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2022 SUMMER

Leben

Sind Sie ein Karrot?

Kunden und Anbieter von Gebrauchtwaren und persönlichen Dienstleistungen erinnern sich, umweht von einem Hauch Nostalgie, an die Zeiten, als Handel und persönliche Beziehungen noch im Mittelpunkt ihrer Gemeinschaft standen und einen Kreislauf der gegenseitigen Unterstützung bildeten.

„Zwei im Pokémon-Teilchen enthaltene Sticker für 3.000 Won. Direkthandel.”

Pokémon-Teilchen, die in 24-Stunden-Läden für nur 1.500 Won erhältlich sind, wurde jüngst ein heißes Gesprächsthema auf der Online-Secondhand-Handelsplattform Danggeun Market. Dabei ging es darum, die dazugehörigen Aufkleber zu sammeln. Der Grund für diese große Aufmerksamkeit liegt darin, dass das in den späten 1990er Jahren höchst beliebt gewesene Pokémon-Teilchen nach fast 20 Jahren wieder auf den Markt gebracht wurde.

Der Handel auf der Plattform Danggeun Market ist nicht nur auf Waren beschränkt. Zu Neujahr werden z. B. Glückwünsche gepostet oder Kindheitserinnerungen geteilt.


Eine Videoaufnahme von Karrot der mobilen App von Danggeun Market, die in der ersten Hälfte des Jahres 2022 in folgenden vier Ländern verfügbar war: USA, Kanada, Großbritannien und Japan.
© Danggeun Market Inc.

Verbreitung des Gebrauchtwarenhandels
Danggeun Market kam 2015 als wohngebietsorientierte Community für Direkthandel auf den Markt, stand am Anfang jedoch im Schatten von Joonggonara, der Direkthandels-Community für Gebrauchtwaren auf dem koreanischen Webportal Naver. Zu der Zeit war die 2003 als Virtuelles Café gegründete Plattform Joonggonara mit rund zehn Mio. Mitgliedern bereits als größte Secondhand-Handelsplattform in Korea etabliert.

Hauptrivale war das 2010 gegründete Bunjang. Mittlerweile ist Danggeun Market jedoch rasch zu einer Megaplattform mit insgesamt 23 Mio. Mitgliedern gewachsen und steht jetzt im Zentrum der koreanischen Gebrauchtwaren-Handelskultur. Seit 2019 ist die Plattform unter dem Namen „Karrot“ auch nach Großbritannien, in die USA, Kanada und Japan vorgestoßen. Die Besonderheit dieser App ist, dass sie für den Direkthandel mit Mitbürgern, die im Umkreis von 4 bis 6 km wohnen, konzipiert ist und auf der Vertrauenwürdigkeit der Plattform sowie der einzelnen Anwender basiert. Die Nutzer können die gewünschten Produkte per GPS lokalisieren und sich direkt mit dem Anbieter in Verbindung setzen.

Unter Berücksichtigung der vom koreanischen Nationalen Statistikamt veröffentlichten Zahl der Haushalte 2020 (20,92 Mio. Haushalte) ist es nicht übertrieben zu sagen, dass de facto die meisten Haushalte in Korea diese App nutzen. Da pro Haushalt quasi wenigstens eine Person registriert ist, entstand sogar der neue Ausdruck „Sind Sie ein Danggeun (Karrot)?“, um sich zu erkundigen, ob jemand ein Nutzer der App ist. Die Zahl der Monatlich Aktiven User (MAU) stieg von 500.000 im Jahr 2018 auf 1,8 Mio. 2019 und 4,8 Mio. 2020, mit Stand von März 2022 erreichte sie 17 Mio.

Dies zeigt, dass die App von vielen Menschen tagtäglich genutzt wird. Zur raschen Verbreitung des Gebrauchtwarenhandels trägt wohl auch die Corona-Krise bei, im Zuge derer sich der Aktionsradius des Einzelnen aufgrund der Maßnahmen zur sozialen Distanzierung auf die Nachbarschaft beschränkt. Die Menschen verbringen mehr Zeit zu Hause, was eine perfekte Gelegenheit zum Aussortieren unnötiger Dinge bietet. Zudem wird aufgrund der eingetrübten Verbraucherstimmung mehr auf das Preis-Leistungs-Verhältnis geachtet.

 

„Sind Sie ein Danggeun?“ ist oft unter Nutzern zu hören, die Secondhand-Waren direkt von anderen in ihrer Nachbarschaft kaufen oder an andere verkaufen möchten.
© Danggeun Market Inc.

Austausch unter Nachbarn
„Mein Corona Antigen-Schnelltest ist positiv. Was soll ich jetzt tun?“- postete jemand leicht in Panik auf einem Online-Schwarzen Brett. Ein Nutzer antwortete: „Sie können nach einer Fernbehandlung in einer ausgewiesenen Apotheke Medikamente erhalten." Ein anderer textete tröstend: „Geht es Ihnen sehr schlecht? Ich hoffe, Sie werden bald wieder gesund!“ Fragesteller und Antwortgeber wohnen im selben Viertel. Über „Leben in der Nachbarschaft“, das Schwarze Brett der Plattform Danggeun Market, können die Bewohner des jeweiligen Viertels Fragen und Antworten austauschen und so Probleme lösen. Im Zuge des Anstiegs der Nutzerzahlen wuchs die Zahl der Beiträge auf dem Schwarzen Brett im vierten Quartal 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um das 2,1-Fache.

Die Häufigkeit des kostenlosen Teilens von Gütern schnellte im selben Zeitraum um 82 % auf insgesamt 3,88 Mio. hoch. Dank der lebendigen Kultur des Teilens sind manchmal auch rührende Geschichten zu hören. Danggeun Market erklärte den elften eines jeden Monats zum „Tag des Teilens“ und veröffentlicht bewegende Geschichten von Mitgliedern. So z. B. die Geschichte einer Familie, die durch einen Brand im Stockwerk unter ihrer Wohnung Schaden erlitt. Die Familie konnte zwar unversehrt in Sicherheit gebracht werden, musste aber aufgrund der schweren Schäden am Gebäude drei Monate lang in einer vom Bezirksamt eingerichteten Notunterkunft leben, da in der Hektik der Flucht vor den Flammen keine Zeit blieb, um die nötigsten Haushaltsgegenstände zusammenzupacken. Als auf Danggeun Market dann kostenlos Haushaltswaren angeboten wurden, meldeten sich die Familie sofort – und erhielt nicht nur Haushaltsutensilien umsonst, sondern auch noch Essensbeilagen, Kinderwaren und sogar Geschenkgutscheine.

Ebenfalls nützlich sind Dienstleistungen, die die Verbundenheit zwischen den Kleinhändlern und den Einwohnern des Viertels erhöhen: Ausführliche Kundenbewertungen und verschiedene exklusive Ermäßigungsangebote für Anwohner üben einen belebenden Einfluss auf die lokale Wirtschaft aus.

Inmitten der COVID-Pandemie boomte der Secondhand-Handel, da die Leute mit Blick auf die Erleichterung des neuen Homeoffice-Alltags Großräumaktionen starteten, um so auch den Abschwung der Wirtschaftsaktivitäten aufzufangen.
© TongRo Images

Danggeun Market strebt nach einem Gemeinschaftsgefühl, indem die App den Anwendern nicht nur ermöglicht, Gebrauchtwaren zu handeln, sondern sich auch in der Nachbarschaft gut aufgehoben zu fühlen.
© Danggeun Market Inc.

Vertrauensbildung
Natürlich ist das C2C-Flohmarktgeschäft (Verbraucher-zu-Verbraucher) nicht immer perfekt. Aufgrund der hohen Nutzerzahlen kommt es schon mal zu Betrügereien. Und gelegentlich auch zu Verstößen gegen Ethik und Moral. Als z. B. 2021 das COVID-19-Impfpass-System zur Bestätigung der Impfung und eines negativen Corona-Tests eingeführt wurde, bot ein Umgeimpfter in einem Post Geld für die Portal-ID eines Geimpften an. Ein anderer, der positiv auf COVID-19 getestet worden war, wollte seine COVID-19-Selbsttestkits mit dem positiven Testergebnis verkaufen – und zwar gezielt an diejenigen, die einen PCR-Test machen lassen oder einen Tag blau machen wollten.

Der Direkthandel zwischen Nachbarn auf Danggeun Market entwickelte sich zu einem Community-basierten C2C-Trend, der als innovatives Geschäftsmodell Aufmerksamkeit auf sich zog. Bei einem solchen Service kommt es darauf an, ein Umfeld zu schaffen und zu pflegen, in dem sich die Nutzer gegenseitig vertrauen können. Dafür kontrolliert Danggeun Market mithilfe der Technologie des maschinellen Lernens illegale Inhalte. Sobald ein Verkäufer eine andere als die bei seiner Anmeldung angegebene Telefonnummer angibt oder strafbare Informationen teilt, erscheint eine Warnmeldung im Chat. Chattet ein Anwender mit einem wegen Betrugs vorbestraften Nutzer, erscheint automatisch ein Warnhinweis im Chatfenster. Wer bei illegalen Aktivitäten ertappt wurde, wird sofort gesperrt. In Zusammenarbeit mit der Nationalen Polizeibehörde, dem Ministerium für Lebensmittel- und Medikamentensicherheit und anderen staatlichen Stellen wird ebenfalls daran gearbeitet, dass der Online-Markt in einem sicheren Umfeld genutzt werden kann.

Der Boom des Secondhand-Handels trägt auch zur klimafreundlichen Wiederverwendung von Ressourcen bei. Nach Angaben von Danggeun Market wurden durch Verwendung von Gebrauchtwaren 7,2 Millionen Tonnen Treibhausgase eingespart, was der Pflanzung von etwa 52,4 Mio. Bäumen entspricht. Dies steht im Einklang mit dem Umwelt-, Sozial- und Governance-Management (ESG), das sich in jüngster Zeit unter Firmen verbreitet. In den relevanten Branchen wird mit einem steigenden Interesse am Gebrauchtwarenhandel gerechnet. Denn parallel dazu wächst auch das Interesse an der Wiederverwendung von Ressourcen und die Bereitschaft, sich am Umweltschutz zu beteiligen. So werden heutzutage z. B. schon rege Events auf den Weg gebracht, die von den in Nordamerika verbreiteten Yard Sales und Flohmärkten inspiriert sind.

Kim Dong-hwan Journalist, The Segye Times

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