2020 bedeckten große Stoffstücke die Gesichter der Menschen, Mund und Nase verschwanden, nur noch zwei ängstliche Augen blieben. Was anfangs noch wie eine Szene aus einem Albtraum anmutete, ist längst fester Bestandteil des Alltags geworden. Die Anpassungsfähigkeit des Menschen an Unglück ist irgendwie zum Schaudern.
Bei „Masken“ denke ich eigentlich an die Eiserne Maske aus einem Roman, an die Masken auf Theaterbühnen oder an Maskenbälle. Allerhöchstens kämen mir noch die maskierten Gesichter protestierender Studenten auf dem Uni-Campus oder in den Straßen in den Sinn.
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In den letzten Jahren ist jedoch aufgrund der Luftverschmutzung durch Abgase, Gelben Sand usw., der die Koreanische Halbinsel aufgrund ihrer geografischen Lage besonders ausgesetzt ist, das Interesse an Masken gestiegen und auch ich habe außer Haus oft eine KF94-Maske getragen. Solche Präventivgewohnheiten scheinen eine Rolle bei Koreas bislang vergleichsweise erfolgreichem Kampf gegen die COVID19-Pandemie zu spielen.
Masken haben mittlerweile über den rein persönlichen, dem Ermessen des Einzelnen überlassenen Selbstschutz hinaus den Charakter eines „öffentlichen Gutes“ angenommen. Sie sind vom KANN zum MUSS für das öffentliche Gemeinwohl geworden, zu etwas, auf das der Einzelne Anspruch hat, und gleichzeitig zu einem Versorgungsgut, für dessen Bereitstellung der Staat verantwortlich ist, weswegen sogar der Begriff „öffentliche Maske“ auftauchte. Das Frühjahr 2020, als die Menschen vor den Apotheken Schlange standen, um gegen Vorlage ihrer ID-Karte die ihnen zustehende Anzahl von Masken zugeteilt zu bekommen, wird schmerzhaft in Erinnerung bleiben.
Darüberhinaus sind Masken zu einer Art sozialer Norm geworden. Denn das Bewusstsein verbreitete sich, dass Masken nicht nur Kranke vor Viren schützen, sondern auch das effektivste Mittel sind, um Gesunde vor asymptomatischen und leicht symptomatischen Trägern, die für das Coronavirus charakteristisch zu sein scheinen, zu schützen. Wer gegen die „Pflicht“ verstößt, an öffentlichen Orten eine Maske zu tragen, dem droht eine Geldstrafe.
Im Zuge der sich rasant entwickelnden Maskenkultur entstand die Unterscheidung zwischen „KF Gesundheitsmasken“ (partikelfiltrierende Halbmasken) und den für den Sommer geeigneten „KF-AD Masken (AD: anti-droplet, dt.: Tröpfchenschutz)“, dann kam Zubehör wie Halsbänder oder -ketten auf, die Abnehmen und Aufsetzen bequemer machten. Es gibt sogar ein Verbrauchersegment, das Modemasken gegenüber Gesundheitsmasken bevorzugt.
„Look at my eyes!“ – in letzter Zeit sind immer mehr Frauen mit auffällig geschminkten Augen zu sehen. Die Verkaufszahlen von Eyeliner, Lidschatten und Mascara sind emporgeschnellt, während Kosmetika für die von der Maske bedeckten Gesichtspartien einen Einbruch erleben. Aber wann werden Mund und Nase wieder befreit, sodass wir das Gesicht unseres Nachbarn wieder in seiner Gänze sehen können – samt strahlendem Lächeln?