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2017 WINTER

Mit der Bahn auf der Suche nach dem Reiz des Analogen

Normale Züge, die auf festgelegten Strecken streng nach Fahrplan fahren, finde ich für freies Reisen nicht geeignet. Denn auch wenn mir ein Ort entlang der Strecke gefällt, so kann ich doch nicht ohne Unbequemlichkeiten in Kauf nehmen zu müssen kurzerhand aussteigen und mein Reiseziel ändern. In letzter Zeit nimmt die Zahl der „Slow-Zugreisenden“ in Korea exponentiell zu. Es gibt verschiedene Gründe, warum Züge von einst in Korea wieder an Beliebtheit gewinnen.

Der Luxuszug Haerang bei der Fahrt am Meer ent- lang. Der Haerang mit seinem erstklassigen Service bietet eine „Kreuzfahrt per Schiene“.

In der Erinnerung der älteren Generation tauchen beim Stichwort „Zug“ v.a. drei Assoziationen auf: Der Zug voller schmerzlich-süßer Geschichten, der den frisch eingezogenen Rekruten zur Kaserne bringt; der Bummelzug voller Lärm und Zigarettenqualm, mit dem die Studenten zwecks besseren Kennenlernens zum Membership Training fahren; und der Zug, vollgestopft mit all den Leuten, die an den hohen Fest- und Feiertagen ihre Familie im Heimatort besuchen.

Aber die Züge präsentieren sich heutzutage in völlig anderer Aufmachung. Zuerst erschienen die Schnellzüge, die schneller als die Fahrzeuge auf der Autobahn fahren. Bedenkt man, wie lange bei Inlandsreisen alleine die Fahrt zum Flughafen beansprucht, dann ist der Zug schneller und bequemer. Aber dieser Wandel in der Popularität ist nicht nur auf die Transportgeschwindigkeit zurückzuführen. Vielmehr fahren heutzutage auf verschiedene Themen spezialisierte Züge kreuz und quer durchs ganze Land. Auch in diesem Moment sind über zehn Thementourismuszüge unterwegs, die unzählige Reisende an sehenswerte Orte überall in Korea bringen, und deren Namen das Reisethema und Reiseziel bereits verraten: der Baekdudaegan Bergschlucht-Zug (V-Train), der (Namdo Meerestouristenzug (S-Train), der Jeongseon-Arirang-Zug (A-Train) und der West-Gold-Zug (G-Train).

Nicht nur die Thementourismuszüge, sondern auch der seit Sommer 2007 herausgegebene Naeilro-Zugpass, von dem im ersten Jahr 8.000 und drei Jahre später bereits 58.000 verkauft wurden, erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit.

Vorteile von Zugreisen

Die Reisen mit den Touristenzügen umfassen im kürzesten Fall nur ein Einstunden-Programm, können sich aber auch über drei Tage inklusive zweier Übernachtungen erstrecken. In dieser Zeit wollen die Menschen eine irgendwie andere Art von Erfahrung machen, sodass sie das Auto stehen lassen und zum Bahnhof gehen. Während der Fahrt mit den Touristenzügen entdecken sie den Reiz des „gemächlich Langsamen“. Sobald sich vor dem Zugfenster landschaftliche Szenerien auftun, die man bei einem Tempo von 100 km/h in einem Auto oder 300 km/h in einem Schnellzug nicht wahrnimmt, werden alte Erinnerungen wieder lebendig und man tritt in eine Gedankenwelt ein, die einem im Alltagstrott verschlossen bleibt. Zugreisen unterscheiden sich also von anderen Arten des Reisens vor allem dadurch, dass sie ständig Gemüt und Gefühle stimulieren. Ein weiterer Vorteil ist, dass alle vom Stress langer Autofahrten befreit sind, sodass sich niemand als Fahrer in der Opferrolle sehen muss bzw. als Beifahrer Schuldgefühle zu haben braucht.

Auch die Service-Vielfalt des Anbieters trägt zur Beliebtheit von Zugreisen bei. So kann man z.B. bei den Themenzügenmit nur einem Ticket eine Vielzahl von Reisezielen genießen. Die Zahl der Passagiere der 2013 eröffneten O-Zug-Tourstrecke (zentrale Inlandsregion) und V-Zug-Strecke (Baekdudaegan Bergschlucht-Zug) hatte bereits 99 Tage nach der Eröffnung die Hundertausender-Marke überschritten. Die Gegenden und Ortschaften im Landesinneren, in die man normalerweise kaum je kommt, können jetzt mit dem Zug besucht werden. Das Geheimnis der Beliebtheit dieser Touren sind die Geschichten, die sich um die alten Bahnstationen ranken.

Der DMZ-Friedenszug, der 2014 seine Jungfernfahrt machte und jährlich sechs Millionen Passagiere auf eine Besichtigungstour mitnimmt, die einen besonderen Blick auf die Demilitarisierte Zone (DMZ) gestattet, ist besonders beiausländischen Touristen beliebt, die die Hälfte der Gesamtpassagierzahl ausmachen. Auch der 2008 in Betrieb genommene Luxuszug Haerang, der in puncto Ausstattung und Service dem früher zwischen Paris und Istanbul verkehrenden Orient-Express in Nichts nachsteht, hat sich mittlerweile als der repräsentativste Tourismuszug des Landes einen Namen gemacht.

Atemberaubende Landschaften

 

Meine Lieblingszüge sind der durch die zentrale Inlandsregion verkehrende O-Zug und der V-Zug zur Bergschlucht Baekdudaegan, die beide 2013 den Fahrbetrieb aufnahmen. Der O-Zug ist von der Form her niedlich wie ein Eichhörnchen. Das „O“, eine Abkürzung des Englischen „One“, soll bedeuten, dass dieser Zug die drei Provinzen Gangwon-do, Chungcheongbuk-do und Gyeongsangbuk-do, durch die er fährt, „zu Einem macht“. Der Zug mit seinen vier Waggons, die für die vier Jahreszeiten Frühling, Sommer, Herbst und Winter stehen, fährt von Seoul über Jecheon, Yeongju und Seungbu bis Cheoram. Im dritten Waggon gibt es Familiensitze bzw. Paarsitze, die es erlauben, einander gegenüber zu sitzen und gemütlich zu plaudern. Für Unterhaltung sorgen zudem kleine Quiz-Events, bei denen die Zugbegleiter Nonsens-Fragen oder Fragen über Züge stellen und richtige Antworten mit kleinen Geschenken belohnen.

Am Bahnhof Buncheon, der an der Grenze zwischen den Provinzen Gangwon-do und Gyeongsangbuk-do liegt, kann man in den V-Zug umsteigen. Steigt man in Buncheon aus, empfängt einen zu jeder Jahreszeit eine gewisse weihnachtliche Atmosphäre, denn das „Santa-Dorf“ dort gehört zu den touristischen Attraktionen der Gegend. 2013 wurde aus Anlass des 50. Jahrestags der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen der Republik Korea und der Schweizerischen Eidgenossenschaft eine Partnerschaft zwischen Buncheon und Zermatt geschlossen.

In Einklang mit dem „V“ in „V-Zug“, das für „Valley“ (Bergschlucht) steht, bahnt sich dieser Zug seinen Weg durch enge und tiefe Täler. Der Zug, dessen schöner Rotton herzerwärmend wirkt, fährt von Buncheon über Yangwon und Seungbu bis Cheoram. Er erinnert an den mittlerweile aus dem Verkehr gezogenen blauen Nahverkehrszug „Taube“. Bei jeder Bewegung klappern die dünnen Scheiben, was aber nicht unangenehm störend, sondern vielmehr anheimelnd wirkt. Auch der alte Ventilator, der statt einer Klimaanlage in gemächlichen Schwenkbewegungen Kühle erzeugt, lädt zu einer Zeitreise in die Vergangenheit ein.

Bei einer Fahrt mit diesem Zug glaube ich manchmal, die Stimme des Dichters Na Tae-ju (geb. 1945) zu hören, der ermahnt: „Dinge sind schön, wenn man sie genau betrachtet.“ Der V-Zug tuckert wohl deshalb so gemächlich dahin, damit die Passagiere das herrliche Landschaftspanorama voll und ganz genießen können. Am Bahnhof Yangweon, einer Station an der Yeongdong-Linie, macht der Zug rund zehn Minuten Halt. Hier kann man den regionalen Spezialitäten wie den Pfannküchlein Jeon zu einem Glas trüben Reiswein Makgeolli nicht widerstehen.

Aber vor allem liebe ich diesen Zug wegen der herrlichen Landschaft, die landesweit ihresgleichen sucht. Und auch wegen der Station Seungbu, die für mich persönlich dieschönste im ganzen Land ist. Der Zug fährt so tief in die Berge, dass man das Gefühl hat, sich in einer Waldlunge zu befinden. In dem Moment, in dem sich die faszinierende Landschaft vor einem auftut, kann man nur noch sprachlos staunen.

Der DMZ-Friedenszug, der 2014 seine Jungfernfahrt machte und jährlich 6 Mio. Passagiere auf eine Besichtigungstourmitnimmt, die einen besonderen Blick auf die Demilitarisierte Zone (DMZ) gestattet, istbesonders bei ausländischen Touristen beliebt.

Top-Service, Top-Einrichtungen

 

2015 war zu hören, dass in den Touristikzügen einzigartige Abteile eingerichtet worden seien. Gemeint waren die bodenbeheizten Ondol-Maru-Abteile der West-Gold-Züge. Sie ermöglichen es, während der Fahrt bequem auf dem Boden zu sitzen oder auch zu liegen. Wo auf der Welt gibt es sonst noch solch komfortabel-gemütliche Abteile?

1. Mit dem Jeongseon-Arirang-Zug, lässt sich die Schönheit der Landschaft besonders gut genießen.

2, 3. Mit dem O-Zug kann man vom Abfahrtsbahnhof Seoul aus eine Rundreise durch die zentrale Inlandsregion machen. Raumaufteilung und Ausstattung des Zugs sind v.a. für Familien und Pärchen ideal.

Legt man sich in diesen Abteilen, die denHerrengemächern eines traditionellen koreanischen Hauses nachempfunden sind, auf den warmen Boden, den Kopf auf einer aus dem Holz der Hinoki-Scheinzypresse gefertigten Nackenstütze ruhend, kann man die typisch volkstümliche Atmosphäre vergangener Zeiten genießen. Um den von der Reise ermüdeten Körper zu entspannen, steht ein Fußbad-Raum zur Verfügung. Taucht man die Füße in das Schwefelbadwasser aus den heißen Quellen des Dogo-Resorts, ist die Müdigkeit wie weggeblasen. Dieser Zug empfiehlt sich auch für alle, die Wattenmeer und Abendrot sehen möchten.

Der in seiner Art wohl besonderste Ort der Welt – die Demilitarisierte Zone (DMZ) – ist mit dem DMZ-Friedenszug erreichbar und besonders bei ausländischen Reisenden beliebt. Mit der Bahnlinie Gyeongui-seon fährt man bis zum Bahnhof Imjingang, wo man u.a. das Dora-Observatorium, den Infiltrationstunnel Nr. 3 und den Dorasan-Friedenspark besichtigen kann. Das ist zu Fuß oder mit der Einschienenbahn möglich. Die Bahnlinie Gyeongwon-seon führt vom Seouler Hauptbahnhhof bis zur Station Baengmagoji, von wo aus man die Cheorweon DMZ-Tour machen kann, die u.a. das ehemalige Politbüro der einstigen nordkoreanischen Arbeiterpartei und eine Tour entlang des Stacheldrahtzauns umfasst.

Aber es gibt auch einen Zug für Liebespaare. Im Juli 2007 wurde der Pendelzug Tongil-ho in einen Mini-Zug mit drei Waggons umgestaltet, der heutzutage als S-Zug (Namdo Meerestouristenzug) bekannt ist. Reist man mit diesem Zug, braucht man nicht auf das europäische Mittelmeer neidisch zu sein, denn das magisch glitzernde Blau des Koreanischen Ostmeeres fesselt den Betrachter. Abfahrt ist an der Station Jeongdongjin, von dort geht es u.a. über die Haltestellen Mukho, Donghae, Chuam, Samcheok-haebyeon und Samcheok und wieder zurück. Es empfiehlt sich, am Chuam-Bahnhof auszusteigen und sich den Felsen Chuam Chotdaebawi (Kerzenfels) anzuschauen.

Die einzelnen Waggons haben jeweils ein anderes Konzept. Die ersten beiden Waggons sind wie in einem Kino mit zwei stufenförmig angeordneten Sitzreihen ausgestattet, von denen man einen Panoramablick auf das wie auf einer Leinwand vorbeiziehende Meer hat. Man hat das Gefühl, sich einen Film über das Meer anzuschauen. Im dritten Waggon sind die Sitze einander gegenüber angeordnet, sodass man sich bequem miteinander unterhalten kann. Es gibt auch einen Raum für Heiratsanträge. Es heißt, dass ein Heiratsantrag beim gemeinsamen Hinausblicken auf das weite Meer 100 Prozent Erfolg verspricht. Aber das beste Entertainment in diesem Zug ist wohl der unterhaltsame DJ, der die von den Passagieren gewünschten Musiktitel spielt, wobei er zu jedem Lied die jeweilige Hintergrundgeschichte vorliest und unterhaltsam kommentiert.

„Kreuzfahrt per Schiene“

Unter den vielen Themenzügen gibt es einen, mit dem jeder wohl eines Tages einmal reisen möchte: den Luxuszug Haerang. „Haerang“ meint wortwörtlich „Zusammen mit der Sonne“. Die sechs Zugbegleiter bedienen nur 54 Passagiere, sodass jeder Gast mit erstklassigem Service verwöhnt wird.Die Zug-Suiten haben neben komfortablen Betten ein gesondertes Empfangszimmer. Getränke wie Bier und Wein oder kleine Erfrischungen kann man jederzeit im Speisewagen genießen. Es werden auch erstklassige Spezialitäten der Regionen, in denen der Zug jeweils Halt macht, serviert. Für abwechslungsreiche Unterhaltung sorgt das Bordpersonal mit Darbietungen wie Zauberkunststücke, Musikaufführungen mit der koreanischen Wölbbrettzither Gayageum, A-cappella-Stücken usw. Die Sonne im fahrenden Zug auf- und untergehen zu sehen ist ebenfalls ein unvergesslichliches Erlebnis. Jedoch ist der Preis ab 2,44 Mio. Won (rd. 1.850 Euro) für die dreitägige Fahrt nicht gerade niedrig.Es gibt aber auch eine Zugreise, die man ab einem bestimmten Alter nicht mehr machen kann: Das Naeilro-Tour-Angebot richtet sich nur an koreanische Staatsangehörige bis zum vollendeten 29. Lebensjahr. Mit einem Zugpass im Wert von 70.000 Won (rd. 53 Euro) kann man innerhalb von sieben Tagen außer mit dem Hochgeschwindigkeitszug KTX nach Herzenslust auf Stehplätzen und Sitzplätzen in reservierungsfreien Bereichen herumreisen. Da man unbeschränkt umsteigen und dadurch überall im Land unterwegs sein kann, ist es für Studenten in den Semesterferien eine gute Gelegenheit, relativ günstig auf Abenteuerfahrt zu gehen. Zum Naeilro-Zugpass gehören auch Gutscheine, mit denen man in Unterkünften und Restaurants in Bahnhofsnähe Ermäßigung erhält. Aber wer die 29 bereits überschritten hat, braucht nicht traurig zu sein, denn es gibt auch noch den Hanaro-Pass, der für 65.000 Won (rd. 50 Euro) erhältlich ist und es dem Inhaber erlaubt, Stehplätze und Sitzplätze in reservierungsfreien Bereichen aller regulären Züge drei Tage lang auf allen Strecken in Anspruch zu nehmen.

Park san-hafreiberufliche Reisebuchautorin

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