“ In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass BTS einen entscheidenden Beitrag zur Überwindung der negativen Aspekte der koreanischen Idol-Industrie, auf die die Auslandspresse stets hinwies, geleistet hat. Mit ihrem neuen Geschäftsmodell „vom Idol zum Künstler“ erfüllten Bang Si-hyuk und Big Hit Entertainment die Anforderungen des Marktes.

Bekannt als „Hitman“ für sein Talent, Hits zu komponieren, blieb Bangs Rolle nicht unbemerkt. 2017 erhielt er bei den Korea Content Awards eine vom Präsidenten verliehene Auszeichnung und 2018 bezeichnete Variety Bang als „Internationalen Leader im Musikbereich“. Zudem lud ie amerikanische Recording Academy Bang und BTS in Anerkennung des Status der Gruppe dazu ein, zusammen mit anderen ausgewählten Vertretern der Musikindustrie als Juroren der Grammy Awards 2020 zu fungieren.

Eine Szene aus dem Musikvideo zu Fake Love, dem Titelsong des dritten BTS-Albums LOVE YOURSELF: Tear. Das Lied wurde wegen seiner für das Genre atypischen melancholischen und beunruhigenden Note als „emotionaler Hip-Hop“ beschrieben.

Eigene Geschichten erzählen
Bereits zu Beginn ihrer Trainingszeit fragte Bang die BTS-Mitglieder immer wieder: „Welche Gedanken gehen euch derzeit so durch den Kopf?“, „Gibt es nichts, was ihr sagen möchtet?“ Auf diese Weise ermutigte er sie, in ihr Innerstes zu schauen und ihre eigenen Geschichten zu finden.

Bang betrachtete Hip-Hop als idealstes Medium für das BTS-Narrativ, da dieses Genre den Sänger dazu auffordert, Texte auf Basis eigener Erfahrungen zu schreiben. Entsprechend effektiv kann der Interpret einen überzeugenden Bühnencharakter mit einer eigenen Botschaft verkörpern. RM und SUGA hatten diesbezüglich bereits Know-how in der Underground-Hiphop-Szene gesammelt, bevor sie zu BTS stießen. Auch der Zeitpunkt war günstig, denn das Jahr 2013, in dem BTS debütierte, brachte einen Wendepunkt für Hip-Hop. Rapper wie Kayne West und Kendrick Lamar waren auf dem Höhepunkt ihrer Popularität. Daher sind die starken Hip-Hop-Anlehnungen in der BTS-Musik nicht nur auf die gemeinsamen persönlichen Vorlieben der Boys zurückzuführen, sondern auch auf die für den großen Durchbruch eingesetzten Marketingstrategien.

In der Vergangenheit bevorzugten K-Pop-Fans Idole, die gut singen und tanzen können. Durch langjähriges hartes Training erlangte Fähigkeiten im Singen und Tanzen werden zwar nach wie vor verlangt, aber zur Perfektionierung von Bühnenauftritten kam eine weitere Kompetenz hinzu: die intellektuelle Fähigkeit, das Geschehen in unserer Gesellschaft interpretieren zu können. Natürlich müssen Idole nicht mit Antworten auf die Fragen unserer Zeit aufwarten können, sie sollten aber zumindest zu Meinungsäußerungen in der Lage sein. Sind sie das nicht, würden sie in einer Zeit, in der es um die Weltanschauungen der Idole geht, nur Statisten statt Protagonisten der eigenen Musik sein.

Bereits vor ihrem Debüt 2013 übte sich BTS darin, selbstsicher ihre eigene Sicht der Dinge darzulegen. Es ist beeindruckend, zu sehen, wie sie bei Interviews ihre Gedanken zur Musik freiheraus und fließend artikulieren. Vielleicht liegt das an den endlosen Diskussionen untereinander, an Buchlektüre und Selbstreflexionen.

Zu den Themen, mit denen sich BTS immer wieder beschäftigte, gehören die Schmerzen der heranwachsenden Jugendlichen, psychische Gesundheit, Mängel der Institutionen und junge Erwachsene, die ihre Hoffnungen verlieren. Mit einem Wort: Die BTS-Songs sind von einem sozialen Bewusstsein durchdrungen, dem es gelungen ist, Grenzen und Kulturunterschiede zu transzendieren. Überall auf der Welt sagen die Fans, dass die Songs ihnen Trost und Motivation spenden.

„Ich denke, das Publikum von heute ist sehr intelligent und anspruchsvoll. Es erkennt sofort, was echt ist und was nicht“, sagt RM (Rap Monster), das erste BTS-Mitglied und Leader der Gruppe. „Wir bleiben unserem Hauptjob treu, bemühen uns aber gleichzeitig, unser wahres Inneres über die sozialen Medien besser zu vermitteln.“

Das Modell, nach dem Big Hit Entertainment BTS managt, verlangt eine Art von Kreativität, die herkömmlichen koreanischen Boy Bands fehlt. Die BTS-Mitglieder müssen in der Lage sein, nicht nur die Musik, sondern alles in ihrem Umfeld auf ihre eigene Art und Weise zu interpretieren, wofür sie die Wechselbeziehungen und Kontexte in diesem Umfeld verstehen müssen. Alle BTS-Mitglieder, allen voran RM und SUGA, besitzen diese Fähigkeit.

Der Erfolg kam nicht über Nacht. BTS war weder eine richtige Idolgruppe noch eine Rapgruppe, weshalb sie die Fans der beiden Genres nicht so schnell überzeugen konnte. Da sie von einer kleinen Entertainmentagentur und nicht von Giganten wie SM, YG und JYP gemanagt wird, sorgte ihr Debüt zudem nicht für Schlagzeilen. Im Ausland wiederum sah sich BTS mit denselben Stereotypen konfrontiert, mit denen bislang alle koreanischen Boybands zu kämpfen hatten: fehlende Tiefe und fehlende Message; fehlende Sprachkenntnisse, da sie nicht auf Englisch singen können. Auch sollten sich Idole nicht zu sozialen und politischen Themen äußern oder offen über ihre Gefühle und Erfahrungen im Leben sprechen.

Selbst jetzt, wo BTS als Top-Boyband der Welt ihresgleichen sucht, gibt es immer noch die eine oder andere negative Einschätzung. Kritiker tun die BTS-Musik ab und behaupten, die Gruppe sei hauptsächlich das Produkt einer riesigen globalen Fangemeinde, die sich über die sozialen Medien untereinander abstimmt.

BTS bei der Dankesrede anlässlich der Auszeichnung mit dem (für ziviles Engagement vergebenen) Top Social Artist Award der 2018 Billboard Music Awards, verliehen am 20. Mai 2018 in der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas. BTS wurde ab 2017 drei Jahre in Folge mit diesem Preis ausgezeichnet. 2019 kam noch der Billboard Top Duo/Group Award hinzu.

Ikonen der Generation Z
„Die Netizens lehnen Inhalte, die stark nach Reklame riechen, instinktiv ab. Also müssen die Contents interessant und unterhaltend sein. Es ist ja eine Show. Da braucht man nichts Tiefgründiges. Einer schlägt vor: ‚Wie wär’s damit?‘ – das reicht dann auch schon. Auf die Literatur übertragen wäre das z.B. ein Roman im Stil von Haruki Murakami. Es ist wichtig, vor der ‚Einschaltung der Erkenntnis‘ Gefühle zu vermitteln“, sagte mir Bang Si-hyuk vor Jahren.

Er beschrieb die Content-Produktion als „eine angenehme Publikumstäuschung“. Wie beim Einsetzen von Puzzleteilen oder Auffinden eines Wimmelbild-Motivs interpretieren die ARMYs die Bedeutung der BTS-Songtexte, suchen die in den Musikvideos versteckten Symbole und Metaphern und vergleichen ihre Antworten. Das an sich ist bereits eine Art „digitale Spielkultur“, bei der jeder mitmachen kann.

Nicht vergessen werden sollte zudem, dass die Bandmitglieder die Charakteristika der Generation Z aufweisen. Diese zwischen 1995 und 2005 geborene Generation der Digital Natives ist mit den sozialen Medien aufgewachsen. Sie träumen davon, Kreatoren, Profi-Gamer, Programmierer und Startup-Gründer zu werden, und leben ihr Leben nach ihrer eigenen Façon, nicht nach den Wünschen der Eltern. Ohne Zögern gehen sie ihren Interessen nach und äußern ihre Ansichten und Überzeugungen, statt nur stumm dazustehen. Und anstatt zuzuschauen, wie andere etwas kreieren, schaffen sie lieber eigene Kreationen. Mit einem Wort: Es ist eine Generation, die Dinge in Angriff nimmt.

Diese Merkmale der Generation Z treffen in vielerlei Hinsicht auch auf BTS zu. So bringen die Mitglieder ihre eigenen Erfahrungen und Gedanken in ihre Songs ein und teilen sie in den sozialen Medien, was für die Generation Z, die ihr eigenes Leben gestalten will, nur angemessen ist.

Die BTS-Mitglieder sind jetzt Anfang bis Mitte 20. RM sagte einmal: „Wir haben darüber gesprochen, was wir selbst am besten können und kennen. In unseren Teenagerjahren war es die Schule, in unseren Zwanzigern dann die Jugendzeit. Unsere Geschichten aus diesen Phasen haben sich quasi angehäuft, bis Love Yourself und Persona herauskamen.“ Die ARMYs dürfen neugierig sein, was BTS in Zukunft noch alles präsentieren wird. Die Boyband wechselte bereits von Hip-Hop zu anderen Genres. 2017 gab BTS bekannt, dass das Namenskürzel auch für „Beyond the Scene“ stehe, was andeutet, dass sie sich bereits auf das Überwinden der nächsten Hürden freuen.

Nach der Eroberung der Weltbühne ist diese nächste Hürde nicht mehr von dieser Welt – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Die Playlist der US-amerikanischen Aeronatik- und Raumfahrtbehörde für ihre Reise zum Mond im Jahr 2024 enthält drei BTS-Songs: Moonchild, Mikrokosmos und 134340.



Pdogg Chefproduzent

„Kleiner Vater“ der Jungs
Die BTS-Mitglieder nennen ihn Jageun abeoji, wörtlich „Kleiner Vater“. Diese für den jüngeren Bruder des Vaters verwendete Anrede weist schon darauf hin, wie entscheidend Pdogg für das Wachstum der Gruppe war. Tatsächlich ging die gesamte Musik – von ihrer Debütsingle 2 Cool 4 Skool bis zum neuesten Album Map of the Soul: Persona – durch die Hände des Chefproduzenten von Big Hit Entertainment.
2007, kurz nach der Gründung von Big Hit Entertainment, lernte Pdogg CEO Bang Si-hyuk kennen.

Mit dem Beschluss, BTS als Hip-Hop-Idolgruppe heranzuziehen, musste er sich über sein Spezialgebiet des westlichen Hip-Hop hinaus auch noch mit anderen Genres befassen, die BTS-Performance „feinschleifen“ und den Boys helfen, ihre persönlichen Erfahrungen kompositionell umzusetzen. Er sagte einmal, dass die anstrengende Vorbereitungsphase, in der es viele Probleme zu lösen galt, ihn fast verfrüht ins Grab gebracht hätte, denn: „Es gibt einfach keinen Berg, den ich nicht versucht hätte, zu erklimmen.“
2018 war Pdogg der koreanische Produzent mit den höchsten Urheberrechtseinnahmen und im Februar 2019 wurde er auf der 56. Generalversammlung der Koreanischen Gesellschaft für Musikurheberrechte mit zwei Hauptpreisen für die höchsten Lizenzgebühr-einnahmen als Komponist und Texter in der Kategorie „Popmusik“ ausgezeichnet.

 

Son Sung-deuk Performanceregisseur

Von Mimik und Gestik bis zu Tanzeinlagen
Die Tanz-Choreografie von BTS ist extrem ambitiös und schwierig. Performanceregisseur Son Sung-deuk konzipiert nicht nur sämtliche Tanzeinlagen der Boyband, sondern auch alle anderen Bewegungen inklusive Gestik und Mimik der einzelnen Mitglieder. Sein Einfluss ist enorm, denn die von ihm choreografierten Tänze werden von Fans auf der ganzen Welt nachgeahmt.
Am Anfang hatte jedes BTS-Mitglied eine recht fest abgesteckte Rolle, sodass sich die Choreografie hauptsächlich auf j-hope und Jimin konzentrierte.

Mit den großen Fortschritten der übrigen fünf Jungs im Tanzen verlagerte sich der Fokus dann aber auf das harmonische Zusammenspiel der Band als solcher. „Anfangs war es etwas seltsam, Hip-Hop durch Performance-Elemente zu ergänzen. Am schwierigsten war, das Ganze nicht befremdend wirken zu lassen“, gestand Son in einem Interview.
Son, der bereits in seinen mittleren Teenagerjahren ernsthaft mit dem Tanzen begann, blickt heute auf über 20 Jahre Tanzerfahrung zurück. Als Freiberufler leitete er die Tanzinszenierungen einiger koreanischer Top-Idolgruppen der späten 1990er bis frühen 2000er Jahre, darunter Sechs Kies, Fin.K.L und Shinhwa. Seit dem Start von Big Hit Entertainment ist er für die Performances von 2AM (in Zusammenarbeit mit JYP), GLAM und BTS verantwortlich.

 

Kim Sung-hyunKreativdirektor für visuelle Gestaltung

Sieben Mode-Ikonen kreieren
Das Leben von BTS spielt sich zwischen Übungsraum, Aufnahmestudio und Unterkunft ab. Für diese „Musterschüler“, die nur Musik und Tanz kennen, experimentierte der Modedesigner Kim Sung-hyun mit unzähligen Outfits, um ihnen ein schickes Hip-Hop-Flair zu verleihen und sie zu Modeikonen zu stilisieren.
Seit seinem Einstieg bei Big Hit Entertainment hat Kim nicht nur alle Kostüme der Boys entworfen, sondern auch jede, für Fans und Publikum sichtbare visuelle Komponente designt, sei es Albumcover, Videocontents oder Bühnenkulissen.

Er leitet zwei Teams aus Modestylisten, Visual Designern, Videokunstspezialisten und Editorial-Designern. Da die Arbeit der Teams eng mit den Konzepten und Botschaften der Gruppe verbunden ist, ist ihr Einfluss entsprechend groß.
In einem Interview sagte Kim, dass er sich zum Erforschen des Konzepts für die Albenserie The Most Beautiful Moment in Life zahlreiche Filme angesehen habe, um den „schönsten Moment im Leben“ visuell klar und eindrücklich vermitteln zu können. Zu den Filmen gehörten neben Die Träumer, Jim Carroll – In den Straßen von New York, Trainspotting – Neue Helden, Der Club der toten Dichter, Verliebt und ausgeflippt auch die Werke des US-Regisseurs Larry Clark, die sich hauptsächlich mit Devianz im Jugendalter befassen. Er liebe Rockmusik nicht weniger als Hip-Hop und finde manchmal visuelle In-spirationen in anderen Musikgenres.

 

Lumpens Videoregisseur und künstlerischer Leiter

Musikvideos voller surrealer Ästhetik
BTS kommuniziert mit den ARMYs häufig über die sozialen Netzwerke. Ihre Musik existiert nicht losgelöst, sondern erzielt erst in Kombination mit Videos ihren erstaunlichen Ausstrahlungseffekt. Einige der Musikvideos der Band wurden sogar mehrere hundert Millionen Mal abgerufen.
Lumpens (Choi Yong-seok) führte bei fast allen der beliebtesten Musikvideos von BTS Regie, darunter Blood, Sweat & Tears, Fire, Spring Day, DNA, Fake Love und IDOL.
In den BTS-Musikvideos finden sich mehrschichtige ästhetische Arrangements. Sie enthalten surreal anmutende Symbole und Metaphern oder auch einfache Suchbildelemente.

Die unzähligen Vorrichtungen, Einstellungen und versteckten Symbole bieten den Fans ausreichend Spielraum für verschiedene Interpretationen und laden zum regen Austausch untereinander ein.
Der Medienkünstler Lumpens wird auch als „zweiter Nam June Paik“ (Vater der Videokunst) bezeichnet. Er bezieht seine Ideen aus Filmen und Romanen. Dem Trailer Persona zum Album Map of the Soul: Persona verlieh er mithilfe modernster Filmtechniken einen Science-Fiction-Touch, um aus BTS-Leader RM eine gigantische digitale humanoide „Persona“ zu machen.

Suh Byung-kee Leitender Reporter für Popkultur, Wirtschaftszeitung The Herald Business

전체메뉴

전체메뉴 닫기