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2021 AUTUMN

HANGEUL: INS GLOBALE RAMPENLICHT

Kulturelle Inhalte aus Korea, koreanische Sprache und Hangeul

Von der ikonischen K-Pop-Band BTS über den Oscar-prämierten Film Parasite von Regisseur Bong Joon-ho bis hin zu der Netflix-Originalserie Kingdom erobern kulturelle Inhalte aus Korea die Welt im Sturm. Das globale Rampenlicht – beispiellos in diesem Ausmaß – erweitert sich zunehmend auf die koreanische Sprache und ihr Schriftsystem Hangeul.

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Schüler aus aller Welt, die am King Sejong Institute (KSI) Koreanisch lernen, halten ihre koreanischen Lieblingswörter hoch, um den Hangeul-Tag 2020 zu feiern. Das KSI ist ein von der koreanischen Regierung betriebenes globales Netzwerk aus Instituten für koreanische Sprache und Kultur. Mit Stand von 2021 gibt es 234 Institute in 82 Ländern.
ⓒ King Sejong Institute Foundation

Noch vor einigen Jahren waren fließend Koreanisch sprechende Ausländer eine Seltenheit, weshalb die von JTBC ausgestrahlte TV-Unterhaltungssendung Abnormal Summit (2014-2017) für Staunen sorgte. Es war hochinteressant zu sehen, wie in Korea lebende Ausländer aus verschiedenen Ländern in fließendem Koreanisch hitzige Diskussionen über spezifische Themen führten. Heute treten oft Ausländer in TV-Sendungen auf, die sogar eloquenter als mancher Koreaner zu sein scheinen. Die meisten von ihnen sagen, ihre Motivation, die Sprache zu lernen und sich in Korea niederzulassen, sei der Reiz der kulturellen Contents gewesen.

Hallyu, die sog. Koreanische Welle, entstand in den 1990er Jahren, als koreanische TV-Serien auf den chinesischen und südostasiatischen Markt gebracht wurden. In den frühen 2000er Jahren erfreute sich die Serie Winter Sonata, die von der zeitlosen Schönheit der ersten Liebe erzählt, großer Beliebtheit in Japan. Als dann ab den 2010er Jahren K-Pop über Asien hinaus eine treue Fangemeinde in den USA, Südamerika und Europa aufzubauen begann, wuchs das Interesse an koreanischen kulturellen Inhalten. Bemerkenswert dabei ist, dass durch Dramen und Songs, die die internationalen Fans besser verstehen wollten, auf ganz natürliche Weise das Interesse von Menschen aus den verschiedensten Ländern der Welt am koreanischen Alphabet Hangeul und an der koreanischen Sprache geweckt wurde.

Das steigende Interesse an Hangeul und Koreanisch weist nicht nur auf den enormen Erfolg populärer Contents, sondern auch auf eine globale Trendwende hin.

 

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K-Pop-Fans posieren bei der KCON 2019 THAILAND (28-29 Sept. 2019) in Bangkok vor Wänden mit Unterstützungsbotschaften für ihre Lieblingskünstler.
© CJ ENM

SZENEN VON KCON
KCON ist ein von dem Unterhaltungsunternehmen CJ Entertainment N Merchandising (CJ ENM) jährlich an verschiedenen Orten der Welt ausgerichtetes K-Pop-Festival. Seit ihrem Start 2012 hat die Veranstaltung an Umfang und Reichweite gewonnen und präsentiert ein breites Spektrum der koreanischen Kultur, zu dem neben Musik auch Serien und Filme sowie Produkte aus den Bereichen IT, Mode und Kosmetik gehören. Das im Oktober 2019 kurz vor dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie in Bangkok veranstaltete KCON zog an zwei Tagen 45.000 lokale Fans an. K-Pop-Fans interessieren sich über Musik und Bands hinaus auch für koreatypische Produkte wie den Reisschnaps Soju, die Instantnudeln Ramyeon und Kosmetik. Daher gibt es normalerweise lange Schlangen vor den Ständen mit koreanischen Produkten. Tritt dann eine K-Pop-Band auf, fangen plötzlich alle an, zu tanzen und mitzusingen.

Nicht nur solche Festivalszenen ziehen die Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch die Wände voller liebevoller, handschriftlicher Botschaften der Fans sind Hingucker. Darunter finden sich in Hangeul geschriebene Wendungen wie „Saranghaeyo! “ (Ich liebe dich!), „Eungwonhamnida!“ (Ich feuere dich/euch an!) und „Neomu joayo!“ (Ich mag es so sehr!). KCON THAILAND wurde von dem thailändischen Mitglied Nickhun der Boyband 2PM moderiert, der zwischen Thailändisch und Koreanisch wechselte. Nicht wenige thailändische Fans lachten oder jubelten über seine Kommentare auf Koreanisch – und das auch ohne Übersetzung.

In Thailand war K-Pop der Auslöser des Koreanisch-Lernbooms. 2010 wurde Koreanisch an den öffentlichen Sekundarschulen des Landes ein reguläres Fach, zurzeit sollen mehr als 40.000 Schüler die Sprache lernen. Der Enthusiasmus stieg weiter, nachdem seit 2018 Koreanisch als Zweitfremdsprache bei der Hochschulaufnahmeprüfung gewählt werden kann.

BTS UND ARMY
Kaum jemand würde bestreiten, dass BTS mit seiner gewaltigen Fangemeinde eine Hauptrolle bei der Verbreitung von Hangeul und der koreanischen Sprache gespielt hat. 2012 war Psys Gangnam Style der international größte Hit der Popmusikszene. Nicht nur in Korea sondern weltweit riefen Menschen von Otto Normalverbraucher bis hin zu Prominenten „Oppan Gangnam Style!“ Allerdings verstanden damals nur wenige, wovon der Liedtext überhaupt handelte. Ein Großteil der BTS-Songs vor den neuen Hits Butter und Permission to Dance, mit denen die Boygroup zehn Wochen in Folge an der Spitze der Singlecharts Billboard Hot 100 lag (Stand 7. Aug. 2021), wurde auf Koreanisch gesungen. Für die Fans, die die Message der Songtexte genau verstehen wollten, war es ein Ansporn, die Sprache zu lernen. Nichts verdeutlicht dieses Phänomen anschaulicher als ein Fan-Banner bei einem Konzert 2018 in Citi Field, New York, auf dem auf Koreanisch stand: „Danke, dass ihr uns beigebracht habt , uns selbst zu lieben!“

Sich des mächtigen Einflusses der ARMY bewusst, ersuchen viele aus der internationalen Gemeinschaft jetzt auch Hilfe auf Koreanisch. 2020 protestierten z. B. armenische Mädchen gegen den bewaffneten Konflikt zwischen Armenien und Aserbaidschan auf den sozialen Netzwerken mittels Fotos, auf denen Plakate mit der Aufschrift „Wir wollen Frieden“ in Hangeul zu sehen waren. Auch myanmarische K-Pop-Fans, die sich dem Militärputsch in ihrem Land widersetzten, schrieben Anfang 2021 auf den sozialen Medien „Bitte helfen Sie Myanmar!“ auf Koreanisch.

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K-Pop-Fans singen mit und lernen Tanzbewegungen bei der KCON 2019 THAILAND, einem zweitägigen Event, abgehalten in der Impact Arena und dem Impact Exhibition Center. KCON ist ein von CJ ENM organisiertes K-Pop-Festival, das seit 2012 jährlich in verschiedenen Städten der Welt stattfindet.
© CJ ENM

SINN FÜR GEMEINSCHAFT
K-Pop hat gewiss eine durchschlagende Rolle in puncto wachsendes Interesse und Rezeption des Koreanischen gespielt, doch auch andere Genres und Medien außer Musik haben dazu beigetragen. Ein Beispiel dafür sind die Meokbang (auch: Mukbang; wörtlich: Essenssendung), Videos, in denen koreanische Gerichte vorgestellt wurden, und die sich auf YouTube so großer Beliebtheit erfreuten, dass sich der Sendetitel als Gattungsname etablierte. Durch die Verbreitung von K-Dramen auf globalen Plattformen wie Netflix können verschiedene Facetten der koreanischen Gesellschaft auch anhand der sprachlichen Ausdrücke verstanden werden. Wörter fungieren dabei als erklärendes Medium für kulturelle Aspekte: Z. B. „Kkondae“ (eine Person, die ihre eigenen Kenntnisse und Erfahrungen zum absoluten Standard erhebt und jüngere Leute belehren will), „Hwabyeong“ (Wut-Krankheit, eine psychosomatische Erkrankung, die hauptsächlich bei koreanischen Frauen auftritt, die lange unterdrückt lebten und ihre Stimme nicht erheben durften), oder „Podaegi“ (ein gestepptes Tuch, mit dem Babys traditionell auf den Rücken gebunden und getragen wurden).

Das Phänomen der Verbreitung koreanischer Wörter ist zwar hauptsächlich auf den Spaßfaktor und die Verbreitungskraft der Inhalte selbst zurückzuführen, aber auch die als Kanäle dienenden sozialen Netzwerke, die die Attraktivität bislang unterschätzter oder übersehener lokaler Kulturen präsentieren, spielen eine ausschlaggebende Rolle. Insbesondere digitale Plattformen wie YouTube boten und bieten einen entscheidenden Nährboden für die Entwicklung eines globalen, Länder- und Sprachgrenzen überschreitenden Gemeinschaftsgefühls und den Wunsch, die Kultur des anderen zu verstehen. Auch das Interesse an Hangeul rührt daher.

In unserer digital vernetzten Welt kommt der Anziehungskraft von Persönlichkeiten oder Inhalten eine viel größere Bedeutung als bisher zu. Die Veröffentlichung auf dem offiziellen Social-Media-Account des Manchester United Fußballclubs „Wir wünschen einen frohen Hangeul-Tag!“ auf Koreanisch anlässlich des Tages der Verkündung des koreanischen Alphabets z. B. geht auf den Einfluss von Park Ji-sung, des ehemaligen koreanischen Mittelfeldspielers des Vereins, zurück. Regisseur Bong Joon-ho, dessen Film Parasite mit vier Oscars ausgezeichnet wurde, sagte in seiner Dankesrede bei der Golden Globe Verleihungszeremonie für den besten fremdsprachigen Film: „Wenn Sie die zweieinhalb Zentimeter hohe Hürde der Untertitel erst einmal überwunden haben, können Sie viele weitere erstaunliche Filme kennenlernen. Wir sprechen alle nur eine Sprache: Film.“

Wie seine Worte andeuten, ist Sprache auf der globalen Bühne nicht länger eine Barriere. Das steigende Interesse an Hangeul und Koreanisch weist nicht nur auf den enormen Erfolg populärer Contents, sondern auch auf eine globale Trendwende hin. Das heißt, dass koreanische Contents künftig mehr auf universelle Sensitivitäten und Werte eingehen sollten. Für Koreanisch und koreanische Contents ist jetzt die Zeit reif, zur kulturellen Bereicherung der globalen Gemeinschaft beizutragen.

Jung Duk-hyun Populärkulturkritiker

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