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Guardians of Heritage

2021 SPRING

CULTURE & ART

HÜTER DES TRADITIONELLEN ERBES Modellbau – Präzision und Schönheit

In den vergangenen fünf Jahrzehnten hat Kee Heung-sung unzählige Modellbauten der Architektur aus Ost und West, aus Antike und Moderne angefertigt. Krönung seines unvergleichlichen Schaffens sind seine exquisiten Repliken traditioneller koreanischer Architektur.

Beim Betreten der Ausstellungshalle des Kee Heung Sung Museums, das sich etwa eine Autostunde von Seoul entfernt in Yangpyeong, Provinz Gyeonggi-do, befindet, tut sich dem Besucher eine Miniaturwelt auf. Geschaffen wurde sie von Direktor Kee Heung-sung. 1938 in Ongjin in der heute zu Nordkorea gehörenden Provinz Hwanghae-do geboren, entschied sich Kees Familie bei Ausbruch des Koreakriegs für den Süden. Schon in seiner Kindheit zeigte sich Kees Talent fürs Basteln und Zeichnen, nach 1967 machte er Karriere im Modellarchitekturbau. Damals suchte die Firma Korea Engineering Consultants Corp., die mit dem Entwurf eines Messegeländes beauftragt wurde, nach einem Modellbauer. Der Architekt Kim Swoo Geun (1931-1986), ein Pionier der modernen koreanischen Architektur, war damals Senior-Vizepräsident der Firma. Er soll über Kees Miniatur gestaunt und gesagt haben: „Woher stammt dieses teuflische Genie?“

„Mein Vater hoffte, dass ich im Tiefbauwesen arbeiten würde, weil dort nach der Wiedervereinigung mit einer enormen Nachfrage zu rechnen sei. An Architektur hatte ich gar nicht gedacht, weshalb es wirklich ein Riesenglück war, dass ich Meister Kim Swoo Geun kennenlernte.“

Kee Heung-sung betrachtet ein Miniaturmodell der neunstöckigen Holzpagode des Tempels Hwangnyong-sa, des größten buddhistischen Tempels im Königreich Silla (57 v. Chr.- 935 n- Chr.). Beim Bau von Modellen alter Strukturen verwendet er keine Nägel, sondern hält sich an die alte Technik der Schwalbenschwanzverbindung.

Talent, das seinesgleichen sucht
Kees Hände waren flink und genau. Während andere noch an den Skizzen arbeiteten, gab er seinem Modell bereits den letzten Schliff. Und so wurde Kee, der sich des vollen Vertrauens von Kim Swoo Geun erfreute, mit 31 Jahren zum Abteilungsleiter. In den 1970ern, als die Industrialisierung auf Hochtouren lief, fertigte er fast alle für staatliche Entwicklungsprojekte benötigen Architekturmodelle an. Seine Modelle sind gewissermaßen „Zeitzeugen“ der Wirtschaftsentwicklung Koreas.

Kee sagt: „Damals spielte ich bei den Briefings für den Staatspräsidenten quasi die Rolle des Relief Pitchers. Zeichenentwürfe als solche sind nur begrenzt nachvollziehbar, aber anhand meiner Modelle wurden die Projekte sofort verständlich.“

Aus seinen Händen gingen verschiedene Modelle für Regierungsprojekte hervor, so z. B. die Gyeongbu-Autobahn (Seoul- Busan) und der Masterplan für die Entwicklung von Yeoui-do, einer Insel im Han- Fluss, auf der sich die Nationalversammlung befindet. Kee erinnert sich: „Damals habe ich mich mit Leib und Seele auf die Arbeit konzentriert, ich habe die Nächte durchgearbeitet und nur zwischendurch mal ein Nickerchen auf dem Feldbett im Büro gemacht.“

Seine Fertigkeiten, die er anhand der Miniaturen für Projekte moderner Architektur perfektionierte, gelangten beim Nachbau traditioneller Bauwerke zu kunsttechnischer Reife. Entscheidender Anlass dafür war die vom Nationalmuseum in Auftrag gegebene Modellnachbildung der neunstöckigen Holzpagode im Tempel Hwangnyong-sa, der im 7. Jh. erbaut wurde. Dieser größte Tempel der Silla-Zeit (57 v. Chr.- 676 n. Chr.), der für Wohlergehen und Buddhas Schutz der Nation errichtet wurde, brannte 1238 während der Mongolen-Invasion bis auf die Grundfeste nieder. Anhand der Überreste und historischer Aufzeichnungen ermittelte Kee die Urform der ursprünglich ca. 80 Meter hohen Pagode und schuf ein originalgetreues, vier Meter hohes Modell.

„In den 1980er Jahren wurde nach dreijährigen Forschungen und Beratungen von Experten aus verschiedenen Bereichen wie Architektur, Archäologie und Kunstgeschichte ein Plan für die Wiederherstellung der Pagode angefertigt, danach dauerte es dann noch weitere fünf Jahre bis zur Fertigstellung des Modells“, sagt er und fügt hinzu: „Diese auf rein sachkundigen Ver-mutungen basierende Rekonstruktion war eine der anstrengendsten überhaupt, aber gerade deshalb bleibt sie in meiner Erinnerung.“ In der Ausstellungshalle im ersten Untergeschoss seines Museums steht eine weitere Replik der Holzpagode, die für die 1993 anlässlich der Verlegung des Nationalen Volksmuseums ausgerichtete Sonderausstellung Koreanische Architekturkultur – Kee Heung-sungs Welt der Architekturmodelle angefertigt wurde. Damals wurde Kee im In- und Aus-land für die „Wiederbelebung der prächtigen Baukunst von Silla“ mit Lob überschüttet.

Die eine Fläche von 1.200m2 umfassende Minia-turanlage im Volkskundemuseum Lotte World zählt ebenfalls zu seinen repräsentativsten Werken. Das prachtvolle Exponat im Maßstab 1:8 präsentiert die Nachbildung einer historischen Stadtszenerie mit traditionellen Bauwerken wie dem Gyeongbok-gung, dem Hauptpalast des Joseon-Reichs, öffentlichen Schulen (Hyanggyo) und buddhistischen Tempeln sowie Hunderten von Miniaturmenschen in farbenfroher Kleidung. Da dieses Werk Architektur und Lebensstil des vormodernen Koreas gut veranschaulicht, ist es ein Muss für ausländische Ehrengäste. Lu Xiaobo, damals Vizedekan der Academy of Arts and Design der Tsinghua Universität, soll bei seinem Besuch 2002 voller Erstaunen gesagt haben, er würde gern „dieses handwerk liche Geschick, das die Schönheit der traditionellen Architektur zum Leben erweckt, in China einführen“. Für dieses Modell habe er hölzerne Bauteile mit traditioneller fünffarbiger Dancheong-Dekomalerei geschmückt und winzige, Fingernagel große Dachziegel gebrannt, erzählt Kee. Er habe sich diesem Werk ganze zwei Jahre mit Leib und Seele gewidmet und die Fertigstellung hätte ihn „fast das Leben gekostet“. Die strapaziöse Arbeit ruinierte seine Gesundheit, sodass er sich einer Herzoperation unterziehen musste. Da er das Projekt mit einem Herzschrittmacher in der Brust zu Ende brachte, hat er im wahrsten Sinne des Wortes „unter Einsatz seines Lebens“ daran gearbeitet.

„In der traditionellen koreanischen Architektur sind Linien von essentieller Bedeutung. Die sanft nach oben geschwungenen Linien der Dachtraufen, die subtil von geraden Linien abweichen, müssen voller Feingefühl zum Ausdruck gebracht werden“, sagt Kee. „Bei der Arbeit an alten Gebäuden bewundere ich immer die Weisheit unserer Vorfahren. Moderne Bauten können es nicht damit aufnehmen. Traditionelle Bauwerke sind im Vergleich zu modernen viel schwieriger nachzubilden. Ein Lehrling braucht wenigstens fünf Jahre Erfahrung dafür.“

2004 dozierte Kee als Gastprofessor an der Akademie für Kunst und Design der Tsinghua Universität, wo er im Vorfeld der Olympischen Spiele 2008 in Peking und der Expo 2010 in Shanghai seinen Kunstsinn und seine Techniken vemittelte. Die Sonderausstellung Kee Heung-sungs Welt der Modelle, die im Juni 2004 in Peking stattfand, wurde in einer Sondersendung des staatlichen Fernsehens CCTV übertragen.

Die im 7. Jahrhundert errichtete, Aufzeichnungen zufolge 80 m hohe Holzpagode des Tempels Hwangnyong-sa wurde im Maßstab 1:20 als Modell nachgebildet. Kee verbrachte drei Jahre mit seinen Nachforschungen über die seit langem zerstörte Pagode und fertigte Zeichnungen der vermuteten Struktur an, der Bau des Modells beanspruchte weitere fünf Jahre.

Die Balustrade, die rund um den umlaufenden Balkon der einzelnen Stockwerke führte, weist komplexe geometrische Gitterkonstruktionen auf. Pagode und Tempel brannten während der Mongolen-Invasion im 13. Jahrhundert bis auf die Grundfeste nieder.

„ Eine bloße Kopie der äußeren Merkmale wird den Betrachter nicht beeindrucken. Ein Modell sollte sowohl präzise als auch schön sein.“

Architekturmodellen gewidmetes Museum
Das Kee Heung Sung Museum wurde im November 2016 anlässlich seines 50-jährigen Berufsjubiläums eröffnet. Es war die Verwirklichung seines langjährigen Traums, seine Werke dauerhaft auszustellen und einen Raum zu schaffen, wo Architekturmodellbauer zum Austausch von Knowhow und Erfahrungen zusammenkommen können. Das Museum, das ein Untergeschoss und drei Obergeschosse umfasst, präsentiert rund tausend seiner Modelle. Im ersten Untergeschoss, das die Halle der traditionellen koreanischen Architektur beherbergt, fällt am Eingang sofort das alte Südtor Sungnyemun ins Auge. Das Modell bewahrt die ursprüngliche Gestalt dieses Nationalschatzes, der 2008 durch Brandstiftung zerstört wurde. Alle Einzelteile – angefangen bei den Pfeilern und Treppen innerhalb der Bauwerks bis hin zu den symbolischen Dachfirst-Figurinen – wurden originalgetreu nachgebaut. Selbst die Wallmauern an beiden Seiten des Tors wurden akribisch rekonstruiert: Kee schuf die Nachbildung unter Berücksichtigung der ursprünglichen Oberflächenmuster und Steinlängen und backte fingernagelgroße weibliche und männliche Dachziegel, die er einen nach dem anderen verlegte. „Als der Brand das Tor Sungnyemun zerstörte, bekam ich viele Anrufe“, erinnert sich Kee. „Meine Nachbildung soll für die Restaurierungsarbeiten sehr hilfreich gewesen sein, da sie den Zustand des Tors vor dem Feuer perfekt bewahrt.“

Die Ausstellungshalle im ersten Obergeschoss ist der modernen und zeitgenössischen Architektur gewidmet. Hier sind der alte Seouler Hauptbahnhof und das mittlerweile abgerissene Hauptverwaltungsgebäude aus der japanischen Kolonialzeit in ihrer ursprünglichen Form zu sehen. Neben Modellen von wichtigen Bauten wie dem Olympiastadion Seoul, dem als „63 Buil-ding“ bekannten Wolkenkratzer Hanwha 63 City, dem Jongno Tower und dem Seoul- World-Cup-Stadion sind auch Reproduktionen berühmter ausländischer Wahrzeichen zu sehen, darunter das Weiße Haus und das Empire State Building sowie die Petronas Twin Towers in Kuala Lumpur. Kees Miniatur von Pjöngjang brachte ihm den Beinamen „Der Mann, der ganz Pjöngjang nach Seoul verlegte“ ein. Anlässlich des innerkoreanischen Gipfeltreffens im Jahr 2000 baute Kee auf einer fünf Meter langen und breiten Plattform ein Modell, dass die Hauptgebäude der nordkoreanischen Hauptstadt und die natürliche Umgebung zeigt. Der internationale Flughafen Sunan, der Turm der Juche-Ideologie, die Mansudae- Kongresshalle, der Kulturpalast des Volkes und das Koryo-Hotel ziehen besondere Aufmerksamkeit auf sich.

Das Sungnyemun war das Hauptor von Hanyang, der Hauptstadt des Joseon-Reichs, die mehr oder weniger dem alten Stadtkern von Seoul entspricht. Die zweistöckige Holzstruktur, fünf Joch breit und zwei Joch tief, wurde auf einem Unterbau aus Granit errichtet. Das 1398 gebaute Tor fiel 2008 einem Brand zum Opfer, die Restaurierung wurde 2013 abgeschlossen. Kees Modell gilt als getreueste Replik der Originalstruktur.

Kee achtete auf die kleinsten Details wie z. B. die Symbolfiguren auf den Dachfirsten, die maßstabgetreu proportinal verkleinert wurden. In der traditionellen Architektur dienten die Figuren nicht nur der Dekoration, sondern galten auch als Glücksbringer.

Ein unerfüllter Traum
Direktor Kee spielte auch eine entscheidende Rolle dabei, dass südkoreanische Unternehmen 2009 den Zuschlag für ein 40 Milliarden Dollar schweres AKW-Projekt in den Vereinten Arabischen Emiraten gewinnen konnten, da seine präzisen, im Maßstab 1:200 angefertigten Kraftwerkmodelle das technologische Know-how gut zur Geltung brachten.

Man mag sich vielleicht fragen, warum Modelle in einem Zeitalter, wo 3D-Bilder online visualisiert werden können, überhaupt noch notwendig sind. Kee betont daraufhin: „Architekturmodelle sind weiterhin unerlässlich, um vor Baubeginn zu veranschaulichen, wie der Bau nach seiner Fer-tigstellung aussehen wird, und zu prüfen, ob er sich harmonisch in die Umgebung einfügt. „Um die hinter dem Design stehenden Bauabsichten zu vermitteln, muss auch der Modellhersteller auf Grundlage des Entwurfs den Konstruktionsprozess der realen Bauarbeiten in all seinen Einzelschritten durchlaufen.“

Dasselbe gilt für die Reproduktion traditioneller architektonischer Strukturen, die ein mühsames, äußerst akribisches Prozedere verlangt: Aufstellung der Säulen auf den Grundsteinen, Bau der Stützkonstruktionen aus Balken und Dachsparren, Verlegen der Dachziegel sowie Einbau von Fenstern und Türen. All das erfordert höchste Sorgfalt. „Eine reine Kopie der äußeren Merkmale beeindruckt niemanden“, betont er. „Die Modelle müssen sowohl Präzision als auch Schönheit aufweisen.“

„Beim Bau traditioneller Architekturmodelle ist die Beschaffung von gutem Holz am schwierigsten. Da nach der Fertigung des Modells keine Risse im Holz entstehen dürfen, verwende ich nur qualitativ hochwertiges Rotkiefer-Holz aus der Region Chunyang, wie es bei echten Hanok-Häusern zum Einsatz kommt. Ich setze die Einzelteile nach den überlieferten Methoden ganz ohne Leim zusammen, um die Ästhetik der traditionellen Architektur in ihrer ursprünglichen Form zur Geltung zu bringen.“

Kees Traum von einem eigenen Museum hat sich noch nicht ganz erfüllt. Er plant, eine weitere Ausstellungshalle im Nebengebäude hinter dem Museum zu eröffnen, um die sich momentan im Lager befindlichen Werke zu präsentieren. In Planung ist auch der Bau eines weiteren Museums, das irgendwo in der Nähe von Songdo oder der Insel Deokjeok-do vor Incheon liegen soll, also näher an seinem Heimatort in Nordkorea.

„Der Bau von Architekturmodellen ist eine Methode, unser langsam zu verschwinden drohendes Kulturerbe zu bewahren, und Probleme, die in der Zukunft auftreten können, zu prognostizieren und dagegen vorzugehen. Über fünfzig Jahre bin ich den Weg des Modellbauers gegangen und ich fühle mich dazu berufen, ihn bis zu meinem Lebensende zu gehen.“

Heo Yun-hee Jounalistin, Tageszeitung The Chosun Ilbo
Ha Ji-kwon Fotos

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