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On the Road

2021 SPRING

LIFE

UNTERWEGS Gochang Keimzelle der Revolution

Der Landkreis Gochang in der Provinz Jeollabuk-do erfreut die Besucher mit seinen fruchtbaren Böden und schönen Landschaften, stimmt sie aber gleichzeitig mit seinen herzzerreißenden Erinnerungen an den Donghak-Bauernaufstand Ende des Joseon- Reiches traurig.

Der KTX-Hochgeschwindigkeitszug, der vom Bahnhof Yongsan abfuhr, erreichte nach einer Stunde und vierzig Minuten den Bahnhof Songjeong in Gwangju. Mein Kollege holte mich am Bahnhof ab. Die Werbetafel am Verkehrskreisel Richtung Gochang begrüßte uns mit „Herzlich Willkommen in Gochang, der ersten Hauptstadt auf der Koreanischen Halbinsel – Heimat des zu allen vier Jahreszeiten schönen Berges Seonun-san und heilige Stätte der Donghak-Bauernrevolution“. So ist es. Gochang ist der Ort, wo die Fahne der Bauernrevolution (1894-1895) Donghak (wörtlich: Östliche Lehre) zum ersten Mal gehisst wurde und die sterblichen Überreste der geschlagenen Bauernrebellen begraben wurden. Neben der Werbetafel waren Banner zu sehen: „Gochang, Heimat von Wein aus wilden Brombeeren und Aal“ oder „Bitte beteiligen Sie sich an den Spendenaktionen für die Errichtung einer Statue von General Jeon Bong-jun“. Es gibt zwar schon mehrere, von staatlichen Einrichtungen finanzierte Statuen des Anführers der Bauernrevolution Jeon Bong-jun (1855-1895), doch diesmal wollen die Ortseinwohner selbst auf Basis freiwilliger Teilnahme eine Statue errichten.

An weiten Feldern vorbei hielt das Auto vor dem kleinen ziegelgedeckten traditionellen Haus von Song Du-ho (1892-1895) im zur Stadt Jeong-eup gehörenden Dorf Juksan in der Provinz Jeollabuk-do. Am Eingang zum Hof gab es statt eines Tors nur zwei Betonsäulen rechts und links, auf der rechten Hand war in großen Schriftzeichen zu lesen war: „Ort, an dem die Donghak-Bauernrevolution geplant wurde“. Hier keimten die ersten Samen der Bauernrevolution, die das Joseon-Reich (1392-1910) ins Wanken brachte. Die Rebellen gelobten einander, bis zum letzten Atemzug zu kämpfen. Ergebnis ihrer Entschlossenheit war das Sabaltongmun (Reisschüssel-Rundschreiben). bei dem die Namen der 22 Hauptakteure am Rande einer umgedrehten Reisschale entlang geschrieben wurden, um ihre Identität geheim zu halten. Denn unter im Kreis Sitzenden lässt sich keine Rangfolge ausmachen. In dieser Hinsicht ist das Dokument mit dem Runden Tisch im mittelalterlichen Europa zu vergleichen.

Das Schriftstück beweist, dass der Donghak-Bauernauf-stand eine gut geplante Graswurzelbewegung einfacher Leute war, um die jahrelange Unterjochung zu beenden. Der darin enthaltene Vier-Punkte-Verhaltenskodex ist eine Art Kriegserklärung, die zum Sturm der Magistratur und zum Marsch nach Seoul aufruft. Es grenzt an ein Wunder, dass dieses streng geheime Schriftstück der Revolutionstruppen nicht verloren gegangen ist. Vergraben unter der Holzdiele des Hauses von Song Jun-seop, eines Nachfahren von Song Du-ho, wurde es vor 53 Jahren zufällig entdeckt. Nach dem Scheitern des Aufstands wurde Gochang von den Regierungstruppen als „Dorf der Landesverräter“ gebrandmarkt, die Dorfbewohner niedergemetzelt, ihre Häuser in Brand gesteckt. Jemand dürfte dieses Dokument im Stammbuch der Familie versteckt und vergraben haben, sodass es der Zerstörung entgehen konnte.

Direkt vor dem Haus der Konspirateure hatte der Großvater meines Kollegen gewohnt. Als er von einem Haus zum anderen schaute, traten ihm die Tränen in die Augen. Ich war in erster Linie hierher gekommen, um einem vor 126 Jahren enthaupteten Revolutionär zu gedenken. Ganz in der Nähe befindet sich die Gedenkstele zur Erinnerung an die Donghak-Bauernrevolution, die von den Nachfahren der Unterzeichner des Rundschreibens errichtet wurde. Nicht weit entfernt davon steht ein Steindenkmal für die Donghak-Bauernsoldaten, das zu Ehren der unzähligen namenlosen Helden, die für die Revolution ihr Leben ließen, aufgestellt wurde.

Bei der ersten Revolte in Gobu, die gegen die Regierung gerichtet war, konnten die Donghak-Truppen zwar noch den Sieg davontragen, aber der zweite Aufstand, der auch ein Kampf gegen die japanischen Machtbestrebungen war, wurde in Ugeumchi, einem Bergpass im Norden von Gongju, niedergeschlagen. Die Bauerntruppen mit ihren Bambusspeeren waren der Allianz aus mit modernen Gewehren ausgerüsteten Regierungstruppen und japanischen Truppen letztendlich nicht gewachsen.

Vor der Gedenkstele liegt ein Reisschüssel. Für Reis erhoben die hungernden Bauern ihre Spitz-hacken und Sicheln. Denn damals musste der Reis um des schieren Überlebens willen geteilt werden. Als ich meinen Blick über die weitläufigen Felder schweifen ließ, überlagerte sich das Bild der in Richtung Seoul marschierenden Bauerntruppen mit dem der auf Rom vorrückenden Spartakus-Sklaven. In beiden Fällen wurden die Revolutionäre enthauptet.

Die in Fels gehauene Statue eines sitzenden Buddha, die am Pfad, der hinauf zur Einsiedelei Dosol-am des in Gochang gelegenen Tempels Seonun-sa führt, datiert bis in die Zeit des Goryeo-Reichs (918-1392) zurück. Mit einer Höhe von 15,7 m und einer Breite von 8,5 m im Kniebereich gehört sie zu den größten buddhistischen Felsschnitzereien in Korea. In the 1890 er Jahren beteten die Krieger des Donghak- Bauernaufstandes vor dieser Statue um Schlachterfolg.

Geschenke des Meeres
Mein nächster Halt war der Tempel Seonun-sa, wo ich in die Stille eintauchen und mir quasi den Gedankenstaub von der Seele waschen wollte. Doch der Tempel war voller Frühlingsausflügler, die sich der Kamelienblüten hinter der Haupthalle erfreuten.

Der am Nordhang des Berges Seonun-san (Zen-Wolke) gelegene Seonun-sa soll laut Überlieferung im Jahr 577 von zwei Mönchen gegründet worden sein: Geomdan aus dem Baekje-Reich (18 v. Chr.–660 n. Chr.) und Uiun aus dem Silla-Reich (57 v. Chr.–676 n. Chr.). Da sich diese Reiche damals bekriegten, waren viele Menschen auf der Flucht. Die beiden Mönche taten sich zusammen und errichteten den Tempel als sicheren Hafen für die Geflüchteten. Sie versorgten die Hungernden mit Nahrung, nahmen Waisenkinder auf und unterrichteten sie. Das heißt, der Tempel war ursprünglich ein „Auffanglager für Flüchtlinge“. Dass rund 1.300 Jahre später die Bauerntruppen vor der Buddhastatue an der 2,5 Kilometer vor dem Tempel liegenden Einsiedelei Dosol-am für den Erfolg ihrer Rebellion beteten, ist in diesem historischen Kontext zu sehen.

Ich verließ den Tempel und fuhr zu dem weitläufigen Strand Myeongsasimni (wörtlich: Zehn Li langer, feinsandiger Strand). Der gegenüber dem Gyeokpo-Hafen in Buan liegende, über einen Kilometer lange Strand aus weißem Sand wird von einem Wald aus jahrhundertealten Kiefern gesäumt. Jedes Mal, wenn der neue Triebe hervorlockende Frühlingswind den Duft der Kiefern zu mir herübertrug, wurden meine Ohren von ihrem zarten Bouquet gereinigt. Die durch den Wald streichende Brise erinnerte an köchelndes Teewasser.

Jenseits des weißen Sandstrands erstreckt sich die unendliche Weite des Wattenmeers. Die koreanische Westküste ist weltweit für ihren großen Tidenhub bekannt. Jeden Tag wird das Land zum Meer und das Meer zum Land. Die Stelle, wo ich stand, war vor wenigen Stunden noch Meer gewesen, nun aber wieder zu Land geworden.

Das Wasser hier ist so salzig, dass Menschen mit Hautproblemen zum Baden hierher kommen und solche mit Neuralgien für heiße Sandbäder. Der Blick auf die Weiten des Watts erinnerte mich an denjenigen, der die Salzfelder an der Küste anlegte. Während des Imjinwaeran-Krieges (1592- 1598) gegen die japanischen Invasoren gingen den koreanischen Truppen die Proviantvorräte aus, weshalb Admiral Yi Sun-shin (1545-1598) an der Küste Sammelbecken zum Verdunsten von Meerwasser anlegen ließ. Er verkaufte das so in großen Mengen gewonnene Salz, um mit dem Erlös seine Armee mit mehreren Tausend Tonnen Reis zu versorgen. Der hervorragende Feldherr war auch ein kluger Geschäftsführer.

Die Umgebung rund um den Tempel Seonun-sa weist die höchste Kamelien-Konzentration in Korea auf. Die Kamelien blühen hier von Spätmärz bis Mitte April und schmücken das Tempelgelände mit ihren herrlichen roten Blüten und ihrer üppigen grünen Blätterpracht. Mit freundlicher Genehmigung des Landkreises Gochang

Der heutige Manseru (Pavillon der Ewigkeit) im Tempel Seonun-sa wurde 1620 als Vorlesungshalle errichtet. Als Daeyangnu, der durch ein Feuer zerstörte ursprüngliche Pavillon, 1752 wieder aufgebaut wurde, erfolgte eine Namensänderung in Manseru. Die Trägerbalken im Inneren und die Dachsparren bestehen aus Naturholz.

Gegrillter Aal
Hat man einmal seinen Fuß auf die Erde von Gochang gesetzt, muss man unbedingt gegrillten Pungcheon-Jang-eo (Aal aus Pungcheon) mit Bokbunja-Wein (Wein aus wilden Brombeeren) probieren. Gochang ist berühmt für seine Aale, die in Pungcheon, wo Meer- und Süßwasser aufeinander treffen, gefangen werden. Statt eins der von Touristen überlaufenen Restaurants suchte ich eine einsam am Feldrand gelegene, nur wenigen Feinschmeckern bekannte Speisegaststätte mit dem langen Namen „Hyeongje Susan Pungcheon Jangeo (Meeresfrüchte-Restaurant der Brüder – Pungcheon Aal)“ auf, die über einen großen Garten und ein geräumiges Interieur verfügt. Der vom Gastwirt höchstpersönlich über Holzkohlefeuer gebratene Aal war einmalig mariniert. Die Würzmarinade soll aus 200 Zutaten zubereitet werden, darunter Heilkräuter, Getreideenzyme und Kräuterlikör. Dazu serviert werden jeweils Beilagen der Saison aus Bioanbau. Auch der Hausmacherwein aus wilden Brombeeren war eine wahre Gaumenfreude. Die Kombination von Aal und Bokbunja-Wein ergab einen einzigartige Geschmacksharmonie, die mich sofort um Jahre jünger und kräftiger fühlen ließ.

Die Gerstenfelder der Hagwon-Farm ziehen jeden Frühling eine halbe Million Besucher an. Das Festival der grünen Gerstenfelder ist das größte Festival in der Region.

Die kleinen Totempfähle (Jangseung) dienen in den Gerstenfeldern von Gochang, die sich über eine Fläche von rund einer Million Quadratmetern erstrecken, als Wegweiser.

Als ich meinen Blick über die weitläufigen Felder schweifen ließ, überlagerte sich das Bild der in Richtung Seoul marschierenden Bauerntruppen mit dem der auf Rom vorrückenden Spartakus- Sklaven. In beiden Fällen wurden die Revolutionäre enthauptet.

Rund 1.600 Dolmen finden sich im Landkreis Gochang. Es ist die größte Sammlung von Megalithgräbern in Korea. Zusammen mit den Dolmenstätten von Hwasun und Ganghwa wurde die Gochang- Dolmenstätte im Jahr 2000 in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen.

Eine traditionelle Samulnori-Bauernband bei einer Aufführung im Hof vor der Stadtfestung Gochang. Vor der COVID-19-Pandemie fanden nicht nur hier von Frühling bis Herbst jedes Wochenende traditionelle Musik- und Tanzvorführungen statt, sondern auch im nahe gelegenen Geburtsort von Shin Jae-hyo (1812-1884), einem Meistersänger und Lehrer des traditionellen epischen Sologesangs Pansori.

Dolmengruppen
Am nächsten Tag machte ich mich nach einem morgendlichen Besuch des Dolmen-Museums auf den Weg ins Dorf Daesan-myeon auf, um mir die Dolmen in Natura anzusehen. Der Wanderweg, der vom Dorfeingang bis auf halbe Höhe des Dae-san (wörtlich: Bambus-Berg) führt, ist von Dolmen gesäumt, was den großen Berg an sich zum prähistorischen Freilandmuseum macht. Die einzelnen Dolmen sind nummeriert: je höher am Berg gelegen, desto niedriger die Nummer. Eigentlich wollte ich mir Dolmen Nr. 1 auf dem Berggipfel ansehen, gab aber irgendwann erschöpft auf.

60% aller Dolmen der Welt befinden sich auf der Koreanischen Halbinsel, wobei Gochang mit rund 1.600 Exemplaren das größte Cluster beherbergt. Darüber hinaus liefern die Gochang-Dolmen mit ihren einzigartigen und vielfältigen Strukturen wichtige Hinweise auf die Entwicklungsgeschichte des Dolmenbaus, weshalb sie 2000 zusammen mit den Dolmenstätten von Hwasun und Ganghwa in die UNESCO-Weltkulturerbeliste aufgenommen wurden. Es ist nicht übertrieben zu behaupten, dass das gesamte Gebiet von Gochang eine Kulturerbestätte darstellt. In Anerkennung der schönen natürlichen Umgebung und der Biodiversität wurde der ganze Landkreis Gochang 2013 zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt.

Am Nachmittag schleppte ich mich auf müden Beinen zu den grünen Gerstenfeldern der Hagwon-Farm. Jeden April, wenn auch die Rapsfelder leuchtend gelb blühen, wird die ganze Gegend zu einem Touristenmagnet, der Zehntausende von Menschen anzieht. Als ich aus den Furchen frischgrüner Gerstensprossen herauskam, begann es plötzlich zu regnen. So wie die Blüten abfallen müssen, bevor die Früchte heranreifen können, so muss die Schönheit aufgegeben werden, damit ein neues Leben geboren werden kann. Mir erschienen die vom Frühlingsregen nass gewordenen Sprossen in den Feldern wie ein Naturwunder. Diese Reise war keine Reise zur Suche nach neuen Landschaften, sondern zum Finden neuer Arten des Betrachtens .

Gojeon-ri Salzdorf

Ramsar-Feuchtgebiete in Ungok

Gochang Dolmenmuseum

Gochang Pansori-Museum

Lee San-ha Dichter
Ahn Hong-beom Fotos

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