Hitomi Sakabe, die Graphikdesign an der Fakultät für Design für visuelle Kommunikation der Keimyung University unterrichtet, illustriert auch Kinderbücher. In den Semesterferien und nach den Unterrichtsstunden widmet sie sich ihren Malereien und Illustrationen.
Father Ben Torrey named himself Dae Young-bok after his father, Father Reuben Archer Torrey III, who called himself Dae Chon-dok. Father Torrey and his wife moved to Korea in 2005. Currently, he is focusing on cultivating “agents of reconciliation and unification” to work in North Korea, the essence of his “Fourth River” dream.
„Ein nahes und doch fernes Land“ – mit diesem alten Cliché beschreiben Korea und Japan seit langem ihre Beziehung zueinander. Die Künstlerin Hitomi Sakabe kann dem nur zustimmen. In ihren Augen sind die beiden Länder unterschiedlicher als die meisten Nachbarländer auf der Welt und die Unterschiedlichkeit manifestiert sich am deutlichsten im Nationalcharakter.
Dieser Kontrast ist einer der Hauptgründe, warum Sakabe nicht wieder nach Japan zurückgekehrt ist, und das, obwohl die Geschichte der modernen Malerei in Japan weiter zurückreicht als in Korea und auch das Interesse an den Schönen Künsten ausgeprägter ist.
„Verglichen mit der koreanischen Gesellschaft ist die japanische viel stabiler und berechenbarer, es gibt kaum große Veränderungen. Korea hingegen sprüht vor Dynamik und Vitalität“, sagt sie. „Während Japan in sich geschlossen und auf seine spezifische Art einmalig ist, ist Korea dem Rest der Welt gegenüber offener und die Koreaner kommen besser mit Fremden zurecht als die Japaner.“
„Für meine Begriffe ist Japan viel zu sehr in sich geschlossen und eng“, erklärt sie und fügt hinzu, dass sie, wenn sie in Japan leben würde, vielleicht noch nicht einmal arbeiten würde. „Die meisten japanischen Frauen, darunter auch meine Freundinnen, haben den Status quo internalisiert und verspüren im Vergleich zu den Koreanerinnen auch weniger Motivation, berufstätig zu sein.“
Tiefere Wurzeln schlagen
Bedenkt man die gemischten, ja manchmal feindseligen Gefühle der Koreaner gegenüber Japan, könnte sich ein japanischer Expat in Korea durchaus unwohl fühlen. Aber Sakabe, die mittlerweile länger in Korea als in Japan gelebt hat, fühlt sich heimisch. Sie hat sich so sehr an Korea gewöhnt, dass ihre Heimatbesuche immer mit einem Kulturschock verbunden sind.
Die in Tokio geborene Sakabe wuchs in einer kleinen Küstenstadt in der Nähe von Nagoya in Zentraljapan auf. 1996, als sie in der 7. Klasse war, kam sie mit ihren Eltern nach Korea. Sie besuchte die Sunhwa-Mittel- und Oberschule für Kunst in Seoul, studierte Moderne Malerei und Design und schloss die Graduiertenschule der Seoul National University mit der Promotion in Designwissenschaft ab.
Sakabe heiratete einen im IT-Bereich tätigen Koreaner, den sie während des Studiums kennenlernte. 2010 und 2015 kamen ihre beiden Kinder zur Welt. Nach der Geburt des ersten Kindes begann Sakabe mit dem Illustrieren von Kinderbüchern. Sie hat eine ganze Reihe von Bilderbüchern herausgebracht und ihre Bilder in mehreren Ländern ausgestellt. Da sie weiche, von Hand gezogene Linien vor geraden, computergenerierten Strichen bevorzugt, finden sich in ihren Bildern klumpig-pummelige Figuren und bunte Landschaften, die Kindheitserinnerungen wecken.
Sakabe, die sich selbst als „Grenzgängerin“ oder „marginalen Menschen“ bezeichnet, sagt, dass das gegenwärtige Zeitalter multiple Kompetenzen verlange. „In der heutigen Zeit, in der Multitasking gefordert wird, versuche ich meinen Arbeitsbereich auszuweiten. Die Ungewissheit der Zukunft zwingt mich, neue Herausforderungen anzunehmen.“
„Wenn ich im Hauptberuf Malerin, Designerin oder Illustratorin wäre, wäre alles viel einfacher gewesen, denn dann hätte ich nur ein einziges Thema wählen und mich unter verschiedenen Aspekten damit befassen können. Aber da meine Position mir nicht erlaubt, mich nur auf eine Sache zu konzentrieren, wage ich mich in verschiedene Bereiche, um mich weiterzuentwickeln.“
Als Hauptthema ihrer Arbeiten und Interessen nennt Sakabe „Archivieren“ bzw. die Gegenwart festhalten. Menschen und Ausschnitte aus dem Alltagsleben wie z.B. Kleiderschnitte sind ihre Lieblingsthemen. Sie arbeitet als Dozentin an der Fakultät für Design für visuelle Kommunikation der Keimyung Universität in Daegu, einer Stadt, die sie als das „Nagoya von Korea“ bezeichnet. In historischer und industriegeschichtlicher Hinsicht kommt beiden Städten eine ähnliche Bedeutung für das jeweilige Land zu. „Ich versuche, meinen Studenten einen möglichst guten Unterricht zukommen zu lassen“, sagt Sakabe. „Ich überlege mir immer, wie ich meine Stärken nutzen kann, um sie zu fördern.“
Urlaub, Semesterferien und die Zeit nach dem Unterricht widmet sie ihren Gemälden und Illustrationen. Ihr Lieblingskünstler ist Henri Matisse. Ihr gefällt die heitere und angenehme Stimmung der Werke dieses französischen Künstlers.
Ernüchternde Realität
Derzeit sind die Beziehungen zwischen Korea und Japan aufgrund des anhaltenden Disputs über die Entschädigung koreanischer Zwangsarbeiter während der Kolonialherrschaft auf einem Tiefstand. In diesem Zwist, der kennzeichnend für die seit jeher unbehaglichen Beziehungen der beiden Nachbarländer ist, scheinen schmerzhafte Erinnerungen und schwelender Groll stets unter der Oberfläche zu lauern. Als sich Sakabe in der Oberschule Seite an Seite mit ihren koreanischen Klassenkameraden mit der Geschichte Koreas beschäftigte, nannten Lehrer und Schüler die Japaner nur „Japse“. Sakabe glaubt, dass Korea und Japan aufgrund ihrer unglücklichen gemeinsamen Geschichte niemals einfach „ein ausländisches Land“ füreinander sein können. „Viele Japaner, die schon lange in Korea leben, empfinden so etwas wie eine Erbschuld, auch mir geht es so.“
Sakabe gesteht, dass sie sich in dem Land, in dem sie bereits über zwei Jahrzehnte lebt, manchmal immer noch als Fremde fühlt. „Man kann zwar schlecht verallgemeinern, aber viele Japaner halten die Koreaner für etwas ungehobelt, während die Koreaner glauben, dass die Japaner ihre wahren Gefühle verbergen. Aus meiner Sicht sind beide Völker feinfühlig, wenn auch auf unterschiedliche Art.“ Sie nennt die Beziehungen zwischen den älteren und jüngeren Generationen als Beispiel: „Für Koreaner ist das Alter ein wichtiger Faktor. In Korea z.B. behandeln einige Ladenbesitzer jüngere Kunden manchmal etwas von oben herab, während in Japan selbst Professoren bemüht sind, ihren Studenten gegenüber gute Umgangsformen zu wahren.“
Unter dem Strich gesehen ist Sakabe aber froh, dass ihre Kinder Koreaner sind, denn sie glaubt, dass koreanische Kinder mehr Schneid besitzen, pragmatischer sind und positiver auf Veränderungen reagieren als ihre japanischen Altersgenossen. Sie hat sich so an die koreanische Art gewöhnt, dass sie manchmal etwas perplex ist, wenn sie Japan besucht. „Die japanische Gesellschaft hat ihre eigenen Normen, und die Menschen werden schnell verlegen, wenn sie vom Standardmaß abweichen. In dieser Hinsicht ist Korea offener und allgemein kosmopolitischer.“

„Wir sind Nachbarn, die miteinander auskommen müssen. Ein Individuum kann woandershin ziehen, wenn er oder sie die Nachbarn nicht mag.
Ein Land kann das nicht.“
Das im Sommer 2019 veröffentlichte Bilderbuch Tolle Zeit in Mamas Heimatstadt zeigt, wie Sakabes Kinder die Heimatstadt ihrer Mutter erlebten: Erinnerungen, die Sakabe in warmen Zeichnungen aufleben lässt.
Gleich aber anders, anders aber gleich
Auf die Frage nach dem derzeitigen Riss in den diplomatischen Beziehungen meint Sakabe, dass es mehr als Politik brauche, um die Probleme zu lösen. Einige ihrer koreanischen Bekannten fragen ihre Kinder, welche Mannschaft sie in einem Fußballspiel Korea gegen Japan unterstützen würden. Sakabe betont, dass internationale Beziehungen etwas anderes als Sportwettkämpfe sind, bei denen es nur einen Gewinner gibt. „Wir sind Nachbarn, die miteinander auskommen müssen. Ein Individuum kann woandershin ziehen, wenn er oder sie die Nachbarn nicht mag. Ein Land kann das nicht.“
Wenn Sakabes Familie Japan besucht, schickt sie ihre Kinder in die Schule in der Nähe ihres Elternhauses. Sie hält es für wichtig, dass sie lernen, was kulturelle Diversität bedeutet, denn einseitige, engstirnige Ansichten können Vorurteile bewirken.
Sakabe sagt, dass sie keine großartigen Zukunftspläne hat, sondern nur hoffe, weiterhin das machen zu können, was sie jetzt macht. „Ich habe verschiedene Grenzen überschritten und werde auch in Zukunft Grenzen überschreiten, was sich auch nachteilig auswirken könnte“, sagt sie. „Andererseits ist gerade meine Position als Grenzgängerin für mich zu einem Pluspunkt geworden. Manchmal erleben wir, dass die vermeintlichen Außenseiter zu erfolgreichen Spielern werden. Ich betrachte mich als solch eine unbekannte Größe.“
„Wir alle wollen mit anderen verbunden sein und Gemeinschaften bilden, seien sie nun groß oder klein. Wir möchten, dass andere uns anerkennen. Wir sind anders und doch gleich, gleich und doch anders“, schrieb Sakabe auf den Einband ihrer Sammlung mit illustrierten Essays mit dem Titel Stein auf Stein, so geht das Leben weiter.