Der Stil ostasiatischer Küchen stammt aus China, von wo aus er über Korea nach Japan kam.In jedem der Länder entwickelte die Küche je nach Klima und Nutzungsweise originäre Strukturenund Merkmale. Während die moderne Küche nur ein Raum zum Kochen und Essen ist,war die traditionelle Küche ein Ort des Glaubenslebens, in dem die Hausherrinnen für Wohlergehenund Prosperität der Familie beteten.
Eine Schale mit frischem,klarem Wasser versinnbildlichtdie Küchengottheit Jowang,die in einem traditionellen Haushalt große Macht genießt. Die Anbetung einer Küchenoder Herdgottheit stammt aus der uralten Tradition der Feuerverehrung im koreanischen Volksglauben. Manchmal findet sich neben der Schale ein Kiefernzweig.
Der älteste Eintrag über den koreanischen Küchenraum findet sich in dem chinesischen Klassiker Sanguozhi (Die Chroniken der Drei Reiche) von Chen Shou (233-297) aus der Jin-Dynastie (265-420). Es wird zwar lediglich erwähnt, dass die Stelle, an der der Küchengott verehrt wurde, „ein Ort der Andacht war und sich in allen Fällen westlich des Eingangstores befand“, doch gibt dieser Eintrag nicht nur einen wertvollen Hinweis auf die Lage der Küche, sondern auch auf eine Besonderheit: „Westlich des Eingangstores“ bezieht sich auf ein nach Süden ausgerichtetes Haus und dort befand sich die Küche in der Vergangenheit in fast 99% aller Fälle. Wissenschaftlich gesehen war diese Lage wohlüberlegt, denn wenn die Küche östlich des Eingangstores eingerichtet worden wäre, hätten Feuer und Rauch wegen der starken Westwindströmung aus Sibirien nur schwer durch den Schornstein abziehen können. In China und Japan findet sich kein vergleichbares Konzept der Küchenausrichtung, was v.a. dadurch erklärbar ist, dass die Feuerstelle nicht mit einer Fußbodenheizung zum Heizen der übrigen Zimmer verbunden ist. Daher die ausdrückliche Erwähnung, dass die koreanischen Küchen „alle auf der westlichen Seite liegen“.
Küchen in frühen Aufzeichnungen
Die Küche, die in einer der aus dem 4. Jh. stammenden Wandmalerei in Grab Nr. 3 im Grabfeld in Anak-gun, Provinz Hwanghae-do, abgebildet ist, gewährt ebenfalls wertvolle Einblicke. Es heißt, dass hier König Gogugwon (reg. 331-371) des Goguryeo-Reichs (37 v. Chr.-667 n. Chr.) ruhe. Laut einer anderen Theorie soll es sich um das Grab des Herrschers Murong Huang (reg. 337-348) aus dem chinesischen Reich Frühere Yan (337-370) handeln. Wieder andere behaupten, hier liege der aus dem Früheren Yan stammende General Dong Shou (289-357), der 336 nach Goguryeo kam.
Die Wandmalerei zeigt eine Küche in Form eines frei stehenden Gebäudes mit einem ziegelgedeckten Giebeldach. Seit jeher lag die Küche in Palästen oder Häusern wohlhabender Familien als separates Gebäude – auf Koreanisch „Banbitgan“ – hinter den Frauengemächern. Im Joseonwangjo-Sillok (Annalen des Joseon-Reichs) wird die fürs Kochen zuständige Küchenmagd als „Banbi“ bezeichnet (Eintrag vom 1. Jan. 1666, 7. Regierungsjahr von König Hyeonjong). Andererseits wurden die beiden Küchengebäude im Königspalast Gyeongbok-gung, die 2015 restauriert wurden, „Sojubang“ (Raum, in dem gekocht wird) genannt. Dass diese Bezeichnung in den Seungjeongwon Ilgi (Tagebücher des Königlichen Sekretariats) erscheint (Eintrag vom 9. Nov. 1632, 10. Regierungsjahr von König Injo), zeigt, dass im 17. Jh. sowohl „Banbitgan“ als auch „Sojubang“ als Bezeichnungen für „Küche“ verwendet wurden. Unter den einfachen Bürgern wurde „Banbitgan“ als „Handet- bueok“ (Küche im Außenbereich) bezeichnet. Eine Banbitgan-Küche aus der Regierungszeit von König Sunjo (reg. 1800-1834) ist heute noch im Palast Changdeok-gung zu finden.
In Korea wurde die Gottheit vor allem in der phsyikalischenGestalt von Wasser verehrt. Wasser ist nicht nur eineUnheil wegspülende und glückbringende Gottheit,sondern auch die Gottheit, die über Geburt und neuesLeben wacht und gegen Feuer schützt.
Die räumliche Trennung von Küche und Hauptgebäuden war v.a. eine Feuervorkehrmaßnahme, hielt aber auch aufdringliche Essensgerüche fern. Zudem gab es öfters Anlässe, für die große Mengen von Speisen auf einmal zubereitet werden mussten. Aus denselben Gründen gab es in einigen bürgerlichen Haushalten in der Nähe der eigentlichen Küche noch den zusätzlichen, getrennten Kochbereich Handet-bueok.
Die frei stehenden Banbitgan-Küchengebäude stammen aus China. Von den 22 dekorativen Steinreliefs, die in Gräbern der Han-Dynastie entdeckt wurden, stammen zehn aus der Shandong-Region. Es ist daher nur natürlich, dass die unter chinesischem Einfluss stehenden Wandmalereien in Goguryeo-Gräbern große Ähnlichkeiten mit denen der Gräber in Shandong aufweisen. Der auf dem Hauptfirst sitzende Rabe stammt ebenfalls aus China, wo der Rabe in der Volkskultur als Sonnengottheit verehrt wurde und ein Emblem dynastischer Herrscher war. Diese Tradition übernahm auch das Baekje-Volk.
Daneben sind auch Tretmühle, Pferdestall, Brunnen sowie der Fleischvorratsraum mit den abhängenden Tieren, die in Grab Nr. 3 zu sehen sind, im chinesischen Stil gehalten, sodass es sich durchaus um das Grab von General Dong Shou handeln könnte.
Regional unterschiedliche Küchenbezeichnungen
Eine aufs Goguryeo-Reich des 4. Jhs datierte Wandmalerei im Anak-Grab Nr. 3, Kreis Anak-gun, Provinz Hwanghaenam-do (heute Nordkorea), gibt wertvolle Hinweise auf die Beschaffenheit alter koreanischer Küchen.
Heutzutage verwenden die Koreaner „Bueok“ und „Jeongji“ als Bezeichnungen für Küche. Beide Wörter meinen den gleichen Raum, werden aber in unterschiedlichen Regionen benutzt. Das Wort „Bueok“ ist v. a. im Westen der koreanischen Halbinsel zu hören, darunter in den Provinzen Pyeongan-do und Hwanghae-do (beide Nordkorea), sowie in Gyeonggi-do, Chungcheong-do, im westlichen Teil von Jeolla-do und auf der Insel Jeju-do. „Jeongji“ dagegen ist in den östlichen Provinzen Hamgyeong-do (Nordkorea), Gangwon-do, Chungcheong-do, Gyeongsang-do und im östlichen Teil von Jeolla-do verbreitet. Das weist auf zwei unterschiedliche Arten von Küchen auf der koreanischen Halbinsel hin.In den koreanischen Klassikern erscheint das Wort „Bueok“ das erste Mal in der 1481 veröffentlichten koreanischen Übersetzung der Gedichte des chinesischen Dichters Dufu. Die erste Silbe „bu“ kommt vom koreanischen Wort „Bul (Feuer)“ und „eok“ ist ein Ortssuffix. Damals dürfte die Aussprache eher wie „Buseok“ geklungen haben, was interessanterweise an das Wort „Buseop“ für „Kohlenbecken“ im Dialekt von Jeju-do erinnert.Die Bezeichnung „Jeongji“ hat ihren Ursprung in einem „Gyeopjip“ genannten Haustyp, der in der Provinz Hamgyeong-do verbreitet ist. Bei diesem Haustyp sind die Räume als Schutz vor der bitteren Kälte in Form des chinesischen Schriftzeichens „田 (jeon)” parallel angeordnet. „Jeongji“ bezeichnet den Raum in der Mitte eines Gyeopjip. Die Oroqen, eine ethnische Minderheit in den nordwestlichen Gebirgen der chinesischen Provinz Heilongjiang nahe Hamgyeong-do, nennen den Platz hinter der Feuerstelle gegenüber dem Zelteingang „malo“ bzw. „malu“, rechts daneben befand sich der „Jeongjidwi“, der den Frauen vorbehaltene Raum. Es heißt, dass das koreanische Wort „Maru (Holzdiele)“ von „malu“ kommt, was einen ähnlichen Ursprung für das koreanische „Jeongji“ vermuten lässt.
Dass die chinesische Heilongjiang-Provinz in alter Zeit zum Territorium des Goguryeo-Reichs gehörte, macht diese Annahme noch plausibler.
Das chinesische Wort für „Küche“ ist „Chu (廚)“. Das Zeichen stand ursprünglich für ein Geschirrstück zum Servieren von in Sole eingelegtem Gemüse, meint heute aber die Küche als Ort der Speisezubereitung. Daher ist ein „Koch“ ein „Churen (廚人)“ oder „Paoren (庖人)”. Beide wörter meinen „Küchen-Mensch“.
Auf Japanisch heißt die Küche „Daidokoro (台所)” oder „Katte (カッテ)“. Etymologisch lässt sich „Daidokoro“ auf „Daibandokoro“ zurückführen, eine Zusammensetzung aus „Daiban“ (tragbares Tabletttischchen) und „Tokoro“ (Ort). „Daidokoro“ ist entsprechend der Raum, in dem in der Heian-Periode Tabletttischchen mit gekochten Speisen zum Servieren in den kaiserlichen Palästen und Haushalten der Edelleute vorbereitet wurden. In späteren Perioden bezeichnete das Wort den Küchenbereich in Samurai-Haushalten und Bauerngehöften, wo große gusseiserne Kessel über dem Feuer zu finden waren. „Katte“ steht für die rechte Hand, die beim Bogenschießen den Bogen spannt. Da die rechte Hand einfacher als die linke zu benutzen war, wandelte sich die Bedeutung zu „Lebensunterhalt“ und dann wieder zurück zu „Küche“.
Ein Raum der Götteranbetung
Wie oben erwähnt, heißt es in der Chronik der Drei Reiche, dass man in Korea die Erdgottheiten zwar auf eine andere Weise verehre, dass sie aber stets am Herd westlich des Haustores angebetet würden. Zu den Erdgottheiten gehörte die in Seoul und den Provinzen Chungcheongnam-do sowie Gyeongsangnam-do verehrte Küchengottheit „Jowang“ sowie die in den Provinzen Chungcheong-do, Jeollabuk-do und auf der Insel Jeju-do verehrte Feuergottheit „Hwadeok“. Da jedoch allgemein Frauen für die Küche zuständig waren, ist „Jowang“ meist eine Göttin, die in Gestalt einer jungen Frau (Jowang Gaksi) oder eines Großmütterchens (Jowang Halmang) erscheint, aber auch schon mal als ein Herr (Jowang Daegam). Die Feuergottheit „Hwadeok“ dürfte der koreanischen Gefühlswelt jedoch näher stehen. Denn „Hwadeok“ referiert auf das reale, täglich gebrauchte Feuer, während „Jowang“ stärker konzeptionellen Charakter besitzt.
Der Küchengott wurde physikalisch durch das „Wasser in einer Schale“ versinnbildlicht, die auf einem Vorsprung an der Wand hinter dem Herd oder hinter den gusseisernen Küchenkessel gestellt wurde. Die Hausherrin goss jeden Morgen ein wenig Wasser aus der Schale auf den Herd, in die Feuerstelle, auf den Kesseldeckel und in den Wasserkrug. Danach füllte sie die Schale wieder mit frisch geschöpftem Quellwasser und betete für Wohlergehen und Glück der ganzen Familie für den Tag.
Auf der Insel Jeju-do, wo es im Gegensatz zum Festland keine Lehmplatte über der Feuerstelle gab, verehrte man die sog. „Sotdeok“, die Steine zu beiden Seiten der Feuerstelle, die als Stützen den Kessel über der Flamme hielten, als Küchengottheiten. Eine typische Feuerstelle auf Jeju-do hatte drei solche Steinsäulen, „Samdeok“ genannt, die als Küchengötter verehrt wurden. Jeder einzelnen Säule wurden Opfergaben dargebracht.
Eine typische koreanische Küche befand sich westlich des Eingangstores eines nach Süden ausgerichteten Hauses, um vor den Westwinden aus Sibirien geschützt zu sein. Die Feuerstelle wurde zu ebener Erde an der Wand zwischen Küche und Wohnräumen eingerichtet, um gleichzeitiges Kochen und Heizen zu ermöglichen. Das Feuerholz wurde an der der Feuerstelle gegenüber liegenden Wand gestapelt.
Bei einem Umzug wurden diese Steine mitgenommen, damit das im alten Haus genossene Glück nicht verloren ging. Ähnliche Bräuche finden sich bei den ethnischen Minderheiten in den chinesischen Provinzen Sichuan, Yunnan und Guizhou.
In Korea wurde die Gottheit vor allem in der phsyikalischen Gestalt von Wasser verehrt. Wasser ist nicht nur eine Unheil wegspülende und glückbringende Gottheit, sondern auch die Gottheit, die über Geburt und neues Leben wacht und gegen Feuer schützt.
Im Gegensatz dazu wird der Jowang-Küchengott in China gewöhnlich in Form eines Bildes dargestellt. Bilder der Gottheit werden auf dem Markt gekauft oder selbst gemalt. Manchmal wird auch ein mit dem Namen der Gottheit beschriftetes Seelentäfelchen verwendet. Dass in koreanischen Großtempeln ein Bild von Jowang in der Küche aufgehängt und nach der Zubereitung der Speisen die Herz-Sutra vorgelesen wird, ist ebenfalls auf chinesischen Einfluss zurückzuführen. In China ist Jowang eine Dienerin des himmlischen Jadekaisers, die in die Menschenwelt geschickt wird, um über die dortigen Geschehnisse zu wachen. In Tohoku im Nordosten Japans wird der Küchen- oder Herdgott „Hyottoko“ in Form einer Holzmaske mit furchterregender Miene verehrt.
Es heißt, dass Jowang gewöhnlich am letzten Tag des Jahres nach Mondkalender in die Menschenwelt kommt, sich in allen Haushalten genau umschaut und dann dem Jadekaiser Bericht erstattet. Der Jadekaiser belohnt die Haushalte, die gute Taten verrichtet haben, und bestraft die Haushalte, die sich Böses zuschulden haben kommen lassen. Deshalb klebte jede Familie zu dieser Zeit Yeot (Toffee auf Getreidebasis) oder Reiswein-Maische an die Feuerstelle. Denn da die Feuerstelle den Mund symbolisierte, konnte man Jowang so zum Schweigen bringen. Einige versuchten wiederum, um die Gunst der Gottheit zu werben, indem sie ihr Reiskuchen oder Obst darbrachten und manchmal selbst ein Pferd bereithielten, auf dem sie davonreiten konnte.
Herd und Schornstein: Von Korea nach Japan
Abgesehen von einigen Regionen wurden die Zimmer in chinesischen Häusern generell mit Kohlenbecken geheizt, sodass sich die Küchenfeuerstelle nicht in der Nähe der anderen Räume befinden musste. Oft war die Küche räumlich getrennt vom Rest des Hauses. Dieser Küchentyp wurde nach Korea eingeführt, wo er als „Banbitgan“ bekannt ist.
Der japanische Industriedesigner Kenji Ekuan (1929-2015) schrieb in seinem Buch Die Geschichte der Küchenutensilien (1978): „Dass man in Japan keinen Herd (Kamado) kannte, bevor er aus Korea eingeführt wurde, ist überraschend. [...] Dank des Kamado stieg nicht nur die Wärmeeffizienz, sondern der Schornstein hat die Menschen auch noch vom Rauch befreit.“
Der Herd heißt auf Japanisch „Kan kamado“ oder „Kara kamado“, wobei „Kan“ und „Kara“ für „Korea“ stehen. Der „Korea-Herd“ wird bis heute noch in mehreren japanischen Schreinen als heiliges Objekt verehrt.
Dass zusammen mit dem Herd auch der gusseiserne Kessel eingeführt wurde, ist selbstverständlich. So schrieb Arai Hakuseki (1657-1725), ein neokonfuzianischer Gelehrter der Edo-Zeit (1603-1868): „Früher nannte man den Herd ‘Kama(釜)’, später wurde damit auch der gusseiserne Kessel bezeichnet. Das kommt aus einem koreanischen Dialekt. Im Joseon-Reich heißt der Kessel noch heute so.“ „Kama“ ist der im Norden der koreanischen Halbinsel gebräuchliche Ausdruck für Herd, woanders verwendet man „Buttumak“. Auch im Wörterbuch der Archaismen steht, dass „die Wurzeln im koreanischen Wort Kama (in Korea „Gama“ ausgesprochen) liegen. Dass das Wort Einzug ins Japanische hielt, hängt mit der Einführung des in der nordkoreanischen Provinz Hamgyeong-do verbreiteten Gyeopjip-Doppelhausstils in der japanischen Tohoku-Region im Nordosten Japans zusammen. Weitere Erwähnungen finden sich in der japanischen Gedichtsammlung Sammlung der zehntausend Blätter aus dem 8. Jh. sowie in einem japanischen Wörterbuch für chinesische Schriftzeichen aus dem 10. Jh.
Wie groß die Bewunderung der Japaner beim ersten Anblick eines Kessels von der koreanischen Halbinsel gewesen sein muss, lässt sich daran erahnen, dass der Kessel im Karakama-Schrein in Izumo, Präfektur Shimane, auch heute noch als Manifestation des Küchengotts verehrt wird.
Mit dem Herd kam aber nicht nur der Kessel nach Japan, sondern natürlicherweise auch der Schornstein. Der japanische Rechtshistoriker Nakata Kaoru (1877-1967) schrieb in seiner 1906 veröffentlichten Vergleichsstudie über die japanische und koreanische Sprache: „Heutzutage wird der Herd auf Japanisch ‘Kudo’ genannt. Die Bedeutung hat sich also gewandelt, denn früher bezeichnete das Wort den Schornstein. Das ähnlich klingende koreanische Wort ‘Gulttuk’ meint nämlich ‘Schornstein’. [...] Diese Sinnbeziehung bildete sich in alter Zeit.“
Im Kudo-Schrein in der Gemeinde Oji, Präfektur Nara, wird seit langem ein Mensch aus dem koreanischen Baekje-Reich als Hauptgott verehrt und der Erdgott in Form eines gusseisernen Kessels angebetet. Die an einer Kesselseite zu lesende Inschrift „Dargebracht im achten Monat des ersten Jahres der Keian-Ära (1648)“ weist darauf hin, dass der alte Kessel damals durch einen neuen ersetzt wurde.
Bevor der Herd – „Kamado“ auf Japanisch, „Buttamak“ auf Koreanisch – aus Korea nach Japan kam, kochte man in Japan auf Kohlebecken. Der erste Herd wurde als ein erstaunliches Objekt betrachtet und wird in einigen japanischen Schreinen bis heute noch in Form eines gusseisernen Kessels als Küchengott verehrt.
Dieser hatte bei meinem Schrein-Besuch Anfang 2000 aber ein Bein verloren. In der Gegend um den Schrein lebten einst viele Menschen aus Baekje.
Laut einem 2007 in einer koreanischen Tageszeitung veröffentlichten Artikel von Hong Yun-gi, Professor für Koreastudien an der University of Brain Education, habe der japanische Orientwissenschaftler Naito Konan (1866-1934) geäußert: „Die Kudo-Gottheit ist König Gutae, ein Vorfahr von König Seong (reg. 523-554) von Baekje.“
Vergleicht man die ostasiatische Kultur der Küche mit einem Baum, würde die chinesische Kultur die Wurzeln bilden, die koreanische den Stamm und die japanische die Zweige. Dass die Küchen dieser drei Länder wie oben beschrieben jeweils unterschiedliche Merkmale und Funktionen ausbildeten, reflektiert den Wandel der Zeiten, der Umstände und der Bedürfnisse der in der Küche arbeitenden Menschen, was zu Innovation und Diversität führte.
Kim Kwang-onEhrenprofessor, Inha University