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2020 WINTER

SpeziaL

Minhwa: Malereien fürs Glück SpeziaL 3 Geschichten des Lebens in Symbolen

Die koreanische Volksmalerei Minhwa, die sich vor allem Ende der Joseon-Zeit (1392-1910) verbreitete, wurde vom einfachen Volk geschaffen und genossen. Da diese Bilder von Amateuren stammen, mögen sie im Vergleich zu Werken aus Meisterhand zwar etwas ungeschickt wirken, dafür kommen darin kollektive Wertvorstellungen, Fantasien und die ganz profanen Wünsche des einfachen Mannes frei zum Ausdruck und kreieren eine ganz eigene, faszinierende Welt, wobei jedes Motiv-Set eine andere Thematik repräsentiert.

Geumgang-san. Spätes Joseon-Reich. Tusche und leichte Farben auf Seide. 50,2 × 34,6 cm. Sun Moon Universitätsmuseum.

Blüten und Vögel. Spätes Joseon-Reich. Tusche und Farbe auf Papier. 69,1 × 41,2 cm. Sun Moon Universitätsmuseum.

Landschaftsmalerei
Basierend auf konfuzianistischen, buddhistischen und taoistischen Prinzipien besteht in Ostasien die lange Tradition, Mensch und Natur als eins zu betrachten. Aus diesem Gefühl der Urvertrautheit und des Einseins mit der Natur, das diesem Kulturraum gemeinsam ist, entstand das Landschaftsmalerei-Genre Sansuhwa (wörtlich: Malerei von Bergen und Wasser). Sie war entsprechend weit verbreitet und für viele Maler das bedeutendste Sujet.

In der koreanischen Volksmalerei begann die Landschaftsdarstellung zunächst mit der Nachahmung von traditionellen Malereien und Stiltechniken, allen voran von Jeong Seons (1676-1759) Jingyeong sansuhwa (Bild einer real existierende Landschaft). Dieser Stil war von Amateurmalern, die die subtilen Darstellungstechniken der traditionellen Malerei nicht imitieren konnten, vergleichsweise leicht zu kopieren, da die Landschaften in wagemutigen, einfachen Pinselstrichen eingefangen wurden.

Blumen und Vögel
Die traditionelle Blumen- und Vogelmalerei Hwajo-do gab die Schönheit der Natur naturgetreu wieder. Dagegen wurde den Minhwa-Darstellungen von Blumen und Vögeln die Symbole für Eheglück hinzugefügt, was ihnen sowohl dekorativen als auch magisch-beschwörerischen Charakter verlieh. Beliebte Motive waren dabei Pflanzen wie Strauchpfingstrosen, Granatapfelblüten mit den Samenfrüchten, Lotusblüten, Pflaumenblüten, Chrysanthemen, Narzissen, Kobushi-Magnolien und Orchideen sowie Tiere wie Fasane, der mythische Wundervogel Bonghwang, Kraniche, Gänse, Enten, Hühner, Nachtreiher, Mandarinenten, Schwalben, Schwarznackenpirole und Sperlinge.

Das meist verbreitete Blumenmotiv war die Strauchpfingstrosen, die Wohlstand und Glück symbolisierte. Der Granatapfel mit seinen unzähligen Samen stand für viele Kinder. Bei Fasanen, Mandarinenten und Enten wurden stets Männchen und Weibchen als Paar gezeichnet, was Liebe und Eheglück symbolisierte.

Zehnteiliger Wandschirm mit den zehn Symbolen der Langlebigkeit. Zweite Hälfte des 18. Jhs. Tusche und Farbe auf Seide. 210 × 552,3 cm. Leeum, Samsung Kunstmuseum.


Die zehn Symbole der Langlebigkeit
Die Malerei der zehn Symbole der Langlebigkeit Sipjangsaeng-do brachte den universellen Wunsch nach Gesundheit und Langlebigkeit durch Motive wie Schildkröten, Kraniche, Kiefern, Pilze der Unsterblichkeit, Hirsche, Berge, Felsen, Wasser, Wolken, Sonne, Pfirsiche oder Bambusse zum Ausdruck. Diese Malerei entwickelte sich wahrscheinlich aus frühgeschichtlichen, auf dem Schamanismus basierenden Urreligionen, die Natur und Naturgeister verehrten.

In den frühzeitlichen Gesellschaften hatte der Schamanismus oft den Charakter einer Staatsreligion mit absoluter Macht über sowohl herrschende Oberschicht als auch Volk. Die schamanistische Denkweise prägte sich tief ins Unterbewusstsein der Koreaner ein und wahrte selbst nach der Verbreitung des Buddhismus weiterhin ihren Einfluss. Die zehn Symbole der Langlebigkeit dürften vor diesem Hintergrund entstanden sein. Sie zeichnen sich im Vergleich zu anderen Genres durch ihre kräftigen, prachtvollen Farben aus und geben Aufschluss über das koreatypische Farbempfinden.

Zwölfteiliger Wandschirm mit Taoistischen Unsterblichen (Detail). Choe U-seok (1899-1964). Datum unbekannt. Tusche und Farbe auf Seide. 181,5 × 285 cm. Nationales Volksmuseum von Korea.

Sinseon: die Taoistischen Unsterblichen
Die Vorstellungen von Taoistischen Unsterblichen haben in Korea eine lange Geschichte und gehen auf das Zeitalter von Gojoseon (2333-108 v. Chr.), des ersten Reiches auf der Koreanischen Halbinsel, zurück. Der Legende nach soll auch Dangun, der mythische Gründer der Nation, zu einem Unsterblichen geworden sein. Die Koreaner betrachteten die Unsterblichen nicht als mythische Wesen, sondern glaubten, dass auch der Mensch Unsterblichkeit erlangen könne, indem er sich von der profanen Welt löst und durch eine tiefgehende Schulung von Körper und Geist, die ihn sich selbst und die Welt betrachten lässt, die endgültige Erkenntnis erlangt.

Die Darstellungen von Taoistischen Unsterblichen repräsentieren die Hoffnungen auf eine friedliche Existenz im Einklang mit der Natur und frei von Leiden.

Schriftzeichen: 悌 (Bruderliebe). Frühes 20. Jh. Tusche und Farbe auf Papier. 55 × 33 cm. Privatsammlung.

Schriftzeichen: 忠 (Treue). 19. Jh. Tusche und Farbe auf Papier. 99 × 33 cm. Privatsammlung.

Piktographische Malereien
Die Schriftzeichen-Malerei Munja-do ist in ihrer Form einzigartig: Sie besteht aus einem chinesischen Schriftzeichen, das jeweils eine der acht konfuzianischen Tugenden verkörpert, und entsprechenden symbolhaltigen Illustrationen aus alten Volkserzählungen, mit denen der freie Raum inner- oder außerhalb des Schriftzeichens verziert wird. Am häufigsten sind die folgenden acht Zeichen: 孝 (kindliche Pietät), 悌 (brüderliche Liebe), 忠 (Loyalität), 信 (Vertrauen), 禮 (soziale und rituelle Verhaltensformen), 義 (Gerechtigkeit), 廉 (Integrität) und 恥 (Schamgefühl). Diese wurden jeweils mit den entsprechenden Sinnbildern in Form von Tieren, Blumen oder Gegenständen geschmücht.

So erscheinen auf Bildern mit dem Schriftzeichen „悌” für brüderliche Liebe oft Stelzen als Symbol für Geschwister, die in der Not immer füreinander da sind, oder die Blüten der Koreanischen Blaubeere (Vaccinium koreanum) als Symbol des harmonischen Miteinanders. Ideographische Volksmalereien sind für ihre originäre und harmonische Kombination aus abstrakter und realistischer Darstellung bekannt.

Im Doo-bin Kunstkritiker

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