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2017 SPRING

SPEZIAL

Hochzeit auf koreanischSPEZIAL 1Traditionelle koreanischeHochzeiten: einst und heute

Eine traditionelle koreanische Hochzeitszeremonie im Kulturkomplex Korea House ist traditionell und doch äußerstmodern: Nicht nur wurde die Zeremonie räumlich und zeitlich komprimiert, sondern sie lässt auch Menschen, die in derVergangenheit niemals zusammengekommen wären – Familie, Verwandtschaft und Gäste von Bräutigam und Braut –an einem Platz für die Hochzeitszeremonie und den anschließenden Empfang sich versammeln.

Die Braut und der Bräutigam, beide in traditioneller Hochzeitstracht, sitzen einanderauf der westlichen bzw. östlichen Seite des hohen, mit einem roten und einemblauen Tuch bedeckten Hochzeitstisches gegenüber. Ort der Zeremonie ist der Hofdes Korea House in der Seouler Stadtmitte.

Ein Samstagnachmittag. Ein etwas kühler Tag, doch die Sonnestrahlt und der Himmel ist klar und tiefblau. Der Innenhofdes im Seouler Viertel Pil-dong gelegenen Korea House, dasvon der Koreanischen Stiftung für Kulturelles Erbe (Korea CulturalHeritage Foundation) verwaltet wird, ist voller Menschen. In derMitte des Hofes wurden ein Schirmdach und eine Faltwand aufgestellt.Auf dem breiten Steinsockel einer der umgebenden, aus Holzgebauten Hallen haben sieben, in schöne traditionelle Gewänderge kleidete Musikerinnen und Musiker Platz genommen, die demHof einen prachtvollen Zeremonialanstrich verleihen. Auf dem mitBinsenmatten ausgelegten Steinboden steht vor der Faltwand einhoher Hochzeitstisch, flankiert von zwei kleinen Tabletttischen inöstlicher bzw. westlicher Richtung. Der Tabletttisch des Bräutigamssteht im Osten, der mit der positiven männlichen Yang-Energieassoziierten Himmelsrichtung, der Tabletttisch der Braut im Westen,der mit der negativen weiblichen Yin-Energie assoziierten Him melsrichtung.

Hochzeit in einem traditionellen Innenhof

Auf dem Hochzeitstisch stehen Teller mit Zeremonialgaben wieJujuben und Maronen sowie Kiefer- und Bambus-Bonsai, darunter,in Tücher eingeschlagen, ein lebender Hahn und eine Henne. DieGaben unterscheiden sich zwar je nach Region, allgemein üblichsind jedoch Jujuben, die für Vitalität und Langlebigkeit stehen,Maronen, die den Wunsch nach Glück und Gesundheit symbolisieren,sowie die Henne als Fruchtbarkeitssymbol. Die immergrü-ne Kiefer und der aufrecht wachsende Bambus sind Zeichen derTreue. Obwohl es hellichter Nachmittag ist, stehen auch zwei Kerzen,eine blaue und eine rote, auf dem Tisch. Die Yin und Yang symbolisierendenKerzen waren früher wohl unverzichtbar, weil Hochzeitszeremonienüblicherweise abends stattfanden. Aber selbst inden modernen Hochzeitssälen von heute gibt es nach wie vor eineblaue und eine rote Kerze, und die Hochzeitszeremonie beginntdamit, dass die Mütter des Bräutigams und der Braut gemeinsamden Saal betreten und die Kerzen anzünden.Im Korea House stehen südlich des Hochzeitstisches wie bei jederanderen Hochzeit auch Reihen von Stühlen. Auf der einen Seitesitzen Eltern und Gäste des Bräutigams, auf der anderen Elternund Gäste der Braut. Doch immer noch stehen viele Leute im Hofherum. Einige haben keinen Sitzplatz mehr gefunden, andere sindausländische Touristen. Größtenteils sind es aber Gäste, die nurkurz ihr Gesicht zeigen und nach der Abgabe des üblichen Geldgeschenk-Umschlagsnoch vor dem Ende der Zeremonie davoneilenwollen. Auch wenn in letzter Zeit kleinere Hochzeitsfeiern zunehmendbevorzugt werden, ist eine Hochzeit im eigenen Bekannten-

Chinyeong-rye: Begrüßung und Heimführung der Braut

In der konfuzianischen Tradition ist Chinyeong-rye ursprünglich dasRitual, bei dem der Bräutigam sich zum Haus der Braut aufmacht,um diese zu begrüßen und für die Hochzeit in sein Elternhaus zugeleiten. Allerdings steht in den Königlichen Annalen aus der frü-hen Joseon-Zeit (1392-1910), dass „nach den Sitten und Gebräuchenunseres Landes der Mann in die Familie der Frau einheiratetund dort seine Söhne und Enkel großzieht“ und dass „in unseremLand der in China übliche Chinyeong-Brauch des Heimführens derBraut ins Haus des Bräutigams nicht existiert. Daher betrachtetder Mann das Elternhaus seiner Frau als sein Heim und ihre Elternals seine, weshalb er sie Vater und Mutter ruft“. Dem setzten dieneokonfuzianischen Gelehrten-Beamten entgegen, dass der MannYang und damit Verkörperung des Himmels sei, und die Frau alsYin für die Erde stehe, weshalb sie ihrem Ehemann zu folgen undnach dem Chinyeong-Brauch im Elternhaus des Mannes lebensollte. Das heißt, der Mann sollte nicht in die Familie der Frau einheiraten,sondern die Frau in die Familie des Mannes.

Die Königsfamilie ging mit gutem Beispiel voran und empfahl denUntertanen, die Braut ins Haus des Bräutigams zu schicken. Inmanchen Fällen griff man sogar zu Zwangsmaßnahmen, doch mitgeringem Erfolg, denn bei einer Heirat geht es nicht nur darum,wo das Paar leben soll. Auch andere gesellschaftliche Systemeund Usancen wie z.B. das Vererben von Vermögen oder das Abhaltender Ahnenverehrungszeremonien sind eng damit verbundeneFaktoren. So kam es zum Kompromiss des Ban-Chinyeong (halber Chinyeong): Das Paar heiratete im Elternhaus der Braut, lebtedort eine Weile und zog dann ins Elternhaus des Mannes. Zunächstverließ das Paar das Haus der Eltern der Frau erst, wenn die Kindergroß genug waren, dann verkürzte sich der Aufenthalt aufdrei Jahre, später auf drei Tage. Auch wenn bei der Hochzeit imKorea House von Chinyeong und damit von Heimführung der Brautgesprochen wird, scheint die Örtlichkeit eher nach dem Haus derEltern der Braut konzipiert zu sein.

Im „Ritus der Zusammenführung der gefüllten Reisweinschälchen“ schenken Brautund Bräutigam als Symbol für das Schließen des Ehebundes einander drei Schäl-chen Reiswein ein.

Als die Musiker zu spielen beginnen, liest der Zeremonienmeisterin klassischem Sinokoreanisch und dann in modernem Koreanischden nächsten Schritt des Hochzeitsprotokolls vor: „Der Bräutigamtritt ein. Ihm folgt der Wildgans-Vater.“ Der Wildgans-Vater ist einGehilfe, der für den Ritus Jeonan-rye, bei dem der Bräutigam derFamilie der Braut eine Gans als Hochzeitsgeschenk überreicht, einehölzerne Gans mitbringt und dem Bräutigam folgt. Gänse dienenals Hochzeitsgeschenk, weil sie mit den Jahreszeiten (oder demFluss von Yin und Yang) kommen und gehen. Außerdem stehen siefür Beständigkeit und Treue, da sie nach der Paarung ihrem Partnerbis in den Tod treu bleiben. Kurz darauf erscheint oben hinter demGebäude der Bräutigam und begibt sich mit seinem Geleit hinunterin den Hof. Der Bräutigam trägt eine weinrote Amtstracht mit Seidenhut,ist also wie ein hochrangiger Hofbeamter der Joseon-Zeitgekleidet. Im konfuzianischen Joseon-Reich strebte ein Manndanach, das Gwageo-Beamtenexamen zu bestehen und eine Hofbeamtenlaufbahneinzuschlagen. Am Tag der Hochzeit wurde mit Blickauf dieses Ideal auch Männern einfacher Herkunft das Tragen derAmtstracht gewährt. Der Bräutigam wird von zwei in Hanbok gekleidetenKindern geleitet, die jeweils eine blaue und eine rote aus Seidenstoffgefertigte traditionelle Laterne tragen. Hier wurde wohl derBrauch der Blumenkinder einer westlichen Hochzeit übernommen.Der Zeremonienmeister kündigt den nächsten Schritt an: „DieFamilie der Braut empfängt den Bräutigam und geleitet ihn [...] DerBräutigam kniet sich nieder und stellt die Gans auf den Tisch. [...]Der Bräutigam steht auf und verbeugt sich zweimal.“ Wie zuvor gibtder Zeremonienmeister die Anweisungen in Sinokoreanisch undNeukoreanisch und erklärt bei Bedarf die Bedeutung der jeweiligenSchritte. Der Bräutigam überreicht den im gegenüberliegendenGebäude sitzenden Brauteltern die hölzerne Gans und machtzwei große Kotaus mit Stirnaufschlag.

Damit ist der Ritus Jeonan-ryedes Gans-Überreichens beendet und der Bräutigam gehtzurück in den Hof. Den Anweisungen des Zeremonienmeisters folgendtritt jetzt die Braut aus dem Gebäude. Sie trägt ein grünesJeogori (boleroartiges Oberteil des Hanbok) über dem orangerotenWickelrock und auf dem Kopf eine kronenartige Jokduri-Schmuckkappe.Das Hochzeitskleid ist die Kopie eines Zeremonienkleideseiner adligen Dame des Joseon-Reiches. Da der Hochzeitstag derwichtigste und freudigste Tag in ihrem Leben war, wurde wie imFalle des Bräutigams auch der Braut das Tragen solcher Kleidungerlaubt.

Erste Begrüßung zwischen Braut und Bräutigam

Nun steigen die Laternenkinder, gefolgt vom Bräutigam und dahinterder Braut, die mit Satin bedeckten Stufen hinunter in den Hof.Auch das scheint eine kleine Variation des bei einer modernenHochzeit üblichen Einzugs von Bräutigam und Braut zu sein. DerBräutigam stellt sich auf die östliche Seite des Hochzeitstisches,die Braut auf die westliche. Sie waschen sich die Hände als symbolischeGeste der Reinigung von Körper und Geist und verbeugensich voreinander. Dieser Gyobae-rye (Ritus der gegenseitigen Verbeugung)genannte Ritus steht für das Gelöbnis der ewigen Treueund Liebe. Heutzutage ist es zwar auch üblich geworden, währendder Schwangerschaft oder nach der Geburt des gemeinsamen Kindeszu heiraten, aber in den Zeiten vor der Moderne, als die Heirateine Angelegenheit war, die von zwei Familien und nicht vom Paarbeschlossen wurde, sahen sich Braut und Bräutigam beim Gyobae-ryezum ersten Mal. Mit Unterstützung von rechts und linksstehenden Helferinnen verbeugt sich die Braut zwei Mal vor demBräutigam, der den Gruß mit einer Verbeugung erwidert. Der Zeremonienmeistererklärt zwar, dass die Braut für Yin und damit fürgerade Zahlen steht und der Bräutigam für Yang und ungeradeZahlen, aber trotzdem dürften sich junge weibliche Gäste gefragthaben, warum sich die Braut zuerst verbeugen und dann doppeltso viele Verbeugungen wie der Bräutigam machen muss.

HOCHZEITSZEREMONIE IM WANDEL

Für die Koreaner war die Hochzeit einmal die wichtigste Zeremonieim Leben. Harmonie und Vereinigung von Mann und Frau, von Yin undYang, waren bereits vor der Verbreitung des Konfuzianismus Teil derschamanistischen kosmologischen Auffassung und Weltanschauung,sodass Heirat ein Muss war und es als großes Unglück betrachtetwurde, nicht heiraten zu können. In der Agrargesellschaft der JoseonZeitmachten hochrangige Lokalbeamte sogar unverheiratet gebliebeneFrauen und Männer ausfindig und brachten sie mit geeigneten Ehepartnernzusammen. Dahinter stand der Glaube, dass, wenn Yin und Yangnicht zusammengebracht werden und der dadurch entstandene innereGroll den Himmel erfüllt, die kosmischen Energien gestört werden,was Dürren und Hungersnöte hervorrufen könnte. Dass im Korea vonheute für ledige Männer auf dem Lande, die keine Frau finden konnten,Bräute aus südostasiatischen Ländern„importiert“ wurden, ist auch ineinem gewissen Zusammenhang mitdiesem Denken zu sehen. Ab und zufinden nach altem Brauch immer nochspirituelle Hochzeiten von Frauen undMännern statt, die starben, bevor sieheiraten konnten. Nach wie vor erzähltman sich, dass die erbarmenswertestenund furchterregendsten Geisterdie von Jungfrauen und Junggesellensind..

Doch schon heute liegt der Anteil vonjungen Menschen, die meinen, dassHeiraten keine Notwendigkeit mehrsei, bei über 50 %; die Anzahl der Eheschließungen unterschritt 2016zum ersten Mal in 40 Jahren die 300.000-Marke. Mit dem Wandel derGeschlechternormen in der koreanischen Gesellschaft, die lange dieRollen und Beziehungen zwischen Mann und Frau mit den Prinzipienvon Yin und Yang erklärte und rechtfertigte, ist es wohl unvermeidlich,dass sich auch die Einstellung zur Heirat ändert. Es wird auch gesagt,dass immer mehr junge Menschen aus finanziellen Gründen wie hohenWohnimmobilien- und Mietpreisen die Heirat verschieben oder ganzaufgeben. Tatsächlich hat sich in den letzten 15 Jahren das Heiratsaltervon Männern und Frauen bei der ersten Eheschließung um jeweilsfünf Jahre erhöht. Daher sind heute Bezeichnungen wie „Old Miss“ oder„Tochter jenseits des Heiratsalters“ kaum noch zu hören.

Die Heiratsbräuche der Koreaner haben sich in der Joseon-Zeit durchdie Verbreitung des Konfuzianismus als Herrschaftsideologie starkverändert. Später wurden mit der Verbreitung des Christentums imZuge der Modernisierung sog.

Auf dem Tisch stehenZeremonialgaben wieJujuben und Maronen,ein Kiefer- undein Bambus-Bonsaials Zeichen der Treuesowie eine blaueund eine rote Kerze.Ursprünglich wurdenein in ein blaues Tucheingeschlagener Hahnund ein in ein rotes Tucheingeschlagene Henneauf Tabletttischchen unterdem Hochzeitstischpositioniert, aber heuteverwendet man Nachbildungen.

Hochzeiten im westlichen Stil populär,bei denen anstelle eines Priesters oder Pfarrers ein Festredner mithilfeeines Moderators die Zeremonie leitet. Auch der Ort der Feier wurde vom Hof des Hauses der Braut in Kirchen oder speziell für den Zweckeingerichtete Hochzeitshallen verlegt.

Nach wie vor gibt es im Vorfeldder Heirat Besprechungen zwischen den beiden Familien (Uihon), aberdie Meinung und Präferenzen des Brautpaares selbst zählen inzwischenmehr. Auch gibt es professionelle Ehevermittlungsagenturen. Bräuchewie Napchae, nach dem die Familie des Bräutigams, der als Mann fürYang steht, der Familie der Braut einen schriftlichen Heiratsantrag mitGeburtsdatum und Geburtsstunde des Bräutigams zuschickt, und Yeongil,nach dem die Familie der Braut nach der Annahme des Heiratsantragesim Antwortbrief an die Familie des Bräutigams das Datum für dieHochzeitszeremonie festlegt, existieren zwar bis heute, werden jedochhäufig übergangen.

Beim Napchae-Ritus, bei dem die Familie des Bräutigams eine Holztruhemit einem Dankesbrief undGeschenken an die Familie der Brautschickt, wurden früher Stoffe wie Seidefür die Hochzeitskleider der Brautbeigelegt. In der Phase des rapidenWirtschaftswachstums ab Ende der1960er Jahre kamen dann noch Ringeund Ketten dazu. Vor nicht einmal 20Jahren war noch oft zu sehen, wie dieFreunde des Bräutigams die „Ham“genannte Holztruhe, an die Familieder Braut „verkaufte“: Ein Freund, dereine Maske aus getrocknetem Tintenfischtrug, diente quasi als Pferd undschleppte die schwere Truhe auf demRücken, ein anderer übernahm die Rolle des Kutschers, der das Pferdlenkt. Kam der Freundestrupp in die Nähe des Hauses der Braut, wurdeHalt gemacht und lamentiert, dass man mit so einer schweren Lastkeinen Zentimeter mehr weiter könne. Darufhin kamen Familie undFreunde der Braut aus dem Haus, bewirteten die Ham-Träger mit Speisund Trank und gab Geldgeschenke, um sie dazu zu bewegen, ihren Auftragzu erledigen und die Truhe ins Haus zu tragen. Es entspann sich einscherzhaftes Hin und Her, bei dem die eine Seite behauptete, sich nichtvon der Stelle rühren zu können und die andere sie zu überreden versuchte,doch mit ins Haus zu kommen. Manchmal konnten die Freundein ihrem gespielten Draufgängertum auch etwas zu weit gehen, sodassauch schon mal erhobene Stimmen zu hören waren.

Fand die Hochzeit im Dorf der Braut statt, machten sich die jungenMänner aus dem Dorf oder der Brautfamilie einen Spaß daraus, die„Tauglichkeit“ des Bräutigams durch allerlei Streiche und Possen auszutesten.Diese „Tauglichkeitsprüfung“, die ursprünglich von der Seiteder Brautfamilie praktiziert wurde, wird heutzutage oft von den Freundendes Bräutigams übernommen.

Vereint durch drei Schälchen Reiswein

Im Anschluss an den Verbeugungsritus folgt der Ritus der Zusammenführungder gefüllten Reisweinschälchen, Hapgeun-ryegenannt. Braut und Bräutigam trinken drei Schälchen Reisweinwährend dieser Zeremonie. Der Zeremonienmeister erklärt, dassdas erste Schälchen für das Gelöbnis vor Himmel und Erde steht;das zweite besiegelt die Eheschließung und das dritte das Gelöbnis,einander zu lieben, zu ehren und ein Leben lang zueinander zustehen. Für das letzte und dritte Gelöbnis dienen die zwei Hälfteneines Flaschenkürbis als Schalen, die anschließend wieder zusammengefügtwerden. Das soll symbolisieren, dass der Mann und dieFrau füreinander bestimmt sind und jetzt wieder „ganz werden“und eine Einheit bilden. Traditionell wurden die Flaschenkürbishälftenmit blauen bzw. roten Fäden geschmückt und an die Deckedes Ehegemachs gehängt, um über das Eheglück zu wachen. InZeiten, in denen die eheliche Gemeinschaft wegen Uneinigkeiten zuzerbrechen droht, sollte das Ehepaar auf die Flaschenkürbishälftenschauen und sich noch einmal besinnen. Wie aus dem beschriebenenAblauf ersichtlich, werden bei einer traditionellen koreanischenHochzeit weder verbale Ehegelübde noch Ringe ausgetauscht.Braut und Bräutigam schwören einander schweigend, das Lebenmiteinander in Liebe und Treue zu verbringen, indem sie einandergegenüberstehen, sich höflich und von Herzen voreinander verbeugenund einander anschauen und die Flaschenkürbisschalen an dieLippen führen.

Als nächstes kündigt der Zeremonienmeister den Ritus Seonghonryean, bei dem sich Braut und Bräutigam bei ihren jeweiligenEltern und den Gästen mit einer Verbeugung bedanken. Dieserzeremonielle Schritt wurde ebenfalls von der modernen Hochzeitsfeierübernommen. Schließlich erklärt der Zeremonienmeister dieHochzeitszeremonie für beendet. Er wünscht dem Paar ein gutes,glückliches Leben, Kinder und diese gut zu erziehen, und ermahntsie, den Eltern dankbar zu sein, sich pietätvoll zu verhalten undeinen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten. Bei den Gästen bedankter sich für ihre Teilnahme. Es ist eine kurze Rede, wie sie ganz ähnlichauch vom Festredner auf einer modernen Hochzeit als Dankeswortzu hören sein dürfte.

Die traditionelle koreanische Hochzeitszeremonie im Korea Houseist damit zwar zu Ende, doch in den modernen Hochzeitshallen inKorea steht jetzt in der Regel noch die Pyebaek-Zeremonie an, dieVerbeugung der Braut vor den Eltern und Verwandten des Bräutigamsin einem speziell dafür ausgestatteten Raum. Diese traditionell als Hyeongugo-rye (Ritus der Präsentation vor den Schwiegereltern)bekannte Begrüßungszeremonie wurde im Falle von Chinyeongursprünglich am Morgen nach der ersten Nacht im Elternhausder Braut abgehalten und im Falle der Ban-Chinyeong-Variantenach drei Nächten. Heute wird Pyebaek als Nebenzeremonieder Hochzeitsfeier ausgerichtet.

Bei einer traditionellen koreanischen Hochzeit werden weder verbale Ehegelübde noch Ringe ausgetauscht.Braut und Bräutigam schwören einander schweigend, das Leben miteinander in Liebe undTreue zu verbringen, indem sie einander gegenüberstehen, sich höflich und von Herzen voreinanderverbeugen und einander anschauen und die Flaschenkürbisschalen an die Lippen führen.

Nach der Hochzeitszeremonieverbeugt sichdas Brautpaar als Zeichender Dankbarkeitvor Eltern und Gästen.Dieser Brauch ist modernenHochzeitsfeiernentlehnt.

Nachwort

Stets wurde kritisiert, dass die für Heirat und Familienleben gültigenNormen der Koreaner den Männern Dominanz über die Frauenzugestehen und patriarchalisch geprägt sind. Doch der jüngsteWandel vermittelt den Eindruck, dass die koreanische Gesellschaftwieder zu den Anfängen der Joseon-Zeit zurückkehrt, als die konfuzianischeDoktrin noch nicht fest verwurzelt waren. Bei frisch verheiratetenPaaren scheint der Beziehung zu Familie und Verwandtender Frau im Gegensatz zu der des Mannes immer mehr Wichtigkeitbeigemessen zu werden. Was Bestattungsrituale betrifft,wird immer weniger zwischen Eltern und Schwiegereltern unterschieden.Im Erbrecht ist die Diskriminierung zwischen Söhnen undTöchtern gesetzlich verboten. In der heutigen koreanischen Gesellschaftscheint die Hochzeitsfeier kein feierlicher Ritus zum Gelöbnisdes Zusammenlebens „bis dass der Tod euch scheidet“ mehrzu sein, sondern immer mehr nur noch ein Bestandteil des Heiratsprocederesbzw. eine Art Performance, die beliebig gestaltet, rückgängiggemacht und erneut versucht werden kann.

Han Kyung-kooKulturanthropologe, Professor, Seoul National University
Fotos Ahn Hong-beom

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