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2022 SUMMER

Die Welt mit Einsicht betrachten

Han Lee-kyung, Geschäftsführerin von Polaris Advisor, steht derzeit im Mittelpunkt des Hoteltrends in Korea. Sie gibt uns einen Einblick in die jüngsten Veränderungen der Branche.

Hotelentwicklerin Han Lee-kyung, Geschäftsführerin von Polaris Advisor, fokussiert sich darauf, einen Aufenthalt zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen — ein bemerkenswerter Trend unter den Hotels von heute.

Die COVID-19-Pandemie brachte einen Wandel der Reisekultur mit sich. Aufgrund der Beschränkungen für Auslandsreisen konzentrierte sich die Nachfrage auf Reisen im Inland, was als ein Scheidepunkt fungierte. Nicht länger konkurrenzfähige Touristen unterkünfte gingen in Konkurs, während die bei koreanischen Touristen beliebten Unterkünfte fast alle ausgebucht waren. Jetzt nutzt die koreanische Hotelbranche die Krise als Chance zur Schaffung neuer Wachstumsmotoren. Diesbezüglich gab Han Lee-kyung einige Ratschläge.

Han ist Geschäftsführerin des Property-Management-Unternehmens Polaris Advisor, das für die Marriott- Hotelgruppe Neueröffnungen in Korea betreut. In den letzten 20 Jahren war sie grenzüberschreitend an der Entwicklung von etwa 40 Hotels und Resorts in den USA, Europa, den VAE, Japan, Malaysia und China beteiligt. Sie wird für ihre Fähigkeiten in den Bereichen Architektur und Immobilienentwicklung sowie Hotellerie hoch geschätzt. Wir trafen uns im Seouler Kulturkomplex WonAngARi im Viertel Cheonyeon-dong. Die 1965 gebaute Pension WonAng Yeogwan mit einer Nettofläche von etwa 40 m² wurde von Han höchstpersönlich umgebaut und dient seit 2019 als Kulturkomplex.


Welche Projekte waren für Sie besonders bedeutsam?
Auf das erste Holistic Wellness-Retreat (ganzheitlicher Wellness-Rückzug) in China, das SANGHA Retreat by Octave, bin ich als Hotelentwicklerin so stolz, dass ich es auf der ganzen Welt anbieten möchte. Für dieses Wellness-Retreat mit einer Fläche von mehr als 180.000 m² wurden zur Minimierung von Naturschäden weggeworfene Baumaterialien recycelt und auf Marmor verzichtet, um die durch den Marmorabbau verursachten Schäden zu verringern. Auch das verwendete Holz haben wir soweit wie möglich ohne Farbanstrich oder Wachsversiegelung belassen.

Nach einem ähnlichen Modell wurde das THE LIVING ROOM by Octave, ein urbanes Wellness-Zentrum in Shanghai, gestaltet. Bei diesen Projekten fragten viele: „Was ist denn überhaupt Wellness? Warum brauchen wir das?“ Aber jetzt bestimmt das den Trend. Später zeigten Medien wie Forbes Interesse an diesen Projekten, was mich sehr freute.

Welches Projekt ist Ihnen in Korea in Erinnerung geblieben?
Besonders erinnernswert ist das Fairfield by Marriott Busan Songdo Beach. Wir hatten uns große Sorgen gemacht, weil es inmitten der Corona-Pandemie eröffet wurde. Aber der Betrieb lief sehr gut und es gilt als großer Erfolg. Das Hotel bietet ein gepflegtes und elegantes Ambiente zu einem vernünftigen Preis. Ein besonderer Pluspunkt ist, dass alle Zimmer Meeresblick bieten. Unter den Luxushotels ist das Josun Palace Seoul Gangnam zu erwähnen. Es ist sehr beliebt für seine beeindruckende Aussicht aus den oberen Etagen.

Worin liegt die Besonderheit koreanischer Hotels?
Für Hotels sind zwar die Einrichtungen wichtig, aber auch tüchtiges Fachpersonal ist essenziell. Der Service des koreanischen Hotelpersonals ist weder übermäßig streng nach Vorschrift noch übermäßig zuvorkommend. Kurz gesagt: Ihr Benehmen ist von angenehmer Moderatheit und Feinheit. Da zudem viele Mitarbeiter gut Englisch sprechen, dürften sich ausländische Gäste in koreanischen Hotels wohler fühlen als in anderen asiatischen Ländern.

Josun Palace ist das Flagschiff der Luxusmarke Josun Hotels und Resorts. Das Weltklasse-Reisemagazin Conde Nast hat das Hotel in seine „2022 Hot List“ der aufregendsten Neueröffnungen aufgenommen. Vom Pool aus hat man einen Blick auf das Seouler Südviertel Gangnam.
© JOSUN HOTELS & RESORTS Co.

Die Lage eines Hotels spielt wohl auch eine Rolle.
Korea mag zwar ein kleines Land sein, verfügt aber über eine große Vielfalt an Landschaften. In der Provinz Gangwon-do sind die schroffen und majestätischen Berge beeindruckend, in deren Mitte das Park Roche Resort & Wellness liegt. Wer einmal in einer solch natürlichen Umgebung gesunde, rustikale Wildgemüse gekostet hat, wird sich noch lange daran erinnern.

Im Gegensatz zur Provinz Gangwon-do finden sich in der Provinz Jeolla-do neben sanft geschwungenen Berglandschaften auch Salzfelder, eine weltweite Rarität. Und in der Stadt Gochang, Provinz Jeollabuk-do gibt es 1.665 Dolmen. Im Jahr 2000 wurden die Dolmenstätten rund um das Dorf Jungnim-ri, das mit Hunderten von Dolmen die höchste Konzentration in Korea aufweist, in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen. Abgesehen von dem reichen Kulturerbe ist auch der Boden in dieser Region sehr fruchtbar, was für eine reichhaltige Speisenvielfalt sorgt. Da viele Spezialgerichte der Provinz gedünstet und angemacht werden, können sie als Wellness-Gerichte gelten. In Korea verbinden sich Lage, Küche und Hotels zu einem harmonischen Ganzen.

Wie haben sich die Hoteltrends verändert?
Seit der Zeit der Griechen und Römer dienten Hotels im Wesentlichen als Orte zum Essen und Schlafen. In der Neuzeit kam das Konzept des Urlaubs auf, und die Dinge begannen sich allmählich zu ändern. Aber noch bis vor Kurzem wurden von den internationalen Hotelketten nur Nullachtfünfzehn-Hotels gebaut. Sie waren sich so ähnlich, dass man beim Aufwachen am nächsten Morgen nicht mehr wusste, wo man sich eigentlich befand. Die Hotelgäste wurden dieser Eintönigkeit schließlich überdrüssig. Deshalb richteten die Hotels den Fokus nunmehr stärker auf den individuellen Lebensstil, und Boutique-Hotels waren ein Ergebnis dieser Bemühung. In den USA war es sogar in Mode, Tapeten und Designs von Boutique-Hotels in den eigenen vier Wänden nachzuahmen. Die Aufmerksamkeit der Menschen begann sich also dem „Erlebnis“ zuzuwenden.

Wie werden sich diese Trends verändern?
Auch die Hotelbranche wird ihr Augenmerk auf die Erlebniswirtschaft richten müssen. Für diejenigen, die Kunst genießen wollen, hält z. B. die Medienkunst Einzug ins Hotel, und für diejenigen, die sich nach Healing sehnen, werden entsprechende Produkte herausgebracht. Auch im Hotel-Design spiegeln sich diese Entwicklungen wider. Während Hotels früher mit teurem Marmor und prächtigen Kronleuchtern geschmückt wurden, liegen heutzutage mit wachsendem Bewusstsein für Umweltprobleme wie Erderwärmung umweltfreundliche Stils im Trend. Im The One Boutique Hotel New York City in den USA wurden z. B. die Innenräume wie Holzhütten gestaltet. Statt prächtiger Tapeten hat man die Wände kühn mit Holz verkleidet. Zudem ist man von prunkvollen Teppichen abgekommen. Das Design ändert sich in Richtung größtmögliche Umweltfreundlichkeit, Einfachheit und Bequemlichkeit.

Die Lobby des Fairfield by Marriott Busan Songdo Beach. Das Hotel, designt mit Blick auf Kunden, die Praktisches und Rationales zu schätzen wissen, bietet von jedem Zimmer aus einen Blick auf den Songdo-Strand, einer der ältesten Touristenstrände in Korea.
Mit freundlicher Genehmigung von Han Lee-kyung

Sie scheinen einen sechsten Sinn für Trendwechsel zu besitzen.
Hotels gelten nicht per se als Trendpioniere, weil dafür riesige Investitionen erforderlich sind. Deshalb folgen sie in der Regel den Wünschen ihrer Kunden. Aber ich bin der Ansicht, dass Hotels nicht Trends hinterherlaufen, sondern sie anführen sollten. Wir sollten zwar z. B. über Instagram genau betrachten, was andere mögen, doch noch viel wichtiger ist, Scharfsinn dafür zu entwickeln, Trendwechsel zu erkennen und ihre Richtung vorauszusehen. Dafür ist es wichtig, unsere Denkmuskeln zu stärken. Deshalb versuche ich, viel zu lesen. Egal ob Philosophie, Literatur, Geschichte oder Romane: Beim Lesen mache ich mir Gedanken über meine eigene Denkweise.

Mit der Pandemie scheinen sich die Prioritäten verändert zu haben.
Auf Privatsphäre und Hygiene scheint mehr Wert gelegt zu werden. Es gibt Hotelgäste, die nur mit ihrer Familie die Ruhe genießen möchten und Kontakt mit anderen vermeiden. Daher werden die Hotels jetzt so entworfen, dass die Zimmer nicht mehr dicht an dicht in einer Flucht liegen. Auch die Leitungssysteme für Kühlung und Heizung ändern sich so, dass die kühle oder warme Luft per Laser desinfiziert wird, bevor sie das Rohr verlässt. Da zudem wegen der sozialen Distanzierung weniger Gäste untergebracht werden können, sind Preissteigerungen unvermeidbar. Dabei ist eine wachsende Polarisierung zu beobachten: Die Luxushotels werden immer luxuriöser und die Billighotels immer billiger. Mittelklassehotels verschwinden.

Welche Holtels würden Sie empfehlen?
Streng genommen sind es keine Hotels, aber es gibt drei traditionelle koreanische Hanok-Unterkünfte, die ich nur empfehlen kann: Ntjam, Mouryub und Saro in der Stadt Jeonju, Provinz Jeollabuk-do. Sie werden alle von jungen, frisch gebackenen Uni-Absolventen betrieben. Ich war sehr überrascht, weil die Bettwäsche so hochwertig wie die in Luxushotels war. Auch die für Hanok charakteristische offene und gemütliche Atmosphäre konnte bewahrt werden. Diese Unterkünfte sind traditionell, aber gleichzeitig auch sehr modern, deshalb könnte der Aufenthalt dort für jeden eine gute Erfahrung werden.

Das Stanford Hotel & Resort in der Stadt Tongyeong, Provinz Gyeongsangnam-do, ist ebenfalls empfehlenswert. Ich fahre fast jedes Jahr nach Tongyeong, um am Tongyeong International Music Festival teilzunehmen und übernachte immer dort. Zwar gibt es kleinere Unzulänglichkeiten, aber der Blick vom Balkon aufs Meer ist einfach schön. Es ist ein enormer Pluspunkt, dass man das Rauschen der Wellen hören und die Meeresbrise spüren kann.

Kwon Ki-bong Schriftsteller
Fotos Heo Dong-wuk

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