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Art Review

2020 WINTER

Kultur & Kunst

kunstkritik Park Re-hyun: Leben und Kunst

„Ein Leben wie eine pausenlose Achterbahnfahrt und ein Dokument des Siegs des Menschen durch Kunst und Liebe.“ So beschrieb die Künstlerin Park Re-hyun (1920-1976) ihr eigenes Leben. Das Nationalmuseum für Moderne und Zeitgenössische Kunst gedenkt ihres 100. Geburtstags mit einer beeindruckenden Retrospektive.

Die Ausstellung Park Re-hyun Retrospective: Triple Interpreter in der Deoksugung-Zweigstelle des Nationalmuseums für Moderne und Zeitgenössische Kunst (24. 9. 2020–3. 1. 2021) beleuchtet die Kunstwelt der Malerin anhand der Werke aus drei Jahrzehnten. Die vierteilige Retrospektive zeigt figurative Werke der 1940-50er Jahre hauptsächlich mit Frauen als Motiv, Stücke aus gemeinsamen Ausstellungen mit ihrem Mann Kim Ki-chang (1913–2001), schriftliche Zeugnisse, die Einblick in ihre private Gedankenwelt geben, abstrakte Gemälde der 1960er und Druckgrafiken der 1970er Jahre.

„Triple Interpreter“ im Ausstellungstitel referiert auf Parks Rolle als „Dolmetscherin“ für Koreanisch, Englisch und Lippenlesen für ihren hörbehinderten Mann. Die Ausstellung bietet die seltene Gelegenheit, sich näher mit Parks intensiv gelebtem Leben sowie Kunstschaffen, das oft vom Leiden ihres Mannes, eines ebenfalls gefeierten Künstlers, überschattet wurde, zu befassen.

Park Re-hyun erforschte bei ihrem Unterfangen, Gemälde von typisch koreanischem und gleichzeitig modernem Design zu schaffen, zahlreiche Materialien und Techniken. Ihre bahnbrechenden Druckarbeiten sind Resultat eines leidenschaftlichen Strebens nach einer eigenen, profunden Kunstwelt.

Work. 1966-1967. Tusche und Farbe auf Papier. 169 × 135 cm. Museum SAN. Park schuf dieses Werk um die Zeit, als sie sich der abstrakten Malerei zu widmen begann.

Mutige Veränderungen
Mit Kunst begann die 1920 geborene Park Re-Hyun während der japanischen Kolonialherrschaft (1910-1945). Am Gyeongseong College of Education (heute: College of Education, Seoul National University) studierte sie Malerei bei Keishiro Eguchi. 1940 schrieb sie sich an der Frauenakademie für Kunst in Tokio ein, womit sie sich ernsthaft auf eine Laufbahn als Künstlerin vorzubereiten begann. Ihr Debütwerk ist Make-up, für das sie 1943 bei der 22. Chosen Art Exhibition (Joseon Kunstausstellung) mit dem Preis des Generalgouverneurs ausgezeichnet wurde. Die in starken Farbkontrasten gehaltene Darstellung eines Mädchens im schwarzen Kimono vor einem roten Schminktischchen folgt zwar dem üblichen japanischen Stil, lässt aber bereits die Anfänge ihrer sinnlichen und kühnen Kompositionen, die all ihren Werken eigen sind, erkennen.

1950, als der Koreakrieg ausbrach, zog Park mit ihrem Mann nach Gunsan, eine am Westmeer gelegene Hafenstadt im Südwesten Koreas, wo ihre Eltern lebten. In den vier Jahren bis zu ihrem Umzug nach Seoul konnte sich das Paar trotz des Kriegsgeschehens der Kunst widmen und neue gestalterische Ansätze erforschen. Produkte ihres Schaffens in dieser Zeit sind Early Morning (1956) und Open Stalls (1956), für die Park bei zwei nationalen Ausstellungen jeweils mit dem Präsidentenpreis geehrt wurde.

Bis Mitte der 1950er Jahre waren Frauen das Hauptmotiv ihrer Werke. Im Zuge von Parks Erfahrungen mit Krieg und Flüchtlingsleben nahmen die weiblichen Gestalten in ihren Bildern immer ärmere und einfacherer Züge an. Verglichen mit ihrem Debütwerk Make-up weisen die 13 Jahre später entstandenen Bilder Early Morning und Open Stalls große Veränderungen auf, was angesichts der Umbrüche in ihrem Leben nur verständlich ist: Geografischer Raum, ihre private Situation nach der Heirat und die politische Lage in der Heimat – alles hatte sich verändert. Die beachtenswerteste Veränderung betraf jedoch ihre Haltung zur Kunst und ihren Malstil.

„Ich kam dazu, die Verschmelzung von Form und Farbe und die durch Änderung der Farben zu erreichende formbezogene Einheit auf der Leinwand in Betracht zu ziehen und manchmal über durch bestimmte Linien andeutbare Plastizität nachzudenken.“

Diese Passage stammt aus ihrem Essay Abstrakte östliche Malerei, das sie 1965 für eine Monatszeitschrift verfasste. Die darin enthaltenen Überlegungen übersetzte sie in einen prägnanten, plastischen Ausdruck von Objekten durch eine angemessene Konvergenz von Linien und Farben. Dieser neue Stil hatte sich bereits in ihrem Werk Schwestern (1955) abzuzeichnen begonnen: Vordergründig betrachtet scheint es sich um eine einfache Darstellung von zwei Mädchen zu handeln, aber bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass die Farben von Haut und Jeogori (Bolero-artiges Hanbok-Oberteil) der älteren Schwester nicht zu unterscheiden sind und auch nicht klar ist, wo der Rock der Jüngeren beginnt und endet. In der traditionellen koreanischen Malerei wird Tusche hauptsächlich für die Umrisse des Objekts gebraucht, aber Park verwendete die dunklen Pinselstriche völlig unkonventionell sowohl für Umrisse, als auch zum Kolorieren.

Der von ihr selbst benutzte Terminus „Plastizität“ referiert auf den Kubismus, der seit Mitte der 1950er Jahre von der koreanischen Kunstszene aufgenommen wurde. Park betrachtete z. B. Picasso als Künstler, der „die sich stets verändernde Frische der Jugend zum Ausdruck bringt“. Als Hommage an den im April 1973 verstorbenen Maler fertigte sie eine Druckgrafik-Collage mit Bildern seiner Werke und Nachrufen an.

Makeup. 1943. Tusche und Farbe auf Papier. 131 × 154,7 cm. Privatsammlung. Dieses Werk brachte Park während ihres Studiums in Tokio an der privaten Frauenakademie für kunst in Tokio eine Auszeichnung bei der Chosen [Joseon] Kunstausstellung ein.

Open Stalls. 1956. Tusche und Farbe auf Papier. 267 × 210 cm. Nationalmuseum für Moderne und Zeitgenössische Kunst. Für diese Arbeit, die einen neuen, kubistisch beeinflussten Stil vorstellt, wurde Park 1956 bei der Nationalen Kunstausstellung mit dem Präsidentenpreis ausgezeichnet.

Abstraktion und Druckgrafik
Bis in die späten 1950er Jahre wurden die Objekte in Parks Malereien immer einfacher. Im Januar 1960 besuchte sie als Mitglied von Baegyanghoe (Baegyang: Weiße Sonne), einer Künstlergruppe, die für die gemeinsame Erkundung neuer Richtungen der koreanischen Malerei gegründet worden war, Taiwan, wo die für sie erste Auslandsausstellung Korean Contemporary Artists stattfand. Diese Gruppenausstellung wurde im folgenden Jahr auch in Tokio und Osaka präsentiert. Ihre Besuche im Ausland in dieser Zeit führten sie zu der Erkenntnis, dass viele ihrer Zeitgenossen traditionellen Stilrichtungen skeptisch gegenüberstanden und sich nach neuen Ausdrucksformen sehnten.

In den 1960er Jahren war der beherrschende Stil der koreanischen Malerei die sog. art informel, die „Informelle Kunst“. Es war eine Richtung der europäischen Kunst, die aus der Rebellion gegen den akademischen Stil der geometrischen Abstraktion entstand. Der Informalismus betonte die lyrische Seite der Abstraktion und nutzte gezielt die spezifische Textur dicker Ölfarbe als Ausdrucksmittel.

Park schloss sich diesem Trend an, begann aber gleichzeitig, unter Ausnutzung der speziellen Eigenschaften der in der traditionellen koreanischen Malerei eingesetzten Materialien Werke ganz eigener Note zu schaffen. Dieser Wandel war deutlich erkennbar in den Exponaten der sechsten genneinsamen Ausstellung mit ihrem Mann, die im Dezember 1962 stattfand. In vielen der präsentierten Werke hatten die Objekte ihre konkreten Formen verloren und waren rotbraunen Farbklumpen gewichen. Verglichen mit den Arbeiten anderer Künstler ihrer Zeit, deren informalistische Experimente sich meist in rhythmischen, über die Leinwand gezogenen Linien ausdrückten, stachen ihre originären Werke zweifelsohne hervor.

Park zerknitterte das ihr als Leinwand dienende Papier und fuhr mit Tusche darüber, um Abdrücke auf den Falten zu hinterlassen. Sie goss Farben auf das Papier, ließ sie zerfließen und kleksen, um später Effekte mit vermischter Tusche und Farbe zu erzeugen. Solche Experimente führte sie von 1961 bis etwa 1963 durch. 1966 begann sie dann damit, feine, sich unzählig wiederholende Tuschelinien hinzuzufügen, wodurch ein höherer Grad der Vollendung erreicht wurde, der z. B. in einer Reihe ihrer Arbeiten der sog. Straw Mat Series zum Ausdruck kommt. Besonders in Work (1966-1967) ist klar zu erkennen, dass Park zwar den Informalismus annahm, aber nicht die von anderen Künstlern angewandten prächtigen, dynamischen Linien. Stattdessen malte sie feine Linien auf dünn-feines, aber belastbares traditionelles koreanisches Papier, in das sie die Tinte sickern ließ.

Damit war aber ihre Reise noch nicht zu Ende. 1969 ging sie nach New York, um am Pratt Graphics Center weiter zu studieren und am Bob Blackburn Printmaking Workshop Program teilzunehmen. Ihre älteste Tochter besuchte zur selben Zeit das Pratt Institute. Zunächst verwendete sie hauptsächlich Ätztechniken, um ihre früheren Werke im asiatischen Malstil in Druckgrafiken umzuwandeln. Nach Symbol of Joy (1970-1973) erforschte sie eigens die besonderen Eigenschaften der Druckgrafik und schuf später den plastischen Textureffekt, der sich deutlich von asiatischen Malereien unterschied. Im Gegensatz zur Malerei kann der Künstler bei der Druckgrafik die Eigenschaften des Materials taktil erkunden, weshalb Parks charakteristisch subtiler Touch sofort im Endergebnis zu erkennen gewesen sein dürfte. Der ganze Arbeitsprozess wird ihr viel Freude bereitet haben.

Besonders in Work (1966-1967) ist klar zu erkennen, dass Park zwar den Informalismus annahm, aber nicht die von anderen Künstlern angewandten prächtigen, dynamischen Linien.

Recollection. 1970-1973. Kupferplattendruck. Ätzlavierung. 60,8 × 44 cm. Privatsammlung. Dieser Kupferplattendruck kombiniert die unterschiedlichsten Motive, darunter die Maske eines weiblichen Charakters aus einem traditionellen Maskentanz, eine Gebärmutter, Korn und antike Goldohrringe. Park thematisierte geschickt ihre unterschiedlichen Interessensgebiete wie Geschichte, Leben und Erde.

Kim Ki-chang und Park Re-hyun sorgten mit ihrer Heirat im Jahr 1947 für Aufsehen. Ab dem Jahr darauf gaben die beiden Künstler insgesamt zwölf gemeinsame Ausstellungen. Kim erweiterte den Horizont der koreanischen Malerei mit seinem idiosynkratischen Stil, der Traditionelles und Modernes, Abstraktes und Figuratives umfasste.

Zeit der Ruhe
Park Re-hyun hat über drei Jahrzehnte lang ihre eigene Kunstwelt durch das ständige Ausprobieren von etwas Neuem aufgebaut. Es ist aber auch ein Faktum, dass sie in der Öffentlichkeit besser als „Kim Ki-changs Frau“ bekannt war. 1943, als sie ihn kennen lernte, hatte sich Kim – bei der Joseon Kunstaustellung mehrere Mal mit dem Großen Preis ausgezeichnet – bereits einen Namen als Künstler gemacht. Ihre Hochzeit drei Jahre später sorgte in der koreanischen Kunstszene für einiges Aufsehen, da Kim, wie er es einmal selbst formulierte „schwerhörig, arm und nur wenig gebildet“ war, während sie, die älteste Tochter eines Landbesitzers, die beste Bildung der Zeit genossen hatte. Vielleicht traf Park diese Entscheidung, weil sie tief im Inneren spürte, dass sie ihr Leben als Künstlerin mit Kim an ihrer Seite würde fortsetzen können.

Es war auch ihr Ehemann, der ihren Künstlernamen wählte. Sein Künstlername „Unbo“ enthielt das chinesische Schriftzeichen für „Wolken“, weshalb er seiner Frau einen dazu passenden Namen geben wollte. Er entschied sich für „Uhyang“ , was „Regen im Heimatort“ bedeutet, also Regen, der den Samen zum Keimen bringt und zu einer reichen Ernte verhilft.

Während Park Re-hyun vier Kinder aufzog, brachte sie ihrem Mann fünf Jahre lang das Lippenlesen bei, bis er sich alleine verständigen konnte. Dieser Wille und diese Hingabe machten sie eher als lebendiges Symbol der „weisen Ehefrau und guten Mutter“ denn als hervorragende Künstlerin bekannt. Als eine Frauengruppe ihr in Anerkennung ihrer Hingabe als Mutter und Ehefrau 1974 den Sin-Saimdang-Preis verlieh, erklärte Park, ihr Leben sei wie eine Achterbahnfahrt gewesen und ein Dokument des Sieges des menschlichen Geistes durch Kunst und Liebe, die ihren Mann schließlich zum „Reden“ gebracht habe. Die Kunst war für sie vielleicht eine kostbare Nische, wo sie eine Weile Ruhe finden konnte, ein Ort der Zuflucht, wo sie in ihrer eigenen Welt versinken konnte. 

Kim Hyo-jeong Unabhängige Kuratorin

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