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2020 WINTER

SpeziaL

Minhwa: Malereien fürs Glück SpeziaL 1 Böse Geister vertreiben und Glückseligkeit bringen

Die Volksmalereien Minhwa, in der namenlose Maler ihre Wünsche in Bezug auf ein glückliches Leben zum Ausdruck brachten, spiegeln positives Denken und Widerstandsfähigkeit der Koreaner in harten Zeiten wider. Ihr ursprünglich schamanistischer Zweck mag weitgehend verloren gegangen sein, aber sie bringen auch heute noch vielen Menschen Glück und Freude.

In der fernen Vergangenheit galten Epidemien als das Werk böser Geister. In diesem Glauben brachten koreanische Haushalte am Neujahrstag nach Mondkalender Abbildungen von Cheoyong, dem Sohn des Drachenkönigs (Gottheit des Ostmeers), an ihren Eingangstüren an, um den Seuchengott Yeoksin zu vertreiben.

Dieser Brauch geht auf die Zeit des Vereinigten Silla-Reiches (676-935) zurück, genauer gesagt, auf die Regierungszeit von König Heongang (reg. 875-886), als die Koreanische Halbinsel nach der Vereinigung der drei Königreiche durch Silla im 7. Jh. beispiellosen Frieden und Prosperität genoss. Der Legende nach befand sich König Heongang im Küstendorf Gaeunpo (das heutige Ulsan), als der Himmel plötzlich hinter dichten Wolken und Nebel verschwand. Der König dachte, das könne nicht mit rechten Dingen zugehen und bat den Hofastrologen um eine Erklärung. Der antwortete: „Das ist das Werk des Drachenkönigs. Er muss besänftigt werden.“ Als der König daraufhin gelobte, einen Tempel für den Drachengott zu errichten, lichteten sich Wolken und Nebel sofort.

Als Dank sandte der Drachenkönig seinen Sohn Cheoyong nach Silla. Nachdem König Heongang eine Heirat für ihn arrangiert hatte, betraute er ihn mit einem hohen Regierungsposten. Aber die Schönheit von Cheoyongs Frau war ein Problem. Sie war so bezaubernd, dass selbst der Seuchengott sie begehrte. Als Cheoyong in einer hellen Mondnacht spät nach Hause kam, entdeckte er seine Frau zusammen mit dem Seuchengott im Bett. „Sie ist zwar mein, aber was nur mit dem, der sie genommen hat?“ – seine Ratlosigkeit singend zum Ausdruck bringend, vergab er den beiden. Von soviel Großmut beeindruckt, schwor der Seuchengott, sich keinem Haus mit Cheoyongs Konterfeit an der Tür zu nähern.

Vierteiliger Wandschirm mit Strauchpfingstrosen. 19. bis frühes 20. Jh.; Tusche und Farbe auf Seide. 272 × 122,5 cm (je Paneel). Nationales Palastmuseum. Strauchpfingstrosen gelten seit alter Zeit als Symbol für Reichtum und Ehre. Als beliebtes Kunstmotiv zieren sie auch Möbel und Kleidungsstücke. Wandschirme mit Strauchpfingstrosen bestehen meist aus sechs bis acht Paneelen. Sie schmücken Innenräume und werden oft bei Hochzeitszeremonien verwendet.

Ursprung und Symbolik
Der Beginn der Volksmalerei Minhwa lässt sich zwar schon auf prähistorische Felszeichnungen zurückführen, aber die Darstellungen von Cheoyong sind die ersten, die sich in schriftlichen Quellen finden. Auch Cheoyongs Art und Weise, den Seuchengott zu vertreiben, ist bemerkenswert. Statt sich zum Schaudern furchterregend zu gebärden, bringt er den bösen Gott mit mildem Edelmut dazu, sich zu verflüchtigen.

In der Joseon-Zeit (1392-1910) waren auch Abbildungen von Drachen und Tigern am Hauseingang beliebt. Am ersten Tag des neuen Mondjahres wurde auf die eine Seite der Eingangstür das Bild eines Drachen und auf die andere das eines Tigers geklebt. Der Tiger sollte böse Geister, die dem Haushalt schaden könnten, abwehren, der Drache Segen bringende Geister anziehen. Sie brachten also ein und denselben Zweck unterschiedlich zum Ausdruck: auf magische Weise Frieden und Glück in der Familie bewahren.

Mit der Entwicklung des Handels im 19. Jh. stieg in allen Schichten der Gesellschaft die Nachfrage nach Volksmalereien, wodurch sich die Palette von Minhwa-Motiven und Darstellungsweisen erweiterte. Augenfällig ist dabei, dass der Wunsch nach Glück durch bestimmte Bildmotive ausgedrückt wurde. Dies veranlasste den japanischen Kunsthistoriker Fumikazu Kishi, Professor an der Doshisha University, vorzuschlagen, Minhwa als „Bilder des Glücks“ zu bezeichnen.

Ähnliche Charakteristika wie bei den Joseon-Minhwa finden sich in den Volksmalereien anderer ostasiatischer Länder, wie China, Japan und Vietnam. Diese Kunstwerke, die meist chinesische Schriftzeichen enthalten, drücken die üblichen Wünsche nach Glück, Erfolg und Langlebigkeit aus. So symbolisieren z.B. Strauchpfingstrosen, Lotusblumen, Drachen, Bonghwang (mythischer Wundervogel) und Fledermäuse Glück; Wassermelonen, Granatäpfel, Trauben und Lotussamen stehen für den Wunsch nach zahlreichen Söhnen; Silber-Brandschopf, Pfauenschwanz, Bücher und Karpfen sind Ausdruck des Wunsches nach Erfolg, während Bambus, Kraniche, Sonne, Mond, Schildkröten, Hirsche und der Pilz der Unsterblichkeit für Langlebigkeit stehen. Diese allen Volksmalereien Ostasiens gemeinsame Eigenheit unterscheidet sie von westlichen Malereien, die nicht nur Glück thematisieren, sondern auch Liebe, Angst und Tod.

Die Strauchpfingstrose als Symbol für Reichtum und Adel stammt aus der Schrift Rechtfertigung meiner Vorliebe für Lotusblumen von Zhou Dunyi, einem bekannten neokonfuzianischen Philosophen der Nördlichen Song-Dynastie. In diesem chinesischen Gedicht wird die Strauchpfingstrose als „Mann des großen Reichtums“, die Chrysantheme als „Eremit unter den Blumen“ und der Lotus als „Edelmann“ beschrieben.

Im Joseon-Reich war die Pfingstrosen-Symbolik jedoch nicht akzeptabel. Der von den Joseon-Literaten verehrte Konfuzius hatte nämlich gesagt: „Gewöhnliche Speise zur Nahrung, Wasser als Trank und den gebogenen Arm als Kissen: auch dabei kann man fröhlich sein; aber ungerechter Reichtum und Ehren dazu sind für mich nur flüchtige Wolken.“ Daher hielten Joseon-Gelehrte es für beschämend, über Dinge wie weltlichen Reichtum und Ehre zu sprechen.

Die Maske von Cheoyong, Sohn des Drachenkönigs, trägt einen mit Strauchpfingstrosen und Pfirsichen geschmückten Hut. Illustrationen von Maske und Kostüm, die beim Tanz von Cheoyong getragen werden, sind in Band 9 des 1493 von der Königlichen Musikakademie des Joseon-Reiches veröffentlichten Kanons der Musik (Akhak gwebeom) zu sehen.

Chaekgeori. 19. Jh., Tusche und Farbe auf Papier. 45,3 × 32,3 cm. Privatsammlung. Charakteristisch für Chaekgeori-Malereien sind die Glückssymbole: Bücher stehen für Erfolg, eine Wassermelone für zahlreiche männliche Nachkommen, ein Pfirsich für Langlebigkeit und eine Lotusblüte für Glück.

Konfuzianische Tugenden
Das 19. Jh. brachte einen radikalen Wandel: Die Strauchpfingstrose wurden zum beliebtesten Blumenmotiv der Malerei. In der Hoffnung, das Zuhause in einen Hort des Glücks zu verwandeln, wurden prachtvolle, mit Pfingstrosen geschmückte Paravents aufgestellt, bei festlichen Anlässen bildeten sie eine Glanz und Stimmung der Veranstaltung unterstreichende Kulisse. Es scheint, dass die konfuzianischen Gelehrten die Dinge realistischer zu sehen begannen, als das Joseon-Reich die Invasionen der Japaner (1592-1598) und danach der Mongolen (1627, 1636-1637) zurückschlagen musste. Diejenigen, die die würdevoll-feierlichen Tugenden betont und sich philosophischen Debatten gewidmet hatten, wurden sich nun realistischerer Wünsche materieller Art bewusst. Die Joseon-Gesellschaft schloss sich dem „Streben nach Glück“ einen Schritt hinterherhinkend an, wünschte es sich dann aber noch viel inbrünstiger herbei als andere ostasiatische Völker.

Doch Minhwa konnte sich nicht vollständig von der konfuzianischen Ideologie befreien. Es wurde immer noch im Rahmen konfuzianischer Modalitäten um Glück gebetet, die Volksmalerei bot dafür neue Ausdrucksmöglichkeiten. Ein typisches Beispiel ist Munja-do (Schriftzeichen-Malerei). Auch in anderen Ländern Ostasiens waren ideographische Darstellungen chinesischer Schriftzeichen mit verheißungsvollen Bedeutungen wie Glück, Erfolg und Langlebigkeit populär, aber allein in Joseon wurden die acht Tugenden des Konfuzianismus – kindliche Pietät, brüderlich-nachbarliche Zuwendung, Loyalität, Vertrauenswürdigkeit, soziale und rituelle Umgangsformen, Gerechtigkeit, Integrität und Schamgefühl – weiterhin hochgeschätzt.

Im Laufe der Zeit schwanden die in der Schriftzeichen-Malerei enthaltenen konfuzianischen Ideale allmählich und ideographische Darstellungen von Blumen und Vögeln kamen auf. Dies sorgte für das sonderbare Phänomen, dass die Malereien nach außen hin konventionelle Tugenden propagierten, aber voller Symbolik für die profanen Wünsche nach Glück waren. In diesem Sinne kommt den ideographischen Malereien die besondere Bedeutung zu, dass in ihnen die konfuzianische Ethikgrundsätze verkörpernde Symbolik nicht mehr als Unterdrückungsmechanismen des weltlichen Verlangens, sondern als Symbolik für die Erfüllung des Verlangens nach Glück fungierte.

Mit der Entwicklung des Handels im 19. Jh. stieg in allen Schichten der Gesellschaft die Nachfrage nach Volksmalereien, wodurch sich die Palette von Minhwa-Motiven und Darstellungsweisen erweiterte.

Drache und Tiger (Detail). 19. Jh., Tusche und Farbe auf Papier. Jeweils 98,5 × 59 cm. Privatsammlung. Der Drache soll böse Geister verjagen können. Im Buddhismus galt er als Hüter des Dharma, der kosmischen Ordnung und Gesetze, was ihn zu einem beliebten Motiv der Tempelkunst machte. Hier ein Ausschnitt aus einem Wandschirm mit zwei Paneelen. Die zweite Paneele schmückt ein Tiger. Die Tiere wirken eher ergötzlich als furchterregend.

Heitere Stimmung
Den Wunsch nach Glück reflektierend, vermitteln Minhwa mit ihren hellen Farben und ihrem Sinn für Humor eine heitere Stimmung. Sie beglücken nicht nur mit der in ihnen enthaltenen Symbolik, sondern auch durch die Helle und Leichtigkeit der Darstellung an sich.

Im späten 19. Jh. stand Joseon vor politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Als die westlichen Mächte wie Russland, die USA, Großbritannien und Frankreich in Joseons Gewässer eindrangen, ging das Reich seinem Untergang entgegen und geriet schließlich unter japanische Kolonialherrschaft. Aber seltsamerweise sind Minhwa aus dieser finsteren Zeit fast frei von düsteren Spuren und wirken eher heiter und frohgemut. Sie vermitteln das Bestreben der Menschen von damals, Widrigkeiten mit einer positiven Einstellung zu überwinden. Damit sind sie „Bilder des Glücks aus einer düsteren Geschichte“.

Überraschenderweise reitet die Volksmalerei der Joseon-Zeit auf einer Retro-Welle und ist wieder beliebt. Das Malen traditioneller Minhwa begann als Zeitvertreib für Frauen, entwickelt sich derzeit aber zu einem regelrechten Genre zeitgenössischer Kunst. Mit dem raschen Anstieg der Zahl der Minhwa-Künstler und der daraus resultierenden Entwicklung moderner Minhwa erlebt diese Kunstgattung eine zweite Blütezeit.

Hauptgrund für die Renaissance ist sicherlich die Erkenntnis, dass diese Volksmalereien uns Glück schenken. Ihr Ursprung mag zwar in schamanistischen Vorstellungen liegen, aber von diesen hellen, fröhlichen Bildern geht eine heilende Energie aus. Die schönste „Tugend“ der Minhwa ist ihre ansteckende positive Kraft.

Leidenschaft eines Architekten

Es gibt einen Namen, der unweigerlich mit der koreanischen Volksmalerei Minhwa verbunden wird: Zo Zayong (1926-2000). Der als „Mr. Tiger“ bekannte Mann, dem jegliche Verbindung zur Kunst fehlte, sammelte und erforschte als Erster Minhwa-Malereien und unternahm gezielte Bemühungen, sie der Welt vorzustellen.

Chung Byung-mo Gastprofessor, Abteilung für Kulturgüter, Gyeongju University

Bedenkt man Bildungshintergrund und berufliche Laufbahn von Zo Zayong, fragt man sich, woher sein starkes Interesse für die koreanische Volksmalerei rührt. Er ging 1947 in die USA, um an der Vanderbilt University Bauingenieurwesen zu studieren, und erwarb später einen Master in Architekturingenieurwesen an der Harvard University.

1954 kehrte er in das vom Krieg zerstörte Korea zurück, wo er sich an zahlreichen Wiederaufbauprojekten beteiligte, bei denen er Erfolge und Fehlschläge erlebte. In dieser Zeit erregte das kulturelle Erbe der Nation sein Interesse.

Im Tempel Beomeo-sa in Busan war Zo beim Anblick des Eingangstors Ilju-mun davon beeindruckt, wie die vier in einer Reihe stehenden Steinsäulen das schwere Dach zu stützen vermochten. Das inspirierte ihn dazu, auf der Suche nach weiteren Beispielen traditioneller koreanischer Architektur durchs Land zu reisen und Dachziegel, ein charakteristisches Kernelement vormoderner Gebäude, zu sammeln.

Elster und Tiger. Spätes 19. Jh., Tusche und Farbe auf Papier. 91,5 × 54.5 cm. Leeum, Samsung Kunstmuseum. Das ist das Werk, das Zo Za-yong faszinierte und sein Leben in eine neue Richtung lenkte. Der Tiger diente als Inspiration für Hodori, das Maskottchen der Olympischen Winterspiele in Seoul 1988.

Achtteiliger Wandschirm mit Gebirge Geumgang-san (Detail). Nicht datierbar. Tusche und Farbe auf Papier. 59,3 × 33,4 cm (je Paneel). Nationales Volksmuseum von Korea. Volkskunst wie auf diesem Wandschirm mit einer Darstellung des Gebirge Geumgang-san vermittelt den einzigartigen Stil der Jingyeong sansuhwa (Landschaften von realen Gegenden), der von Jeong Seon (1676-1759), einem Hofmaler des Joseon-Reichs, auf den Weg gebracht wurde. Dieses Paneel zeigt den Guryong Pokpo (Neun-Drachen-Wasserfall).

Kkachi Horangi (Elster und Tiger)
1967 kaufte Zo zufällig in einem Geschäft im Seouler Antiquitätenviertel Insa-dong Reiskuchenformen. Das eine Blatt Papier, mit dem der Verkäufer die Reiskuchenformen verpackte, veränderte sein Schicksal. Er war so fasziniert von dem darauf abgedruckten Minhwa-Werk mit dem Titel Kkachi Horangi, dass er begann, sich der koreanischen Volksmalerei zu widmen.

Die modern anmutende Malerei erinnerte ihn an Picasso und das dümmlich und vertraut wirkende Gesicht des Tigers fesselte ihn. Durch dieses Bild wurde er auf die Tiger in den Sansin-do (Darstellungen der Berggottheit Sansin) und die Verbindung zum Volksglauben aufmerksam: Der Tiger ist eines der vier Tiere, die seit alter Zeit als Schutzgottheiten abgebildet werden. Das Bild Elster und Tiger, das zu Hodori, dem Tiger-Maskottchen der Olympischen Spiele 1988 in Seoul inspierte, gilt heutzutage als eines der repräsentativsten Minhwa-Werke.

Das nächste Werk, das Zo faszinierte, war Geumgangsan-do (Malerei des Gebirges Geumgang-san). Darin entdeckte er nicht nur, wie die Koreaner das Universum wahrnahmen, sondern auch einen originär koreanischen Malstil. Anstatt die Landschaft realistisch auszudrücken, zeigt das Werk die legendären zwölftausend hoch aufragenden Gipfel, was Zo als Darstellung der Erschaffung des Universums verstand. Er erkannte darin den Geist von Minhwa und Animismus.

Zo Za-yong, der Konstruktiven Ingenieursbau in den USA studierte, war gerade beim Kompilieren eines herausragenden Portfolios, als er sich in die von einem unbekannten Maler gefertigte Tigerdarstellung verliebte. Er verbrachte den Rest seines Lebens mit der Erforschung der koreanischen Volkskunst. © Park Bo-ha

Bilder für praktische Zwecke
Danach setzte Zo sich nachhaltig dafür ein, Wert und Schönheit der Volksmalerei allseits bekannt zu machen, indem er 17 Ausstellungen im Inland und 12 im Ausland plante und ausrichtete. Besonders beachtenswert sind seine Ausstellungen und Vorträge in den USA und Japan. Treasures from Mt. Geumgang (East-West Center der University of Hawaii, 1976), Spirit of the Tiger: Folk Art of Korea (Thomas Burke Memorial Washington State Museum, Seattle 1980), The Eye of the Tiger (Mingei International Museum, San Diego 1980), Blue Dragon and White Tiger (Oakland Museum of California, 1981) und Guardians of Happiness (Craft and Folk Art Museum, Los Angeles 1982) – die Titel dieser Ausstellungen unterstreichen die Aspekte der koreanischen Volksmalerei, die Zo für das ausländische Publikum hervorheben wollte. Darüber hinaus veröffentlichte er Bücher und Kataloge zu den Ausstellungen, nicht nur in Koreanisch, sondern auch in Englisch und Japanisch.

Aus Zos Perspektive geht es bei Minhwa um das ursprüngliche Wesen des Menschen. Zo stellte die Volksmalerei in den größeren Kontext des Lebens an sich und der menschlichen Natur. In die von ihm abgesteckte Minhwa-Kategorie fallen daher auch Hofmalereien, die für praktische Zwecke wie Dekorieren verwendet wurden, sowie rituelle Darstellungen im religiösen Kontext von Buddhismus und Schamanismus. Durch diese Erweiterung der Bedeutung der Volksmalerei versuchte er, ihre Wichtigkeit festzuschreiben und zu erhöhen.

Sein Konzept unterscheidet sich damit von der „Kunst des Volkes“, das William Morris, einer der Begründer des Arts and Crafts Movement in England, vorschlug, und weicht ebenfalls ab von der Definition, die der japanische Kunstkritiker und Mitbegründer der Volkskunst-Bewegung Yanagi Muneyoshi vorlegte. Zudem stand es auch in Konflikt mit den Kreisen der koreanischen Kunstgeschichte, die Minhwa und Hofmalerei als zwei unterschiedliche Kategorien betrachteten.



Glaube an die Samsin
Zo Zayongs Interesse und Liebe zur Volksmalerei führte ihn zur tiefen Reflexion über ihren Geist. Anhand von Minhwa erkundete er die Ursprünge der koreanischen Kunst und versuchte, die Grundlagen der spirituellen Welt des Volkes, auf denen seine Kultur ruht, auszumachen. Letztendlich kam er zu dem Schluss, dass alles auf dem schamanistischen Glauben an die Samsin (Drei Göttinnen der Geburt) basiert. In Bezug auf seine leidenschaftliche Suche nach den Ursprüngen der koreanischen Kultur sagte er:

„Während ich auf der Suche nach Kobold, Tiger, Schildkröte und dem Berggott Sansin herumirrte, offenbarte sich, wenn auch nur schwach, die Kultur meiner Eltern. Ich fand die kulturellen Wurzeln unseres Volkes in dem, was ich „Minmunhwa (Volkskultur)“ nenne. [...] Dafür ständig nach historischen Überresten suchen, Materialien sammeln, Museen errichten, unsere Volkskultur im Ausland bekannt machen, schließlich den Tempel Samsin-sa bauen und die Bewegung zur Wiederbelebung der verlorenen Dorfkultur initiieren – alles, was dabei geschah und sich ergab, habe ich zusammengetragen.“ (Zo Zayong: Auf der Suche nach den Wurzeln der koreanischen Kultur. Ahn Graphics, 2000)

Im Jahr 2000 verwirklichte er mit Königskobold, Drache und Tiger, einer Ausstellung für Kinder im Daejeon Expo Park, einen lange gehegten Traum. Aber er erlag auf dem Ausstellungsgelände seiner Herzkrankheit und verstarb umgeben von seinen geliebten Minhwa-Malereien. 2013 wurde zur Würdigung seiner Leistungen der Verein zum Gedenken an Zo Zayong gegründet, der seit 2014 zu Beginn jeden Jahres das Daegal Cultural Festival im Insa Art Center in Insa-dong veranstaltet. Möge Zo noch lange für seine außerordentliche Leistung erinnert werden, die der koreanischen Kultur zugrunde liegenden elementaren Ursprünge durch die Volksmalerei zu erforschen und diese in der Welt bekannt zu machen.

Chung Byung-mo Gastprofessor, Abteilung für Kulturgüter, Gyeongju University

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