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2020 SPRING

Yeoju: „Unsichtbares Land“, durch die Augen der Weisheit

Yeoju, eine Autostunde von Seoul entfernt, liegt im Zentrum der koreanischen Halbinsel. Reis aus dieser Region ist bis heute bekannt für seine gute Qualität. Zudem ist Yeoju als Geburtsstätte des Goryeo-Seladon ein Zentrum der koreanischen Keramikindustrie. Doch die Meinungen über die Vorzüge der als Must-See-Touristenattraktionen gepriesenen sagenumwobenen Tempel in Yeoju und Umgebung sind geteilt.

Von der Festung Pasa-seong in Yeoju, aus bietet sich ein spektakulärer Blick auf den Fluss Han-gang und die Bergzüge in derUmgebung. Die Mauern der während der Zeit der Drei Reiche vom Königreich Silla Mitte des 6. Jhs erbauten Festung habeneine Umfangslänge von 950m und sind bis zu 6,5m hoch. Feindliche Truppen, die sich auf dem Fluss näherten, waren leichtzu entdecken.

Meine Besichtigungstouren des kulturhistorischen Erbes des Kunsthistorikers Yu Hong-june war das erste koreanische geisteswissenschaftliche Buch, das millionenfach verkauft wurde. Es löste in den frühen 1990er Jahren einen landesweiten Boom von Besichtigungen historischer Stätten aus, denn Yu erklärte das koreanische Kulturerbe in leicht verständlichem und eloquentem Stil, sodass die Koreaner ihr kulturelles Erbe mit neuen Augen betrachten und schätzen lernten. Internationalen Besuchern diente das Werk als Kulturwegweiser.

Im achten Band seiner Reihe empfiehlt Yu denjenigen, die nur einen Tag zur Erkundung von Koreas Natur und Kultur haben, zwei Reiserouten. Eine davon ist eine Tour nach Yeoju, eine Autostunde von Seoul entfernt.

In seiner Begründung dafür nennt er u.a. Yeojus Kulturschätze: den Tempel Silleuk-sa, der dem Besucher einen Eindruck von der „Beschaulichkeit eines koreanischen buddhistischen Tempels“ gibt, den Tempel Godal-sa, „wo die Atmosphäre der historischen Relikte eines alten Tempels“ zu spüren ist, und die Gräber von König Sejong (reg. 1418-1450) und König Hyojong (reg. 1649-1659) mit der ihnen eigenen „Erhabenheit und Feierlichkeit“. Nicht zu vergessen die „herrliche Landschaft des Flusses Namhan-gang“. 2012 hat die Streaming Plattform CNN go den Silleuk-sa in die Liste der 50 schönsten Orte Koreas aufgenommen.

Doch im Gegensatz zu ausländischen Besuchern, die diese Sehenswürdigkeiten bewundern, finden viele Koreaner nichts Besonderes daran. Yus Erklärungen über den ästhetischen Wert der Tempelruinen wecken bei ihnen keine große Neugier. Sie wirken allzu gewöhnlich. Warum entschied er sich für Yeoju und sparte prächtigere oder landschaftlich reizvollere Orte, die in Korea-Reiseführern allgemein empfohlen werden, aus?

Unsichtbares Land

Das 223cm hohe und 46cm breite Bildnis des stehenden Buddha, das in die Klippen am Namhan-Flusslauf gemeißelt ist, stammt aus der frühen Goryeo-Zeit (935-1392). Es setzt den Stil des Vereinigten Silla-Reichs (676-935) fort, was am detailliert gearbeiteten Faltenwurf des Gewandes, dem verfeinerten Lotusblütensockel sowie dem Glorienschein zu erkennen ist.

 

Die Ziegelsteinpagode des Tempels Silleuk-sae wurde auf einem felsigen Grat desTempelgeländes mit Blick auf den Namhangang-Flusslauf errichtet. Die 9,4 m hohe, zum Nationalschatz Nr. 226 erklärte Pagode dürfte von der um das 10. Jh. aus China eingeführten Ziegelsteinbauweise beeinflusst worden sein.© Yonhap News Agency

Wenn westliche Ärzte zum ersten Mal mit östlicher Medizin in Berührung kommen, sind sie oft überrascht, dass auf den Diagrammen zur anatomischen Struktur des Körpers das muskuloskeletale System kaum zu sehen ist und der Fokus auf den Leitbahnen der Lebensenergie Gi (auch „Qi“) liegt.

Francisco González Crussí (geb. 1936), ein mexikanischer Arzt und Schriftsteller, bemühte sich um eine Erklärung dieser unterschiedlichen Sicht von Körper und Welt. Während man im Westen versuchte, das komplexe System des menschlichen Körpers anhand der sichtbaren Muskeln, durch die sich der Wille manifestiert, zu verstehen, war man im Osten bestrebt, hinter die Quelle der Kraft der Körperbewegungen im unsichtbaren Puls der Blutgefäße und im Herzschlag zu kommen. Vielleicht wollte Yu in diesem Sinne die Koreas Natur und seinem Kulturerbe immanente „unsichtbare Energie“ zeigen und nicht ihre „Muskeln“.

Die Koreaner betrachten Land nach „Pungsu-Jiri“, der traditionellen Geomantiklehre. „Jiri“ bedeutet einfach „Land“. „Pungsu“ ist jedoch nicht so leicht zu erklären, denn dafür muss man zunächst einmal „Gi“ verstehen, für das es in der westlichen Kultur kein richtiges Äquivalent gibt. Gi ist definiert als Quelle oder Basis aller Materie, die eine Form hat. Manchmal wird es aber auch als ein umfassender Begriff zur Beschreibung verschiedener Naturphänomene verwendet. Nach seit alten Zeiten überliefertem asiatischem Gedankengut haucht das der Erde immanente Gi allem Seiendem Leben ein. Die Erforschung dieser unsichtbaren Erdenergie ist Pungsu.

Einst blühende Stadt am Fluss

Yeoju hat viel mit Seoul gemeinsam: Durch beide Städte, die sich harmonisch in die umgebenden Berge fügen, fließt der Fluss Han-gang, der die mittlere Region der koreanischen Halbinsel in west-östlicher Richtung teilt. Auf dem Wasserweg braucht man einen Tag von Seoul nach Yeoju. Das heißt, Yeojus berühmter Qualitätsreis, aber auch Salz sowie fermentierte und fangfrische Fische und Meeresfrüchte aus dem Westmeer konnten innerhalb eines Tages in die Hauptstadt geschifft werden.

Während der Goryeo-Zeit (918-1392), als Steuern in Form von Getreide eingezogen und über den Han-gang in die Hauptstadt verschifft wurden, legten Frachtschiffe mit Getreide-Abgaben und Handelsschiffe in Yeoju an; clevere Gelehrte und Beamte begannen dorthin zu ziehen. Und nach der Verlegung der Hauptstadt durch den König des neuen Joseon-Reiches (1392-1910) nach Hanyang (alter Name Seouls), wurde Yeoju ein Ort der Einflussreichen und Mächtigen.

Damals war es sowohl kulturell als auch politisch von großer Bedeutung, dass die Hauptstadt innerhalb eines Tages erreichbar war. Es verwundert daher nicht, dass mehr als ein Fünftel aller Königinnen der Joseon-Zeit aus Yeoju stammen und dass in dieser Region mehr registrierte Nationalschätze und Schätze wie z.B. historische Gebäude oder Steinpagoden als in anderen Landesteilen zu finden sind.Der Transport von Fracht über den Wasserweg war zwar schnell und bequem, aber auch riskant. Ein Unfall führte oft zu Verlust von sowohl Eigentum als auch Menschenleben, weshalb die Flussschiffer nach altem Brauch Buddha um Schutz baten. Von den alten, in Fels gehauenen Buddhastatuen befinden sich nur zwei an Flussläufen. Beide blicken auf den Han-gang. Die eine ist neben der alten Geumcheon-Anlegestelle in Chagdong-ri, Chungju, im mittleren Teil des Landes gelegen, die andere im „Feuchtgebiet Bucheoul“ (wörtlich „Buddha-Stromschnelle“) in Gyesin-ri, oberhalb der alten Fähranlegestelle Ipo in Yeoju. Die Felsen, in die die beiden Buddhas gemeißelt wurden, unterscheiden sich zwar in Steinbeschaffenheit, Zustand, Größe und Form, doch beide Steinreliefe stammen aus der Goryeo-Zeit und sind im Stil des Vereinten Silla-Reiches (676-935) gehalten. In der Vergangenheit blickten Passagiere und Schiffsmannschaft wohl zu den Buddhas auf, um für eine sichere Reise zu beten.

Im Gegensatz zu denmeisten koreanischenbuddhistischen Tempeln,die sich in den Bergenbefinden, liegt der zu Yeojugehörige Silleuk-sa aneinem Fluss. Das ältestenoch erhaltene Bauwerkdes Tempels ist eineZiegelsteinpagode aufeinem Felsen mit Blickauf den Fluss Han-gang.

Ziegelsteinpagoden und Goryeo-Seladon

Der wahrscheinlich unter der Herrschaft von König Jinpyeong (reg. 579-632, Silla-Reich) errichtete Tempel Silleuk-sa wird wegen seiner anheimelnden Atmosphäre geschätzt. Auf seinem Gelände befinden sich zu Nationalschätzen erklärte Relikte, darunter eine Steinlaterne, eine Ziegelsteinpagode und dieHalle des unendlichen Glücks.

 

Im Gegensatz zu den meisten koreanischen buddhistischen Tempeln, die sich in den Bergen befinden, liegt der zu Yeoju gehörige Silleuk-sa an einem Fluss. Das älteste noch erhaltene Bauwerk des Tempels ist eine Ziegelsteinpagode auf einem Felsen mit Blick auf den Fluss Han-gang. Heutzutage ist die Haupthalle zentraler Ort aller buddhistischen Zeremonien und Rituale, aber einst stand die Pagode im Mittelpunkt.

Unter den Flussläufen im südlichen Teil der koreanischen Halbinsel führt der Han-gang die größte Wassermenge. Die geringe Breite des Flusses führte in Kombination mit den sommerlichen Monsunregen in der Vergangenheit zu häufigen Überschwemmungen. Die Ziegelsteinpagode ist Ausdruck der Bitte um Schutz vor Hochwasser und sicheres Geleit. Besonders unterhalb der hohen Klippe, auf der die Pagode steht, kenterten viele Schiffe in den berüchtigten Strudeln. Die Errichtung der Pagode auf dieser Klippe machte vorbeifahrende Boote auf die Gefahr aufmerksam. Sie ist zudem ein Bibo, das die negative Energie dieses steilen Geländes unterdrücken soll. Bibo ist in der Pungsu-Lehre „Mittel“ zur Stärkung von etwas Schwachem oder zum Ausgleich eines Mangels. Wenn Berge und Felsen die Muskeln eines Landes sind, so sind seine Flüsse die Blutgefäße. Die Pagode soll durch Unterdrückung der negativen Energie das „Blut in den Blutgefäßen“ reinigen. Diese Bedeutung kommt der Pagode heute nicht mehr zu: Der Gangwolheon (Pavillon von Fluss und Mond) versperrt den Blick darauf.

Pagoden aus Ziegelstein finden sich selten in Korea, wo die Ziegelherstellung ursprünglich unbekannt war. Das änderte sich, als das Vereinte Silla-Reich (668-935) buddhistische Mönche ins chinesische Tang-Reich (617/18-907) schickte, um sich mit neuen buddhistischen Strömungen vertraut zu machen. Auf diese Weise gelangten zahlreiche Einrichtungen und Kulturgüter aus Tang-China nach Korea, darunter wohl auch Ziegelsteinpagoden.

Nicht weit vom Silleuk-sa entfernt finden sich in Jungam-ri Spuren eines Brennofens für Baekja (Weißkeramik). Dieser Brennofen für Ziegelsteine im chinesischen Stil datiert aus dem Goryro-Reich des späten 10. Jhs, also etwa aus der Zeit, als die Ziegelsteinpagode von Silleuk-sa errichtet wurde. Vor dem geistigen Auge entsteht das Bild chinesischer Töpfer, die auf ihrer Reise nach Korea das Westmeer überqueren, um die Pagode zu errichten. An deren Bau waren auch Goryeo-Töpfer beteiligt, was an den dekorativen Dangcho-Arabesken (Dangcho: wörtlich „Tang-Gras“) auf den Ziegeln der Pagode zu erkennen ist.

Interessanterweise führte die Einführung des Ziegelstein-Brennofens aus China zur Entwicklung des jadegrünen Goryeo-Seladons, das Xu Jing, ein Gesandter des Song-Reiches, in seiner Schrift Gaoli Tujing (Illustrierter Bericht über Goryeo, 1123) hoch lobte. Die hauptsächlich in der Provinz Gyeonggi-do, also in Hauptstadtnähe, betriebenen Brennöfen chinesischen Stils wurden von Goryeo-Töpfern in koreanische Tonerde-Brennöfen umgewandelt. Im Gegensatz zur chinesischen Technik des einmaligen Brennens bei sehr hohen Temperaturen verbreitete sich in ganz Korea die Technik des doppelten Brennens, einmal bei niedriger und einmal bei hoher Temperatur. Diese verfahrenstechnische Entwicklung ermöglichte die Keramikherstellung an allen Orten mit leicht abbaubaren Tonerdevorkommen und führte zur Blüte des Goryeo-Seladon. Die Töpfertradition überdauerte die Zeiten, heute gibt es in und um Yeoju rund 400 Töpferwerkstätten.

Das an die 60.000m2 umfassende Gelände, auf dem der Godal-sa einst stand, gibt Aufschluss über seine Größe und Bedeutung. Der in der zweiten Hälfte des 8. Jhs errichtete Tempel wuchs und gedieh mehrere Jahrhunderte lang. Zwei exquisite Stupas und andere Kulturschätze aus Stein sind bis heute erhalten.

Lebendiges Land: Godal-sa

Diese als Nationalschatz Nr. 4 registrierte steinerne, 4,3m hohe Stupa steht auf einer kleinen Anhöhe im hinteren Bereich des Tempelgeländes. Die aus der Goryeo-Zeit stammende Stupa zeichnet sich durch ihre elegante Form und die vollendeten plastischen Darstellungen von Drachen und Schildkröten aus.

Es gab zwei Hauptlandrouten von Seoul nach Yeoju: eine nördlich des Han-Flusses, die andere südlich. Zu Fuß brauchte man auf beiden Strecken zwei Tage.

Die nördliche Route entstand in der Zeit der Drei Königreiche (57 v. Chr.-668 n. Chr.). Sie verknüpfte die am Flusslauf von Namhan-gang gelegenen Ortschaften mit den umliegenden Tempeln und band sie an die Transportwege zu Wasser an. Von der Festung Pasa-seong in Yeoju aus bietet sich ein spektakulärer Blick auf den Fluss: Richtung Süden hat man eine ungehinderte Aussicht auf die Ipo-Brücke über den sich westwärts erstreckenden Fluss. Im Norden ist in der Ferne die herrliche Kette des Taebaek-Gebirges zu sehen. Steht man an dieser Stelle, verschwinden automatisch die Fragen, warum die Festung gerade an dieser Stelle erbaut wurde und warum die drei Reiche Goguryeo, Baekje und Silla so lange und hart um diesen Flecken Erde kämpften. Die Nordroute ist auch der Weg, den zwei Könige des Goryeo-Reiches einsam und verbittert zurücklegten: König Mokjong (reg. 997-1009), der nach seinem Sturz nach Chungju ins Exil geschickt wurde, und König Gongmin (reg. 1351-1374), der vor der Invasion der chinesischen Roten Turbane, einer buddhistischen Sekte, in Andong Zuflucht suchte.

Entlang der Route liegt auch das weitläufige, verwaiste Areal, auf dem einst der Tempel Godal-sa stand. Über dem sich am Berg Hyemok-san erstreckenden Tempelgelände hängt immer noch der Hauch der Geschichte. Während der Goryeo-Zeit erstreckte sich die Tempelstätte über rund 12 km in alle vier Himmelsrichtungen. Hunderte von Mönchen sollen dort gelebt haben, was darauf hinweist, dass der Tempel vom Goryeo-Herrscherhaus reich mit Privilegien und Geldmitteln unterstützt wurde. Gerade hierin ist nach Meinung einiger Forscher der Grund für den Untergang des Tempels zu suchen: Als das Goryeo-Reich Ende des 14. Jhs vom konfuzianisch geprägten Königreich Joseon abgelöst wurde, endeten Unterstützung und Begünstigungen des Hofes, und der Buddhismus hatte wohl nicht mehr die Kraft, auf eigenen Füßen zu stehen.

Auf dem Tempelgelände gibt es noch viele steinerne Relikte wie Stupas und Pagoden, darunter die Stupa von Godal-sa (Nationalschatz Nr. 4) mit elaboriertem bildhauerischem Dekor. Die Pagoden sind zwar schon allein ihrer Formvollendetheit wegen sehenswert, gleichzeitig aber auch faszinierend als Beispiele für Bibo-Tempel, die errichtet wurden, um die Autorität des Königs mittels des Gi der Erde zu schützen und kundzutun. Daher hatte das einfache Volk in alten Zeiten großes Interesse an diesen Objekten.

Heutzutage ist es jedoch schwierig, noch Spuren der früheren Majestät der Tempelbauten, die hier einmal gestanden haben, zu finden, da kann man sich noch so sehr in den Bergen links und rechts umsehen. Aber wenn Sie die Hügel hinter der einstigen Tempelstätte entlang schlendern und dem Geräusch des kalten Windes lauschen, werden Sie sich nicht länger innerlich leer und zerrissen, sondern warm und geborgen fühlen. Wahrscheinlich ist das ein Gefühl, das einem lebendigen Land entströmt.

Augen der Weisheit

Das Grabmal von Königin Inseon, das gleich unterhalb des Grabhügels von König Hyojong (reg. 1649-1659) des Joseon-Reiches liegt, ist von Steinfiguren umgeben. Die königliche Grabstätte Yeongnyeong-neung umfasst das gemeinsame Grabmal von König Sejong (reg. 1418-1450) und Königin Sohyeon auf dem westlich gelegenen Gelände und die Doppelgräber von König Hyojong und Königin Inseon auf dem östlich gelegenen Areal. Die Grabanlagen strahlen die für die Königsgräber des Joseon-Reichs typische Würde und Getragenheit aus.

Die südliche Route von Seoul nach Yeoju ist Teil des Straßennetzes, das in der Joseon-Zeit von der Hauptstadt bis nach Dongnae in Busan führte. Es ist der Weg, den König Sejong (reg. 1418-1450) zurücklegte, wenn er Yeoju, die Heimat seiner Verwandten mütterlicherseits, zwecks militärischer Übungen, die in Form von Jagdwettbewerben abgehalten wurden, besuchte. Dieselbe Route nahmen seine Nachfolger, wenn sie nach Yeoju reisten, um an König Sejongs Grab und viele Jahre später an König Hyojongs (reg. 1649-1659) Grab ihren Respekt zu erweisen. König Sejong, der ursprünglich in Gwangju, Provinz Gyeonggi-do, beigesetzt worden war, wurde später nach Yeoju umgebettet, das geomantisch gesehen der optimalste Ort sein soll.

Etwas südlich von Yeongneung, König Sejongs Grabstätte, steht der Yeongwollu (Pavillon der Begrüßung des Mondes), der für den schönsten Panoramablick auf den Han-gang berühmt ist. Im Westen reicht der Blick bis zur Innenstadt von Yeoju, im Norden bis zu den Bergen, die sich einer Tuschelandschaft gleich jenseits des Flusses erstrecken. Darunter ist auch der Berg Hyemok-san, der sich über dem Godal-sa erhebt. „Hyemok“ bezeichnet im Buddhismus das „Auge der Weisheit“. In der Sutra der vollkommenen Erleuchtung heißt es: „Auch wenn die strahlende Sonne von einem Sonnenschirm verdeckt wird, ist das Auge der Weisheit klar und rein.“ Egal, wie hoch ich steige, mein Körper und Geist sind sich der Höhe nicht im geringsten bewusst. Bedeutet es, dass das reine Auge der Weisheit für mich noch weit entfernt ist?

1 Ipo-Brücke
2 Yeoju Ceramic World
3 Alte Fährüberfahrtstelle
4 Geburtsort von Kaiserin Myeongseong

Lee Chang-guyDichter und Literaturkritiker
Ahn Hong-beomFotos

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