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Interview

2021 AUTUMN

Liebe zu andersartigen Geschichten

Jeon Min-hee gehört zu den Schriftstellern, die ihre Karriere inmitten der Internet-Avantgarde der Fantasy-Autoren der 1990er Jahre begannen. Ihre Bücher – oft Überarbeitungen früherer Werke – genießen hohe Popularität in China, Japan, Taiwan und Thailand sowie in ihrer Heimat Korea. Sie nahm sich Zeit für ein Interview in einem gemütlichen Café in der Nähe des Palastes Gyeongbok-gung in der Seouler Stadtmitte.

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Fantasy-Schriftstellerin Jeon Min-hee debütierte 1999 auf dem PC-Kommunikationsdienst Nownuri mit The Stone of Days. Ihre detaillierten Beschreibungen und lyrische Prosa haben Jeon eine begeisterte Fangemeinde im In- und Ausland eingebracht.

Jeon Min-hee zählt zu den Schriftstellern, deren Name in keinem Gespräch über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der koreanischen Fantasy-Literatur uner wähnt bleibt. Ihr 1999 auf dem PC-Kommunikationsdienst Nownuri erschienener Debütroman The Stone of Days handelt von der Reise des 18-jährigen Fabian, der einen Gemischtwarenladen betreibt. Aber nachdem sein Dorf von einem Monster heimgesucht wurde und seine Mutter dabei ums Leben kam, begegnet er seinem totgeglaubten Vater, der ihm eine Halskette anvertraut, und begibt sich danach auf die Suche nach vier Schmucksteinen aus dieser Kette. Der Roman verzeichnete über vier Millionen Seitenaufrufe auf Nownuri, was ihn zu einer „Legende“ unter Fantasy-Fans machte.

Jeons einzigartige Fantasiewelten sind auch in der Spielbranche beliebt. Online-Spiele wieTales Weaver, das 2003 veröffentlichte klassische Rollenspiel (RPG) von Nexon, und ArcheAge, das RPG von XL Games (2013), sind Adaptationen ihrer Werke.

Wie viele Jahre sind seit Ihrem Debüt vergangen?
1999 wurde meine erste Serie veröffentlicht, das macht also 23 Jahre. Children of the Rune - Winterer (erschienen 2001-2002 und 2019), der erste Teil der Trilogie, wurde 2001 als Taschenbuch veröffentlicht, d. h. Children of the Rune feiert in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.

Children of the Rune war eine Riesensensation. Wie viele Exemplare der Serie wurden verkauft?
Children of the Rune - Winterer umfasste sieben Bände, Children of the Rune - Demonic (erschienen 2003-2007 und 2020) neun Bände. 2018 wechselte ich den Verlag und brachte eine überarbeitete Version des Gesamtwerks heraus. Damals haben wir die Verkaufszahlen geschätzt und auch. Auch wenn es keine exakten Angaben sind, kamen wir doch auf rund drei Millionen Exemplare.

Warum veröffentlichen Sie immer wieder Überarbeitungen? Legen Sie vielleicht besonders hohen Wert auf die Qualität Ihrer Werke?
Die meisten Fantasy-Autoren überarbeiten ihre Werke nicht gern. Es gibt nur eine Handvoll, die das machen, wenn sich eine Gelegenheit dafür bietet. Denn was Freude an der Arbeit, Ruf und Einkommen betrifft, ist es viel besser, ein neues Werk zu schaffen, statt die gleiche Zeit in die Überarbeitung alter Bücher zu investieren.

Bevor die neue Version publiziert wird, feile ich sie zwar so lange aus, bis ich selbst damit zufrieden bin, aber wenn ich mich dann nach einiger Zeit aus einer neuen Perspektive mit dem Buch beschäftige, fallen mir Stellen auf, die ich ergänzen möchte. Als z. B. The Stone of Days 2004 von einem neuen Verlag herausgebracht wurde, waren die unausgereiften Passagen für mich so offensichtlich, dass ich das Buch nicht einfach so in Druck gehen lassen konnte, auch wenn ich sehr daran hing, weil es ja mein Erstlingswerk ist. Es ist gut möglich, dass, wenn ich damals einfach alles so wie es war, gelassen hätte, auch meine anderen Bücher nicht noch mal überarbeitet hätte.

Viele glauben, dass Fantasy-Romane aus dem Nichts, direkt aus der Fantasie des Autors entstehen, aber in Wirklichkeit basieren sie auf weitreichenden Recherchen und sorgfältigen Nachforschungen.

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Jeons charakteristischtes Werk Children of the Rune besteht aus drei Teilen: Children of the Rune – Winterer (2001-2019), Children of the Rune – Demonic (2003-2020) und Children of the Rune – Blooded (2018-). Die Geschichte erzählt von Kindern, die inmitten von post-zivilisatorischen Machtkämpfen ums Überleben kämpfen und sich eine Identität schaffen.

Wie haben die Leser auf die überarbeiteten Ausgaben reagiert?
Da die Arbeit über das Aufpolieren von Sätzen hinaus sogar das Einfügen neuer Episoden umfasste, waren die Meinungen geteilt. Die Leser, die meinten, sich jetzt die überarbeiteten Ausgaben kaufen zu müssen, waren wohl enttäuscht. Aber die Zahl der Leser, denen die Überarbeitungen besser gefallen haben, ist allmählich gestiegen. Einige vergleichen sogar Ursprungs- und Neuversion, stellen die Unterschiede übersichtlich zusammen und tauschen die Details untereinander aus.

Woran liegt es, dass Ihre Werke sich steter Beliebtheit erfreuen?
A ls ich in meinen Zwanzigern damit begann, meine Werke auf dem PC-Kommunikationsdienst Nownuri zu serialisieren, schrieb ich einfach das, was ich schreiben wollte, ohne weiter auf die Leserschaft zu achten. Aber unerwartet gewannen meine Romane große Beliebtheit, woran ich erkannte, dass viele Menschen auf der Welt einen ähnlichen Geschmack wie ich haben. Das gab mir das nötige Selbstvertrauen, meinen eigenen Vorlieben völlig freien Lauf zu lassen. Also folgte ich den Ideen, sobald sie mir in den Sinn kamen, und ließ sie organisch zu Geschichten wachsen.

Ich glaube, dass das einer der Reize sein dürfte, die dem Fantasy-Genre innewohnen. Fantasy-Romane sind nicht auf ein bestimmtes Zeitalter beschränkt, sondern besitzen epochenübergreifende Universalität und Anziehungskraft.

Sie werden als Schriftstellerin bewertet, die eine riesige Welt beleuchtet, aber dabei Details nicht aus den Augen verliert.
Viele glauben, dass Fantasy-Romane aus dem Nichts, direkt aus der Fantasie des Autors entstehen, aber in Wirklichkeit basieren sie auf weitreichenden Recherchen und sorgfältigen Nachforschungen. Will man z. B. eine Geschichte vor dem Hintergrund einer virtuellen, in der Realität so nicht existierenden Stadt spielen lassen, setzt das gründliche Nachforschen über die Kulturgeschichte des menschlichen Städtebaus voraus. Erst diese Vorarbeit ermöglicht fein verzahnte Strukturen und detaillierte Beschreibungen.

Wie sind Sie zum Schreiben von Fantasy-Romanen gekommen?
Schon in meiner Jugend habe ich mich im Schreiben geübt. Damals schrieb ich einfach das, worauf ich Lust hatte, aber rückblickend stelle ich fest, dass das, was ich damals schrieb, Fantasy war. Mir wurde das Genre als solches erst richtig bewusst, als ich in der Fantasy-Community auf Nownuri als Mitglied aktiv wurde. Ab da habe ich ernsthaft mit dem Schreiben begonnen.

Wenn ich mich jetzt zurückerinnere, hatte ich Glück. In den 1990er Jahren gewannen die Fantasy-Romane in Korea an Beliebtheit, die geistigen Strömungen der Zeit und ich passten wohl gut zueinander. Ich denke, dass mein persönlicher Geschmack bei den Menschen, die Geschichten dieser Art mögen, auf Resonanz stieß, woraus sich eine gewisse Synergie ergab.

1994 begann ich mit dem Studium und 1997, als ich im vierten Studienjahr vor dem Abschluss stand, geriet Korea in den Strudel der Asienkrise, der Finanz-, Währungs- und Wirtschaftskrise in Ostasien. Es gab damals keine Jobs für die Uniabsolventen, weshalb sich niemand wegen Arbeitslosigkeit nach dem Studium zu schämen brauchte. Da es daher sowieso nicht möglich war, Geld zu verdienen, hatte ich aus meiner Sicht Zeit, mich an etwas zu versuchen, das mir Spaß machte.

Wie entstand Ihre Vorliebe für Fantasy?
Es muss wohl in meinen jungen Jahren gewesen sein, als ich mich durch eine Kinderausgabe der Klassiker der Weltliteratur las. Ich mochte originelle, andersartige Geschichten, vor allem Die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren, die für ihre Pippi Langstrumpf-Serie berühmt ist. Im Nachhinein wurde ich mir bewusst, dass Children of the Rune - Winterer von diesem Werk stark beeinflusst wurde.

Was charakterisiert Ihre Romane?
Ich glaube, ich bin nicht diejenige, die dazu etwas sagen könnte. Manchmal schreiben Leser Kritiken über meine literarische Welt. Einige kategorisieren meine Werke z. B. als „Jugendliteratur“. Ich denke, das macht Sinn.

Heute hat die Jugendliteratur auf dem koreanischen Literaturmarkt einen festen Platz, aber als ich mit dem Schreiben begann, existierte diese Kategorie noch gar nicht. In vormoderner Zeit gab es Übergangsriten und Jugendweihen für Kinder, ich wollte Geschichten über diese Übergangszeit für Leser in diesem Alter, die vom Kind zum Erwachsenen werden, schreiben.

Ich denke, dass Children of the Rune - Winterer eine solche Geschichte ist. Ein Junge sieht sich mit einer verzweifelten Lage konfrontiert, in der er sich nicht auf die Hilfe von anderen, nicht einmal auf die seiner Eltern, verlassen kann, aber letzten Endes stellt er sich dem Monster, vor dem geflohen ist, und besiegt es.

Sie müssen auch viele langjährige Leser haben.
Der letzte Band von Children of the Rune - Demonic, des zweiten Teils von Children of the Rune, erschien 2007 und der erste Band des dritten Teils Children of the Rune - Blooded kam 2018 heraus. Zwischen beiden liegt eine Zeitspanne von über zehn Jahren. In der Zeit dazwischen könnte es Leser geben, die meine Romane vergessen haben, oder Leser, die eine Arbeitsstelle gefunden oder geheiratet haben. Aber zu einer Signierstunde, die ich an einem verschneiten Wintermorgen im Seouler Kyobo Book Centre im Stadtteil Gwanghamun hielt, erschienen gut 500 Leser. Ich war total überrascht. Es waren Leser, die als Grund- und Mittelschüler Children of the Rune - Winterer gelesen hatten und jetzt als Erwachsene in den Zwanzigern und Dreißigern zu dieser Veranstaltung kamen.

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft?
Mein Terminkalender für dieses Jahr ist fast voll. Ich muss weiter am Szenario für ein neues Spiel arbeiten und und auch an Children of the Rune - Blooded weiterschreiben.

Shin June-bongJournalist, Tageszeitung JoongAng Ilbo
Han Sang-moo Fotos

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